geschrei,
das
, vereinzelt
der
;
-(e)s/–
;
Etymologie: im s. v.
geschrî
einige frnhd. Belege, die nachträgliche Anlehnung von
geschrei
(zu mhd.
geschrei
; ) an das Verb
mhd.
schrîen
zeigen.
1.
›Geschrei, vorwiegend durch den Menschen verursachtes, auffallend lautes, daher als unangenehm wahrgenommenes, auch das normale soziale Miteinander störendes Rufen, Schreien, Brüllen; lärmende Veranstaltung‹; ütr.: ›das Rufen, Mahnen der inneren Stimme‹; selten: ›einzelner (schnell vergehender) Laut; mechanisch zustande gekommener Lärm‹.
Gewisse Beleghäufung für Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Phraseme:
viel / wenig geschrei (aus etw.) machen
›viel, wenig Aufhebens von etw. machen‹;
zum geschrei jagen
›mit dem Gebrülle von Jagdhelfern jagen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2, ,  12 (subst.),  1,  23,  1, ,  1,
1
(
der
),
1
,
1
,  1,
1
 1, ; vgl.  1.
Syntagmen:
g. auslassen / machen / treiben / tun / hören, (nicht) gestalten
;
das g. übel lauten / tönen, das g. gros sein, erschallen / vorüberfaren, von jm. gehen, zum himmel aufhin gehen, von jm. fern sein, nicht lange wären
;
mit g. verschwinden, etw. mit g. geschehen, von einem g. erwachen
;
das g. der sele / begierde, des -tanzes
;
das fröliche / grausame / gräsliche / grosse
(vielfach)
/ greuliche / jämmerliche / hellische g
.
Wortbildungen
geschreiig
(dazu bdv.: , Adj., 1).

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1409
):
9 fird., [...], als sy ken Osterrode zum geschrey jageten.
Luther, WA (
1518
):
itzunder setzen wir unsern trost, unser seligkeit alleyn in vil geschrey, gepleppere, geplerre, und gesenge.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 32, 17
(
Wittenb.
1545
):
Da nu Josua höret des Volcks geschrey
[
Mentel
1
1475:
wuff
,
Eck
1537:
getümel
]
/ das sie jauchzeten / sprach er zu Mose / Es ist ein geschrey
(dies eher zu 5)
im Lager wie im streit. Er antwortet / Es ist nicht ein geschrey gegen ander / dere die obligen vnd vnterligen / sondern ich hoͤre ein geschrey eins Singentantzs.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
530, 748
(
Magdeb.
1608
):
Da war der arm Topff gar entzwey / | Verschied mit eim grossen geschrey.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
83, 37
(
omd.
,
1487
):
dÿe weil er noch redte, ist plutzlich ein grau̇sam geschreij Jn der lu̇ft gleich als lawen Beren wolffe, gehewle irschallet vnd der Ju̇nglink [...] von den teu̇ffeln mit greslichem geschreÿ an dÿe stadt der pein gefu̇rtt.
Böhme, Morg.R.
15, 28
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
es ist alles dahin gefahren wie ein schatten und wie ein geschrey das voruͤber fehret.
Gille u. a., M. Beheim
224, 11
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ir [juden] went, das got geneme sey | euer heülen und helsch geschrey.
Voc. Teut.-Lat.
m iiijv
(
Nürnb.
1482
):
Geschrayiger oder loter.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
121, 12
(
Nürnb.
1548
):
Auff den Bletzen / in gassen / da der hauff vn̄ das geschrey / die vnzucht vnd der mutwil am groͤsten ist / finden sie sich mit geschrey / mit vnzucht / mit schelten / mit fluchen / mit schambaren groben worten.
Menge, Laufenb. Reg.
4513
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
singe darzuͦ ein süße wyse | Gar senfteclich nit mit geschrey.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
do die burgere sohent den bischof fliehen, do wart ein großer geschre uber in.
Schmidt, Rud. v. Biberach
34, 12
(
whalem.
,
1345
/
60
):
So wir volkomenlicher sin wort inwendeklich hoͤren, so wir me werden keret von geschreige vsser dingen begirde.
