2
herschaft,
selten
hirschaft,
die
;
-Ø/-en
, vereinzelt mit Umlaut des
a
:
-scheften
;
Bw zu .
1.
›(Ausübung von) Macht, (Befehls-)Gewalt (über jn. / etw.), Vorherrschaft, Autorität‹;
vgl.  1.
Bedeutungsverwandte:
(
der
5,  3; vgl. , (
das
),  678,  1, .
Syntagmen:
h. erkriegen / haben / kaufen, die h. über jn. haben, js. h. schirmen
;
die h.
(Subj.)
gros sein, ein ende nemen, zu nichte werden
;
sich der h. gebrauchen, jm. der h. vergönnen, js. h. lachen
;
jn. js. h. unterzwingen
;
gegen js. h. ziehen, in js. h. gehen / kommen, j.
(Subj.)
in seiner h. sitzen, etw. unter seine h. bringen, mit h. reichsen
;
gewalt und h.
;
h. mancher dinge, die h. der reussen / römer / tataren, der werke
;
aller welt, gottes h.
;
grosse / michele h., die götliche h
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz sich der tuvel also hoch | Kegen miner [Gottes] herschefte zoch.
Luther, WA (
1544
):
Da sie
[Bischöfe und Prediger]
auch sind uberreich worden von grossen stifftungen und Prebenden und darin gesessen in aller fuͤlle, haben sie selbs das Predigampt und Seelsorge lassen anstehen und sich der herrschafft gebraucht.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 44, 3
(Hs.
M. 14. Jh.
):
Ir hohen vürsten, secht, waz iu got habe gegeben: | groz gut, rich leben | und herschaft maniger dinge.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Die vleischmenger daichten an eren moit, | sy weren besser, off als goit | ind daichten ouch hirschaff erkrygen.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
1394
(
rib.
,
1444
):
do he hadde diener ind knechte, | Hadde hie ouch hierschaffie mit rechte.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ich [Jêsus] hân reht ze disem tempel und wil aleine dar inne sîn und hêrschaft dar inne hân.
Jostes, Eckhart
7, 1
(
14. Jh.
):
Di verstantnuzze keret sich weder an guͦt noch an minne noch an weizheit noch an herschaft.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Gegeben wirt im der sig | Uber den grozen kunig, | Michel herschaft her hie hat.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
30, 17
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
do wir künig Alexander aller werlt herschaft entenigten.
Strauch, Par. anime int.
127, 7
(
thür.
,
14. Jh.
):
gewalt und herschaft lit an zwein dingin, an vriheit und an vil gudir und schonir dinge, daz man di besitze in vride.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
zu dem weibe sprach dornoch got „[...] under deynes mannes gewalt saltu sein unde her ssal die herschaft obir dich habin.
Thür. Chron.
4v, 20
(
Mühlh.
1599
):
Marcomet der Türinger vnnd Sachssen Koͤnig / der brachte gar viel Landes vnter seine Herschaft von Westphalen bis in Boͤhemen / vnnd an die See.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
1, 20
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Dy herschaft der Tatarin di hub sich in dem tusintstin jare c und lxxxvij jare noch gotis geburte.
Franck, Klagbr.
230, 42
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
wie fallen verstürtzt in disen bodenlosen meerschlund ewig zu verschlinden zumal aller Adel / wappen / reychtum / gewalt / herrschaft / name / vnd alles was alle haben vnd vermoͤgen.
