majestat,
die
;
-Ø/-en
;
in rund der Hälfte der Belege Umlaut des Suffixes:
majestät
;
zu
mhd.
majestât
, dies aus
lat.
māiestās
(;
Schulz/Basler
2, 1942, 58
).
1.
›Majestät, Erhabenheit, Allmacht Gottes (als des Vaters) sowie Christi‹;
majestat
zeigt sich in Gottes Herrlichkeit und in Kennzeichen, die irdischer Herrschaft analog gedacht werden (Thron, Stuhl usw.), in Gottes Schöpferkraft und der vollzogenen Schöpfung, in der Dreifaltigkeit wie der Einigkeit, in Gottes Unermeßlichkeit, seiner Liebe, in der Erlösungstat, in seiner Allgegenwärtigkeit (und weiteren Heilstatsachen bzw. -vorstellungen); vereinzelt Bezug auf Maria; als Metonymie: ›Gott als Inbegriff und Träger von
majestat
‹.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  12,  1,  15,  3,  1,  2, , (
der
1, (
der
3,  2,  4,  5,  5,  8,
2
 7, , ,  5, (
das
4,
1
 4,  1,  1, , , .
Gegensätze:
.
Syntagmen:
die m. sehen / erkennen / bekräftigen / uneren
;
die m
. (Subj.)
sich in Christo ringern
(in der Menschwerdung);
got als eine m. herschen
;
der m. vergessen
;
der son dem vater an m. gleich sein, der mensch bei der götlichen m. nicht vergessen sein, got hat den menschen in seiner m. geschaffen, die mutter hat den son in m. gesehen, das lob
[Mariae]
in der m. schweben, die creatur(en) in der götlichen m. gleich / weslich erkent, dem herren in m. dankbar sein, der herre in seiner m
. [wo]
gegenwärtig sein, got
(Akk.obj.)
in seiner m. sehen / beschauen, got
(Subj.)
in seiner m. ganz / unversert bleiben, den son gebären, der teufel Christo nach der m. greifen, j. vor der m. erscheinen
;
die m. gottes
(vielfach);
die barmherzige / götliche
(vielfach)
/ grosse / hohe / höchste / unbegreifliche / unzälige / warhaftige m
.;
der anblik / gewalt / glanz / herre / spiegel / stul / tron, die höhe / ere, das siegel der m
.

Belegblock:

Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
144, 7
(
um 1571
, Hs.
1615
):
Christus Jst das ebenbildt, vnd der glanz der göttlichen Maiestet.
Alberus, Barf. Vorr. Alb. (
Wittenb.
,
1542
):
[der Teuffel] wolt so gern Christo nach seiner Maiestat greiffen.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
wie der son si gelich | dem vatere an der majestat.
Froning, Alsf. Passionssp.
5495
(
ohess.
,
1501ff.
):
das ir moget kommen an die staid, | do ir en beschauwet yn gotlicher majestad!
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
18, 31
(
Frankf./M.
1563
):
so ist zauberey ein rechte Teufflische Abgoͤtterey / damit die hohe Majestet Gottes [...] geunehret wird.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
24, 22
(
Frankf./M.
1626
):
SChaw / ich erschein allhier fuͤr deiner Majestaͤt / | Fuͤr deinem hellen Stuel / an dieser schoͤnen stett.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
10, 15
(
Frankf./M.
1568
):
daß auch der geringste / vnd aͤrmeste Mensch / [...] / bey der Goͤttlichen Maiestat nicht vergessen sey.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
dô si [Petrus ...] irwacheten, si sâhen sîne majestât
[
Luther
1545:
Klarheit
]
und zwêne man di mit ime stûnden.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
5, 13
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
als vil mer der mensch ein erkenner ist seiner snodikeit, also vil mer und clerlicher ist er ein beschawer der gotlichen majestat.
Gille u. a., M. Beheim
134, 76
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Da wurt er dir schaffen ainn sicz | czu seinn engeln für den anplicz | seiner majestat grassen.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Also sein alle creatür | In der gotlichen mayenstat | Vor ewig ungeschaffen ye | Und ycz erschopffet gleich erkent | [...] | Sünder weslich.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz
[
eines sein
der Seele mit Gott]
begert der clare widerglast des ewigen liehtes, der luter spiegel der goͤttelichen majestat.
Thiele, Minner. II,
21, 187
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
läß niessen sie [reine wib] das best teil | das dir
[Maria]
din kind gegeben hat | in diner hoͤchsten magen stät
(hier volksetymologischer Bezug auf
magen-
, s.
magenkraft
).
Menge, Laufenb. Reg.
1814
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
sidt das gott den mentschen hatt | Geschaffen in sim mayestat.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel,
805
(
schwäb.
,
1455
):
Allein zuo dinem [Mary] lob, | Das allem lob schwebet ob | Hoch in der majestaut
(hier: ›im Majestätsbereich Gottes‹).