Ebd.
37, 11
:
Wan der sel geschrei ist ir begirde.
Stammler, Berner Weltger.
183
(
ohalem.
,
1465
):
Ein stein an den andren schlat; | Ein grülich geschrey von jnen gat.
Wyss, Luz. Ostersp.
7001
(
Luzern
1545
):
Judas. Machend wenig gschrey dorus! | er isst ietz znacht in einem hus.
Sappler, H. Kaufringer
3, 155
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
er [übeltätiger man] treibt ietzo gros geschrai: | er gäb darumb nicht ain ai, | ob er auf dem freithof forn | mich machet hie ze ainem torn | ob dem hailigen altar.
Anderson u. a., Flugschrr.
29, 10, 5
([
Augsb.
]
1524
):
Alle bitterkait vnd grim͂ / vnd zorn / vñ geschray vnd lesterung sey ferr von euch.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
die redlichen paurengesellen [...] habent nit ful geschrays darauß gemacht.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
Von dem geschray vor dem rechten. Si habent auch erfunden und gesetzet durch frum armer und reicher, daz unnuͤtz geschray wirt verpoten, daz dann aller maenchleich vor dem rechten still sey und sweig.
Klein, Oswald
54, 1
(
oobd.
,
um 1408
?):
Frölich geschrai so well wir machen, lachen, | swachen den zwar, der uns nicht gevellt.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
87, 5
(
tir.
,
1464
):
Die [...] hueb an zu schreien mit lauter stimmen, das von irem geschrai iederman erwachet.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
54
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
das ein Ied(er) gastgeb [...] In die nacht khain gross gefress, getrenckh, gesang, geschray, spil noch getanntz [...] gestatten sol.
Wunderlich, Fierrabr.
121, 30
;
Strauch, Par. anime int.
35, 19
;
Opel, Spittendorf ;
Harms u. a., Alberus. Fabeln
104, 32
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Franck, Decl.
336, 21
;
Roloff, Brant. Tsp.
1812
;
Wickram
4, 15, 1
;
Wyss, a. a. O.
3431
;
Rieder, Gottesfr. ;
Sappler, a. a. O.
18, 173
;
Brandstetter, Wigoleis
199, 13
;
Klein, a. a. O.
21, 3
.
Vgl. ferner s. v.  15,  5.
2.
›lautes, prahlerisches Benehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , ,  1,
2
, .

Belegblock:

Dedekind/Scheidt. Grob.
184, 12
(
Worms
1551
):
Allzeit behalt mit ernst die zwey / | Das weinglaß vnd das groͤst geschrey.
Lemmer, Brant. Narrensch.
19, 53
(
Basel
1494
):
Welch machen groß geschrey vnd braht | Die lobt man yetz vnd hat jr acht.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Gut geschrey vnd bar gelt / Jst das best in dieser Welt.
Bey grossem geschrey ist wenig klugheit. Es ist nichts hinder vil geschrey / ein stim͂ vnd gedoͤn bleibt es [...]. Das geschrey ist bey manchem das groͤste.
3.
›lautes Wehklagen, Jammern des Menschen über körperlichen, psychischen, seelischen Schmerz infolge von Kriegsgrausamkeiten, des Todes von Angehörigen, verhängter Strafen, der Gottferne und der Höllenqualen der Seele (letzteres dicht belegt); Hilferuf nach Glaubensgewißheit‹.
Gewisse Beleghäufung für Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
,  3,  1, , (subst.); vgl.  3.
Syntagmen:
ein g. hören
(mehrfach)
/ vernemen
;
ein g
. (Subj.)
aufstehen
›sich erheben‹,
sich heben, gros werden, unmeslich sein
;
sich von dem g. entziehen
;
das g. der sorge / betrübde, der sünden, des gleisners, des bekümmerten / betrübten / verdamten / verfluchten menschen
(jeweils genitivus subjectivus),
das g. des unglüks
(genitivus objectivus);
das glük im glauben, im gewissen
;
das elende / grosse / innerliche / jämmerliche / stumme g
.;
das g. um / über jn
.;
die stimme des geschreies
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
von der nôt | sich ein grôz geschrei hûb.
