lauten,
V.;
zu
mhd.
lûten
›ertönen‹
();
aufgrund des Standes der Umlautkennzeichnung ist die Unterscheidung von
lauten
und
läuten
nicht für alle Belege möglich; Belegzuordnung dann nach semantischen Kriterien.
1.
allgemein: ›in unterschiedlicher Weise Töne, Laute von sich geben, klingen; großen Lärm, Geschrei machen; jammern, wehklagen; rauschen (vom Meer)‹.
Phraseme:
es lautet nicht
›es klingt nicht harmonisch‹.
Bedeutungsverwandte:
,
2
 1,  3,  1.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Ez
27, 30
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
schifluyte und stuirman [...] werdin [...] obir dich luttin
(Luther 1545:
laut vber dich schreien
)
mit eynir grozin stymme und werdin rufin bitterlichin.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
wenn falsche Seiten in einem Instrument seyn / so laut es nicht.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 34, 6
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
wie sol des esels luten sin, so gouchen zimt dem gouche?
Froning, Alsf. Passionssp.
5166
(
ohess.
,
1501ff.
):
hant und list luden nicht, | was aber clinges da geschiet, | das thut die seyt alleyn.
Feudel, Evangelistar
1, 3
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
von dem sturme des luttenden meres.
Maaler (
Zürich
1561
):
Lauten / Klinglen. Tinnire. Vngleych Lauten oder toͤnen. Dissonare.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
299
(
Genf
1636
):
Lauten / schallen / sonner. [...] Gleich [lauten] Consoner accorder, Consonare.
Voc. Teut.-Lat.
s iiijr
;
Hulsius
L jv
.
2.
›sich zu etw. äußern, Stellung beziehen‹.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
3, 445, 31
(
preuß.
,
1452
):
euwr gnode begerth, das ich euwrn gnoden schreyben sulle, wie sie
[die Bundesangehörigen]
dorczu lauten.
Ebd.
4, 328, 28
(
1454
):
habe wir vornomen von den von Stargart, das sy ouch werden dorzu wol lowthen.
3.
›akustisch auf eine bestimmte Weise lauten, ausgesprochen werden, sich anhören, klingen; in der Wahrnehmung auf eine bestimmte Weise aufgenommen, verstanden, inhaltlich bewertet werden; Anklang finden‹.
Phraseme:
das lautet
›das läßt sich hören, das paßt‹;
es lautet nichts / übel / wol
›es klingt nicht gut / übel / gut‹;
lauten und klappen
›passen, sich reimen‹.
Syntagmen:
etw.
(z. B.
der buchstabe, das wort / die stimme, verse
)
l., etw. in den oren l., etw. abgöttisch / alefänzig / bäurisch / gröblichen / harte / heidnisch / lang / lieblich / linde / schal / susse / unglaublich / vorteilig / weich l.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wend jude ,bichtic‘ dutet | Und wend iz ,bichtic‘ lutet, | Da von nennen sie sich juden.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
Die rede gefellt mir nun besser, als sie vor diesem gelautet hat.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Daz wort lûtet grop und gemeine, und verstât doch wênic ieman.
Spræche ich daz, daz lûtte unglouplich den, die ze kranken sin hânt und ez niht vernement.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
[Steine] lacht sich zu bedde, und uber ein weil laute sei, als were sei ingesclaifen. [...] sei scleif allet wie sei laute.
Alberus
tt iiijr
(
Frankf.
1540
):
Monochordium, seitten spil / da alle seytten gleich lauten.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
17, 2
(
Frankf./M.
1626
):
daß man jetzo an denen Fürstlichen Hoͤfen [...] das e hinden am Wort im außreden als lang vnd schaal lautendt / gar viel außzulassen pfleget.
Ebd.
19, 15
:
daß die Verse bey nah in gemein fliessender vnnd vngezwungener lauten / auch weniger tadelhafft oder vnrecht von spitzfindigen Gruͤbelern gescholten werden koͤnnen.
Ebd.
22, 21
:
ICh will mein heisse Stimm sehr lieblich lassen lauten.
Luther, WA (
1530
):
Das laut, sprach jhener knecht, das were doch ein mal gut Deudsch, das kuͤnd man verstehen.
nu sie gesehen, das der karren zu fern und tieff jnn schlam gefuͤrt ist, und nicht mehr lauten wil jr voriges geschrey von eitel brot und wein im Sacrament, wisschen sie das maul.
Denn es laut jm Deudschen gar nichts, wenn ich spreche, Gott erleuchte sein angesicht uber dir, Und ist doch nicht wol anders zu geben noch zu verdeudschen.
Ebd. (
1530
):
Denn was hat es fuͤr ein ansehen und wie sol es lauten und klappen, das dieser arm, einfeltige Man aufftritt.
Opitz. Poeterey
25, 31
(
Breslau
1624
):
koͤnnen wir anfanges / weil es in vieler ohren noch etwas harte lautet / etliche lateinische endungen noch gebrauchen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
es lutet groblichen und machet doch verstentlich.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
es sind zouberryen; wann das ist ein sach, die ǔbel luttet.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
299
(
Genf
1636
):
Herren gunst vnnd Vogelgesang [lautet] woll vnnd waͤret nicht lang.
Heidegger. Mythoscopia
41, 21
(
Zürich
1698
):
Es wird ja Heydnisch / und Abgoͤttisch gnug lauten.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Dan wer kan anders schreiben, dañ wie es lauttet sagt der Quintilianus.
Es geben vñ mache͂ auch etliche Regel dauon, das wa ain buchstaben in ainer silben aines worts starck lauten soll, so sol man den selben dupliert oder zwifach setzen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Hol wein / laut wol / schenck ein / laut baß.
