neid,
der
;
-e(s)/–
.
1.
›stark ausgeprägte feindlich, eifersüchtig, neidisch gegen andere gerichtete Gesinnung, Disposition des Menschen generell, des einzelnen Menschen im besonderen und pro Einzelsituation‹; diese Haltung wird als Folge der Sündhaftigkeit des Menschen, unter dem Einfluß des Teufels stehend gedacht; sie gilt insofern als schwer beherrschbar, unterliegt aber doch der Verantwortung des einzelnen;
neid
tendiert als psychische Verfaßtheit zur Umsetzung in verbale Agression gegen den als besser ausgestattet oder begünstigt Erachteten, teils (in fließendem Übergang) aber auch zur Tätlichkeit;
neid
ist damit semantisch und pragmatisch offen zu den im Orientierungsfeld genannten Ausdrücken; als Personifikation, oft in Lasterkatalogen, regelhaft mit moraltheologischer Abwertung verbunden; mehrfach Zuschreibung von
neid
an den Gegner; vgl. auch 2.
Gewisse Beleghäufigkeit für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe.
Phraseme:
ane neid
(Verwahrformel: ›ohne jeden Zweifel‹; hierher?);
den neidstein werfen
.
Gegensätze:
 134,  1,  15, (
die
12,  3, .
Syntagmen:
(den) n. brauchen / vermeiden / vertreiben, von sich legen, auf / zu jm. haben, auf / gegen jn. tragen, wieder jn. fassen, mit dem fieber bezeichnen
;
der n
. (Subj.)
beissen / kiefeln / nagen / toben / wüten, eiter, ein fieber, eine untugend, wie ein holzwurm sein, eine krankheit heissen, von sünden kommen, wie ein kot anhängen, narren machen, nicht in lere scheunen kriechen, im herzen verborgen sein, sich unter der gestalt der tugenden verbergen, js. herz zwingen, jn. kratzen / stechen, verfüren, der sele schaden, klagen bringen, jm. der gutheit vergönnen
›mißgönnen‹;
j. ane n. leben, untertänig sein, am bret spielen, j. nicht ane n. sein, jn. aus n. einziehen, j. in n. kommen, mit n. erfült sein, mit n. nicht gemein haben, jn. mit n. anfechten, über n. füren
›angreifen lassen‹,
sich vor js. n. verhüten, den frieden zu n. machen, jm. etw. zum n. schulden, der satan sich zu dem n. gesellen
;
der n. der
›auf die‹
freundschaft, der n. der christen
(›den Christen gegenüber‹),
der n. der freunde, des teufels
(mehrfach);
der heimliche / verborgene n
.;
der ursprung des neides
.
Wortbildungen:
neid
(Adj.) ›neidisch, mißgünstig‹,
neidbar
(dazu bdv.:  1,  1),
neidbau
›zum Schaden eines anderen errichtetes Gebäude‹,
neidblästig
(Gw zu  4),
neidgrif
›Tätlichkeit, Übergriff‹,
neidhaber
,
neidhaft
(dazu bdv.:  13),
neidhammel
(dazu bdv.: vgl. ),
neidhässig
,
neidhund
,
neidspiel
›feindselige Auseinandersetzung‹,
neidstein
(belegt im Phrasem
den neidstein werfen
),
neidstich
›agressiver Stich‹; tropisch: ›böswillige Aussage‹,
neidsucht
›als Krankheit metaphorisierter Neid, Mißgunst‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Inuidia. Neidt vngunst verbuͦnst beneidung abgunst verguͤnnung ¶ eifer.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Kor. 12, 20
(
Wittenb.
1545
):
das nicht hadder / neid
[
Emser
1527 /
Froschauer
1530 /
Eck
1537:
eyffer
]
/ zorn / zanck / affterreden / ohrenblasen / aufblehen / auffrhur da sey.
Ebd.
1. Tim. 6, 4
:
Wortkriegen / aus welchen entspringet / Neid
[
Emser
1527 /
Froschauer
1530 /
Eck
1537:
haß
]
/ Hadder / Lesterung / böse Argwahn.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Ich bin Haß und Nidt, die zu hellet | Hoffart, zu der sich gesellet | Der Sathanas.
Gelich zu mir kam gegangen Nydt, | Mit yren zweien gleven stach sij mich.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
585
(
mrhein.
,
um 1335
):
der meister wil dise osterzit | bi dir sin ane nit.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
wann es sich begibt inn gleichem fall | das ich
[
eyle
›Eule‹]
außflug bis weilen, | mues ich leiden vil | neidstych on zyl | von mancherlay geflygel.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
21, 27
(
Frankf./M.
1626
):
Neid / eiffer / zwitracht / haß / blut / mord / mißtrawen / brand / | Raub / tewrung / pestilentz / geitz / ehrgeitz / sünd vnd schand / | Gehn hefftig drin im schwang.
Karnein, Salm. u. Morolf
557, 4
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
er brachte drißig tusend oder me, | die furte er mit nide | uber den fursten von Jherusalem.
Jostes, Eckhart
65, 34
(
14. Jh.
):
wer den heiligen geist wil han, der muz entloset sein von im selber [...] und mit niht gemain haben.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Nyhit unnd hass bringit vil der clagen.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
73, 6
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
soldanus Adon der sante deme soldan von Babylon durch nyt der cristin xxx tusint riter.
Anderson u. a., Flugschrr.
5, 5, 5
([
Zwickau
]
1524
):
wellicher on sünd oder yrrung sey / Der werff sein neydstain zûm ersten an den vngerechten.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
74v, 18
(
Leipzig
1588
):
wie grobe Neidthemmel muͤssen das sein / die solchen [...] Leuten / gebuͤrlichen Trost aus GOTTES Wort [...] nicht goͤnnen.
Gille u. a., M. Beheim
96, 279
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Dar umb wir uns nit ergen | soln an der erbern maisterschafft, | in nit sein hessig und neidhafft.
Ebd.