Luther, WA (
1517
):
eyn geystarme seele die nichts mehr hat, dan das geschrey, flehen und bitten yn festem glauben.
Ebd. (
1517
):
Geschrey ist nit anders, dan eyn seer starcks ernstlichs begyr der gnaden gottis.
Ebd. (
1524
):
wie Gott auff seiner Heiligen Elend, Not, Anfechtung, [...] ein aug hab, darauff sehe, ir geschrey, Seufftzen und Gebet erhoͤre.
Ders. Hl. Schrifft.
Jer. 4, 31
(
Wittenb.
1545
):
ich höre ein geschrey [...] der tochter Zion / die da klagt / vnd die hende auswirfft.
Ebd.
Mt. 2, 18
:
Auff den Gebirge hat man ein geschrey gehöret / viel klagens / weinens vnd heulens.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
164, 3705
(
Magdeb.
1608
):
Deren [verfluchte Menschen] geschrey er hoͤrt von fern / | Als wenns viel tausent Katzen wern.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Got vernymt nicht syn [glyssenere] gescreyge, | Wan den sunder mancherleige | Not und angest uberdrebt.
Langen, Myst. Leben
155, 5
(
nobd.
,
1463
):
daz ein andechtiger man / hat ainsten gehort von einer / sel ein jemerlich clag vnd ge / schray, vnd so er fragt, waz das wer, wart im geantwurt: Ich / bin ein sel eins verdampten / menschen vnd weclag mein / vnselig verdampnuß.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
14va, 4
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
die heilgen weissagen vnd di veter / verdie͂ten daz mit irm heiligen leben mit irr senlichen qual vnd mit irm geschrey mit kestigvnge irs lebens.
Thiele, Minner. II,
7, 298
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
unheill det auch sin stür | mit senen mancherley, | in unglucks geschrey | myn frewd was uberwegen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
so stet dicke in ime [mensche] uf ein gruwelich urteil und geschrei úber sich selber, und versencket sich danne der mensche in die helle oder in gruwelich vegefúr.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
74, 25
(
els.
,
1362
):
Die stimme des weinendes vnd des geschreies der milten muͦter wart gehoͤrt in dem obersten himel.
Schib, H. Stockar
55, 15
(
halem.
,
1519
):
da was ain gros geschrag und wanien um ieren fatter in disem hus.
Palmer, Tondolus ;
Karsten, a. a. O. ;
Gille u. a., M. Beheim
99, 529
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
142
;
Williams u. a., a. a. O.
628, 32
;
Koller, Ref. Siegmunds ; ;
Schmidt, Rud. v. Biberach
88, 8
;
Adrian, Saelden Hort
890
;
Vgl. ferner s. v.
1
 1, (V.) 1.
4.
›aufruhrverdächtiger, mit der Zusammenrottung von Menschen einhergehender, zur Störung der Ordnung und damit zu sozialer Unruhe tendierender Lärm, Tumult, empörungsähnlicher Auflauf‹.
Syntagmen:
das g. lassen, ein g. ins volk bringen
;
das g. (gros) werden, sich machen
›entstehen‹;
das g. der laster / sünden
(ütr.),
das ungeheure g
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
geproͤschel gethemmer getuͤmmel geruͤmmel geträppel rhuͦmor gemurmel geschrey geruͤff.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
Unde wart ein groß rumor unde geschrei zu Butzbach unde zogen zu velde mit dem vurgenanten greben.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
dô Pilâtus sach daz her nichtes nicht inschaffete, abir daz daz geschrei
[
Mentel
um 1470:
wuff
,
1
1475:
aufflauff
,
2
1475:
geschrai
,
Luther
1545:
getümel
]
wart grôzir, dô nam her wazzir und twuͦc sîne hende vor dem volke.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
95, 28
(
nobd.
