1
ton,der
;-(e)s/-Ø, -e,
überwiegend + Uml.;1.
›akustische Wahrnehmbarkeit, Hörbarkeit als wesenhafte Eigenschaft verschiedener (von Gott geschaffener) Gegebenheiten‹; speziell auch: ›Lautstärke‹; überwiegend metonymisch: ›akustisches Phänomen; Schall, Geräusch (allgemein)‹; speziell: ›Lärm, Getöse‹; mit Blick auf die menschliche Rede: ›(öffentliches) Gerede‹; ütr.: ›öffentliche Angelegenheit‹; Phraseme:
in allem ton
›in jeder Hinsicht‹; mit reichem ton
›mit machtvoller Präsenz‹; in hellem ton
›weithin hörbar‹; j. in grossem ton sein
›j. Gegenstand von Klatsch, Gerede, Gerüchten sein‹; der unnütze ton der worte
›das leere Geschwätz‹.Bedeutungsverwandte:
1
(der
), 1 (subst.), , (der
) 1, (der
) 1, ; vgl. 2
, , 1
1, , , 1, 1, , 4, (der/das
) 1; 2, 2, 1; 2; 3, , , 1, 1, 1.Syntagmen:
(einen) t. fürchten / geben / merken / verursachen
; der t
. (Subj.) herausgehen, die luft brechen / schlagen, seinen ursprung nemen
; j
. (z. B. zwölftausend man
) mit t
. [wohin] (z. B. für Troya
) keren
, etw
. (z. B. die warnunge
) mit t. verwunden sein, j. zum t. der welt
›ins weltliche Leben‹ kommen
; der t. des schals, der welt
; der grosse / helle / reiche t
.Belegblock:
kom ich [die brut] widir zur werlde done, | ich mache di sele widir unschone, | mit manichem sundirlichen sliche.
ez [die warnunge
›Exempel‹
] ist verwunden mit varwe und mit dône und mit lîphaftigen dingen. min don der sluk und brach die luft, | biß das ich [Musica] in des herzen gruft | lokte got.
[hohle Gaͤnge und Kluͤffte] durch welche eine und andere Qvelle abfaͤllt / und durch ihr Anschlagen solchen und solchen Thoon oder Laut verursachet.
Der 6. Quell-geist in der goͤttlichen kraft ist der Schall oder thon.
Laut. od’ hal. od’ don. sonitus sonus.
so schlahent die steine annander das sú brechent; den ton merket nieman denne got.
Der küng sunder melde | Geritten kam ze velde | Mitt zwölff tussend siner man. | [...] | Für Troye sy do schonne | Kertten mitt richem donne.
mit des schalles done | Wurdent lebende schone | Sinú klainu voͤgellin.
Eyn glock on klüpfel / gibt nit thon.
hat (sich) ain erber rat und gemaind diser stat in hochen und nidren sachen [...] und (in) allem andren ton das merer imperium und gewalt ausgenomen und vorbehalten.
Die statt Bunik ist [...] Diether Landtschaden von Stainach vom stift Menz verpfendt worden, welcher [...] domals in grossem thon gewest, dann ime ain Camerin von Kolberg gross gut zugebracht.
wenn man in [den drachen] verjagen wil [...], sô nimt man ain aufgeplâsen plâtern und sleht dar auf mit coralleinn gärtleinn; den dôn oder daz kläppern fürht er.
des lob in hellem done | erhal allzeit, wo ye dy frechen waren.
2.
›einzelner (durch die menschliche Stimme hervorgebrachter und durch ein Notenzeichen repräsentierter) Ton; (durch einen Buchstaben repräsentierter) Laut einer Sprache; lautliche bzw. tonale Qualität‹; speziell in der Metrik: ›Betonung‹; Syntagmen:
einen t. geben / haben / krümmen / machen / zerbrechen / ziehen
; ein t
. (Subj.) sich geberen
; etw
. (z. B. zwei octaven
) ein t. sein
; etw. aus dem t. erkennen, etw
. (z. B. die orgel
) mit falschem t. dissonieren
; der falsche / helle / klare t
.Belegblock:
Uns leret Musica hie schon, | wie sich gebirt
[›verhält‹]
ein iglich don. Die diphthongi [...] duͤrffen nur mit dem selblautenden buchstaben geschrieben werden / dessen thon sie haben.
Ebd.
38, 2
: das wir aus den accenten vnnd dem thone erkennen / welche sylbe hoch vnnd welche niedrig gesetzt soll werden.
wie sich im gsang ein octaff zu der andern helt, eine hoch die ander nider, vnd ist doch ein ton.
Ein orgel was zuo Praug | [...] | Die yetz vast dissoniert | Mit mangem valschen toun.
Jahr, a. a. O.
434
; 3.
›charakteristischer Klang, Klangfarbe eines Instruments, einer Stimme (von Mensch oder Tier, auch von Gott); Ausdrucksseite, Klang einer Lautfolge, eines Wortes‹; metonymisch auch: ›Stimme‹; Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
ein name, ein wort den ton haben
›lauten‹.Syntagmen:
den t. entwerfen / haben / überkommen
›die spezifische Klangfarbe erhalten‹ / verlieren, wieder einander geben, nach x arten zwingen
; etw
. (z. B. ein spielgezeug
) in seinem t. gehört werden
; der t. der glocke / stimme, des horns / seitenspiels, der vögel / mäuse / posaunen
; der böse / feine / grobe / helle / linde / regierte / scharfe / schöne / süsse / wunderliche t
.Belegblock:
Druͤmb, da das volck ynn solchem erschrecken die stymme Gottes hoͤrete und sahe den donner und blix und den dohn der posaunen.
falseten, linde, grop und scharf, | min
[der personifizierten Musik]
pinsel alle dön entwarf. Die Nachtigall [...] auch Menschen vbersingt / | Wann sie der Stimme thon nach tausend arten zwingt.
