einigkeit,
die
;
-Ø/–
.
1.
›Einmaligkeit; Einzigartigkeit‹;
vgl. (Adj.) 2; (
das
2; (Zahladj.) 2.
Gegensätze:
.

Belegblock:

Spechtler, Mönch v. Salzb.
1, 36
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Figur [Maria] in rainikhait | got hat dein ainikhait | lib für gemainikhait.
2.
›Einsamkeit, Abgeschiedenheit, Zurückgezogenheit; Weltabgewandtheit‹ (bezogen auf religiös motivierte Einsamkeit des Menschen und der damit verbundenen Hinwendung zu Gott); vgl. (Adj.) 3; (
die
).
Meist Texte der Mystik.
Bedeutungsverwandte:
,  1; vgl. (
die
),  2,  12.
Gegensätze:
(
die
3.
Syntagmen:
j. seiner e. pflegen
;
in der e. anfechtung sein, etw
. (z. B.
die sele
)
in die e. ordnen
;
die schule der e
.;
das gebrauchen der fünf sinne in der e
.

Belegblock:

Jostes, Eckhart
1, 17
(
14. Jh.
):
Deu sel sol [...] sein geordent [...] mit der wechantnúz under den willen in die eynicheit, also daz di sel alleyn sey und daz nicht in si vlizze den dy bloz gotheit.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Er bleib alle zit da heime [...] und wolt allein siner einikeit pflegen.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
ir etteliche [die edeln zarten jungen megde und jungfrouwelin] [...] bekertent doch vil volkes [...] mit iren wisen gnodenrichen worten, die sú von dem heilgen geiste gelert wurdent in der schuͦlen der abgescheidenen innikeit und einikeit.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Der Altvatter sprach im [einem geistlichen Bruͦder] das
[den Wunsch nach Abgeschiedenheit]
ab und sagt im, [...] me Anfechtung in der Einikeit weren dan in der Gemein.
Strauch, a. a. O. .
3.
›Einheitlichkeit, Abwesenheit von Unterschieden; Wesensidentität; physische bzw. physisch gedachte Einheit, Entsprechung‹; ›Vereinigung (als Prozess sowie als Ergebniszustand)‹; in religiösen Kontexten bezogen auf die Dreieinigkeit des christlichen Gottes, die zwei Naturen in Christus sowie (in der Mystik) auf die Einswerdung der Seele mit Gott;
vgl. (Adj.) 4; (
das
2.
Überwiegend älteres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
(
die
),  3, , ; vgl. ,  1, I, 4,  1.
Syntagmen:
j. e. (mit got) besitzen / haben, die e. eren / verkünden
;
in der e. nichts fremdes, drei personen sein, alle gerechten menschen vereinigt sein, in der e. keine anderheit bestehen, die ausgeflossenheit sich in der e. einbieten, die sele sich in der e. mit got vereinigen, j. in der e. innebleiben, alle manigfaltigkeit verlieren, etw
. (z. B.
js. natur, fleisch und blut
)
nemen, jm. menschliche natur vereinen, in die e. gezogen werden, etw. wieder die e. trennen, zu der e. eilen
;
die e. gottes, der person, des leibes / sacraments, (götlichen) wesens
;
die e. in der dreifaltigkeit, mit got
;
die höchste / sacramentliche / wesenliche e
.;
die überformung der e
.;
die dreifaltigkeit / dreiheit in einer e., drei personen in e
.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
gott ist einig, aber inn der einigkeit sind drey person.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dâ enist niht vremdes in der einicheit; ez gibet mir einsîn in der êwicheit, niht glîchsîn.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
das wir gelauben sulln | Trivaltig einen Got | Und ware eynikeit yn der trivalt, ist not, | On deilung der person.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
269, 12
(
nürnb.
,
1446
):
Cristus ist Gotes sun, vnd als er hat in aynikeit seynr person ym veraynt menschliche natur, das die eyne person ist in ym.
Bihlmeyer, Seuse Einl. (
alem.
,
14. Jh.
):
daz ist also ze verstene, daz dero entgossnen personen usgeflossenheit alle zit ist sich wider in bietende in des selben wesens einikeit.
Eichler, Ruusbr. steen
156
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
Alsus blibet der geist brinnende in ime selber [...] vnd alsus bevindet er sich verbrinnende in minnen, wan er wurt gezogen in die v́berformunge der einikeit gottes.
Ebd.
1018
:
mit verblendeten oͮgen sol vns die svnne ziehen in ir selbes klarheit, da wir einikeit mit got besitzen.
Ders., Ruusbr. obd. Brul.
2, 161
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Die erste zuͦkunft Cristi [...] zv́het den menschen mit allen creften vswert zvͦ himele vnd heischet, ein einikeit mit gotte zvͦ habende.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Do entwúschet der geist ime selber und allen creaturen, wan in Gotz einikeit do verlúret man alle manigvaltekeit.
