1
aufkeren,
V.,
vereinzelt rückuml.; zu nhd.
kehren
›wenden‹ ().
1.
›etw. nach oben wenden, nach oben richten‹; mit sehr unterschiedlichen Bezugsgrößen, z. B. ›(die Finger zum Schwur) strecken‹; ›(den Boden eines Behälters) umkehren, nach oben halten‹; ›(die Segel) aufziehen‹; auch ütr. auf den Menschen und seine religiösen Kräfte.
Phraseme:
die beine aufkeren
›auf die Beine kommen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  12.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Swenne diu sêle die rihte ist ûfgekêret in got mit vernünfticheit.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sô des menschen sêle sich zemâle ûfkêret in die êwicheit in got aleine.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
2. H. 14. Jh.
):
der karte zwene finger bineben den dumen uf in die hoe.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
unser herre Jhesus Christus: der was mit allen sinen kreften alle zit uf gekert.
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 86
(
noschweiz.
,
15. Jh.
):
Waͤr aber der roͮse mit roͮten vff kerten blettern verkeret, daz die bletter sechent vff die erde, so were si nit mer ain rechter roͮse.
Ebd.
3, 149
(
rhfrk.
1375
):
an dem, der waszer entfet in ein vas vnd den bodem uf keret.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Den segel bald uff kerre | Und lau den kïll all hie bestön.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Des achtentz
[Ärzte]
aber klain, | Ob er uffkert die bain.
Ettlich kunnend die kunst rain, | Das ainr nit ufkert die bain.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
nu sint zwo girde in der sele: der ist ainú nider keret zuͦ dem ertrich, und dú gert irdescher ding; dú ander ist uf gekeret, daz sie Got schowe.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
16. Jh.
):
wan si wider haimb geht so soll si den poden
[des Korbes]
aufkern und das weit under sich.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1508
):
den sol man [...] ingraben mit dem haubt unz an die gurtel und die fuess aufkeren.
Päpke, Marienl. Wernher ;
Barack, a. a. O. .
2.
›hinaufsteigen, aufwärts gehen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Jostes, Eckhart
14, 11
(
14. Jh.
):
daz der mensch [...] mit allen den creften siner sel sol aufcheren an di berge und an di wu̇st der hohen gotheit.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Mitt züchten ylte er uff daz sand, | Die miltten und die herren | Batt er do uff kerren.
3.
›(Vieh) auf die Bergweide treiben‹; Ütr. und Spezialisierung zu 2.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,
1
 2.
Gegensätze:
vgl.  3.

Belegblock:

Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16.
/
17. Jh.
):
solle ime dasjhenige viech so über die zall, auch des er nit aufzukern befuegt ist [...] hinwek genumben werden.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
168, 32
(
tir.
,
1525
):
das ain phleger ierlich zehen roß, ain richter ain roß, fronbot ain roß daselbst aǔfkert und gealbt haben.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
16.
/
17. Jh.
):
soll sich keiner [...] unterfangen, ein frembdes pferd oder ander vüch auf die auen und gemain aufzukeren.
Bischoff, a. a. O. .