Schorer, Sprach-Verd.
30, 19
(
1643
):
Warumb lautet aber das frembde Wort besser in den Ohren / als das Teutsche?
Kurz, Murner. Luth. Narr ;
Kohler, a. a. O. ;
Göpfert, Wb. Katechismus
128
.
Vgl. ferner s. v.
1
 1, ,  6, (
der/das
2,  2.
4.
›einen bestimmten Wortlaut haben, heißen, lauten, buchstäblich geschrieben stehen oder gesprochen werden (im Sinne einer korrekten Wiedergabe oder eines Vergleiches mit etw. sprachlich Vorgegebenem)‹.
Wortbildungen:
lautig
›deutlich‹ (a. 1526).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Dise wort als sie dort luten – | [...] | ,Der ie waz unde [...]‘.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
das soͤlche Sprüch vnd Reden / nit so rohe / wie die wort lauten / sonder Metaphorisch vnd figurlich verstanden werden soͤllenn.
die wort der Schrifft nach jrem rechten vnnd eigentlichen siñ / wie sie nach der Litter stehen vnd lauten.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Sich, daz schriftil lutet so: | ,Mane, techel, phares‘.
Ist von dir uz gegangen | Ein gebot [...] | [...] lutende sust | Daz niemant [...].
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
30, 17
(
thür.
,
1474
):
dye letczte clausule des rechtspruchs, der da lutit: [...].
Ebd.
101, 14
:
ap der briff anders lutit, meynet her, eß [...].
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. (
osächs.
,
1343
):
wenne her hôrit unglîch lůten daz her liset.
Reichert, Gesamtausl. Messe
88, 21
(
Nürnb.
um 1480
):
Den dritten artickel [...] also lautent: der empfangen ist vom Heyligen Geyste.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
39
(
Nürnb.
1517
):
Von der glori geberen mancherlei ungleich lautend schrift einen zweifel.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
der Brieff ist geschrieben mit Blut. | Sein innhalt also lauten thut: [...].
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 383, 24
(
Hagenau
1534
):
aber die weil das wort lauttet / Das ist mein leib / so ist sein leib da.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Paronomasia, Agnominatio, ein beinamsung / so die wœrter schier gleich lauten / vñ aber die bedeütnüß vngleich ist.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1531
):
es was ein artickel im lantzfriden, also lutten: wo [...].
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1478
):
sollen solicher ufschribung zwen glich lutend zedel gemacht [...] werden.
Maaler (
Zürich
1561
):
Dein raͤchnung Laut anders dann meine / Vnsere raͤchnungen woͤllend einanderen nit traͤffen.
Vock u. a., Urk. Nördl.
2337
(
schwäb.
,
1446
):
2 Spaltzettel
(diser zedel zwen in gleicher form luttend schreiben [...] lassen, des bestands zu gedencken).
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 257, 21
([
Augsb.
]
1548
):
der Griechen sprüchwort lautet. Heroum consilia in principio [...].
Andreae. Ber. Nachtmal
59v, 1
([
Augsb.
]
1557
):
Was fasset er aber iñs hertz durch die wort: Nichts anders / dann das sy lauten / naͤmlich / Den Leib fur vnns gegeben.
Haszler, Kiechels Reisen (
schwäb.
,
n. 1589
):
Weyl nun unnser paßbrüef [...] dergestalt lautett, das wür kaufleüth und innwohner des landts seyen.
Schorer, Sprachposaun
9, 22
(o. O.
1648
):
Wir von Gottes Gnaden / ec. wie die GewaltsBrieffe grosser Herren zu Anfang lauten.
A. à S. Clara. Deo Gratias (
Wien
1680
):
wol recht lautet das allgemein Sprichwort / alle gute Ding seynd Drey.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1495
):
sind von wort ze wortt gegeneinander gleich lauttend gecollacioniret.
Gropper. a. a. O. ;
Wyss, Limb. Chron. U ;
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
340b, 39
;
Anderson u. a., Flugschrr.
3, 10, 13
;
Bechstein, a. a. O. ;
Gille u. a., M. Beheim
453, 1555
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Gilman, a. a. O.
2, 137, 12
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 75
.
5.
›etw. bedeuten, etw. heißen, den Sinn, die Bedeutung haben (auch von Übersetzungen); etw. symbolisieren‹.
Bedeutungsverwandte:
 12,  2.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Comêtes ist ein sterne | dem namin im geberne | von ,coma‘, daz hâr lûtit, | sô man iz du̇tsch bedûtit.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Smirne bezeichnet ,mirre‘, | Smirne ,gesanc‘ ouch lutet.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Sehet, ez lûtet alsô vil: allez, daz der vater gegeben hât sînem sune, allez, daz er ist, daz er in daz gebe.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
wie sie [wort] lauten / nach jrer eyge͂tlicher vnd naturlicher deutu͂g.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
3. Dr. 14. Jh.
):
,Tibi derelictus est pauper, orphano tu eris adiutor‘. Daz lut also: Dir ist bevolen der arme man [...].
v. Tscharner, Md. Marco Polo
44, 18
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Quinsay lutit in unsir czunge des himels stat.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
572, 21
(
els.
,
1362
):
Hie von sint vers gemachet, die lutent alsus in túsch: [...].
Goldammer, Paracelsus
5, 175, 26
(
1530
):
also laut durch David die sum diß vers auf zukunftigs geredt: [...].
Strauch, Par. anime int.
96, 33
;
Vgl. ferner s. v.  1.
6.
›etw. zum Thema haben, etw. betreffen / behandeln, handeln von etw.‹.