,
1409
):
Wer es auch, das sich ein geschrey in der zente zu Remlingen mechte oder erhube, wurden sich dann die amptlute dorumb zweien, so sal man dem stabe, [...] nochfolgen als weyte, als die zente zu Remlingen get.
Warnock, Pred. Paulis
10, 222
(
önalem.
,
1490
/
4
):
waz ist nútz, daz der mensch uswendig schwyget und aber inwendig im hertzen est tumultus viciorum, da ist daz geschray der laster und der súnden?
Anderson u. a., Flugschrr.
28, 5, 24
([
Augsb.
]
1524
):
es wissens nur vnser vier / die moͤchten vns vileicht ain geschray ins volck pringen.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Klein, Oswald
105, 79
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Vgl. ferner s. v.  2,  8,  1,
2
 5.
5.
›Kampfruf beim Angriff; Feld-, Schlachtgeschrei‹; auch ›Losung, Erkennungsruf‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  2, (
der
2.
Syntagmen:
ane g
. [wohin]
faren, mit g. aufspringen, jn. mit g. anrennen, mit g. in jn. laufen
;
das grosse g
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
dô dî vom Cristburc wàrn | dâhin gejait mit irin scharn | [...] | zu des geschreiis lûdere.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
ein gluͤckliches Geschrey vnd Anfang thut viel zu gutem Ende des kriegs.
Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1524
):
es sol auch euer loß sein, damit wir uns unter einander erkenten, ,pfründ‘, und das geschrei ,schöne weiber‘. des gleichen wöllen wir haben ,golt‘, das geschrei ,plündern, plündern‘.
Pyritz, Minneburg
3646
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Ir sturm waz mit großem geschreye. | Ir banir velt vil garbe | Waz von zobel totlich varbe.
Ebd.
3656
:
Zu den kom gefarn swinde | An geschrey ein swigend gesinde.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
101, 25
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Vnd soll ,Burgunde‘ etc. vnser geschrey, vnd ,vnser liebe fraw‘ vnser losung, [...] sein.
Gille u. a., M. Beheim
453, 247
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Mit aim geschrai lieffen in sie. | da die drei graven lagen hie, | Hub sich stechen und slachen.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
420, 2
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Do Troyer das vernamen, | do ward ein sölich geschray: | ob perg, gevild zue samen | geschriren hiet, kawm wurd ein sölicher hay!
Fichtner, a. a. O.
488, 6
.
Vgl. ferner s. v.  1.
6.
›Aufruf einer Instanz zur Verkündung von Nachrichten, zur Vorladung bei Gericht, zur Erbringung von Leistungen‹; auch ›Hilferuf in Not Geratener‹; ›Warnruf, der das Nahen des Feindes ankündigt‹; ›Verkündigungsruf heilsgeschichtlicher Fakten‹; im einzelnen erscheinen in den Quellen (einschließlich der historischen Wörterbücher): obrigkeitliche Versammlungsaufrufe, Gebote zur Heeresfolge, zur Stellung von Verdächtigen, Mitteilungen (z. B. von neuen Erzfunden), gerichtliche Ladungen, Jagdaufgebote, Gantrufe; vereinzelt begegnen zugehörige Metonymien.
Vielfach Rechts- und Wirtschaftstexte.
Syntagmen:
ein g
. (Subj.)
kommen / werden
;
etw
. (z. B.
das bergwerk
)
in das g. kommen, auf ein g. kommen
›einer Vorladung folgen‹,
zu dem g. kommen / laufen, jn. zu dem g. fordern, etw. mit g. verkünden / verneuen
;
das g. des ausrufers
;
das gemeine / offene / weite / dritte g
.;
die stat mit allen geschreien
.
Wortbildungen:
geschreigeld
›dem Weibel schuldige Gebühr infolge Nichterscheinens nach dreimaligem Aufruf‹ (o. J.).

