Adj.;
etymologisch zu
(Adj.), volksetymologisch teilweise (so in 6) auf
herre
bezogen. - Allen Bedeutungspositionen liegt des Merkmal einer besonderen (positiven) Auszeichnung und Steigerung zugrunde, das sich in Kombination mit verschiedenen Lexemen jeweils ganz spezifisch ausprägt, 1-2 auf sinnliche Wahrnehmung bezogen, 3-5 eher abstrakt, 6 von der sozialen Stellung, 7 von Charaktereigenschaften, 8 von rechtlichen Verhältnissen, 9 als
Gradadv.
zur Steigerung. Zwischen den einzelnen Bedeutungspositionen existieren vielfältige fließende Übergänge; einzelne Belege sind nicht eindeutig einer Bedeutungsposition, sondern mehrfach zuordenbar.
1.
vor allem von (positiven) sinnlichen Wahrnehmungen (meist durch den Gesichtssinn): ›prächtig, (unbeschreiblich) schön, herrlich, großartig, glanzvoll‹; selten auch zur Beschreibung der äußeren Erscheinung von Personen: ›besonders hübsch, bildschön, wohlgestaltet‹; speziell von Männern auch: ›stattlich, imposant‹;
Bedeutungsverwandte:
2,
3,
; vgl.
1,
,
8,
,
,
.
Syntagmen:
sich h. machen
;
der baum
(Subj.)
edelgestein h. tragen, das gras h. stehen, etw. h. sein, die kamer h. zugerüstet sein, der trompeter h. aufblasen, j. h. gekleidet sein
;
jn. h. schmücken, gehen lassen
;
der herliche leib, die herliche frau / krone / stat, das herliche gewant / haus / land
.
Belegblock:
Vespasianus [...] / Der im dritten Jahr seiner Regierung die herrliche schoͤne Stadt Hierusalem Zerstoͤret.
Goedeke u. a., Liederb.
(
Schleusingen
1556
):
Edel gestein so reiche | trugen die baum herleiche | und gülden erz.
Henschel u. a., Heidin
445
(
nobd.
,
um 1300
):
Er gab im silber vn̄ golt | Dar vmb wart im der bote holt | Dar zv ein herlich gewant.
ein solch herlich hauß, dergleichen jch in allen teutschen landen nie gesehen hab.
vnder den ivnchfrowen allen waz eine gar vsser mosen schoͤne herliche frowe.
er hette einen herlichen lip und guͦt geberde und [waz] wiser und zühtiger sitten.
Jedem ding gab man zwar seine gestalt; [...]. Von aussen war alles herrlich; sobald man darnach grieffe, ward es ein schatten vnd verlohre sich vnder den händen.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
4667
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Er satzt ir uff ain herlich kron, | Als uns die geschrifft erlúchtet schon.
Wyss, Luz. Ostersp. vor
3
(
Luzern
1583
):
Vnd blaßt man die Harsthorn zum dritten mal. demnach blasend die Trommeter herrlich vff.
Den jungen hat er das gancz jar nit mer dann ein klaide vergÿnnt zetragen. Vnd keinen herlicher od’ zierlicher lassen geen dann den andern.
Bauer, Geiler. Pred.
76, 3
;
3.
besonders in religiösem Kontext: ›wunderbar, großartig; unglaublich, die menschliche Erfahrung übersteigend‹; gelegentlich auch: ›göttlich, heilig‹;
Gehäuft ˹mittleres und spätes Frnhd.; religiös-erbauliche Texte˺.
Bedeutungsverwandte:
2;
3,
; vgl.
12,
2.
Syntagmen:
got
(Subj.)
jn. h. machen, Christus h. auferwegt werden, jn. h. in etw. einsetzen, etw.
(Subj.)
sich h. in etw. zeigen
;
der herliche trost, die herliche auferstehung / erhöhung / versprechung, das herliche ding / mirakel / (wunder)zeichen / zeugnis
.
Belegblock:
Denn Gott hat Franciscum auff erden Herrlich gemacht / weid ausgebreitet / erhaben / erhoͤhet / stigmatisiert / vnd mit seinen Fuͤnff wunden gemalzeichnet / Hat jn gekroͤnet mit ehre vnd schmuck.
da sie von Pio V. [...] vnnd anderen Paͤbsten der naͤchst verflossenen Zeit Herrliche Ding bekennen vnd ruͤhmen.
Wie ab dem Manna einem soͤlichen Hymlischen vnd herlichen zeichē.
DArnach folget auch von der herrlichen erhoͤhung / wenn dieser Knecht Gottes Jesus Christus / durchs Predigtampt wird erhoͤhet.
Das ist nun der grosse vnnd herrliche trost / das wir einen solchen Gott durch Christum im Himel haben.
Schmidt, Rud. v. Biberach
2, 20
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Doch wie si alle in dis inre hus der gotlichen natu̇r Cristi werdent herliche gesetzet.