Ders., Decl.
346, 25
(
Nürnb.
1531
):
Also seind die voͤlcker Syracuse in die handt Marcelli vnd inn die herrschafft der Roͤmer komen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
e Got ie mentsch oder engel geschuͤf oder kain creature, do waz sin herschaft und sin vroͤde alz grôss als hút dis tages.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
er [keiser] solte wider richsen mit solichem gewalte unde herscheften als er wol 33 jor geton hette.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Herschaft, gewalt und maisterschaft | Si diner [Gottes] almæchtigen kraft.
Maaler (
Zürich
1561
):
Herrschaft vnd gewalt. [...] Jn einsi gwalt vnnd Herrschaft gon oder kommen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
er [...] saß in aller seiner herschaft, gewalt und ere inmaßen, als er vor ie geseßen was.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
zu derselbigen zeyt warn etlich, die hys man dy schueller; da wuerden etlich gross herren aus. Doch nam etlicher herschaft pald ein ennd.
Koller, Ref. Siegmunds ;
Meijboom, a. a. O.
1611
;
Quint, a. a. O. ; ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Strauch, a. a. O.
6, 31
;
v. Liliencron, a. a. O. ;
Anderson u. a., Flugschrr.
27, 5, 15
;
Schönbach, Adt. Pred. ;
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
9, 12
;
Franck, Klagbr.
225, 20
;
Wyss, Luz. Ostersp.
9246
;
Klein, Oswald
2, 35
;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
60, 7
;
Moscouia
B 2v, 19
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 49
.
Vgl. ferner s. v. , , (
das
1.
2.
›Herrschaftsgebiet, -bereich (auf ganz unterschiedlichen Ebenen); Hoheitsgebiet‹; speziell: ›Reich‹; ›Land‹; ›(geistliches oder weltliches) Fürstentum‹; ›Gerichtsbezirk‹; ›Stadt(-Gebiet)‹; ›Anwesen, Gut (eines Adligen)‹; eine eindeutige Zuordnung der Belege zu den einzelnen Bedeutungskomponenten ist nicht immer möglich; metonymisch zu 1.
Gehäuft Rechtstexte und Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
,
1
 2, I, 7, ,
1
(
das
3,  2,  8,  11, (
die
3; vgl.  5.
Syntagmen:
j.
(Subj.)
die h. erobern / inne haben, jm. die h. abtreten / entfremden / verkaufen
;
die h. in js. hand sein
;
unter fremde h. ziehen, aus / ausser der h. ziehen, etw. aus der h. verkaufen, in eine fremde h. austreten, ausserhalb der h. etw. machen lassen, mit einer h. vorlieb nemen, etw.
(z. B.
ein kloster
)
mit einer h. begaben, in einer h. begriffen werden / handeln / sitzen / wonen, erbteil haben, in js. h. die habe erfaren, j.
(Subj.)
zu einer h. gehören, in der h. freiheit / stätte haben, die marken
(Subj.)
zwischen den herschaften gehen
;
die andere / fremde / große / türkische h.
;
die güter der herschaft
.
Wortbildungen:
herschaftleute
›in einem Herrschaftsgebiet ansässige Leute‹,
herschaftpfleger
›Inhaber eines Verwaltungsamtes auf unterschiedlichen territorialen Ebenen (in den Belegen oft ein städtisches Amt) mit territorial wohl auch unterschiedlichen Aufgaben‹,
herschaftsamt
›zur Verwaltung eines Gebietes bestimmtes Amt‹ (a. 1583).