Belegblock:

es ist nit auffgangen noch offentlich vorkundigt, denn alleyn durchs Euangelium; darumb ist auch das Euangelium eyn geschrey von gottlicher klarheytt und herlickeyt.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1346
):
item sint der vrouwen lude van Burbach schuldig zu unserm hornbrast, zu unserm hogerehte, zu unserm gescreie zu comen und zu loifene.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1530
):
wer es das ein geschrei keme und das sich gebürt us zu ziehn, so sol man zu stunt zu dem zentgrefen zum nechsten zu ziehen und sol demselben nach volgen.
Veith, Bwb. (
1548
):
Nach gegebener Freyheit vnd ordnung ist das Bergwerck in ein weyt geschrey kommen.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
95, 12
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wan ein geschrey kumpt, so soll man die zwem theyll der spis nebenneinanderfurn, vnd die helmparten vnd panner mittenn doreinstossenn.
Mon. Boica, NF. (
nobd.
,
1414
):
Dorczu und dorein gehoren alle und igliche hernachgeschriben guter, mit namen: die stat zu Langenczenne mit allen eren, wirdicheiten, rechten, gerichten, herschefften, wildpann, vogtey, geschreyen
[kaum sicher interpretierbar],
eygenthumm.
Voc. Teut.-Lat.
m iiijv
(
Nürnb.
1482
):
Geschray der schiffleute so sie in noten sind od’ ein yglich not geschray.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1404
):
Weler ouch ein pfande usgevertiget hat und verkouffet, der sol das dritte geschrey und den verkouff, [...], dem schuldner [...] verkuͥnden.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
vnd jetz uff dem dritten gericht lesten vnd dritten geschrey nit komen werin, das man denn die egnanten [...] in den vnfriden verruͤffen soͤlt.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
1441
):
si ernúwren ouch soͤlichs mit geschrey und in offenem ruͦff und dz man wúsz, dz man solichs halten soͤll.
Vgl. ferner s. v. .
7.
›Geschrei, Gebrüll, als unartikuliert und laut klassifizierte Stimme größerer Tiere‹.
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl. .
Syntagmen:
von dem g. erschrecken
, [ein Tier]
mit g. aufzücken
;
das geschrei der hunde / tiere / vögel
;
das ungestüme g
.;
die schafe in irem g
.
Redensart
gros geschrei und wenig wolle
(zur Motivation:
Röhrich, Lex. sprichw. Raa.
1973
, Bd. 1, 323f.); man vgl. auch die Varianten in den Belegen!

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
Bey yme ist viel geschrey und wenig warheit, Dorumb, wenn er ein mael außgebilt, ßo schweigt er wol.
Ebd. (
um 1535
):
Gros geschrey vnd wenig wolle.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
38, 25
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
der lewe von vurchte und von der hunde geschrey kerit her sich nicht umme kegin deme geschozze.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Der leb aüf rückt, | Sein jüngen gancz verdruckt, | Die er mit stim, geschrey aüf zückt.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
246, 11
(
els.
,
1362
):
ein gros gerichte maniger hande wilder tier. Von dem vngestuͤmen geschrei erschrag er.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Je mehr wort, je minder Werck; je mehr geschrey, je minder Woll.
Lauater. Gespaͤnste
37r, 24
(
Zürich
1578
):
Als einer hoͤrt ratzen / katze͂ / yltis / marder / anderer thieren gschrey.
Maaler (
Zürich
1561
):
Weyssager [...] / für nemlich auß dem geschrey oder flug der voͤglen.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Das, e, auch mit dem athem vnd nider getruckter zungē. Disen laut gebē die Gayß und Schaff in jrem geschray.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
es ist ain gross geschrai damit gewesen, wie sie sollich particular ufgericht, iedoch, wie man sagt, wenig wollen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Ein geschrey von Rossen hoͤren.
Barack, a. a. O. .
Vgl. ferner s. v.  1, .
8.
›aus einem bestimmten Grund (z. B. wegen Einbruchs, Diebstahls, einer zugefügten Verletzung, eines todeswürdigen Verbrechens, auch wegen unerlaubten oder nicht regelgemäßen Überschreitens der Verwaltungs-, Rechts-, Gerichts-, Territorialgrenze) an einen Verdächtigen / Delinquenten gerichteter, von anderen übernommener und nach bestimmten Regeln weitergegebener Anruf innerhalb eines Beschreiungsrituals, verbunden mit der Überstellung an das zuständige Gericht oder eine befugte obrigkeitliche Instanz‹.
