heulen,
V.
1.
von Tieren (besonders von Hunden, Wölfen und Eulen, einmal von einem Bären): ›klagende, durchdringende, meist hohe und langgezogene Laute von sich geben‹; speziell von Hunden auch: ›jaulen‹; gelegentlich als Vergleichsgröße für menschliche Laute; ütr. auch auf den Wind.
Phraseme:
mit jm. heulen
›sich jm. anschließen, anpassen; mit jm. konform gehen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  1, , , , .
Syntagmen:
der hund
(Subj.)
h.
;
heulen als / wie die eulen / hunde / wölfe
;
das grausamliche / schrekliche / stetige heulen
.

Belegblock:

Luther, WA (E) (
1531
):
gleich als koͤndten die Menschen nicht jrren, verachten, lestern und schenden denn andere, die nicht mit jnen heulen und in ein Horn blasen.
Ders. Hl. Schrifft.
Weish. 17, 19
(
Wittenb.
1545
):
WO etwa [...] die grausamen wilden Thier heuleten / oder der widerhall / aus den holen Bergen schallet.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
107, 2008
(
Magdeb.
1608
):
Man sagt auch viel von der Nachteulen / Nichts guts bedeut jhr schrecklich heulen.
Wunderlich, Fierrabr.
124, 20
(
Simmern
1533
):
die Heyden ruͤfften vnd heulten / wie die hungerigen wolff.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
135, 32
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Da legete sich der hünt by synen herren nieder / vnd begonde da faste zü hülen.
Ebd.
143, 6
:
der wint ginge vff sins herren grabe / vnd hulete vnd schrey da als lange / das (das) er ouch gestarp.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Die wolffen giengen ain weil nach mit grausamlichem heẅln.
Peil, a. a. O.
154, 3434
;
Tiemann, a. a. O.
136, 8
;
Lauater. Gespaͤnste
14r, 27
;
Voc. Teut.-Lat.
o vijr
;
2.
›laut weinen, klagen, jammern‹; anschließbar an 1.
Beleghäufung im Md. und Nobd.
Phraseme:
heulen und zäneklappen
als Ausdruck grosser Angst und Verzweiflung (nach Mt. 8, 12 u. Luk. 13, 28).
Gegensätze:
vgl.
1
(V.) 1.
Syntagmen:
jn. h. hören
;
vor schmerzen, one unterlas, immerdar h.
;
h. und weinen
.
Wortbildungen:
heulung
›Klage‹.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Mt. 8, 12
(
Wittenb.
1545
):
Aber die Kinder des reichs werden ausgestossen in das finsternis hinaus / Da wird sein heulen und zeen klappen.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Flere. Weinen flennen heulen trähern.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
60, 6
(
wmd.
,
1634
):
Sie
[Maria Magdalena]
seufftzet, achtzet, wainet, | Klagt, heulet immerdar.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
163, 9
(
Frankf./M.
1550
):
Wann sie farn in die Hell hinein / | Da wirdt heuln vnd zenklappen sein.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Ein stimme ist gehôrt in Ramâ vile weinens und hûlins.
Böhme, Morg.R.
13, 28
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
So nun an dem grossen und schrecklichen Juͤngsten Gerichts-tage alle Geschlecht der Erden heulen.
Bell, G. Hager
368, 2, 10
(
nobd.
,
1614
):
Ich Heÿle vor schmerczen fort Hin.
Franck, Klagbr.
226, 23
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Die kinder so irer elter beraubt vnd waißloß weinen vnd heulen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
in dem lidene waz dem armen bruͦder sin muͦt und herz also versunken, daz er naht und tag gie weinen und húwlen und sich úbel gehaben.
Maaler (
Zürich
1561
):
Heülen vnd klagen / Vast weinen / Leid haben vnd leid tragen / Bekümmeret seyn / Weeklagen. [...]. Heülung (die) Grosse klag.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
In der selben nacht rytt ain ritter durch das selb dorff und hort gar ain jámerlich hẅln und klagen von ainem weibzpild.
Perez, Dietzin
1, 408, 9
;
Feudel, Evangelistar
7, 12
;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
3, 16
;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
32, 36
;
Gille u. a., M. Beheim
449, 366
;
Bell, a. a. O.
134, 2, 22
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
256, 7
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
3.
bei Luther auch abwertend für den katholischen Meßgesang und das Meßgebet als bloßes sinnentleertes Ritual; vgl.
R. u. G. Bebermeyer, Wörterbuch zu Martin Luthers deutschen Schriften. Lfg.
5, 1999, 705
f.

Belegblock:

Luther, WA (
1528
):
wenn es ein lautter eusserlich geberde [...] ist, wie man bisher [...] jm Chor geheulet und gedoͤnet hat, das heisset freilich nicht gebetet.
Daruͤmb haben wir billich der Muͤnche und Pfaffen gebete verworffen, die tag und nacht feindlich heulen und murren, aber yhr keiner dencket um ein harbreit zubitten.
Ebd. (
1544
):
Denn der andern nerrischen Gottes dienst darff er nit und will jr nit, das man den gantzen tag in der Kirchen heulen wolt, Wie unsere Papisten pflegen.