lauterkeit,
lautrigheit
(letzteres vereinzelt), die
.1.
›Unvermischtheit mit Schlechterem (als Qualitätsmerkmal)‹; im einzelnen z. B. ›Glanz, Klarheit (der Sonne)‹; ›Ungetrübtheit, Durchsichtigkeit (von Flüssigkeiten)‹; ›Glanz (des Lichtes)‹; ›Reinheit (auch von der Sprache)‹; Belegblock:
Den menschen, daz er finet, | Vor Gote liecht irschinet | Als der sunnen luterkeit.
daz man sich Gode glich mache an luterkeit, alse daz glais oder durchschinige dinc sint der sonnen.
peginnet deu sel ze flißen | von freuden und sich gisen | wider in die lautrikait | des pildes, daz si noch got trait.
daz wir mit den blinden | gesehen und bevinden | des wares liehtes luterkait.
Daz ander ist ain flissige hůte der luterkait, waͮn der brunn der gnaͮden ist fry, luter, vnd wil allaine fliessen in ain luter vasse.
daß also die teutsche herrliche Sprach jhre Lauterkeit verlieret.
2.
›Aufrichtigkeit, Ernsthaftigkeit, Reinheit, Tugend (im moralisch-sittlichen Sinne)‹; Belegblock:
Daz des gelouben lutterkeit | Groze craft Gotes genaden treit.
Dis sint die / die [...] in luterkeit vnd in miltikeit / vnd in gerchtikeit ir leben gefurt hant.
Lauterkeit ist, das da recht und Christlich gelebt und gethan aus trewem, fromen hertzen, so es gegen jederman gut meinet, niemand dencket unrecht oder schaden zu thun, und handelt, wie er mit jm wolt gehandelt haben.
Lauterheyt vnser brot sein sall, | Und warheyt allzeyt vnser mall.
ez mit rede konde niht der munt | die leutrikait erraichen | den mit warren zaichen.
nit wann ain rechte luterkait, | das hertz und wort glich seit | und stee all zitt anain.
,O min tube‘ umbe diner minne luterkeit.
vride ist ain lutirkait der sinnen.
mit tugent und mit lauterkait | sint die selben kint geclaitt.
ob du merckst lautterhait vnd gůthait des willens.
Schmidt, a. a. O.
49, 7
; Spechtler, Mönch v. Salzb.
49, 15
; Höver, a. a. O. B
413
; Bauer, Imitatio Haller
48, 21
; Voc. Teut.-Lat.
s iiijr
; 3.
›Unschuld, Sündelosigkeit, Reinheit der Seele; Keuschheit des Leibes (im moraltheologischen Sinne)‹; Belegblock:
myt luterkeyt ich [Maria] dich [Jesus] entphingk.
uff das di luterkeid an dime libe | gantz unnd unbeflecket blibe.
Die ander geburt. [...] das ist die muterlich berhaftikeit. dy geschach in iu͂cfreulicher keuschheit vñ in rechter lautterkeit.
pleibt der mensch also stet in dem selben, so wirdt er dann also komen zu der lauterkeit und rainkeit der selen und der gewissen.
hettest du die reynikeyt oder lautterkeyt aller engel und heylikeyt sant Johansen des Tauffers, dennoch werest du nicht wirdig, zu empfahen [...] die heyligen sacrament.
Ebd.
9, 12
: wie reyn sollen sein die hend des priesters, wie lauter der mund, wie heilig der leyb, wie unvermaligt das hertze, zu den als oft eingat das hoechste ob allem gut und ob aller lauterkeyt.
die luterkeit des geistes haltet den menschen in einre gelicheit gottes vnbekúmbert von creaturen.
Dis schowen setzet vns in purheit vnd in luterkeit ob allem vnserm verstande.
Das sint die lúte die noch stant in irre natúrlichen luterkeit und unschult, und sint sú vil selig.
ein lauterkeit soll die ehe sein und nit ein unlauterkeit.
Das er krefftiklich mocht widerstön | Und von aller unsuberkait gon | Und beliben in aller lutterkait.
daz och daby ist die luterkait der gewissne und ain fry ledig gemüt, daz sych alle stund mug ufferheben zů gott.
die hoffnung der widerkcherung vnd die pegierd der lauterkchait die werden albegen da mit vermüscht.
Sermon Thauleri
3rb, 2
; Gille u. a., M. Beheim
117b, 474
; Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 693
; Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
Ruh, Bonaventura
360, 7
; 4.
›Vollkommenheit (von Gott gesagt); vollkommene Reinheit der Seele durch die Rechtfertigung aufgrund der Teilhabe mit Gott‹; Belegblock:
Die [Jherusalem] wisete her mir aber sider | Stigende von himle nider, | Habende Gotes lutterkeit.
Dar an liget der sêle lûterkeit, daz si geliutert ist von einem lebene, daz geteilet ist, und tritet in ein leben, daz vereinet ist.
Wilt dv̈ wissen | die luterkeit, die adelkeit vnd die wirdikeit, die hie in disem heiligen namen | ih’s beslossen ist.
Vindet si [sel] da nicht worheit, da si in gepildet wirt in ein einicheit, in di ersten lauterheit, in den indruk der lauter wesenlicheit?
da man vindet ein kreftiges fur mugen in götlicher warhait vnd ein vernuftiges bekennen götlicher lautrikait.
daz wesen in siner einvaltigen luterkeit genomen. so sihst du [...], daz es von nieman ist und nit hat vor noh na, und daz es weder innan noh von ussnan kein verwandelkeit hat, [...] daz es ist daz aller wúrklichest, daz aller gegenwúrtigest, daz aller volkomenst [...] ist.
Dyonisio, der gewirdigot was mit d luͥterkeit der verstentnissi vnd mit gotlichen erluchtungen.