Belegblock:

Luther, WA Br. (
1542
):
ich bin ein landtkind in der herschaft zu Mansfeldt, dem es geburt, sein vatterland und lantshern zu lieben.
Kollnig, Weist. Schriesh.
187, 9
(
rhfrk.
,
1613
):
Welcher außer dießem flecken under frembde herrschaft zeucht, ist churfürstlicher Pfaltz den zehenden pfennig zu leisten schuldig.
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
daß er [Fuͤrst Sigismund Bathori] auff Vorbitte des Pabsts in Boͤhmen auffgenommen / und in den Herrn Stand daselbst gesetzet worden. Wo er mit den Herrschaften Lyssocopitz [...] und Hastenburg [...] vorlieb nehmen [...] muͤssen.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Der borggreve noch der richter [...] mogen keynem manne geweigern, vorspreche zcu syn dorumme, ab her usz eyme andern lande ist adir in eyner andern herschafft gesessen ist.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
41, 24
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Do ist ouch eyne groze stat Cangui, di hot in ir herschaft xxvij guter stete.
Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
332, 21
(
noobd.
,
1346
):
ist daz geschehen mit gûnst [...] hern Swiggers, der dez malz die herrschafft ze Graispach inn hêt.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
Von disen Troyern ist sither menig künigrich und herschaft worden und ufgestanden.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
15. Jh.
):
disß sind die marchen zwuͥschent beyden stetten Bernn vnd Lutzern, so da gand zwuͥschent iren beyden herschafften, landen, gerichten vnd gebieten.
Merz, Urk. Wildegg
120, 7
(
halem.
,
1556
):
Paul und Hanns Albrecht [...] mit sampt iren dwingsgnossen vnd andern gmeinden, herschaffttlüten des ampts Schenckenberg.
Morrall, Mandev. Reiseb.
84, 21
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Tartary ist gar ain groß herschafft.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
Neu erwölter rat zuͤ Ulm, und wie die ämpter ausgetailt worden seind anno 48. [...] Zwen herschaft pfleger: Stoffel Neidhart, Hanns Ehinger.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1612
):
Abzug von ererbtem guet. Item welche also außer der herrschaft ziehen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 46, 10
(
schwäb.
,
1639
):
Welcher hinfüro ausserhalb der herrschaft und bey frembden schreinern arbeit machen lässt, solle umb 4 fl gestrafft werden.
Wintterlin, a. a. O. (
schwäb.
,
1658
):
Da jemand [...] von der statt territorio und obrigkait in ein andere herrschaft außtretten.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
darumb all Venediger und ir unttertahn sollen haben in der Turkischen herschafft sichere freihait.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
das der keiser dasselb kloster begabt hat mit der herschaft Spitz, gelegen in der obern Wochaw.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
die Winden fielen in Baiern, den Aberen gefiel Welschland und Friaul, ietzo der Venediger herschaft.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
15.
/
16. Jh.
):
es schol niemant holz aus der herrschaft verkaufen an der herren und ires richters willen.
Ebd. (
1576
):
hat ain phandinhaber von den untertanen frembder herrschaften so darein treiben das aaßrecht abzunemen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1432
):
daz [...] etlich altsessen leüt in der herschaft Mattse als von aller lantschaft wegen derselben herschaft gesagt haben.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
137, 2
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
[H]ye sind vermerkt die gueter, nuczz vnd gult der herschaft czu Lunttenwurig mit irer czugehorung.
Koller, Ref. Siegmunds ;
Anderson u. a., Flugschrr.
15, 10, 30
;
Laufs, Reichskammergo.
146, 5
;
Froning, Alsf. Passionssp.
1179
;
v. Birken. Erzh. Österreich ;
Welti, a. a. O. ;
Rennefahrt, Gebiet Bern ;
ders., Recht Laupen ;
ders., Statut. Saanen ;
Gehring, a. a. O.
3, 571, 36
;
Koller, Reichsreg. Albr. II.
28, 6
;
228, 9
;
Herzog, Landsh. UB
313, 40
;
Hör, Urk. St. Veit
113, 15
;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
75, 11
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Wopfner, Urk. Agrargesch.
343, 1
;
Moscouia
B 2v, 46
;
Öst. Wb.
1, 194
.
Vgl. ferner s. v. , ,  3, .
3.
›Person oder Personengruppe, die jm. übergeordnet ist und einen Anspruch auf eine spezielle, rechtlich festgelegte Leistung hat‹; im einzelnen: ›Lehnsherr, Gutsherr‹; ›Hausherr, Haushaltsvorsteher‹; ›Dienstherr, Dienstgeber, Brotherr‹; in den Belegen sind die verschiedenen Bedeutungsaspekte nicht immer deutlich unterscheidbar;
vgl.  6810.
Gehäuft Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
 2,  6810.
Gegensätze:
 13,  37, .
Syntagmen:
j.
(Subj.)
die h. angelangen, h. haben
;
die h.
(Subj.)
etw. sehen / wollen, etw. aufsetzen / furen / verschaffen lassen, etw. für das ire behaben, einen knecht / schaden haben, getreide übrig haben, jm. zu recht helfen
;
der h. etw. klagen, frongeld entrichten, den rechtsspruch zuschicken, frevel / taler verfallen sein, der h. abscheu / diensthaft / treu sein, etw. schuldig sein, übel sprechen
;
etw.
(z. B.
ein dienstgut / zinsgut
)
von der h. zu lehen berüren, etw. hinter der h. tun
;
die gnädige / hohe / niedere h., die h. des haufens
;
der h. frommen / nutzen / untertan, der weingarten / weingartstok / zins, die gülte, das recht der h., bei strafe, mit willen / wissen, nach erkentnis, zu beförderung / wandel der h
.
Wortbildungen:
herschaftdienst
,
herschaftlich
1 (a. 1691),
herschaftrecht
›einem (Lehns-)Herren zu erbringende Leistung‹,
herschaftsuntertan
(17. Jh.),
herschaftzins
›(wohl an den Lehnsherrn) zu leistende Abgabe‹,
herschaftzinsrecht
.