172, 19
:
Des neides cham wir all in not. | auch neid Caÿn verfuret hot.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
9, 28
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
wie die krefft und tugent des innern und des ewsern menschen [...] mit dem rost der missetat, der sund und der laster erfullet und verzert sein als mit hoffart, eyteler er, ungehorsamkeit, rume, gleyssenheit, krieg, zwytrecht, eygenwillikeit, hertikeit, newfindung, durchstikeit, vorcht, ubermuͤt, ergeitikeit, haß, neyd, sich frewen in widerwertikeit seins nesten.
Franck, Decl.
345, 41
(
Nürnb.
1531
):
als des heyligen Augustini muͦtter von eyner magt durch ein bittern neydstich ein weynsaͤufferin genent ward / da erkant sie / [...].
Sachs (
Nürnb.
1540
):
Daß man doch einen artzet fünd, | Der die neydsucht vertreiben künd!
Ebd. (
1550
):
Der-halb aus neid-hessiger art | Hilt irem schein ganz widerpart.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Ein Fuͤrst wider den andern streit, | Ein Bruder ist dem andern neyd.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
und scheident alsus der heilgen minnenriche geselleschaft hie uf ertriche
[Var. mit Ergänzung:
von andern mit nidblestigem ungnst
]
mit ungünstiger einrihtikeit von enander.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
du sichst deinen knechtte
[Var. W, Hs. 15. Jh.:
gehessigen
; 1475
2
-1518:
neidhaber
;
Eck
1537:
widersaͤcher
;
Luther
1545, 1. Sam. 2, 32:
Widerwertigen
]
in dem tempel in gelúcklichen dingen allem jsrahel.
Stammler, Berner Weltger.
381
(
ohalem.
,
1465
):
Hoffart hand ir uermitten, | Nide hand ir widerstritten.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Wie könte ein Teuffel ärger sein als ein Ohrenbläser vnd Neidhund?
Sudhoff, Paracelsus (
1536
):
nun ist dasselbig sal und ein wolf einer natur, und im wolf ist dasselbig sal das man der cholera zulegt, etlich der gallen, das der ursprung ist des neids und zorns.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
23, 23
(
Zürich
1521
):
da mit der nyd gegen dene͂ / die vns letzen / dester minder werd.
Maaler (
Zürich
1561
):
Neyd (der) Feyndtschafft / Heimlicher hassz.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
um 1300
˺):
nit dc ist diu boͤiste und dú unseligost untugende.
Sappler, H. Kaufringer
13, 156
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
der ritter und der pfaff gescheit | spilten in dem pret oun neit | durch kürzweil und in fraintschaft.
Heydn. maister
16r, 23
(
Augsb.
1490
):
Wir soͤlle͂ vns mer verhuͤten vor der freünd neid vñ haß dann vor d’ veind argen list.
Gierach, Märterb.
7187
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
den leutenn chünd laider nicht sin | umb das chunftig neitspil.
Auer, Stadtr. München Anh. (
moobd.
,
1489
):
neydpau, die ainem schaden prächten, sollen verpoten sein, und sollen die pauleut dieselben neydpau abzuerkennen [...] macht haben.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
22, 5
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Die schmach und neyd – der thet ir hertz so tzwingen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1577
):
ob er [diener] aber im jar zu ein nachtbarn ein neitgriff hat und west sich mit ursach nit zu rechnen, [...], so soll [...].
v. Bunge, Livl. UB
4, 106, 28
;
ders. Hl. Schrifft.
Spr. 14, 30
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
305, 1367
;
Pfefferl, Weigel. Ges.
13, 25
;
Beckers, Bauernpr.
60, 11
;
Bömer, a. a. O. ;
Froning, Alsf. Passionssp.
3647
;
Küther, UB Frauensee
368, 14
;
v. Ingen, Zesen. Ged.
395, 16
;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
36a, 5
;
Gille u. a., a. a. O.
71, 201
;
74, 21
;
173, 14
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
53
Ü.;
7
/ 21 / 23,
Matthaei, Minner. I, ;
Thiele, Minner. II,
11, 51
;
Goldammer, Paracelsus
2, 57, 15
;
Wyss, Luz. Ostersp.
10202
;
Österley, Steinhöwels Äsop ;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
32, 26
;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
63, 30
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
117, 37
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst., S. 
259
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
32, 3
;
104, 21
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 354
.
Vgl. ferner s. v. ,  2,
3
 6.
2.
steht a) als genitivus explicativus für den Inhalt des übergeordneten Substantivs, b) vereinzelt mit Adjektivattribut für dessen Inhalt.
Meist gebundene Texte.

Belegblock:

Zu a):

Gille u. a., M. Beheim
148, 20
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wie sein sün waren so grob, | das sy Joseph durch neides tob | verkauften gen Egipten.
Klein, Oswald
112, 331
(
oobd.
,
1438
):
damit bleibt er an mailes neit, | liebt im das recht zu baider seit.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
72, 2
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Peleyus’ hertz besessen | was drumb mit neydes purd.
Weber, Füetrer. Poyt.
5, 1
.
Vgl. ferner s. v.  1.

Zu b):

Rot
287
(
Augsb.
1571
):
AEmulation, Eyfrung / mißgunst / boͤser neid.
Klein, Oswald
112, 58
(
oobd.
,
1438
):
also das er kain argen neit | well tragen der gerechtikeit.