läuten,
V.;
wobd. sehr vereinzelt unr. abl.:
lit, gelitten
;
zu
mhd.
liuten
›läuten‹
();
vgl. .
1.
›die religiöse und sozialkommunikative Tätigkeit des Läutens ausführen (abs.); etw. (z. B. eine Glocke) läuten, zum Klingen bringen‹; oft (unter Auslassung z. B. von
glocke
) als Synekdoche für: ›jn. zu einem bestimmten Anlaß / Zweck (vgl. die Syntagmen), zu dem die Glocke geläutet wird, warnen oder zusammenrufen‹.
Phraseme:
der gans läuten
›zum Martinstag läuten‹;
jm. auf dem kopfe läuten
›jn. auf den Kopf schlagen‹;
jm. gen himmel l.
Bedeutungsverwandte:
 2,  2,  1.
Syntagmen:
ave Maria / einung / feierabend / freude / sturm / vesper, die (bier-, mes-, rats-, schicht-, tor)glocke, das alleluja / jarzeit / zeichen l.; der fasten läuten; jm. l.; mit glocken l., an / in den rat, auf das rathaus, vor / zu gericht, zum ampt, zu der mette / predigt, zum wetter, zu mittag / nacht l., zu grab l., für / über (das) wetter l., für das gebet l.; abends / täglich, eine stunde l
.
Wortbildungen:
läutampt
(a. 1327),
läutelon
,
läuter
,
läutfrucht
(wie
läutkorn
; a. 1626),
läutgeld
,
läutkorn
›Naturalvergütung für das Läuten der Glocken‹,
läutseil
›Getreideabgabe für das Läuten der Glocken zur Kirche, so viel, wie ein Strohseil faßt‹ (a. 1501),
läutung
›Geläute‹ (a. 1435ff.).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Er pflac alle tegelîch | nach gewonheit luͤtin, | di tagezît bedu̇tin.
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
170, 26
(
preuß.
,
1402-1404
):
Glokmeyster. [...] 1 ₰ czu luͤtelone.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1403
):
3 firdung vor lutegelt dem glockner zum Elbinge gegeben.
Ebd. (
1409
):
her Kristofelen [...] zu bestaten, [...] mit messen bilgen luͤten.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
da ists zeit das man mit allen Glocken leutet / vnnd muß das Wetter weichen.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
an sente Mertins nacht, do man noch aldir gewonheit do selbis zu Erfforte der gans lewten sulde.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
do man zu der metten lutet.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1335
):
Wenne man zu mittage lutet zu deme anderen male, so sullen sie [die vleischhower] di benke uftun.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
des morgens umb 6 lissen die uffs rathaus leiten von innungen und gemeine.
Lippert, UB Lübben
2, 119b, 23
(
osächs.
,
1437
):
18 g. zcu deme appher zcu vilgingelde und zcu luthelone von Henrichs von Ylow jargeczythin.
Fastnachtsp. (
nobd.
15. Jh.
):
So wirt euch leutgelt und grablon, | Wann es wirt ain großer sterb kumen.
Bell, G. Hager
549, 3, 19
(
nobd.
,
1611
):
her nach so nam [...] die obri keite auss allen dierfren die glocken der armen, auf das die Bauren alle jn ge meine nit mer sturm leitten künden.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
So woͤllen wir lüten vnder den dachen, | Das vnß die lenden müsen krachen.
Goedeke, Fischart Flöh Haz
1175
(
Straßb.
1594
):
als zum ampt man litt.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Der pfaff der singt, der messner lüt | Als über die toten lüt.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1503
):
do fieng man an zu lütten mit der raͧtsglocken, [...] und lutt man froid überal.
Ebd. (
1482
):
wan man [die] glocken am morgen hoͤrt lutten, bim eyd!
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1532
):
das niemand spilen und karten soll [...] alle samstag necht nachdem man firabend gelüt hat.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
A. 16. Jh.
):
alle tag, wann flaisch fail ist, zů schowen, namlich allwegen, so man das erst zaichen leutet und nit ee.
Ebd. (
1551-63
):
Were auch, das ir dehainest zů unzeiten herten an den rath leuten, [...], das ir dann komen und an dem rath beleiben wellen.
Leisi, Thurg. UB
8, 504, 15
(
halem.
,
um 1400
):
wenn man gericht haben wil, so sol man am aubent mit der groͮssen gloggen lútten.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1439
):
Wie vil man sol geben ze luͥten vnd ze begraben.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1479
):
sol man zů soͤlichem gebett ein gloggen luͥten.
Müller, Lands. St. Gallen
17, 13
(
halem.
,
1498
):
wenn man für das wetter lüt, sol och niemand weder karten noch spilen.
Chron. Augsb. Anm. 1 (
schwäb.
, zu
1371
):
die sturmgloggen ze luten do man dem bischoff swur.
Ebd. (Hs.
16. Jh.
):
der ward begraben hie auf unser frawen kirchhoff und ward im geleut.
daß man dieselben gloggen kainem laien leuten solt.
Ebd. (zu
1564
):
hat man ainen bauren sampt seinem weib aus den Eisen gefiert und die sturmglogken über sie gelitten.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1531
):
so sollt er zwů messen haben und sollt das leitkor(e)n die obgemelten acht imi fesen ab sein.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
ist ain sollichs stürmen allenthalben, darvon das alt deutsch sprüchwort sagt, als der zum wetter leut.
Klein, Oswald
19, 73
(
oobd.
,
1431
/
2
):
der von Ötting leutet mir | gen tag auff meinem kophe, | recht als ain rab aim toten stier | tüt bickn zu dem schopfe.
Niewöhner, Teichner
600, 61
(
moobd.
,
1469
):
mesner: leuttar, | den leuten gueter dautter.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
97, 38
(
tir.
,
1464
):
als nu der tag hër gieng, da pracht si die selbigen chloster frauen alle zu einander in das capittl mit dem leuten.
Koeniger, Sendgerichte ;
Wyss, Limb. Chron. ;
Kollnig, Weist. Schriesh.
138, 18
;
Opel, a. a. O. ;
Bell, a. a. O.
401, 2, 25
;
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
1573
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ; ;
Goedeke, Fischart Flöh Haz,
1175
;
Müller, a. a. O.
65, 35
;
Leisi, a. a. O.
8, 264, 23
;
Bernoulli, a. a. O. ;
Merk, Stadtr. Neuenb. ; ;
Dirr, Münchner Stadtr. ; ;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 118
;
Vgl. ferner s. v.  2,  11,  4,  3,  1, , ,
2
 24.
2.
›erschallen, bekannt werden; sich verbreiten (z. B. von einer Meldung, einem Gerücht)‹; trans.: ›etw. verkünden‹.
Phraseme:
läuten hören
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Ieslich wissage bedutet | Des stimme vor hat gelutet | Unses herren Gotes kumft.
Luther, WA (
1531
):
sind es lose Schuͤler, sie haben wol hoͤren leuten, aber nicht zusamen schlagen, [...] sie haben gehort, das Christus solt also komen, [...], aber sie habens nicht recht verstanden.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
in aller schopfüng sein, | E er die ye beschüf | Und e das ie gelaütet seines wortes rüf.
3.
›klingen‹;
vgl.  3.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ez liutet tôrlîche und ist doch wâr.