Damit aber solches herrlich vnd Goͤttliche Miracul desto kraͤfftiger in Gedaͤchtnuß der Menschen eingepflantzet verbleibe.
4.
zum Ausdruck einer besonderen (positiven) Auffälligkeit: ›herausragend, hervorragend, hoch angesehen, berühmt, von besonderer Stellung, bedeutend‹; fließender Übergang zu
5.
Gehäuft md.; spätes Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
1,
2,
3;
4,
,
1,
,
,
1,
,
,
,
(Adj.)
14;
15,
,
,
4,
2,
4,
2,
,
.
Syntagmen:
etw. für h. empfinden, etw. h. machen, j.
(Subj.)
h. begabt werden
;
der herliche lon / vorteil, die herliche anstalt / ordnung / tugend, das herliche kleinod / konzil
.
Belegblock:
Magnæ existimationis. Wolgeachtet fuͤrnem herrlich achtbar weidlich treffenlich beruͤmbt ansehenlich ansichtig benuͤmbt hochachtig hochschaͮtzlich furbuͤndig thewr namhafftig erleucht dapffer ehrngeachtet ehrnuäst ehrenhafft.
Koͤnig Christian der IV. [...] welcher [...] viel herrlicher Ordnungen und Anstalten im Lande gemacht.
Octavianus [...] erwehleten die Roͤmer an seines Anhern Stadt zum Keyser / wegen deß Geschlechts vnd auch seiner herlichen Tugenden.
Weise. Jugend-Lust
(
Leipzig
1684
):
weil derjenige / der sich um der Prinzeßin Gunst bewerben will / so einen herrlichen Vortheil vor mir geniessen soll.
Logau. Abdank.
163, 18
(
Liegnitz
1651
):
Wir [...] haben mittler Zeit nichts fuͤr so koͤstlich / nichts fuͤr so herrlich / nichts fuͤr so anstaͤndig / nuͤtzlich / erfreulich und noͤtig empfunden [...] alß den lieben FRJEDE.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
139, 38
(
Nürnb.
1548
):
Derhalb sollen die Christen den Ehestandt fuͤr das herrlichste / groͤste / beste / kleinot achten.
Das die / so im Himelreich woͤllen groß sein / muͤssen dem nit nachdencken / wie sie fuͤr der welt woͤllen groß vnd herrlich werden.
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
111
;
1164
;
6.
von Personen: ›herrschaftlich, adlig; einem Herren gleich‹; abgeschwächt auch: ›vornehm‹; von Handlungen und Eigenschaften: ›einem Herren gemäß / gebührend‹; auch mit Bezug auf Gott;
Phraseme:
der herliche tag
›Tag des Herrn, Sonntag‹.
Bedeutungsverwandte:
;
8; vgl.
(Adj.)
6,
(Adj.)
1,
1,
1
1,
3,
(Adj.)
3.
Syntagmen:
sich h. gebärden
;
jn. h. bestatten / empfangen / halten / neren, js. mutwille
(Subj.)
h. sein
;
sich des reiches h. unterwinden
;
der könig
(Subj.)
h. in dem tron sitzen
;
der herliche zins, die herliche botschaft / freiheit / person / tat, das herliche (es)haus / feuer / kleid / lehen
.
Belegblock:
Peil, Rollenhagen. Froschm.
166, 3777
(
Magdeb.
1608
):
Wo ich noch mehr dazu bekum / | Mich vnd die meinen herrlich nehr.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
24, 4
(
Frankf./M.
1568
):
Jn die Glaͤsser kan schmeltzen ich [Glaßmaler] / | Bildwerck / manch herrliche Person / | Adelich Frauwen vnde Mann.
Feudel, Evangelistar
128, 12
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Dor noch gynk der kunik czu schowene dy geste. do sach her eynen menschen, der waz nicht gecleidet mit herlichen cleideren.
Hübner, Buch Daniel
(
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Der kunic von Persen lant. | Herlich er sich underwant | Diz riches an aller stat.
Küther, UB Frauensee
277, 20
(
thür.
,
1495
):
uns unnd unser sammenung uns on unsernn schadenn unser herlichenn tzynse unnd nutzung ußricht one geverde.
do sant der künig von Engenlant sine herliche botschaft zuͦm bobeste Allexander.
Ich was in dem geist an dem herlichen tag
[Var. Z-Oa:
sontag
].
Neüwer oder neüwe aufgestandner Adel / die von jren elteren haͤr nit edel sind oder adels gnoß / sunder von Fürste͂ (von waͤgen jrer herrlichen vnd ritterlichen thaaten willen) mit dem Adel begaabet.
Palast / Ein künigklich hauß oder herrlich hauß.
Bremer, Voc. opt.
5093
(
oschwäb.
1468
):
Triclinium [...] herlichs esshaus [...] herren eshaws [...] fursten eshaws.
Etlich französisch herren, so er [Künig Ludwig] gefangen het [...] hielt er herlich, lies si all frei ledig ân allen entgelt wider weck ziehen.
Munz, Füetrer. Persibein
525, 6
;