ewigkeit,
die
;
-Ø/–
.
– Zur Gliederung des Bedeutungsfeldes s. .
1.
›über das menschliche Dasein hinausgehende zeit- und eigenschaftslose Unvergänglichkeit; Unendlichkeit, Zeitlosigkeit in der Transzendenz (bezogen auf das Fortleben der Seele nach dem Tode)‹; ütr.: ›als Raum gedachter Ort einer transzendenten Existenz nach dem Tod; Paradies, Himmel‹; auch: ›das Jüngste Gericht‹; von Menschen ausgehend und auf die Zeit- wie die Raumdimension der unbegrenzten Zukunft gerichtet;
zu  1.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme
, oft in Gebetsformeln:
in (alle) ewigkeit
›für immer, für alle Zeiten‹;
von anbegin in / zu ewigkeit
.
Syntagmen
(in Auswahl):
(die) e
. (Subj.)
unsere wonung, in dem obersten himmel, ob aller zal sein
;
der e. begeren
;
an die e. gedenken, die zeit für e. ansehen, in e. stetigkeit besitzen, in der e. ein heute sein, j. in e. verdamt / verloren sein, verflucht werden, unbeflekt bleiben
(von Maria),
etw. in e. haben
(z. B.
freuden
),
die tödlichkeit in e. verwandeln, j. / etw
. (z. B.
warheit
)
in e. leben / sehen, etw. in e. bleiben / schauen / wären, etw
. (Subj.)
in der e. sein
(z. B.
engel, ein heute, keine zal
),
jn. in die e. bringen / füren / zücken, die sele sich in die e. aufkeren, etw. in der e. begreifen, etw. sich in der e. nicht finden, got dank / ere / lob in e. sein
, (jm.)
in e. lon bereiten, etw. in der e. ergetzen / verheischen, den herren zu e. loben, die sele zwischen zeit und e. geschaffen sein
;
die e. der himmel, der pein
;
die hoheit / weise / welt der e., der niederlas, das gewand / nu, das gelobte land der e
.;
die ewige / stäte ewigkeit
;
die bereitung zu der e
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
so richte uns in zit, | [...] | Und dine barmekeit sich treit, | Und brinc uns in unse ewikeit.
Luther, WA (
1518
/
9
):
Mustu die helle und ewigkeit der peyn mit der vorsehung nit yn dir, nit yn yhrselbs, nit yn denen, die vordampt seyn, ansehen.
Ebd. (
1518
):
David sagt ,Seligk sein dye, herre, dy do wonen in deynem hawsze, dan von anbegin tzu ewigkeit werden sye dich loben‘.
Ebd. (
1528
):
DEnn von jm und durch jn und in jm sind alle ding. Jm sey ehre in ewigkeit.
Ebd. (
1539
):
Es kom dein Reich zu dieser zeit | Und dort hernach inn ewigkeit.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
diu sêle ist geschaffen als ûf ein ort zwischen zît und êwicheit.
sô diu zît in ir ende kumet, daz ist in êwicheit.
tûsent engel in der êwicheit enîst niht mê an der zal dan zwêne oder einer, wan in êwicheit enist niht zal, ez ist ob aller zal.
In dem ,hiute‘ gelobet uns got ze ûzerwelenne, dâ niht enist, dâ dannoch in der êwicheit ist ein ,hiute‘.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sô des menschen sêle sich zemâle ûfkêret in die êwicheit in got aleine.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
wer von diesem brot essen wirdt / der wirdt lebe͂ in ewigkeit.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Aeuum Ewigkeit / jm̃er werende zeit.
Böhme, Morg.R.
13, 8
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
wie soll mans anfahen dich / der du an diesem letzten ende der zeit in so grosser sicherheit lebest / zu bewegen / daß du an die Ewigkeit gedenckest.
Logau. Abdank.
166, 15
(
Liegnitz
1651
):
Wann nun der Tag wird kommen / wann um wird sein die Zeit | Gebiert unß diese Mutter zur Welt der Ewigkeit.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
das himelbloe farbe figurirt libe zü der steten ewigkeyt der hymeln.
Sudhoff, Paracelsus (
um 1520
):
jungfrau Maria, welche eine bliben ist vor seiner geburt und darnach in ewikeit also unbefleckt bleibet.
Goldammer, Paracelsus
4, 247, 3
(
1530
):
daß sie sollen verflucht werden in ewigkeit.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
wie bist dv [arme creature] so gar [...] dvmp gesin, das dv ane gesehen hest zit fv́r ewikeit.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
266, 18
(
els.
,
1362
):
Do wart die krangheit fúrwandelt in eine kraft, die dotlicheit in eine ewickeit, die schande in eine gotteliche ere.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
4380
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Des solt du nun haben froͤden vil | In ewikait ǎn endes zil.
Schmidt, Rud. v. Biberach
1, 14
(
whalem.