Belegblock:

Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
51, 22
(
preuß.
,
1437
/
8
):
der scholcze ibidem czinset 2 m vor 4 freye huben, als lange die herschafft wil.
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 662, 4
(
preuß.
,
1521
):
Das auch die holtz- und aschbrache alhier [...] wie vor alter gewonheit gewest, gehalten wurde, und die herschafft [...] ir holtz hir zur bracke [...] auffsetzen liessen.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
1399
(
rib.
,
1444
):
So der eyn me knechte hait vur sich, | So syne herschaff merre is.
Kollnig, Weist. Schriesh.
273, 25
(
rhfrk.
,
1642
):
Auch haben sie gnädiger herrschaft niemalen kein frohngelt entrichtet.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
156, 13
(
omd.
,
1554
/
1633
):
die bergkrecht sagen, das der bergkmeister soll die gänge heißen bauen, wie recht ist, das der herrschaft nucz und fromme daran erkandt werde.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
91, 12
(
thür.
,
1474
):
zcinßgutter, die von andern herschafften zcu lehen beruren.
Mon. Boica, NF. (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
zinsz und guͤlte der herschaft uff dem lannde und in dem ampt zu Swabach, die jerlichen gefallen in den hernachgeschriben doͤrffern.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
90, 23
(
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
der hie wolle wonen oder burger werden, der sol herebrengen, das er [...] mit willen und wissen seiner herschaft und nachtbaren abgeschieden sey.
Ebd.
28, 9
(
1634
):
solchen weinzehet allezeit die herrschaft im herbst [...] uf ihren eigenen costen nacher Wurzburg haben verschaffen und fuhren lassen.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
Die knecht und mayde allesammen | Sollen sein irer herrschafft trew, | In not und angst nicht sein abschew | Sampt iren Kindn und irem gut.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1615
):
Hiemit aber woͤllend wir [...] ußbedinget haben, als namlichen herrschafft rechte und bodengülten oder bodensgerechtigkeit.
Es soll ein jede schuld ynzogen und gefertigt werden nach bruch und recht des grichts, [...], als boden- und herrschafftzinß nach boden- und herrschaftzinses recht.
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 220, 39
(
schwäb.
,
1447
/
8
):
Alz ich selb 4 zu Rotwil waz umb den ussspruch zwüschend her Wernher Murer gegen minr herschaft.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 768, 7
(
schwäb.
,
1622
):
welches uff daß ander würft oder schieß und velen wurde, der ist der herrschaft zween groß frevel verfallen.
Ebd.
3, 779, 36
:
wan der herrschaft untertonen [...] in die acht kommen und die acht- und verbißbrieffe uber in außgehet.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1653
):
wan ein haußgenoß wider hinweck ziehen will, ist er gn. herrschaft den abzug schuldig.
Jaspers, St. v. Landskron
116
(
Augsb.