Überwiegend Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
 3,  2; vgl.  2,  3, .
Syntagmen:
das g. hören / reiten / vernemen
,
ein g. (an / über jn., aus etw.) machen, sein g. verändern
›mit veränderter Stimme wiederholen‹;
das g
. [wie]
lauten, ein g. werden
;
dem g. nachfolgen
;
an dem g. volkommen sein, sich an dem g. (dicke) erholen, keine holung an dem g. haben, jn. ane / mit g. (vor)brengen, ane g. nicht an jn. greifen, mit g. an das gericht kommen, jn. mit g. in den stok antworten, vor gericht, zu stocke bringen, vor dem schultheissen beklagen, bei seinem leben beklagen, etw. zu g. bringen
;
das g. der feinde
›Gegner‹.
Wortbildungen:
geschreigenosse
›das
geschrei
mitvollziehende Person und insofern Zeuge‹ (o. J.),
geschreileute
(analog; 16. Jh.).

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
177, 8
(
thür.
,
1474
):
Hat Jorge Beher den genanten Petern Thenner zcum andern mal vor halsgerichte geladen, syne sache unde geschreye vorandert unde obir (yn) daz czoytergeschreye als obir sin vorrether geruffen.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
So mac he vregen eines urteiles: wi dicke he sich irholen sulle an dem geschreie. So sal man teilen: he sulle keine holunge nicht haben an dem geschreie.
Aber eins: „Cetar uber einen Heinrich, der minen vrunt Cunrat gewunt unde gewatschart hat“. Schriet he also, so ist he rechte volkumen an dem geschreie.
So sal he vregen eines urteiles: ab he selbesibende sin sulle oder ab he siben man zu im haben sulle. So sal man teilen: he sulle haben siben man ane in. So sal he biten eines urteiles: wi manicher under den sibenen gesten sulle, daz he volkumen si an dem geschreie. So sal man teilen: wenne dri man gesten uz den sibenen, so si he volkummen.
Stackmann u. a., Frauenlob
3, 30, 3
(Hs. ˹
omd.
/
schles.
,
14. Jh.
˺):
Wa lit triuwer rat, geschreie, | wa lit züchtic purpur, artic side?
[s.
Stackmann
u. a., Wb. zur Gött. Frauenlob-Ausg. 1990, 117: ›Gerüfte zur „Hilfspflicht, nämlich zur Eingehung eines Minneverhältnisses‹]
.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
47, 21
(
nobd.
,
1465
):
so sullen sie in [schedlich personn] vhor mittag dohin antwurten in des reichs stock mit geschrei.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
So aber der dieb mit gemeltem ersten diebstal, [...], betretten wuͤrdet oder ein geschrey, nacheyl oder auffrur machet [...] ist ein offner diebstal.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 723, 26
(
schwäb.
,
1585
):
so auch sie oder jemandts anderer im zuelaufen oder sonst beim feür oder anderstwa jemandts argwenisch befunden, sollen sie über denselben von stund an ain geschray machen, den beyfangen und der herrschaft überantworten.
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
7, 41
(
moobd.
,
1415
):
ob ain pürger ainen ze tad slecht oder sticht, ist er vns guet vmb czway vnd dreissikch pfündt pfennig ze wandel, so schol vnser richter an geschray seiner veint nach im nicht greiffen vnd schol auch sein leib vnd guet damit gefreyet sein.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
um 1400
):
kem ain rechter deup und prech aim sein ere und auf sein güt, so schol ain nachpawr mit dem anderen auf sein ob das geschrai würd, und schullen in vachen mit slegen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1625
):
ob verpundn leit im gericht [...] nit recht weg oder steeg giengen, die soll man fragen, was ir vorhaben wär oder wohin sie wolten, gaben sie nit rechten beschaid oder thäten sich nit melden, soll man ain geschrei an si machen, anfallen und dem gericht antworten.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1478
):
ob icht leut kæmen dasselb unser lantgericht zu beschedigen, wer das gewar wurde, der soll das zu geschrai bringen.
