liebnis,
das/die
.
– Nrddt. / md.; gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
1.
›Freundschaftsgabe, freundschaftliches Geschenk; Ehrenbezeugung‹.
Phraseme:
zu liebnisse
›zuliebe‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1; vgl.  2, ,  1.

Belegblock:

v. Bunge, Livl. UB
543, 32
(
nrddt.
,
1406
):
und redt dozu das beste um unsern willen, das sie
[Stadt Lübeck]
uns in eime sulchen zu lipnisse werden, of das her Jacop sinen fromen domete schaffe.
Toeppen, Ständetage Preußen
3, 67, 32
(
preuß.
,
1448
):
do welde ewir gnode in nicht so vil zcu lipnicz thun, das [...].
Redlich, Jül.-Berg. Kirchenp.
1, 298, 25
(
rib.
,
1536
):
das dan s. churf. g. us dem ein liefnis dede, nit us plicht.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
die zokumst keiser Frederichs geschach niet sonder groisse treffeliche liefnis der stat van Coellen an den keiser.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
und ist folgens noch fil und fil daruff ergangen, on das geschenk, schade und leifnis.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
die keiserynne die hilt das reich mit dem ssone gar irbarlichen [...], die irbarn grossen herren unde fursten mit guticheit unde fruntschaft, die andern dornechst mit gabe unde lipnisse.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
23, 1
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
und alle dy Tartirn, [...], dy gebin ym [chaam] czu lipnisse groze gobe von golde [...].
Redlich, Jül.-Berg. Kirchenp.
2, 2, 106, 38
;
Struck, Cist. Marienst.
1140
;
2.
›Zuwendung, Vergütung, die über den Lohn oder eine ausgehandelte Abgabe hinausgeht‹;
vgl.  35.
Bedeutungsverwandte:
 2,  12, , ; vgl. (
das
4,  2.

Belegblock:

Helbig, Qu. Wirtsch.
1, 90, 6
(
md.
,
1408
):
Welch smid seynen knechten sichilin gebit zcu lipnisse [...] der is vorfallen sechs pfund wachs.
Hilliger, Urb. St. Pantaleon (
rib.
,
1681
):
sollen die gewohnlige pfacht jahrligs zahlen [...] und vor trugenweinkauf einmahl geben 30 rhlr. neben liebnus.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1492
):
man soll hinfur kein liepnus auf zechen oder hutten nyemants geben.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
187, 1
(
omd.
,
1554
/
1633
):
Lipnis oder tranckgelt giebet man alhier nicht ohne sonderliche zuelaßunge des bergkmeisters.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1509
):
Es soll auch keinem arbeiter mehr lohnes gegeben werden, denn wie itzund bishero der gebrauch gewesen, [...] auch keinerlei libnis ohne zulassung des bergmeisters.
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
184, 36
(
osächs.
,
1532
):
Der mollmeister lipnis halben sal es gehalten werden noch vormug der ordnung.
Hilliger, a. a. O. ;
Froning, Alsf. Passionssp.
2, 63, 20
;
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. ;
3.
›kleinere Gabe, Geschenk in Geld oder Naturalien, das man jm. des eigenen Vorteils willen zukommen läßt‹; mit Tendenz zu ›Bestechungsgeschenk‹.
Bedeutungsverwandte:
,  2,  2,  2,
1
; vgl. ,  2.
Syntagmen:
l. nemen / unterlassen, jm. l. bieten
;
dem l. fluchen / folgen
;
jn. durch l. verschonen, mit l. anreizen, etw. zu l. geben
.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc
262, 22
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
alle habin sy [vurstin] gabe lieb und volgin liebnisse.
Helbig. Qu. Wirtsch.
2, 40, 21
(
md.
,
1379
):
tet ir daz nicht und meindit hirunder yemandis durch fruntschaft, gabe adir lipnizs willen zu vorschonen, so [...].
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 120, 26
(
rib.
,
1421
):
were sache, dat einich meister dem anderen [...] einich liefnis boede of dede bieden, daromb sulchen kneicht of gesinde sime meistere afhendich gemacht wurde.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1509
):
auch sal kein kelner bi sinen plichten und geloebden, so ein iglicher unsem genedichten herrn gedaen haed, van pechten [...] huiseren aeder anderen guteren einich geschenk gaeb leibnis aeder genosse nemen und kein furtel broechen, das im zu nutz [...] reichen maech.
Wolf, Rothe. Ratsged. F
560
(
thür.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Nicht gabe nemen | Die da mochten brengen daz schemen, | Noch liepnisse.
Ebd. B
363
:
Fluch auch lipnisse, | Ringe nicht sere nach genisse!
Loesch, a. a. O. .