praktik,
practik,
pratik,
die
;
–/-en
, auch
;
practica,
die
;
–/-Ø
;
zu
mhd.
practik
›Kunst, Kniff‹
(), aus
mlat.
practica
(, 444f), dies letztlich aus
griech.
praktiké (téchne)
(
Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
1993, 1035
),
pratik
wohl unter Einfluß von
frz.
pratique
(, 986f.).
1.
›Art der Ausübung einer Tätigkeit, Verfahrensweise, Handhabung‹.

Belegblock:

Bobertag, Faust (
Frankf.
1587
):
Er [Faustus] machte auch in seinen Practicken Zeit vnd Stunde [...] warnete ein jede Herrschaft besonder.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
wmd.
,
1521
):
Nit alein ich sunder der meinst teil meiner furfarn [...] die practik da selbst [zu Rom] gelernet.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
168, 19
(
omd.
,
1554
/
1633
):
Solche practicken würden aber abgeschnitten durch den 47. Art. der bergkordnung.
Sachs (
Nürnb.
1551
):
Wil ich der hendel noch mehr treiben. | Wer nit pratick und gschickligkeyt | Itzt braucht, der bleibt dahinden weit.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
nobd.
,
um 1600
):
Secht do mein schrifft! das kan Ich schreiben, | Kan auch vff die Practica rechen.
Müller, Welthandelsbr.
138, 29
(
schwäb.
,
1506
):
Sunst hat man ain pratich behend zu uberschlagn also.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Insonderhait war ain pratik vorhanden vom Jörg Genger.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
Wie er sich aber in solche oberkait, authoritet und ansehen gebracht und durch geschwinde practicken anhang erworben.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
aus dem und aus etlichen practica entsprang, das sich di stat Rendspurg aus freyem willen im unbezbungenlich begab.
Rot
340
;
Jones, French Borrowings
535
f.;
Henne, Hochspr.
1966, 111
;
115
;
Eckel, Fremdw. Murners.
1978, 50
;
Schmid, Pilgerreisen.
1957, 423
;
Bad. Wb.
1, 305
;
Öst. Wb.
3, 715
f.;
Vorarlb. Wb.
1, 428
.
2.
›Ausübung einer Kunst, z. B. der Medizin, des Kalendermachens‹; auch ›Kalender‹.

Belegblock:

Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
Jedoch flammet hervor die Vollkommenheit in Philosophia Practica.
Eis, Wahrsagetexte
29, 3
(
nobd.
,
1491
/
2
):
das buch des gluckslauffs vnd der sechtzehen richter, gericht durch die sechtzehen figur der bractic der kunst geomancie.
Fischer, Folz. Reimp.
34, 212
(
Nürnb.
um 1520
):
Nicht mer von dem künfftigen jar | Ich in meiner practic
›astrologischer Kalender‹
offenbar.
Hampe, Nürnb. Ratsverl.
1, 196, 30
(
nobd.
,
1520
):
das sy [puchdrucker] hinfüro kain practica oder almanach unbesichtigt der figuren drucken sollen.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
dermassen an Leibs-Kraͤffte abkommen / vnd geschwaͤcht worden / das die gantze Practica der Doctorn vnd Artzten an ihme verzweiflet.
Lemmer, Brant. Narrensch.
65, 63
(
Basel
1494
):
Eym yeden narren man yetz gloubt / Vil practick vnd wissagend kunst.
Sudhoff, Paracelsus (
1529
):
Solchs das eim arzt zustet am ersten anzugreifen, lont ir stil stan und farent am lezten mit den baurenarzten darein und lernen von inen ir chirurgik und ir practik.
3.
›unerlaubter Kunstgriff, Kniff, Machenschaft, Betrug, Hinterlist‹.
Bedeutungsverwandte:
 5,  1, ,  4, .
Syntagmen:
p. anrichten / finden / fürchten / machen / suchen / üben / vornemen; eine arge / arglistige / erdachte / falsche / geschwinde / heimliche / neue / seltsame p
.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
von wem aber dasselbe kriegsvolk hieher an uns und die unsern gewiesen, und mit was list und practiken das underbawet, wirt unser Gott woll ferner an den tagk komen lassen.
Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
Man mag uff alle practiken gutte achtung geben.
waß er betruglich unter sich bracht mit falschen practicen mit Baltasar Gansen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
rhfrk.
,
1523
):
aber uß der hoffart, großen pracht, neit und haß anderer könig und potentaten [...] entsteen vil seltsamer practik und anschleg.
Anderson u. a., Flugschrr.
22, 7, 21
([
Erfurt
]
1525
):
Haben aber darneben yhr oͤberkeyt trotzige wort entboten / auch heymlich practick angericht.
Luther, WA (
1553
):
Das dritte ist Pestilentz oder fiber, so im finstern schleicht, Das sind die heimlichen tuͤcke, liste, anschlege, pracktiken.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1538
):
dem will ich nach meglichkait nachkumen und die angestelt practik [...] unvermerkt zerucktreiben.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
Crist Hainz hat vil der uffrurigen handlung und practica mit der gemaind und pawrschaft in der statt und uff dem land gmacht.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
236, 33
(
Nürnb.
1548
):
wie die Bepst zu disem ampt kommen / durch Simoney / vnd selzame pracktiken.
Sachs (
1531
):
Der Türck oder ander tyrannen | [...] durch practick und hemisch dück | Undter dem schein gerechter stück | Zu dempfen christlichen gelauben | Dein untherthon mit mörden rauben | Tyrannisch zu verderben sucht.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Des waren die Römer entsetzt, | Forchten ein practick.
Tittmann, Schausp. 16. Jh.
1, 135, 170
(
Nürnb.
16. Jh.
):
vil gewinnen und reichlich zeren, | mit wucher, finanz, anderm mer, | practik und was sein mag ongfer.
Spanier, Murner. Narrenb.
29, 24
(
Straßb.
1512
):
Nit wil ich von den selben sagen, | Die pratick offt geiebet haben.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Rudolfen von Schwaben, der wider gedachten kaiser zu ainem römischen könig durch pratiken und anschiftung des pabsts Hiltenprands erwellet war.
Ab solcher geschwinden pratica mit Wirtenberg enpfieng Hanns von Rechberg nit wenig entsitzens.
Qu. Schweiz. Gesch. (
halem.
,
1470
):
das Peter Dietrich [...] der oberst in der prattick so gefuͤret ward zů abfal des Oberlands.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
damit er der Eidgnossen hoptluͤt und anwaͤrt mit pratick, list und betrug dahin fuͤre.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1538
):
Und also mit hilf, bewilligen und zůthůn der gotzhusleuten vil und mengerlai pratigka fürgenomen und fürnemlich die Oberrieter zů überziechen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
sy möchten dester minner Pracktigka machen und Alfantz und aigen nutz suechen.
Turmair (
moobd.
,
1529
):
der babst richt vil haimlicher, selzamer praktiken zue mit sampt dem Franzosen und mit den künigen in Beham und Ungern.
Qu. Brassó
4, 501, 17
(
siebenb.
,
1534
):
da er aber etliche heimlige Practiken, die Stadt Cron zu bekommen, angestellet.
Schmid, Pilgerreisen.
1957, 423
;
Schmid, R. Cysat
6, 69
.