,
1345
/
60
):
[Dise wort] lert vns, das zwen niderlas der ewikeit sint: einer ist das ewig leben, der ander ist der helle tot.
Ebd.
106, 16
:
Die heiligen, so si begerent der ewikeit.
Plant u. a., Main. Naturl. 294vd,
24
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
In dem aller oberesten himel da ist ewekeit da got ist ob dem primū Mobile. aber hie ist zit zergenclikeit.
Lemmer, Brant. Narrensch.
22, 21
(
Basel
1494
):
Mich hat besessen gott der herre | Von anbegynn jn ewikeyt.
Sappler, H. Kaufringer
17, 162
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
ie grösser ist die lieb zuo got, | ie höher wirt der lon beraitt | von got dört in der ewigkait.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
das wıͤr all werden [...] | [...] | [...] mit got di staͤtikait | pesiczen in der ewichait.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
126, 9
(
tir.
,
1464
):
hilf mir, das ich pechlaidet werd mit dem zierleichen gewant in der ewigen ewikchait.
Quint, Eckharts Trakt. ;
Jostes, Eckhart
108, 29
;
Fellmann, Denck. Schrr.
2, 2, 96, 19
;
Sermon Thauleri
2ra, 10
;
Langen, Myst. Leben
207, 1
;
Gille u. a., M. Beheim
134, 270
;
Dietrich. Summaria
24r, 39
;
29r, 37
;
Roloff, Brant. Tsp.
274
;
1432
;
Vetter, Pred. Taulers ; ; ; ; ;
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 46
;
Stammler, Berner Weltger.
411
;
Schmidt, a. a. O.
65, 25
;
Lauater. Gespaͤnste
30r, 18
;
Anderson u. a., Flugschrr.
23, 11, 10
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
4, 12
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Buijssen, Dur. Rat.
2, 30
.
Vgl. ferner s. v. ,  2,  3, .
2.
›Zeitlosigkeit als Seinsqualität (Gottes, der Trinität); zeitlose, ohne Anfang und Ende gedachte Wesens- und Wirkensweise Gottes sowohl innertrinitarisch wie in der Zeitlosigkeit der von Gott geschaffenen
creaturen
existent‹; in 1 Beleg: ›göttliche Vorbestimmung‹;
zu  2.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
von ewigkeit zu ewigkeit
›schon immer, durch göttliche Vorbestimmung‹.
Bedeutungsverwandte:
.
Gegensätze:
, .
Syntagmen:
got die e. in die zeit bringen, in der zeit gebären
;
drei personen einer e. sein
;
Jesus in e. leben / regieren, got, der vater den son in der e. gebären, etw. in der e. ansehen / sprechen, got die zeit in die e. wirken, die kunst in e. erkennen, die geburt in der e. gebären, die sele ir leben nach der e. setzen, got den menschen in / von e. angesehen haben, die gotheit in e. in sich selben fliessen, die weisheit von e. eingesezt sein, got von e. in e. sein, in e. beschlossen haben, die sele ir leben nach der e. (gottes) setzen, das [...], jn
. (
die magd
)
von e. ausersehen / auserkoren haben, die barmherzigkeit gottes vor e. gewesen sein, die barmherzigkeit, Christus vor aller e. geboren sein
;
die e. gottes, des schöpfers
;
die immerwärende e
.;
der schaz von e
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Spr. 8, 23
(
Wittenb.
1545
):
Jch
[
weisheit
]
bin eingesetzt von ewigkeit / von anfang vor der Erden. Da die Tieffen noch nicht waren / da war ich schon bereit.
Ebd.
Ps. 90, 2
:
Ehe denn die Berge worden / vnd die Erde / vnd die Welt geschaffen wurden / Bistu Gott von ewigkeit in ewigkeit.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
got enhæte sînen eingebornen sun in der êwicheit nie geborn, enwære geborn niht gebern.
swenne ez kumet in die zît, daz er öuget in der zît, daz er in der êwicheit hât anegesehen.
Jostes, Eckhart
1, 27
(
14. Jh.
):
ist di gotheit geflozzen in den vater und in den sun und in den heiligen geist und in der ewicheit in sich selben und in der zit in di creatur.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
24, 21
(
Frankf./M.
1626
):
[Jesu]
Du glantz der herrligkeit in deines Vatters wesen / | Bey dem der weißheit Schaͤtz von Ewigkeit gewesen.
Jahr, H. v. Mügeln
2193
(
omd.
, Hs.
1463
):
wie Cristus got und mensche ist, | uß gottes herzen sunder frist | geborn vor aller ewikeit.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
13, 23
(
omd.
,
1487
):
euwer furstlich gnade (mit dem genigen ehlichen gemahell, got der almechtige, euwern furstlichen gnaden von ewigkeith aúßersehen vnd in kúnffttigen zceitten [...] wirdt zcufugen).
Strauch, Par. anime int.
41, 33
(
thür.
,
14. Jh.
):
hait Got einen hêmelichin râit funden und hait sich selbir fornûwit da mide daz he di êwikeit hâit brâcht in di zît.