Ebd. (
1565
/
81
):
wer des innen wurd, das nicht an ein gericht brächt, oder ob ein richter zu ferr wär, und nicht ein geschrai darauss machet, damit jederman zuelüff, und solch leut in gefänknuss derselben herrschaft oder gericht prächt [...], der ist zu peen verfallen leib und guet auf gnadt.
Grosch u. a., a. a. O.
179, 18
;
Ermisch, a. a. O. ; ;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Dinklage, a. a. O.
26, 12
;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ;
Siegel u. a., a. a. O. ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
9.
›Leumund, Ruf, positiv oder negativ bewertende Einschätzung e. P. durch die Gemeinschaft; mit der Einschätzung einhergehendes öffentliches Ansehen‹; teils mit Tendenz zur Metonymie: ›Inhalt der Einschätzung (z. B. Ruhm)‹; bei M.
Luther
mit Bezug auf Christus, dann: ›hohe Ehre, Glanz der Lichtgestalt‹; vereinzelt auch auf Sachverhalte bezogen.
Phraseme:
das böse / gute geschrei
›der schlechte / gute Leumund‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  3,  4,  1,
1
 2, (
der
4,  4,  4, (
der
4.
Syntagmen:
ein g. gewinnen / kriegen / verlieren / haben
;
ein g. untergehen, auf jn. erwachsen
›über jn. entstehen‹,
aus dem finsteren hervor treten, jn. zum buben machen, des geschreies schweigen
;
das g. Christi
;
das gemeine / helle / herliche / laute g
.;
des geschreies flug
(poetisch).

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
die herlickeyt der person ist der brun, ßonne unnd grund seyneß herlichen geschreyes. Und das geschrey ist seyn glantz von solcher herlickeytt, dadurch er beruffen, berumpt, bekandt und herlich geacht wirt.
wenn eym sein geschray und guͦt gerücht undergeet, so mainen die leütte, es werde nimmer mer widerkommen.
Ebd. (
1532
):
wo sie etwas unrechts gethan und ein boͤse geschrey kriegten.
Ebd. (
um 1535
):
Hat das gemein̂ geschrey verloren
(›hat die Achtung des Volkes verloren‹).
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Fama. Luͤmbd leumbd leymat geruͤcht ruff geschrey.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
wen das Geschrey zum Buben macht | sein Lebenlang bleibt er veracht.
Lappenberg, Fleming. Ged. (
1631
):
dardurch ein ganzes Land nicht schlechten Aufwachs nimmt, | wenn es zugleich mit ihm bis ans Gestirne klimmt | durch des Geschreies Flug.
Stoltzius, Chym. Lustg. (
Frankf./M.
1624
):
So tritt das Gschrey doch jetzt herfuͤr | Außm Finstrn / vnd lobt jhn nach gebuͤhr.
Schottenloher, Flugschrr.
76, 31
(
Bamb.
1523
):
Ich schweig des lobs und güten geschray, | Das allenthalben mancherlay | [...] | Sein namen weydt auß breyttet hott.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Wie wol der Roͤmsch ablasgwerb durch oberzaͤlte des Luthers handlung ieztan an vil enden anhuͦb ein boͤs gschrei gewinnen.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Die hetten ayn böß geschray allenthalben in zwayen oder treyen meylen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Es ist einer bald in ein boͤß geschrey kommen / er ist aber nicht so leicht wider herauß bracht.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Aelius Donatus, [...], hat auch diser zeit zu Rom schuel gehalten, ist in grossen êren und geschrai gewesen.
Mieder, a. a. O. ;
Jerouschek, Nürnb. Hexenh.
1r, 31
;
11v, 28
;
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 254, 7
.
Vgl. ferner s. v. .
10.
›Gerücht, kaum verbürgte, dennoch einen im einzelnen unterschiedlichen Wahrheitskern aufweisende, sich schnell ausbreitende, überall umlaufende, meist beunruhigende Rede‹; je nach dem Grad der Verbürgung teils ›Gerede, Klatsch‹, teils ›Nachricht‹, auch (bei M.