Warnock, Pred. Paulis
20, 51
(
önalem.
,
1490
/
4
):
daz er [gott] vom thron siner götlichen mayestát herab wolt komen in den schrin irs jungfrowklichen lips.
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 83, 53
(
Luzern
1616
):
Personlich selbs allß bald verhanden, | Im grossem glantz vnd Mayestatt | den Sun die Muͦtter gsehen hatt.
Morrall, Mandev. Reiseb.
159, 12
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
dar nach so kommend sie in ain ander paradyß, da sie gott senhend in siner maiestät.
Klein, Oswald
8, 27
(
oobd.
,
1423
?):
Nu alle creatur, die got beschaffen hat, | [...] | ie danckper ist dem herren in der majestat | neur umb die gnad, das er si hat formieret.
Quint, Eckharts Pred. ;
Fischer, a. a. O. ; ;
Rosenthal. Bedencken
35, 32
;
Dubizmay, kurß zu Teutze
21, 7
;
Gerhard, Hist. alde e
2995
;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
34, 40
;
Mathesius, Passionale ;
Opitz. Poeterey
12, 13
;
Gerhardt, Meister v. Prag
208, 13
;
Mayer, a. a. O. ;
Reichert, Gesamtausl. Messe
9, 7
;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Schmidt, Rud. v. Biberach
166, 17
;
Sappler, H. Kaufringer
28, 113
;
Bauer, Geiler. Pred.
90, 19
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
10, 27
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
91, 11
;
Höver, Bonaventura. Itin. B
107
;
151
;
Gereke, Seifrits Alex.
9038
.
2.
›Majestät, Hoheit, herrscherliche Würde, Autorität der je höchsten weltlichen oder geistlichen Instanz und damit zugleich des jeweiligen höchsten Würdenträgers‹, vereinzelt auch: ›die herrscherliche Würde repräsentierende Organe‹ bzw. die ›Organträger‹; als Metonymie (häufig): ˹›Person als Träger der
majestat
(Kaiser, Papst, König, seltener Fürst), vereinzelt von da aus ütr. auf eine dem Träger der Majestät verglichene Bezugsgröße wie
Amor
oder
Venus
‹; auch: Anrede an die Person˺; (seltener:) ›Dienstsiegel, Ornat des Herrschaftsträgers‹. In den Belegen sind die einzelnen Nuancen teils klar, teils kaum sicher zu unterscheiden; Trennung der Nuancen im f.
Bedeutungsverwandte:
, (
das
7,  2, (
der
456,  467, , , , .
Syntagmen:
die m
. [wo]
betreten
›antreffen‹,
mächtig machen, js. m. beweisen
;
die m
. [wo]
abstehen, rat halten
, [etw.]
sagen, ein her aufwerfen
;
der m. nachfolgen, dienst erzeigen
;
etw. an die m. begeren, gegen die m. unternemen, etw. gegen der m. sein, dem könig der m. halben gehorsam gehören, etw. mit der m
. (dem Siegel)
versiegeln, in m. in glorie sitzen
(›im Herrschaftsornat sitzen‹),
von der m. erschrekt sein, gefangen werden, in die acht erklärt
[werden];
die m. der oberkeit, des ordens
;
die (römisch) keiserliche / königliche / bäbstliche / fürstliche / hohe / anhangende
(bezogen auf das Siegel)
m
., ˹
die verlezte m., der verletzer der m., die beleidigung der m.
˺, jeweils bezogen auf das crimen laesae maiestatis ›Majestätsbeleidigung‹;
die hände
(›Macht‹)
/ worte, das befelnis, der brief, das siegel, der anwalt / diener / geschichtschreiber / poet / rat der m., im namen der m
. [etw. tun].
Wortbildungen:
majestatapfel
›Reichsapfel‹,
majestatinsiegel
.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
2, 462, 18
(
preuß.
,
1442
):
und weiseten mir eynen brieff vorsigelt nach der weisze, als euwir gnade pfleget mit des ordens majestat vorsigeln.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
574, 2143
(
Magdeb.
1608
):
Gnedigster Koͤnig ewr Majestet / | Halt mirs zu gut / das ich auch red.
Ebd.
591, 2686
:
Daruͤmb nachmals das Deutsche Reich / | Zween Adeler fuͤhret zugleich / | Odr einen der zwey Heupter hat / | Fuͤr Keyserliche Majestat.
Köbler, Ref. Franckenfort
77, 12
(
Mainz
1509
):
mit den oder der gleiche͂ worten der Koͤniglichen Maiestat [...] zu eren / lassen wir die appellacion zu.
Ralegh. America iiijr, (
Frankf.
1599
):
[ich] hab solches allein gethan jrer Majestet vnd meinem Vatterlandt Dienst darmit zu erzeygen.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
2, 5
(
Frankf./M.