Illing, Albert. Sup. miss.
432
(
els.
,
n. 1380
):
ir sint der lip cristi vnd gelider von gelid. In dirre einikeit dez libez so sint vereiniget alle gerehten menschen.
Andreae. Ber. Nachtmal
79r, 8
([
Augsb.
]
1557
):
wie er das ewig Wort des Vaters ist / also hat er vnser Flaisch vnd Bluͦt an sich in ainigkait der Person genom̄en.
Höver, Bonaventura. Itin. B
645
(
moobd.
,
1450
/
60
):
o mein freunt Thimothee [...] verlaß dein synn vnd all verstantleich wurckung [...] vnd eyle [...] zuͦ ainigkait, vnd wirdt wider geben dem, der da ist vͤber all wesenleichait vnd kunst.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
3630
;
Illing, a. a. O.
129
;
1081
;
Andreae. a. a. O.
80r, 7
;
Steer, K. v. Megenberg. Sel
46
;
Höver, a. a. O.
2, 178
.
Vgl. ferner s. v.  5,  1,  9.
4.
›Eintracht, Harmonie, friedlicher Zustand (zwischen Menschen); Zusammenhalt, Einheit (in einer Gemeinschaft)‹; ›Übereinstimmung (in Ansichten, Werten u. dgl.)‹; vereinzelt: ›Einigung, Übereinkunft‹;
zu (Adj.) 5.
Gegensätze:
,  5,
1
 1, (
der
1, (
der
1, , , , .
Syntagmen:
e. erhalten / fördern / machen, jm. e. verleihen
;
e
. (Subj.)
etw
. (z. B.
freiheit der menschen
)
enthalten / volbringen
, [wo]
sein, ire wonung haben, der gröste schaz auf erden, eine bastei wieder die feinde sein
;
jn. der e. ermanen
;
j. sich durch e. zusammenhalten, in e. dienen, jn. in e. leren / unterweisen, jn. zu der e. vermanen, etw
. (Subj.)
zu der e. dienen / helfen
;
die e. der christlichen gemeine, der länder
;
die äusserliche / brüderliche / bürgerliche / friedliche / friedsame / geistliche / leibliche e
.;
ein verderber / zerstreuer / zerteiler der e
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Es ist keine vester Mawer / als Einigkeit.
Luther, WA (
1520
):
wilchs vornunfft mags begreyffen, das geystliche eynickeit unnd leypliche eynickeit ein ding sey? Vil sein unter den Christen in der leyplichen vorsamlung unnd eynickeit, die doch mit sunden sich ausz der ynnerlichen, geystlichen eynickeyt schliessen.
Ebd. (
1539
):
Zu dienen mach uns all bereit | Jnn rechter lieb und einigkeit.
Ders., WA Br. (
1533
):
Gott [...] spricht selber, daß brüderliche Liebe und Einigkeit der größte Schatz auf Erden sei.
Köbler, Ref. Wormbs
323, 5
(
Worms
1499
):
das frid vn̄ einigkeit enthalten fryheit der menschen.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1603
):
so gibt doch gott immer zu zeiten einen solchen [...] keyser, damit die hoheit erhalten werde zu gut der religion und einigkeit der länder.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Leipzig
1537
):
So wuͤrdt Gott bald gnade geben, | [...] | Vnd vns verleihen eynickeit, | Die weren wuͤrdt in ewickeit.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
175r, 5
(
Leipzig
1588
):
So erfordert Gottes Ehre / vnd vnser eigen Wolfarth [...] das wir vns desto ehr vnd mehr / durch Lieb vnd Einigkeit zusammen halten.
Anderson u. a., Flugschrr.
24, 8, 13
([
Nürnb.
]
1525
):
Das wuͤrde [...] Burgerliche frydliche eynickeit / vnd alles gut furdern.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
129, 3
(
Nürnb.
1548
):
[das ein jedes gern recht haben / seinen kopff fuͤr den bestē achten / vnd vngern dem andern weychen wil] dienet nit zu einigkeit / sonder zu vneinigkeit.
Ebd.
131, 16
:
Das ist auch ein treffenliches stuͤck / das zur eynigkeyt sehr vil hilfft / wo ein weib auff jren Ehegemahel sihet / seines willens sich fleysset.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 273, 31
(
Hagenau
1534
):
Wo eynigkeyt ist / do wonet Gott.
Morrall, Mandev. Reiseb.
176, 4
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
von unserm schatz den wir habend in unserm land da woͤllend wir dir von sagen: das ist ainikait und fryd mit guͦtter frúntschafft an all boͤß list.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Wo einigkeit jhr wohnung hat / | Da gluͤcklich alle ding gehet von statt.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Do nun die ainikait zwischen des kunig und babst volpracht wart, zoch kunig Karll von Franckreich zu Rom aus gegen Napplas mit 40 tawsent man.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn ;
Küther, UB Frauensee
411, 26
;
Anderson u. a., a. a. O.
1, 11, 26
;
5, 4, 30
;
Kehrein, a. a. O. ;
Andreae. Ber. Nachtmal
35r, 1
;
Vgl. ferner s. v.  3,  3, .