1510
):
dienern die da genannt werden augendiener / so es ir herrschafft sicht so arbaiten sy sunst sten sy müsig.
Anderson u. a., Flugschrr.
23, 4, 4
([
Augsb.
]
1525
):
vnd beger zuͦ schayden [...] zwischen der Baurschafft / die da auffruͤrig gewest / [..] an ainem / Auch jren hohen vnnd nydern herrschafften / anders tayls.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
Swaz ein ehalt seines gearntz lons behabt mit dem rechten gen seiner herrschaft, dez sol man den ehalten wern dez selben tages mit pfant oder mit pfenning.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
sol man [...] den rechtspruch darüber seiner herschaft zueschikchen inner acht tagen und den zu ausred vodern.
Ebd. (
2. H. 15. Jh.
):
wär awer das ain richter ainem nicht wolt ain genuegen thuen, so möcht er di herschaft oder den herren angelangen.
Ebd. (
1618
):
soll die herrschaft allwegen einen knecht bei solchen abgeben haben.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1644
):
Zum achten werden sie sambentlich zu erster anfailung irer etwo verkaufenten weingartstöcken der herrschaft zu tuen bei straff ermant.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
53
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
So aber die Eltern oder Herrschaft solches gottlosen hauffens das nicht theten [...], Sollen sÿ [...] gestrafft werdenn.
Hilliger, Urb. St. Pantaleon ;
Froning, Alsf. Passionssp.
1018
;
Löscher, a. a. O.
157, 16
;
Mon. Boica, NF.
2, 1, 178, 19
;
304,
Anm. 1;
Dinklage, a. a. O.
45, 5
;
49, 35
;
Gille u. a., M. Beheim
123, 312
;
Köbler, Ref. Nürnberg
175, 12
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Gehring, a. a. O.
3, 774, 23
;
Wintterlin, a. a. O. ;
Anderson u. a., a. a. O.
23, 10, 5
;
Bastian u. a., Regensb. UB
107, 12
;
391, 2
;
Primisser, Suchenwirt ;
Hör, Urk. St. Veit
213, 15
;
Mell, Steir. Weinbergr.
130, 31
;
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
41, 8
.
4.
›Machthaber, Obrigkeit, Regierung (und Administration) jeweils ganz unterschiedlicher hierarchischer Ebenen‹; auch auf einzelne regierende Personen und (spezielle) Personengruppen bezogen: ›Landesherr‹; ›Kirchenfürst, Kirchenherr‹; ›Stadtherr; Ratsherr‹, ›Stadtrat, Ratsversammlung‹; ›Dorfherr‹;
vgl.  7.
Häufig Rechtstexte.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
die h.
(Subj.)
jm. folgen, sich etw. unterstehen, über jn. klagen,
[wo]
regieren / tirannisieren
;
das volk
(Subj.)
eine h. haben
;
etw.
(z. B.
die richterwal
)
der h. anständig ausfallen, etw. der h. zustehen
;
sich bei der h. beheben, in freundschaft mit der h. sein, etw. vor der h. austragen, etw.
(Subj.)
lehen von der h. sein, jm. eine forderung von der h. geschehen
;
die h. der stat
;
die h. Florenz, zu Beiern, von Österreich
;
die geistliche / gnädige / grausame / hochgräfliche / menschliche / natürliche / neue / oberste / schwere h.
;
mit willen der h
.
Wortbildungen:
herschaftlich
2.