Luther
): ›frohe Botschaft, Evangelium‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, ,
1
,  4,  3, ,
1
 3, (
die
4,  4, ; vgl.
1
 3, , (
das
3, ,  4, ,  3.
Syntagmen:
ein g. ausbringen / aussprechen / ausspreiten / vernemen / hören
;
das g
. (Subj.)
ausbrechen / betriegen / werden / zunemen, sich ausspreiten
, ˹[wohin]
ausgehen / erschallen / kommen
˺
, durch die welt dringen
, [wo]
laufen, das g. der warheit selten beistehen,
˹
das g. ausgehen / umgehen / werden
, jeweils + Hauptsatz im Konj.˺,
das g. ausgehen / sein, das [...], kommen, wie [...], kommen / werden, wie das [...]
;
j. in einem g. sein
;
das g. über jn., von etw. / jm
.;
das böse / erlogene / gemeine / glaubliche / grosse / gute / neue g
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Das Euangelium ist ein geschrey von Christo Jesu unnd von keinem andern, er ist allein got.
Ebd. (
1544
):
also dieser rhum und geschrey von Christo, davon dis Euangelium sagt, das es in das gantze Land erschollen sey, uns zu trost und freuden furgeschrieben ist.
Anfenglich lobet er die Colosser und sagt, wie er hab ein seer gut geschrey von jnen gehoͤrt.
Ebd. (
1539
):
Es haben uns bis daher so mancherley neue zeitung und geschrey von der Türcken anzug endlich jrre gemacht.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 15, 16
(
Wittenb.
1545
):
da das geschrey kam in Pharao haus / das Josephs brüder komen weren / gefiel es Pharao wol.
Ebd.
1. Kor. 5, 1
:
Es gehet ein gemein geschrey / Das Hurerey vnter euch ist.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Fama. Geruͤcht geschrey hoͤrsag mär rumor gassenred.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Das Geschrey ist wie ein falscher Spiegel / der offt ein Ding recht / offt gantz falsch zeigt. 2. Geschrey macht den Wolff groͤsser / als er ist
[dies Letztere auch zu 2 oder 7 stellbar].
Geschrey hat offt betrogen / vnd offt hats nicht gelogen. 15. Hoͤren sagen / ist halb erlogen.
Ebd. :
Das Geschrei steht selten der Warheit bey.
Maaler (
Zürich
1561
):
Man Sagt gemeilich daß / Es kommend geschrey oder maͤre daß.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Also kam daz gschrey inn alle land untz gen Romm.
Dreckmann, H. Mair. Troja
30, 14
(
oschwäb.
,
1393
):
do ward in dem land ze stund ain geschray, wie daz ain frömd volk wär bi dem mer.
Chron. Augsb. Anm. 2 (
schwäb.
, zu
1546
):
daß sie bei vorigem irem gelübd leib und gut aus diser stat nit verwenden, [...] und gedachtem Paumgartner, [...], kain zeitung oder geschrai, sie seien für oder wider gemaine, christliche stende und dise stat Augspurg, nit schreiben.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Ein boͤß geschrey kompt baldt weit auß. [...]
[dort weitere Sprichwörter].
Moscouia
D 1r, 38
(
Wien
1557
):
pald so wird ain geschray / die Salomea im Closter sey schwanger.
Qu. Brassó
4, 30, 13
(
siebenb.
,
1603
/
20
, Hs. 
v. 1761
):
Indem so kommt das Geschrei, wie dass die Haiduken, von Gabor gesandt, vorhanden wären.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe ;
Mieder, a. a. O. ;
Lappenberg, Fleming. Ged. ;
Bell, G. Hager
167, 2, 5
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var.;
Behrend, Spangenb. Anbindbr. ;
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
194, 6
;
Rennefahrt, Gebiet Bern ;
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. , Anm.;
Dietz, Wb. Luther f.
Vgl. ferner s. v.  1,  2.