greinen,
V., unr. abl.;
1.
›den Mund zum Ausdruck einer Gefühlsäußerung verziehen (von Menschen gesagt)‹; speziell zum Ausdruck von Trauer, Schmerz, Hunger o. ä.: ›weinen; flennen, heulen; schreien (von Kindern)‹; zum Ausdruck von Wut oder Verzweiflung: ›(weh)klagen, jammern (auch sprachlich)‹; zum Ausdruck von Ärger oder Unmut: ›meckern, lamentieren, schimpfen, keifen (artikuliert und unartikuliert); zanken, streiten‹; auch: ›jaulen‹; beim Spielen von Blasinstrumenten: ›auf dem Mundstück herumkiefen‹.Wortbildungen:
greinerlich
greinhandel
greinig
greinung
Belegblock:
Dem Rauber ich mitt greinen | Hett Hertz, vnd Mut erweicht.
Nu kennet yr woil mijn groisse noit. | Ich enhalt mich naulich van grynen.
die Fraw lieff nach vnd grein; | Sprach: „hab nur die [Kuh] vnd keine mehr!“
her wart betrûbit in dem worte und gînc inwec grînende
[
trawrigLuther
1545: ].
wan ir sult grînen und weinen
[
Jr werdet weinen und heulenLuther
1545: ]
, abir di werlt sal sich vrowin. [Klage der Musikinstrumente, Rohr und Pfeife, über die Spielleute]
hart, wy sy in uns peissen | Mit greinen, czannen und griss gram | czwuschen irn scharpfen czenen, sam sy uns wellen czerreissen. Ebd.
177, 14
: Wann man nicht czurnet oder greint | und ist doch ainem haimlich veint.
Ebd.
315, 26
: da sy den man
[einen Sänger]
hort greinen, | da wart sie grymlich weinen, | schreien und ruffen ser. Poßer greiniger. malignus.
Grein nit, liebs kindt.
[ein weib] fürt ein kneblein an der hend, | Das grien und weynet gar ellendt.
Der tag und nacht ligt bey dem wein, | Lest die alten zannen und grein | Daheim in grossem hertzenleid.
Welich gest aber geren zancken und grein | Und füellen sich wie wilde schwein.
Malchus geht zu dem Jahn, fellt jhm vmb den halß vnd sagt gar greinerlich.
Ob der usser mensche grinet oder och weinet, das můs man wol liden.
so lag er
[Seuse]
underwilent und grein und grisgramet in im selb. daz kint von hungers not | hort schrien, mayen, | grinen und grauen | der toten frowen brust.
gelt, ich mache dich grennen und grainen!
Ebd.
80
: [daz kind] vienge denn an ze grinen und grainen.
Wie die seelen schrigen, loufen, grinen, zablen, | Wie man sie uf rösten pratet und glüegt.
Stand von dynem zancken, grynen | Vor dem gatter mit den schwynen!
Von der werrung greinu͂g zwiczuncheit vñ murmelung. [...] Je drit tochter des neydes ist verweru͂g greinen odé murmulen.
Sin sel denn ewenklichen schritt | Waffen, grinen und granen | Und von aim tüfel zem andern zanen.
obgenant zank und greinen hat die ganz christenhait verderbt und in grosen abfall pracht.
[der teufl] krieg hader zanken und greinen, unainigkait und aufruer [...] zuericht.
wan zwen geseellen ainen greinhandl [...] mit ainem anderen hetten.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
280, 587
; Stackmann u. a., Frauenlob
8, 25, 19
; Sudhoff, Paracelsus ;
Lemmer, Brant. Narrensch.
108, 53
; Adomatis u. a., J. Murer. Abs.
1616
; Wyss, Luz. Ostersp.
3476
; Barack, Zim. Chron. ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Wackernell, Adt. Passionssp. St. II,
2123
; Wackernell, H. v. Montfort ;
2.
›klagende oder wütende Laute von sich geben (von unterschiedlichen Tierstimmen)‹; im einzelnen z. B.: ›grunzen (vom Schwein)‹; ›wiehern (vom Pferd)‹; ›bellen; winseln (vom Hund)‹; ›brüllen (vom Bären, Kamel, Löwen)‹; ›blöken (vom Schaf)‹; ›piepsen (vom Vogel, von Mäusen)‹; ›zirpen (von der Grille)‹ usw.; auch vom Menschen im Vergleich mit Tierstimmen gesagt.Belegblock:
Bi ime findet man allen dag | [...] | Die schaff gestochen, daz sie grinen, | Die kelber und die lemer, daz sie blaren.
Ich, beer, pin rachgirig vol zorn, | Thue stet gron, greinen und rumorn.
du tůst glich als ain alter guͤl, | der grint und doch nit bissen wil.
der widerwertige vigent get umbe also ein grinender lowe.
Sie greinet, grannet wie die schwein, | Die gern am gatter weren ein.
So er nimpt das swin | Das es it mug grinen.
grunire sive grundire ,kirren, greinen als die sew‘.
Die aigenschafft der wassermaus ist das sie heller susend oder greinend dann die andern meüß.
sein [kämel] weip hât sô grôzen gelust zuo im, daz si vor gelust greint.
stellt ain greindez swein für in [elephant], sô verleust er alle sein manhait.
Stillen sol man fraidigen hund, | das er nicht grein zu aller stund.
mit langen und mit scharffen zenden | sy [fledermeus] muetten sew an allen enden, | mit greynen und mit peyssene.
Ein herr het hunt grozz und chlain. | dw teten an ein ander grain.
Morrall, Mandev. Reiseb.
156, 1
; Gereke, a. a. O.
5555
; Niewöhner, a. a. O.
43, 3
; Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 214
.3.
›jm. nachstellen, gegen etw. kämpfen, streiten‹.Belegblock:
ab Luciver, das helle swein, | wider mein armen sele grein.
4.
phras.: mit (den) zänen greinen
›die Zähne fletschen (zum Zeichen der Bedrohlichkeit; von Menschen und Tieren gesagt)‹.Belegblock:
5.
vom Tropfen des Saftes aus den angeschnittenen Zweigen der Weinreben.