geschwürm,
das
;
-(e)s/-e
;
Etymologie: laut
Dwb
(4, 1, 2, 4013) „Nebenform“ zu älterem
geschwärme
, aber möglicherweise auch Einfluß von
gewürm
( [Revisionsnachtrag]; vgl. auch ).
– 16. Jh.; gehäuft in Texten des Protestantismus gegen Katholiken und Sektierer; keine oobd. Belege.
1.
›Schwarm, Schar, Gewimmel (von Tieren und Menschen)‹; auch ›Schwarmgeister, Sektierer‹ sowie ›kaum durchdringbare Menge (z. B. von Büchern)‹.
Phraseme:
gnade got deinem geschwürm
.
Bedeutungsverwandte:
(
das
12,
1
 13, ; vgl.  12.
Syntagmen:
das g. austreiben / töten, nattern / schlangen nennen
;
die geistlichkeit ein g. nennen
;
das g
. (Subj.)
hecken, sich besamen, das land anstecken
;
in ein g. erwachsen, wiederstand von dem g. haben
;
das g. des babstes, der geistlichen / heiden / ketzer / pfaffen
;
das g. von gästen / rotten / secten / münchen / pfaffen / (haus)nonnen, an tieren
;
das bäbstische / böse / eisliche / ganze / geistliche / giftige / grosmächtige / römische / schädliche / schnöde g
.;
wiedertäufer / Zwinglianer und mer des geschwürms
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
da ist yderman voll unnd toll ynn der herberg, eyn geschwurm von gestenn auß allen ortten.
Ebd. (
1523
):
hie ist noch ein geschwurm, das auch nicht uff der rechten pan ist.
da haben vil leutte vil von geschriben, und ist ain groß geschwürm von buͤchern.
O kompts widrumb zu liecht, so genade Gott dir vnd deinem geschwuͤrm.
Ebd. (
1532
):
das man solch [...] straffe ampt wuͤrde ligen lassen und dafur auffkomen so mancherley geschwuͤrm von rotten und secten, da ein jglicher sein eigen tand auff wirfft als eine rechte lere.
Lappenberg, Fleming. Ged. (
1632
/
3
):
Was ist es seit der Zeit, daß schädliche Geschwürme, | die Krieger, unser Land mit sich auch angesteckt, | da immer eines noch in tausent Junge heckt | und hat sich wol besaamt?
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
[Jupiter] rufft zusamen all das gschwuͤrm | An Thiern, an Voͤgeln vnd Gewuͤrm.
Wie vnuerschampt vnd wie gar grob | Vns hat das schendtlich Bapsts geschwuͤrm | Mit allem gifft wie boͤß gewuͤrm | So vberschuͤt vnd gar ertrenckt.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
nobd.
1524
):
Daß was des geschwürms ist und des bornen | Von pfaffen, münchen und auch nonnen.
Ebd. (
obd.
1525
):
muͤst man das ander geschwürme der unnützen muͤßigen pfaffen und münchen alle absterben laßen und ire pfründ in gemeinen nutz wenden.
Ebd. (
1545
):
Ich acht, es sei auch irgents ein geistlicher vater gerüst aufs concilium, darin gewis Annas, Caiphas sampt anderm eistlichem geschwurm wider got und seinen gesalbten zuͦsamen kommen.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
darunder er den babst fur die rote hurn zu Babilonien, [...], und fur den warn und rechten entchrist ercleret und abmalet und die ander gaistlichait sein geschwurm nannte.
Sachs (
Nürnb.
1566
):
Solch böß geschwürme mit verlangen | Nent er gifftig attern und schlangen.
Ebd. (
1548
):
Sunder
[das
wort
]
het wider-stant | Vom gaistlichen geschwüerm | Durch gar mancherley füerm, | Pratic und listing possen.
Ebd. (
1553
):
Austreiben dieses schnöd geschwüerm, | Das schedlich und helisch gewüerm, | Und nemen selb unter die hent | Das hoch himelisch regiment.
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
3575
(
Zürich
1560
):
vil unradt sey entstanden druß | Als Tracken und vil gifftigs gwürm | durch schlangen krotten derglych gschwürm.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
155v, 37
(
Leipzig
1588
):
ein Comet [...] / welcher gar eigentlich geweiset hat auff das Teufflische Geschwuͤrm vnd Rattengenist der Widerteuffer.
2.
›Äußerlichkeiten, Firlefanz, Geplapper‹, bezogen auf einen als äußerlich, unnütz unterstellten kirchlichen Ritus, Gesetze u. ä.
Bedeutungsverwandte:
, ,  2,  3.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Meynstu, das gott sich mit glockenklang, kertzenrauch, golltgleyssen und des gleychen geschwurmiß wirtt lassen tzalen?
auff das er furwurff alle das geschwurm und gemurm unßer torichten gepett.
Ebd. (
1524
):
Hat er bis her so viel gelts und gutts an ablas, messen, vigilien, stifften, [...], walffarten und was des geschwürms mehr ist, verlieren müssen.
Das unzelige gelt, das sie mit butter brieven, walfarten, heiligen dienst und des geschwuͤrms on zal gewonnen haben.
Das treybt das unczeliche geschwurm der heyligen dinst, Walfartten, Secten weg und wyrt Christum alleyne behalten.
Ebd. (
1539
):
der Bapst were kein Antichrist worden, und were das unzeliche unzifer, gewürm und geschwürm der Bücher nicht in die Kirchen komen.
Ders. Hl. Schrifft. Röm. Vorr.
2268, 17
(
Wittenb.
1545
):
das gantze geschwürm vnd gewürm menschlicher Gesetzen vnd geboten / die jtzt alle Welt erseuffet.
3.
›Geschrei, Gejammer‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (
1542
):
Noch die ist ghort wordn in der helln | Ein solch geschwürm von allen seln.