poss(e),
der
;
–/-n
;
possen,
der
;
-Ø/-Ø
.
1.
›Zierat, Beiwerk an Bild- und Bauwerken (meist von heiterem, komischem Ansehen), herausgetriebenes Bildwerk‹.
Wortbildungen:
possenwerk
1.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1593
):
Es stunden auch noch mehe bussen im laufwirk, ein reiger, ein krae, ein haen und henn.
Hampe, Nürnb. Ratsverl.
2, 99, 33
(
nobd.
,
1582
):
Lienhardten Schacht, bildhauern, soll man seins verzuglichen fertigens halben der bei ime angedingten possen zu der koniglichen wirden zu Denmarckt brunnenwerck Meiner Herren ernstlich mißfallen anzaigen.
Goldammer, Paracelsus
3, 282, 19
(
1530
/
5
):
daß sie die bilder seindt, die gott verbotten hat, prefiguriert durch die seltzamen bilder der abgötterei, der kelber und durch andere tier, mit vil seltzamen possen erschinen.
West, Dasypodius.
1989, 350
;
2.
›Scherz, Spaß, Streich, Unfug‹.
Phraseme:
possen reissen
›Scherz und Spott treiben‹.
Bedeutungsverwandte:
2
 1,  2, ,  3,  3, .
Syntagmen:
faule / gute / lächerliche / seltsame / unchristliche / wunderliche p
.
Wortbildungen:
possenreissen
(a. 1562),
possenspiel
(a. 1618),
possenwerk
2 (a. 1561),
posserei
,
possig
›lustig, scherzhaft, albern‹ (dazu bdv.:  2, ,  1).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Iocosus. Schimpfflich lecherlich possig schertzig.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
Er war kurzwilich, nachparlich, reis gutte boissen.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Schimpff schertz kurtzweil schwanck possen grillen gelächter gespoͤtt lachung.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Das zeigt vns an der alte boß | Vom Heidnischen Philosophos.
Vnd diesen wunderlichen bossen | Magstu nit vngeendet lassen.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
es ist mir von niemand je ein böser Boß vnd Diebsstück bewiesen worden.
Bergmann, Ambr. Liederb. (
Frankf.
1582
):
alde, alde, | reis mir kein faulen bossen mehr.
Luther, WA (
1530
):
das man der schrifft zu weilen einen spruch abborget und reisset damit einen bossen.
Ebd. (o. J.):
Das ist Italo ein solcher lecherlicher bosse, lassen sich schinden.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
23, 9
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Wan einem hauswirthe [...] von seinen wiederwertigen ein schabernagk und pößlein beschicht.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
nobd.
,
1529
):
Nu hört zů einen gůten bossen | Der uß dem abloß ist gefloßen.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Muß mir selb lachen dises possen.
Bell, G. Hager
610, 2, 10
(
nobd.
,
1609
):
jst mir kein solcher Bossen wider faren | Jnn allen meinen jaren.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
der ist ain wunderbarlicher, frölicher mann gewesen und seiner lecherlichen bossen halb weit erkannt.
welcher den bösten schwank oder bossen sagen konte, der war maister.
Fuchs, Murner. Geuchmat
3359
(
Basel
1519
):
Das sindt die rechten geuchschen bossen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
obd.
,
1521
):
reißen die selzamisten bossen über altar, als wölten si den morischken danz springen.
Goldammer, Paracelsus. B. d. Erk.
54, 2
(
obd.
, Hs.
n. 1570
):
allso wart Lucifer aus dem himel gestossen / der die bossen auch risß.