Belegblock:

Luther, WA (
1520
):
ich lob die weltlichen hirschafften, die solchen ban und mißprauch yn yhren lendern und leuten nit leyden.
Ebd. (
1530
):
ob mir hier ynn kein herrschaft wil folgen und also die heimlichen geluͤbde nicht wuͤrden offentlich verdampt und auffgehaben.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Gubernatio. Regierung herschafft herschung gubernierung regiment.
Anderson u. a., Flugschrr.
22, 6, 34
([
Erfurt
]
1525
):
Also auch der yetzige oͤberkeit widerumb aus gnaden Gottes ist eingesetzt / vnd gleich ein newer koͤnig / ein new herrschafft.
Stahleder, Juliussp. Würzb.
227
(
nobd.
,
1550
):
wie einem fromen underthan gegen seiner herrschaft und ainigen obrigkeit zu thon gebürth.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Es seyen die tron oder die herschaft oder die fúrstenthuͦm oder die gewelt: durch in
[Gott]
vnd in im seind geschaffen alle ding.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1559
):
das si des gotzhus rechte eigne lüt sind und [...] einem herren abbt, tächan und convent als ir natürlichen herrschaft und rechten oberkeit huldung thuͦnd.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Wir haben [...] vor offt gemeldet / was nachteil vnser gnedigsten herrschafft von oͤsterich rc. vnserm gemeinen nutz an manschafft vnd sunst begegne.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1487
):
so hoffe [...] er [...], das [...] an einem offnen landtag vor der obresten herschaft darumb gericht da ußtragen werden sol.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1601
/
1788
):
daß ein burger [...] das drittemal aber sein burgerrecht verliehren, ein beisizer aber gleich das zweitemal des herrschaftlichen schuzes verlustiget und aus dem ort gescha(f)ft werden solle.
Anderson u. a., a. a. O.
23, 8, 25
([
Augsb.
]
1525
):
dieweyl sich die menschlich herrschafft vnderstanden hab / Gottes wort zuͦ regieren.
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 204, 26
(
moobd.
,
1381
):
Ez ist auch ze wizzen, daz die vorgenant muͤl vormalen lehen gewesen ist von der herschaft vnd dem herczogtum zu Bayern.
UB ob der Enns
10, 199, 17
(
moobd.
,
1383
):
Taten wir des nicht, so schullen [...] vnnserr geistleichen herschafft vnnd maisterschaft vber vns chlagen.
Vogel, Salb. Heiliggeistsp.
67, 23
(
moobd.
,
n. 1390
):
Daz ist die guelt [...], die geloest ist worden, alz vnser herschaft, darzue die stat ze rat vnd ueberain sind worden.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
18. Jh.
):
solche richterwal im fal sie denen herrschaften anständig ausgefallen.
Moscouia
C 4v, 5
(
Wien
1557
):
Es ist ain zweyfel / ob ain solch volckh ein solche schwaͤre Herrschafft haben mueß / oder ob die grausame Herrschafft ain solch vngeschickht volckh macht.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
280, 13
;
Nyberg, Birgittenkl.
2, 152, 31
;
Rauwolf. Raiß ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
UB ob der Enns
10, 620, 18
;
Thiel u. a., Urk. Münchsm.
226, 33
.
Vgl. ferner s. v.  1,  3,  1,  4,  3.
5.
›Regierungsmacht und -gewalt, Befugnisgewalt, Befugnisrecht; Gerichtsherrschaft (jeweils auf verschiedenen hierarchischen Ebenen)‹; im Unterschied zu 1 auf den institutionellen Bereich bezogen; metonymisch zu 4.
Bedeutungsverwandte:
, I, 2, (
das
4.
Syntagmen:
die h. geniessen / ledigen / lösen, j.
(Subj.)
die h.
[wo]
halten
;
die h.
(Subj.)
aus der krone ausgeflossen sein
;
jn. der h. entsetzen
;
die freie / ganze / volle h
.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
5, 14, 35
(
preuß.
,
1459
):
dasz das Land Preussen von alters her und die herschaft der creutziger doselbst wehre uszgeflossen usz der crone.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Den richen wirt eren gnug irboden durch ir herschaft.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
33, 17
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Sy sint ouch undirtan dem grozen chaam, des son do heldit dy herschaft.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
36, 23
(
schles.
,
1377
):
mit allin rechtin vnd herscheftin, freiheitin, frei Ros dinstes vnd allirlei andir dinste, bete, legir arunge vnd furunge.
Merz, Urk. Wildegg
39, 19
(
halem.
,
1437
):
setzen als vnderpfand ein [...] die vesti Habspurg, ouch mit twing vnd bann, luͥt vnd guͦt, zins, zechenden, nuͥczen vnd vellen vnd mit voller herschafft.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1524
):
Ain ieder herr des dorfs hat ain freie herrschaft, also das kain lantrichter oder scherg auf das aigen greifen soll in kainerlai sach.
v. Keller, Amadis ;
Bindewald, a. a. O.
10, 12
;
14, 13
;
Rennefahrt, Stadtr. Bern ; ;
UB ob der Enns
10, 265, 32
;
Hör, Urk. St. Veit
120, 17
;
221, 36
.
6.
›die höhere und herrschende soziale Schicht, die vornehme Gesellschaft, Standespersonen‹;
zu  11.
Gehäuft Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
1
(
der/das
12; vgl. .
Syntagmen:
die h.
(Subj.)
zusammen kommen, zu hof liegen,
[wo]
sein
;
die grosse h
.

