bezeichen,
bezeichnen,
V.
1.
›sinnfällig für etw. stehen, etw. bedeuten, symbolisieren‹, von Gegenständen oder (seltener) Vorgängen alltäglicher Art und genereller Bekanntheit gesagt, insofern sie für etwas Abstraktes, oft religiöse Bezugsgegenstände und Sachverhalte, stehen.
Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 6,
2
 8, .
Wortbildungen:
bezeichenschaft
›Bedeutung, Sinnbildlichkeit‹,
bezeichlichkeit
›Zeichen-, Symbolverhältnis‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz swert hat zweierhande snit – | Der eine zu berge set | Swenne man da mite slet, | Der ander zu der erden – | Und bezeichent die werden | Cristenheite prelate.
Die lerer swa die rechte varn, | Da bezeichent sie den arn.
Michael an der lute | Bezeichenet: „wer ist als Got?“
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
die stîge des hûses bezeichent die krefte der sêle.
Ein ,stat‘ bezeichent zwei dinc: daz eine, daz si veste ist, daz ir nieman geschaden enmac; ze dem andern mâle die eintrehticheit der liute.
Thiele, Minner. II,
23, 211
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
dat bloe bezeichent stedicheit. | hanich dicke horen sain.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
das das Osterlamb nur ein vorgehende figur gewesen sei / Aber im Hochwirdigen H. Sacrament / sei vnd werde gereicht / das die figur zuuor bedeutet vnd bezeient
[sic!]
hat / Dz ist sein Warer Leib.
Das ist in warheit nit / sonder bezeiche͂t nur mein Blůt. Ader / Das ist nit mein Leib / sonder es ist nur ein Figur meins Leibs.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Also ist auch in dem brode gut | Siecherlich beslossen daz oberste gut, | Nit alleine nach geechtlicheit, | Noch auch nit nach betzeichlicheit | Und auch nit alleyn nach wesen důgenclich, | Sonder is ist da inne liplich | [...] | Gheenwertig.
Strauch, Par. anime int.
19, 24
(
thür.
,
14. Jh.
):
dise dri gebort sin bezechint bi den drin messin.
Ebd.
39, 10
:
bi disime herrin der di werclude ladit in sinen wingartin, ist bezechint unsir herre, der alle lude zu ume hait geladin zveigirleige wis.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
Bi der balmen ist bezeichent daz gebet daz uf sol stigen zu gote wert.
Gille u. a., M. Beheim
441, 27
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
du [maget] pist bezaichent pei der tauben, die das reise | der barmung braht.
Euling, Kl. mhd. Erz. (
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
Her, dein creucz sighaft | sich auf mein hercz lenck | und des creuczes bezaichenschaft | werd begriffen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
42, 2
(
els.
,
1362
):
Die betruͤbeten bezeichentent das iúdesche volg das von gotte vmb sine missetot wart uertampnet.
Ebd.
44, 28
:
Das nam den keyser gros wunder, was dise figure bezeichente.
Ebd.
96, 2
f.:
Daz die besnidunge an dem ahtesten dage beschach bezeihent vns daz wir an dem ahtesten tage [...] werdent besnitten [...] von allem lidende.
Ebd.
104, 1
:
golt bezeichent gotteliche minne, wirŏch ein andehtig gebet.
Ebd.
680, 20
:
do hies der keiser daz folk alles ophern deme gotte Mercurius daz er in solte kunt důn waz dis wunder bezeichen moͤhte.
Schmidt, Rud. v. Biberach
79, 23
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Waz ist bezeichent bi Marthvn, dvͥ mit vsren diensten bekumert was, want ein gůtetlich leben?
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Nu sol man hie betúten | [...] | Der dúrren růte bischaft, | Dú gruͤne wart von Gottes kraft. | Hie mugent merken alle lút | Das si bezaichent und betút | Die raine maget lobesan.
Helm, a. a. O. ;
Quint, a. a. O. ;
Thiele, a. a. O.
31, 739
;
Gropper. a. a. O. ; ;
Fischer, Brun v. Schoneb. ; ;
Hübner, Buch Daniel ;
Strauch, a. a. O.
108, 15
;
Schönbach, a. a. O. ;
Gille u. a., a. a. O.
82, 112
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Lauchert, Merswin ;
Williams u. a., a. a. O.
36, 25
;
171, 18
;
214, 5
;
268, 23
;
580, 4
;
Schmidt, a. a. O.
5, 21
;
Adrian, Saelden Hort
594
;
1824
;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
19ra, 14
;
Buijssen, Dur. Rat.
23, 22
.
Vgl. ferner s. v.  3, ,  1, , , ,
1
 13.
2.
›etw. bezeichnen, verbalsymbolisch bedeuten (vom Wortzeichen gesagt); etw. mittels eines Wortzeichens bezeichnen (vom Menschen gesagt)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
das diese gemeine woͤrtlin / jrer eigentlicher krafft vnd deutung nach / nit bezeichnen eyn sonder dyng / woͤlches eyner anderer natur sey / dan daßjhene ist so dar durch gezeigt wirt.
was die wort dere die menschen in jren gesprechen gebrauchen / bezeichen.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
99, 2
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Wan der name, der da bezeichent die gemeinen gotlichen naturen in der gesamheit, der mag understan für ein iegliches, daz in der gemeinen naturen gehalten wird.
Schmidt, Rud. v. Biberach
89, 19
(
whalem.
,
1345
/
60
):
so bezeichen wir mit der minne ein fureinlich kraft.
3.
›etw. / jn. mit einem Zeichen, einer Marke, einem Siegel o. ä. versehen‹.
Phraseme:
sich mit dem heiligen kreuz bezeichnen
›sich bekreuzigen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  1.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
die arbeit / kolkrippe, tuch
)
b., etw
. (z. B.
das gewicht
)
mit etw
. (z. B.
mit einer marke
)
b., sich mit dem kreuz b., den juden mit dem ring b., den knecht an der stirne b
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wen biz wir harte rechte | Bezeichenen Gotes knechte | Da vor an iren stirnen.
biz wir Gotes irkorne | Recht an irn stirnen vorne | Bezeichenen des gelouben | Des sie niemant kan berouben.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Ein Seraphin vom Himmel schnell, | [...] | Bezeygnet hat die Haͤnde dein, | Mit dem Zeichen deß HErren sein.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
560
(
schwäb.
,
1453
):
Der yetlicher dockaten zwen | Da haim in siner mincze gilt, | Bezaichet mit des kaysers schilt.
Brandstetter, Wigoleis
220, 14
(
Augsb.
1493
):
sich her wigoleys vast gesegnet vnd bezeychnet mit dem heiligen creücz.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1310
/
2
):
Ez sol nieman dehein tůch anders bezaichen, dent ez vor bezaichent her chomen ist.
Ebd. (
um 1365
):
und sol auch fuͤrbaz mer chain schenck wein geben an chainer kandel dann diu geprant und bezaichent ist mit der stat zaichen.
4.
›etw. anzeigen, ein Anzeichen für etw. bilden‹.
Wortbildungen:
bezeichenung
4 ›Vorhersage‹.