1568
):
Der Cardinal. Wir sind Diener deß Stuls zu Rom / | Dem Bapst gantz treuw vnd gehorsam / | [...] | Auff daß sein hohe Maiestat | Auff Erd der aller hoͤchst besteh.
Ebd.
7, 2
:
Der Keyser. Roͤmisch Keyserlich Maiestat | Helt mit sein Fuͤrsten weisen Raht.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
302b, 1
(
Frankf./M.
1649
):
vnd waß solten wohl jhre May. der grosse Kayser darzu sagen / wann er hoͤren solte / daß [...].
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
das in Engelland gewoͤhnliche scharffe Urtheil verletzter Majestaͤt / so sie High treason (hohen Verrath) nennen.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
166v, 24
(
Leipzig
1588
):
eine erste Busspredigt allen Koͤnigen / Fuͤrsten vnd Herrn in der Welt fuͤrgestelt / Zur erinnerung / das sie nicht jmmer vnd ewig in solcher Maiestet vnd herrligkeit verbleiben werden.
Pyritz, Minneburg
3309
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
wie in hoher glorge | Sie saßen und in magestatt.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
der aller vorgeschribener ding zu merer urkund haben wir unser groß majestat insigel lassen drucken in disen brief.
Gille u. a., M. Beheim
79, 320
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das tet er dar ofe | Das mit solchem pewisen | und offenperlich werden silt | sein gütikait und tugent milt | und majestat an disen.
Fischer, Folz. Reimp.
39, 629
(
Nürnb.
1479
):
Pfalczgraf den majestatapfel dregt, | Von Sachsen herczog unbefleckt | Das schwert zu dragen ist bereit.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
eh dann es tagt, | Wöllens ewr mayestat erschlahen.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Rudolphi aus Majestaͤt und Freundlichkeit gemischtes Ansehen / macht jederman ihme freywillig zulauffen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Die Er, das ansehen vnd maiestat deß gemeine͂ nutzes erhalten.
Maiestet (die) Fürstliche wirde. Maiestas. Maiestet einer oberkeit.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 179, 12
([
Augsb.
]
1548
):
das sy wissen / der Künig sey von Gotte geordnet [...] / unnd im gebüert gehorsam und forcht / nicht allaine der Maiestet halben / [...] / Sonder des gewissens halben.
Rot
326
(
Augsb.
1571
):
Maiestet, vom Latein Maiestas / Koͤnigkliche würde / Herrligkeit / hochait / wirdt am meysten Goͤttlicher (wie billich) darnach auch Keyserlicher vnd Koͤniglicher wuͤrde zuͦgeeygnet.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Er hiet alle ding, die wider die päbstlich und künigklich mayestat wär, aus hochmuet [...] gehandelt.
Qu. Brassó
5, 442, 42
(
siebenb.
,
n. 1646
):
Warum kompt Euer Bascha ohne Schreiben oder Mandat von Ihr Kaiserlichen Majistät und belägert uns?
Loesch, Kölner Zunfturk. ;
Ralegh. a. a. O. iiijr, ;
Köbler, Ref. Nürnberg
220, 3
;
v. Birken. a. a. O. ; ; ;
Thiele, Minner. II,
17, 123
;
Roloff, Brant. Tsp. Widm.
7a
;
Brandstetter, Wigoleis
196, 22
;
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Valli, Königsb. Apostelgesch.
1947, 55
;
Voc. inc. teut. p iiij v;
Tarvainen, Wortsch. Unrest.
1966, 141
;
Vgl. ferner s. v. ,  2,  14, , (
der
3, ,  1,  1,  4.
3.
›Würde, Größe, Bedeutsamkeit (hoch geachteter profaner Bezugsgrößen)‹.
Spätes Frnhd.
Wortbildungen
majestätisch
(dazu bdv.:  3).

Belegblock:

Luther, WA (
1535
):
quod facit Mosen so herlich klar, Maiestatisch ut deus in Monte.
Rosenthal. Bedencken
21, 19
(
Köln
1653
):
welche [Ketzer] [...] theils durch die Hochheit der Concilien [...] / theils auch durch die Mayestaͤt der Wunderzeichen seind verdammet worden?
Opitz. Poeterey
20, 21
(
Breslau
1624
):
Die Tragedie ist an der maiestet dem Heroischen getichte gemeße.
Trunz, Meyfart. Rhet.
1, 3, 9
(
Coburg
1634
):
Die Majestet der Teutschen Sprach ist ein geraume Zeit verborgen gelegen.
Ebd.
58, 23
:
Nicht allein aber ist die WohlRedenheit sehr Majestaͤtisch vnd praͤchtig / sondern eben darumb / weil sie Majestaͤtisch vnd praͤchtig sich erzeiget / kan der Mensch solche himlische Gabe ohne muͤheseelige Arbeit nimmer mehr erlangen.