gedicht,
das
;-(e)s/-e
, auch -Ø
;1.
›für die Niederschrift Verfasstes, Schriftstück, Aufzeichnung in Prosa, z. B. Rechtstext, Geschichte, Erzählung, Fabel; poetisches Werk, Dichtung, z. B. Gedicht, Lied, Epos‹.Syntagmen:
ein g. ausrichten / dichten / erzälen / machen / merken / schenken / sprechen / tun; ein altes / heidnisches / herliches / heroisches / kurzes / lateinisches / meisterliches / poetisches / schönes g
.Wortbildungen:
gedichtbuch
gedichtlesen
gedichtschreiber
gedichtschrift
Belegblock:
Die Vngerechten erzehlten vns viele Gedicht.
ich haen gemachet die gedicht | uff daz die ghene zyn bericht | de sich tzuͦ der minnen keren.
in disem selben jare vurwandelten sich dictamina unde gedichte in Duschen lidern.
so wil ich uch sagen von eyme gedichte / das man in Franckrich in sant Dionisij monster in der hystoryen findet.
in deme unruhige mißgunstige und verwogene leut mit allerhand pasquillen, calumnien, lästerschrifften, landlugen und gedichten so wol hohe alß geringere stände des richs [...] antasten.
Es haben alle verstendige leute für gut angesehen vnd gelobt / das man die einfeltigen durch Fabeln / oder gedicht / vnd gleichnisse vnderweise.
und derselbige Vincentius grossen lust in seinem geschriebenen gedichte zu lesen hatte.
vnd liessen sich durch die anmutigkeit der schoͤnen getichte zue aller tugend vnnd guttem wandel anfuͤren.
Ebd.
17, 25
: Ein Heroisch getichte [...] soll man stracks von seinem innhalte vnd der Proposition anheben.
Ebd.
23, 5
: das sie alles was in ein kurtz getichte kan gebracht werden beschreiben koͤnnen.
kaiser Maximianus [...] ließ im ein geticht tichten mit den allerschentlichsten allerlesterligsten reimen.
Wann ich war müd und mat | Worden ob dem geticht, | Das ich het zu-gericht.
Nicht allein erscheinet diese Glori aus dem Poetischen Gedichten / sondern sie leuchtet nunmehr auch hervor aus Oratorischen so stattlichen vnd so herrlichen Spruͤchen.
vnser getichtschrift so wirt man sy bas vernemen denn die andern.
Der mich hies machen dies gedicht, | wer ich by im, ich wolt in fragen.
Welches dann ist ein sundere ursach dies meines gedichts / darinn ich dann die beyden Gattungen [...] abmalen will.
Ich ler vil guͦtz in meim gedicht | Als noch vil manger lerer tuͦt, | Der lert und volgt doch selber nicht.
wie unsere baptisten und genanten gaistlichen mit iren münchischen getichten und seltzamen fabelen nicht allain dise, sonder vi historien mer verduncklet haben.
von seiner gedicht wegen / muͦßt er in dz ellend.
Von dem stain in dem geticht | Des saters David schone spricht.
Ich versich mich aber, das gedicht komm von dem underschriber von Lutzern.
alls sy Berner / jnn Murnern / ouch jmm gedicht / da die maͤß gstorben waͤr, getratzt.
daß sothanes Gedicht-lesen allein denen am bequemlichsten zukōme / die heydnische Principia haben.
der varb [...] moht noch nie kain maister volpilden mit geschrift und mit getiht.
doch davon geschiden dasjenig, so mêr ungrüntlichen torhaiten, gedichten, märlein dan gegrundter wârhait gemeß war.
Er ist pilleichen geziert für die andern mit ëdler wirdikhait, mit gedicht vnd mit sprichworten.
Bremer, Voc. opt.
267
; Voc. inc. teut.
i vv
; Mylius
H 1v
; Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 74
; Schmid, R. Cysat
6, 35
; 2.
›Nachdenken, Ersinnen; Verständnis‹.Belegblock:
So thut die vernunfft aus yhrem eigen geticht, wil yhe ein mittel finden, da keinis ist.
das sibende ist sin swer gewichte, | das bedut der gotlichen liebe getichte.
3.
›willkürliche, falsche Erfindung, Gerücht; Erdichtung, Unwahrheit, Lüge‹.Syntagmen:
etw. für ein g. halten
.Belegblock:
Jesus jungeren die vorsteln | den lichamen vil lihte | und machen ein getihte | in allen disen landen, | daz Jesus si erstanden.
Mit eyme sulchn gedichte czewt man unser getruwen lewte van unserer gunst.
Was aber Gottloß Boͤsewicht / | Vns abstelen durch jhr gedicht.
Also solls gehen alle denen die Gottes wort, so vom glauben leret, furen auff yhre gedicht.
Wie wol das ir große herren sijt. | wo ir große gedichte dun wollent, | Zwifaltige rede odir argument.
weil diß wol sein mag ein gedicht, | Vnd ichs auch nit fuͤr ein geschicht | Dasselb jemand zu glauben treib.
Gedicht unnd Fabelwerck / welches ich auch vil hett koͤnnen mit unter mengen / hab ich mit fleiß verhuͤtet.
Da du fuͤr gerichte, | Gedunden wardest bracht, | Da ward vill falsch gedichte, | Auff dich Herr erdacht.
daß die geweichten stött [...] ain mentschlich gedicht außerthalb Gottes befelch were.
Als aber inen kein eigen gedicht, so haften moͤcht, me vorhanden was, gedachten die geistlichen vaͤter und meister an geistliche kuͤnst, namlich des swarzen geists.
auff dy selben frag sol der krankch mensch wahrhafftichleich vnd an geticht antwurten.