Belegblock:

Beckers, Bauernpr.
56, 4
(
Köln
1515
/
18
):
is idt schoin wedder vp vnsers heren lijchams dach dat betzeychent guyt.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Die süszen haanen krat | Bezaichen vns den tag.
Steer, Schol. Gnadenl.
3, 1, 236
(
rhfrk.
,
1375
):
so heiszet ein gnade bezeichenunge der gnaden, alz die prophetziunge ist vnd die macht, zeichen zů tunde.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz bezaichent uns, daz daz mark warm ist und fäuht und diu pain sint kalt und trucken.
der vogel bezaichent die zeit der naht mit seinem quiteln reht sam der han mit seinem kræen.
5.
›etw. (Kommendes) ankündigen‹.
Wortbildungen:
bezeichenung
5 ›Ankündigung‹.

Belegblock:

Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Joh. Vorr. (
osächs.
,
1343
):
sint dem mâle wan in dem beginne der scrift ordenunge in genesi ist bezeichent ein unzůbrechlich begin.
Ebd. Joh. :
diz sprach her bezeichende waz tôdis her sterbin solde.
Gille u. a., M. Beheim
124, 49
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ein newer stern würd geben schein | und der peczaichenn würd, daz ein | newer kung geborn were.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
Waz wir aber an Got werdent schowent, dez vindent wir bezaichnung in her Moýses bůchen, daz da haisset ain usvart.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
38, 60
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
die worhait sol dich wekchen, | nim der bezaichung war.
6.
›etw. aufzeichnen, aufschreiben‹.

Belegblock:

Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz disiu wârheit bezeichent ist in dem êrsten buoche Moisi, dâ geschriben ist, daz [...].
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
17, 9
(
mslow. inseldt.
,
1512
):
Dieśe [...] bekantnus, haben die obbenanten Erbarn Leüth, vnśere NachParn beZaichen vnnd beśchraiben laśśen.
7.
›etw. / jn. angeben, bestimmen, etw. festlegen‹; auch: ›jn. anzeigen‹.
Bedeutungsverwandte:
,  1,  4, (V.) 2,  1,  1.

Belegblock:

Bechstein, M. v. Beheim. Evang. 1. V. Bl.  (
osächs.
,
1343
):
des selbin êwangêlisten der ouch selbir in der bescrîbunge bezeichent ist.
Ebd. Lk. :
dar nâch bezeichente her ouch andere zwêne und sibenzic und sante si bî zwein vor sîme antlitze in alle stete.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
antheil / in den ich sie mit dem in der 3. col. bezeichneten horario 12’ . 44’’ multiplicire.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
822, 13
(
els.
,
1362
):
do von begerte sú daz er ir eine stat bezeichente do sú in sinen eren eine kirche buwete.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
ich lege sy zůsamen in die schiff auff das mere. vntz zů der stat die du mir gezeichenst
[Var. 1. H. 15. Jh:
beczeichenst
;
Eck
1537:
anzaigen
;
Luther
1545:
ansagen
].
Rot
286
(
Augsb.
1571
):
Accusirn, anklagen / beschuldigen / bezeichen.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
4, 11
.
8.
›etw. kennzeichnen, als etw. identifizieren‹.
Bedeutungsverwandte:
 2.
Wortbildungen
bezeichenung
6 ›signet, Kennzeichnung‹(dazu bdv.: ).

Belegblock:

M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
wo die uͤber⸗ und unterschrifft die bezeichung derer Himmlischen Zeichen [...] traͤget.
der Wieder / dessen signet oder bezeychung ***Widder***.
welche zu benennen / und mit gehoͤrigen Signaturen zu bezeichnen.
denen setz ich noch eine sorte mit 0 bezeichnet zu.
Rot
286
(
Augsb.
1571
):
Accent [...] Acutus der hoch wirdt mit eim solchen e͂ strichel bezeichnet.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Jn Gottes reuterey lest man keine rechnung passiren / die nicht mit dem blut Jesu Christi bezeichnet vnd dardurch quitirt ist.