Die minnende sele [...] batt in
[Gott]
alleine, daz er mit einem don siner worten in ir hertz erklankti. do von bat er got das die glocke iren suͤssen ton fúrlor.
galander, tröstel und nachtegal | mit iren suͤssen dönen
(auch zu 5 stellbar).
nach der reinunge so hoͤrt er den ton eines hornes von tonre.
Gespalten Glocke hat boͤsen dohn.
Ich hör vil süsser voglin don.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
22, 14
; 4.
›Ton(fall), Ausdrucksweise; zum Ausdruck gebrachte Stimmung‹; auch: ›sprachliche Gestaltung der Rede, poetisches, rhetorisches Register; Rede-, Formulierkunst‹; in Verbindung mit Personalpronomina ütr.: ›Meinung, Lesart‹; Gehäuft Verstexte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
auf js. ton sein
›mit jm. einer Meinung sein‹; von grossem ton sein
›den Mund sehr voll nehmen‹.Syntagmen:
der t
. (Subj.) die rede weisen
; etw
. (z. B. die schriften
) auf js. t. bucken / tragen / winden / ziehen / zwingen, in dem t. zusammenklingen
; der t. des danks / hasses / rumes, der freude, des lobes / murmelns
; der äusserliche / jämerliche / klägliche / liebliche / (zucker)süsse t
.Belegblock:
Jch wolt gern [...] mit jhnen zum hause Gottes gehen, jm dohn des rhumes und dancks unter dem hauffen, die da feiren.
do sust mit lobes done | di brut des brutegomes schone | hete gelobit genug und vil.
Endruwen, du bist von grossem don.
do ez quam zur none, | Mit clegelichem done | Sprach Crist: [...].
Versmehen, spotten, haßes don, | Daz gar min fraw zu mir tuͦt | In hochfart und in ubermuͦt.
DJe Figuren welche in dem lieblichen Thon zusammen klingen / seyn nicht einerley Gattung.
Dohn der die rede weyset.
Hand alle gschrifftt uff jren ton / und tannt zogen / zwungen / und gbogen.
Wie zucker süsz ist maniges don, | Do er puͦlt vmb ain Maid.
alle solche heutige Auffschneidereyen / wie schoͤn sie aͤusserlichen Thon nach lauten / sind im Hertzen doch nicht eines Drecks werth.
5.
›Wohlklang einer harmonischen Folge von Tönen‹; metonymisch: ›Musik (allgemein)‹; auch: ›Gesang, Lobpreis‹; speziell: ›eine kunstvolle Einheit von Metrik und Melodie in der Liedlyrik (Sangspruch, Meistersang)‹; generalisierend: ›Melodie, Weise; Tonart‹; Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, oft in Versform.
Syntagmen:
einen t. hören / machen / singen / vernichten, einem lied einen t. richten, beim singen einen t. abnemen
; ein t
. [wie] (z. B. erbar / ernsthaft / langsam
) lauten
; etw. in einen t. bringen, etw
. (z. B. ein lied / singspiel
) in einem t. sein, etw
. (z. B. lügen
) in js. t. finden, etw
. (z. B. einen reihen, ein lied
) in einem t. (vor)singen, etw. mit einem t. singen, jn
. (z. B. Maria) mit einem t. krönen, etw
. (z. B. die klage
) ane töne sein
; js
. (z. B. Diebolds) t., der t. eines meistergesangs, der engel, der lieder
; der helle / lateinische / schöne / süsse t
.Belegblock:
das man den latinischen text
[der Messe]
verdolmetscht und latinischen don odder noten behellt, las ich geschehen. Darmit wir [drey Pfeiffer] gar gruͤndtlich ergreiffn / | Die Thon der Lieder componirt.
nuͤ hebit an, ir engel schone, | und singet myner muͤter mit sußem done.
Dein klage ist on reimen und on döne
(›literarisch anspruchslos‹).
keiner nit sol bringen | Dan in den thon | Die die zwolff hant gemachte
(im Sinne von ›es haben nur die Töne der 12 alten Meister Geltung‹).
Kunt er hofflichen richten | Auf schone art | Eim ieden lied sein done | Mit worten, reimen schone.
EIN SCHÖNS NEUS SINGETS SPIL, [...] Im Thon, Wie man den Engelländischen Roland singt.
seind auch beym singen wol abzunemen die vnterschiedliche weisen vnd melodeyen oder thon deren etliche recht ernsthafft, langsamb vnnd gar erbar lauten.
Sing was du wilt, hoͤr was du wilt, | [...] nichts ist so mild, | Als JEsus Christus GOttes Sohn, | Der Thon ist vber alle Thon.
Si [Maria] fuͦr so wunder schone | Uf mit der engel done.
Du findest vil in Diebolts ton.
ainen neuwen raien er vorsingt | in süessem don.
ain volgk, gerichtet vil, | [...] | die sungen, klungen mangen don, | ir ieslicher besunder, | mit fremder stimme wunder.