Belegblock:

Knape, Messerschmidt. Bris.
15, 33
(
Frankf./M.
1559
):
der Hertzog lud Graff Willhelmen vnd die seinen / auch die gantz herrschafft vnd den Adel von Luca / inn sein herberg ghen Hof zu komen / zu dem nachtessen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
v. 1407
):
Anno domini 1396 umb pfingsten do kam in Ungern zu sammen di gröst herschaft, di leicht ie kain man gesechen het.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
auf sant Jacobs tag da was ain tag zu Nürnberg von des kaisers und von hertzog Ludwigs wegen von Bairn, do was große herschaft bei namen.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
also grosse herschaft lag stäts zuͦ hof.
7.
›Herrlichkeit, Würde, Größe, Vornehmheit‹; anschließbar an 6.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.

Belegblock:

Feudel, Evangelistar
1, 7
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Unde denne sullen sy sen kumende in den wolken des menschen sun mit grozer gewalt unde herschaft
[Luther 1545:
herrligkeit
].
Stackmann u. a., Frauenlob
14, 4, 6
(
nobd.
, Hs.
3. V. 15. Jh.
):
Wie well wir in herschaft genesen | an sie, die gar gehiuren, lieben?
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
die liebe sante Eilsabet so gar minnenrichliche gloriierte uf die künftige armuͦt, der sú sich in irre großen herschaft vermas.
Bihlmeyer, Seuse ;
Morrall, Mandev. Reiseb.
156, 16
.
8.
als Anrede / Titel von Vertretern der Obrigkeit / des Adels; anschließbar an 4.

Belegblock:

Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Darumb, das unser durchleuchtige herschaft ledigkhlich und frey gelassen hat dem genanten Turkischen kayser die stet Negropant, Sthalmene, [...] und Skutari.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
81
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
das wir mit wenig worten vil schliessen, sollen bemelte paw unnd Lonh(er)n dem Herrn Richter [...] vnnd seiner Herschafft nit allein alle sorg aufflegenn.
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 214
;
9.
›Einfluß, Wirkung‹; anschließbar an 1.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Der mâne hât hêrschaft über alle viuhte natûre.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
235v, 21
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
Ein weßerlichen druß kimet / von der herßsaft der kelde auf der / leber.
10.
›Personen und Sachen, über die j. rechtlich verfügen kann; Besitz, Eigentum‹.

Belegblock:

Feudel, Evangelistar
6, 2
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Her quam an sine herschaft unde dy synen namen en czu in nicht.
Goldammer, Paracelsus
5, 176, 30
(
1530
):
daß er [Christus] sich selbs den mentschen geben hat, sein leip, sein blut; also dieselbigen die seindt sein herrschaft.
Feudel, a. a. O.
44, 13
;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
15, 21
.
11.
›biblisches Zeitalter im Alten Testament‹.

Belegblock:

v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Hie endet sich die ander herschafft.
12.
›Feier, Fest‹.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
2. H. 15. Jh.
):
Da man schrieb 1380 da war eine grosse brautlauf und herrschaft zu Isenburg.
13.
wohl: ›Engelschor‹;
vgl.  4.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Strauch, Par. anime int.
114, 11
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz bekentnisse glichit sich den englin, der herschaft ist geteilit in dru.
Ebd.
51, 26
.
14.
›obrigkeitliches Amt, Amtsausübung‹; metonymisch: ›Zeit der Amtsausübung‹; anschließbar an 4 und 5.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
So der vrone bote von deme konige [...] wirt gekoren, So sal her [...] dar vf sweren, daz her siner herschefte getruͦwe si.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
do die seynen [...] weder qwomen unde sageten von seyme [Gunthir von Swarzburgk] snellen tode unde seyner kortzin herschaft.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. , Anm. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
zuvor ich die besagte herrschaft von dem wolgebornen herren [...] abgeledigt und angetretten.
Große, a. a. O. .
15.
›Vorrang‹.

Belegblock:

Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
erselb ist ein haubt des leibes der kirchen der do ist ein anuang ein erstgeborner von den totten: das erselb sey haltent die herschaft
[Luther 1445:
Furgang
]
in allen dingen.