Ebd.
53, 10
:
Got ist alle zit wirkinde in eime nu in einir ewikeit.
Ebd.
112, 18
:
daz di sele ir lebin setze noch Gode, noch der ewikeit und unwandilhaftikeit Godis.
Sermon Thauleri
30b, 28
(
Leipzig
1498
):
Jr begheen hie yn der tzeyt von der ewigenn geburt die got der vater hat geboren, vnd gebirt ann vnderlas yn der ewigkeit.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
1
(
Nürnb.
1517
):
Alle kunst hat er [got] erkant in ewikeit und in das zil des wesens einer itlichen creatur gesehen.
Ebd.
32
:
[barmherzikeit gots] die vor ewigkeit gewesen, ist, und sein wirdet.
Ebd.
75
:
in der unsterblichen gotheit lebstu [Jesu] in ewikeit.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
99, 10
(
Nürnb.
1548
):
[vmb] vnsers Herren willen Jesu Christi / der mit dir vñ dem heyligen Geyst lebet / vnd regieret / warer Got von ewigkeit zu ewigkeit / Amen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
der vatter gebirt sinen sun in der ewikeit.
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 58
(
noschweiz.
,
15. Jh.
):
wan der erste mensche wart also geschaffen, als in got von ewikait in siner wisheit hǎt angesechen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (o. O. [
Bodenseegeb.
]
1517
):
Es kem dann gott von rainer magt geboren | Die er von ewigkait hat außerkoren.
Fellmann, Denck. Schrr.
2, 38, 10
(
Augsb.
1526
):
so er [Gott] von ewigkait beschlossen het, das er alle menschen will selig zu werden.
Strauch, a. a. O.
18, 14
;
Sermon Thauleri
106, 3
;
Vetter, a. a. O. ; ; ; ;
Gille u. a., M. Beheim
111, 195
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
24, 14
;
Steer, K. v. Megenberg. Sel
54
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
226
;
1668
;
Vgl. ferner s. v.
1
 1,
1
 1,  3.
3.
›für das menschliche Ermessen außergewöhnlich lange Zeitdauer im Diesseits‹; ›endlos erscheinende Existenz, gefühlte historische Unvergänglichkeit im Diesseits (mit Grenzverschiebung in eine jenseitige Zukunft hinein), Unvergessenheit bei den Menschen (z. B. durch Dichtung oder dokumentierende Verschriftlichung)‹;
zu  4.

Belegblock:

Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
31, 24
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
wie alle sache auf ewigkeit gebaut sint.
v. Ingen, Zesen. Ged.
384, 28
(
Breslau
1641
):
die Poeten / welche geleistete Dienste in ihren schoͤnen Getichten [...] der Ewigkeit einverleiben.
Ebd.
387, 2
:
das seyn die rechten Helden / die mit Gewalt zur Ewigkeit dringen.
Ebd.
397, 27
:
Was zuvor so lang verschwiegen | [...] | Koͤmmt itzund empor gestiegen | und begehrt die Ewigkeit.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
122, 30
(
Nürnb.
1548
):
das aber allein bleibt biß in ewigkeit / was wir in der kirche hoͤren vnd lernen.
Roloff, Brant. Tsp.
2266
(
Straßb.
1554
):
Groß gtat und sachen hab ich volbracht | [...] | Das man in ewigkeit sagt davon.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
[wo man] Alle [...] fragen solte, wer dieser Esel wäre, sie ihn nicht mehr kennen wirden, dann sein Stand vnd Tracht können sich in Ewigkeit nicht zusammen reymen.
Gewiß ist es, dz dieses Mannes Weib in Ewigkeit nimmermehr also wäre gelobt worden, wan sie bey Leben verblieben wäre.
Klein, Oswald
68, 17
(
oobd.
,
1417
):
An end der wort zwai T besollen han die treu | von dir zu mir in ewikait.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
die unsern [...] sagten dem römischen reich die ewigkait [...] ab, hielten, es würd zergên.
4.
›Rechtsgültigkeit für alle kommenden Zeiten, Unwiderruflichkeit einer Verordnung / eines Kaufvertrages über die Generationen hinweg‹;
vgl.  56.

Belegblock:

Fellmann, Denck. Schrr.
2, 65, 24
(
Augsb.
1526
):
Darumb gebot er das gsatz in ewigkait zu halten, so es doch dermassen nit ewig weren solt.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1394
):
Den pflasterzol hat herzog Ernst und Wilhalm der stat ze ewicheit geben 1430.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
58, 4
(
mslow. inseldt.
,
1571
):
das angeZogene śachen die Wieśen vnd Tuechhandl belangend, [...] in ewigkeit nicht mehr gedacht oder fürgeworffen śol werden, Des Zue einem ewigen gedachtnus vnnd Zeügnus haben Wir gemelte śachen in Vnśer Stadtbuech śchraiben laśśen.