Belegblock:

Luther, WA Bibel (
1522
):
Denn sie lautten von schwulstigen wortten, [...], vnd reytzen durch geylheit.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
DAs [...] dis Capitel sonst von niemand denn von Christo laute.
Woruon es lautet / Wie es gestellet / Wer es geredt.
DIese wort lauten von der wirckung / frucht vnnd nutz des Leidens.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Wild.
229, 79
(
Augsb.
,
1566
):
Herr, ich sag nit von disen dingen; | recht ton laut auf die welt allein.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1485
):
Mer zwo zeteln, aine verpettschafft [...] von den Starckenbergeren, lautůnd auf die güter sand Genesienperg.
Ebd. (
1420
):
aͤin brieff [...], der laut von her Hansen Werbergers kinder.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
13, 27
(
mslow. inseldt.
,
1497
):
Alles anders śein
[des Enthaupteten]
guett nemen laśśen, mit śamPt den Priuilegys lautend vber die frayhait der hodritśch.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
959
.
Vgl. ferner s. v. .
7.
›verkündet werden (von einer Botschaft, Nachricht); heißen; als Gerücht verbreitet werden‹.
Syntagmen:
etw.
(z. B.
gottes wort, ein ding, eine sache
)
l
.

Belegblock:

Chron. Köln (
Köln
1499
):
so sin die konink ind fursten [...] alzo lichtlich geleuvende ind ghein dink, dat zo irem lof ind zo ire eirlicheit luden is, halden si vur unwair.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
iz hat auch gelut, daz umb ein kleines si, daz unser frunde der stat jars zu bede und schatzunge sten.
Es ist nit muglich, das gottis wort sollt lautten, und gott, Christus und der heylige geyst nicht da seyn.
Loesch, Kölner Zunfturk.
11, 84, 4
;
8.
›etw. (z. B. einen Brief) an jn. adressieren, richten; (eine Urkunde) auf jn. ausstellen‹; auch ›auf jn. hindeuten, hinweisen‹.

Belegblock:

Wyss, Luz. Ostersp.
3, 55, 40
(
Luzern
,
1616
):
Dise vnd ander mehr Figur, |die luttendt hand vff Christum pur.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
schickt der kayser seinen potten gen Kernndten mit funff brieffen; ainer lawdt auf dy prelaten, ainer der gemayn pryesterschafft [...].
Rintelen, B. Walther
8, 10
(
moobd.
,
1552
/
8
):
wann einer ein Erbguet durch einen Kauf an sich bringt, so soll er von dem Verkaufer ein ordenlich Aufsendung, an den Grundtherren lautend, fürbringen.
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
1, 102, 5
(
m/soobd.
,
1445
):
senden wür euch hiemit ain prüef lautent an die pfarrer ewrer befelchnuss.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
wellicher mit todt abgehet und kein brief über sein gruntstuk, disen auf sich lautent, verlast ist der gruntobrigkeit haimbgefollen.
Vgl. ferner s. v.  1.
9.
›läuten, erklingen (von der Glocke)‹;
vgl.  3.

Belegblock:

Qu. Brassó
5, 420, 17
(
siebenb.
,
1605
):
ist ein gross Erdbiben gewesen [...], und zu Brendorff die Klocken han gelaut.