erhaft,
erenhaft,
Suffix vereinzelt
-haftig
,
Adj.;
im Bedeutungsansatz 3 scheint semantische Vermischung mit
ehehaft
2 ›rechtmäßig‹ vorzuliegen.
1.
›göttlich; heilig‹ als eine Gott, den
heiligen lerern
zugeschriebene Qualität;
vgl.  12.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  1.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Wer ist der Koͤnig ehrenhafft? | Es ist der Herr von grosser krafft.
Da laß mich mit deiñ heilgen alzuͦsamen, | Hochjauchtzend preisen deinen tewren namen, | Der ehrenhafft | Vnd heilig allezeit | Hat die herrschafft | On end in ewigkeit.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz die hailigen lêrer mit irm schœnem lieht, daz ist mit irm rainen leumund und mit irm êrhaften wandel frô machent den, der dâ sitzet in der vinster der sünden und der tôrhait.
2.
›in einer Gesellschaft gut beleumundet, geachtet‹; in juristischen Kontexten: ›rechtlich unbescholten‹; ›aus sozial geordneten, ehelichen Verhältnissen stammend, damit rechts- und voll geschäfts- bzw. zunftfähig, als Zeuge glaubwürdig‹; bezogen auf die allgemeine Lebensführung, das jeweilige Verhalten sowie auf einzelne Handlungen gegen andere Personen, insofern: ›moralisch anständig, redlich, zuverlässig‹ (als individuelle Qualität);
vgl.  34.
Vorwiegend md.; älteres und mittleres Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
,  1, ; vgl.  13,  12.
Syntagmen:
etw. e. sein
;
jn. mit erhaften leuten überwinden; der erhafte leser / wandel, das erhafte wesen, die erhaften gebärden / leute / magen / männer / personen
;
der erenhafte Job
.
Wortbildungen:
erhaftig
1.

Belegblock:

Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 61, 31
(
md.
,
1322
):
Swer ouch gelt verborget [...], der schol nemen zwene erhafte man dazu siner nakebure, so inschol noch inmag im niemant davor gesweren.
Reissenberger, Väterb. (
md.
,
14. Jh.
):
[Antonius] Uz von Egypte was geborn | Von erhaften magen.
Ez was zur werlde ein jungelinc, | Den erhaften wol gelich. | Vater, muter hete er rich.
Knape, Messerschmidt. Bris.
1, 15
(
Frankf./M.
1559
):
ein wol betagter alter Edelman [...] welcher eines gar guten stammes / Namens / alter Geschlechts vnnd herkommens war / am Gut aber / nicht sonders hohen vermoͤgens / sonst eines frommen Erbaren lebens / auch loͤblicher sitten / Adelicher vnd ehrhaffter geberden / wesen vnd wandels.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Daz da vur [lastern] Job, der eren haft, | Di sinen kint bewarte.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Ab man eyne frouwe mit geczuge beclagete umb scholt adir umb gelobde [...] ab [...] der cleger mit erhaftigen luthen sie obirwinden moge.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
12, 4
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Wir haben vor gesprochen, wie künstereich, edel, erhaft, frütig, ertig, künstig und wie alles was lebet muß von unser hant abhendig werden.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
37, 4
(
omd.
,
1487
):
so ÿn von erhafftigen personen etwas (aúf súnderlicher frūtschaft) geschancktt [...], mogen sÿ es ane súnde nehmen vnd behalden.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
v. 1325
):
daz he ubele gehandilt wirt mit worten oder mit werken, daz erhafte lute sehn unde horen, den vridebruch bezuget he wol nach der stat recht.
Piirainen, Stadtr. Sillein 91a
3
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Er sol gezevͤg han vremde erhafte leuͤte vnd nicht seyne mage.
Küther, UB Frauensee
272, 28
;
Ermisch, a. a. O. ; ; ;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
143, 6
;
Vgl. ferner s. v. .
3.
›rechtmäßig, begründet, entschuldbar‹; im Phrasem
erhafte not
o. Ä. ›nicht strafbare Notwehrhandlung‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (Adj.) 2.
Syntagmen:
erhafte hindernisse / ursachen
.
Wortbildungen:
erhaftig
2.

Belegblock:

Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
daß sie an jrer eignen Macht verzweiffleten / denn daß sie solches zu thun / sonst wichtige vnd ehrhaffte vrsachen hetten.
Welti, Pilgerf. v. Walth.
6, 27
(
omd.
,
n. 1474
):
wer yme [sente Wolffgang] was gelobit, der müß yme das in eyme iare halden, es beneme yme danne erhafftige nod.
Wattenbach, Urk. Rauden (
schles.
,
1401
):
Das zelbe zel gerete wnde messin globe [...] czu haldin [...] am montage eyne, an der metewoche dy andir, dy dritte am zunnobende adir wen wir in der wochin mogyn vor erhaftegym hyndirnos eweclich czu volbrengyn.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
15. Jh.
):
wer ainem haimleich in sein hauß oder hof steigt ân erhaft not, meldet sich derselbig nicht, sticht oder slecht in derselbig wirt zu tod, so sol er [...] nichts schuldig sein.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
169, 18
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;