ausziehen,
V., unr. abl.,
gram. Wechsel. Das Bedeutungsfeld ist wie folgt gliederbar: 1-6 zusammengehörig durch das Inhaltsmerkmal ‘etw. aus etw. anderem herausziehen’; 7-12 auf Ziehen, Dehnen in der Horizontalen bezogen; 13-16 bezogen auf das Ablegen von Kleidern und damit Assoziierbares; 17-25 bezeichnen Erkenntnis sowie menschliche, oft verbale und rechtsrelevante Handlungen, der Block ist z. T. als Ütr. an den Block 1-6 anschließbar; 26-31 schwer assoziierbar; innerhalb dieses Blockes können 26 und 27 metaphorisch miteinander verbunden werden, zusammengehörig auch 28 und 29.
1.
›etw. unter Anwendung von Kraft und (oft) mit Zerstörungseffekt aus seiner natürlichen oder künstlichen Verwurzelung oder Verankerung herausziehen, herausreißen‹; am ehesten hier anzuschließen die Ütr.:
die müde a.
›die Müdigkeit überwinden‹.
Syntagmen:
die rübe, das korn, den hanf / nagel / pelzer / reinstein / reinstecken, kräuter a., dem hanen den zagel a., (jm.) den darm, die zunge, das eingeweide a.
, (ütr.)
die sele aus etw. a.
Wortbildungen:
auszug
1.

Belegblock:

Jostes, Eckhart
34, 10
(
14. Jh.
):
so sol si [sel] alz gentzlichen gesencht sein in den grundlozen grunt des gotlichs nichtz daz si nihtes niht dar uz gezihen mu̇g, noch daz si sich nimmer uf minner ding neig dan got.
Luther, WA (
1536
):
Est deus des auszuchs ex morte.
Gille u. a., M. Beheim
99, 302
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
etlichen zach man auss dy derm.
Goldammer, Paracelsus.
2, 133, 5
(
1530
/
35
):
es wird ihme die zunge ausgezogen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Die muͤde Außziehen oder vertreyben. [...]. Etwas eyngesteckts / oder angenaglets oder angeheffts wider Außziehen oder reyssen. [...]. Von grund der wurtzen Außziehen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[die] behalfen sich mit den raben, so noch auf dem veld stuenden, noch nit auszogen noch einbracht warn.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1568
/
1603
; Hs.
17. Jh.
):
wann ainer dem andern rainstain außziecht.
Ebd. (
16. Jh.
; Hs.
17. Jh.
):
wer ainem ein pelzer außziecht oder einen fruchtbaren paumb abschlecht.
Froning, Alsf. Passionssp. ;
Feudel, Evangelistar
113, 17
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
57, 2
;
Luther. Hl. Schrifft.
Jes. 33, 20
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Schmitt, Ordo rerum
645, 12
;
655, 13
;
2.
›(eine Waffe) zücken‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  2.
Syntagmen:
das schwert
(häufig) /
gewer / messer a.
;
ausgezogene waffe.

Belegblock:

Feudel, Evangelistar
48, 10
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
der czoch uz eyn swert unde hyp dem knechte [...] eyn ore ap.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 15, 9
(
Wittenb.
1545
):
JCh wil mein Schwert ausziehen / Vnd mein Hand sol sie verderben.
Gille u. a., M. Beheim
328, 815
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Der vor genant Rienolt | wart ach da uberlaffen | mit auss gezogen waffen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Das schwaͤrdt Außziehen / Von laͤder zucken.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
1758
):
welcher in der freiung ain gewöhr fröventlich iber einen außzug, der soll eben darumben gestrafft werden.
3.
›(einen Stoff) aus einem anderen Stoff, aus einer chemischen Verbindung o. ä. herauslösen‹; refl.: ›herausgewaschen, herausgelöst werden‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›(Stoffen) einen ihrer Bestandteile entziehen, sie dadurch von etw. reinigen‹.
Wortbildungen:
ausziehung
1.

Belegblock:

v. Tscharner, Md. Marco Polo
15, 5
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
in dem waschin so czuhit sich us di schedeliche erde.
Benzenhöfer, Rupescissa. Consideratione.
1989, 179
(
nalem.
/
rhfrk.
,
1438
/
40
):
Nu verstant die vz ziehunge in disem ende.
Sudhoff, Paracelsus (
1537
/
41
):
im selbigen sal ist acetosum artis und wird ausgezogen und bereitet in ein oleum und in ein liquorem acetosum.
Rohland, Schäden
557
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
so ist das salcz uß gezogen.
Rot
289
(
Augsb.
1616
):
Alchumei, [...] ein kunst zu reynigen alle ding damit sie von jhrer jrdischheit außgezogen / zu der Artzney desto tauglicher werden.
Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 87
f.;
187
;
Dietz, Wb. Luther .
4.
›(Giftstoffe, Absonderungen, Fremdkörper) aus Wunden o. ä. herausziehen, extrahieren‹.
Fachtexte der Medizin.
Syntagmen:
den dorn / pfeil / span / unflat, das blut / eisen / holz, die gift, die masen a.
Wortbildungen:
ausziehung
2.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
184, 14
(
Frankf.
1535
):
Wann mann jn [schwebel] mischet mitt gummi albotin / zeucht er auß die masen die in den negeln sind.
Broszinski, Minner. Chir. Parva
74v, 3
(
halem.
,
2. H. 15. Jh.
):
Die ander form der arcznien, die da usszúchen söllint von den wunden.
Rohland, Schäden
557
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
wasß von ubriger fluschiger fuchtikeit wer, das zug es [vngentum] uß.
Keil, Peter v. Ulm
234
(
nobd.
,
1453
/
4
):
daz er
[Teig]
den vnflat dorauß ziech.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wer des ochsen gall mischt mit hong, sô zeucht si ainen dorn oder ain holz oder ain eisen auz.
Weitz, Albich v. Prag
138, 4
(Hs. ˹
oobd.
,
A. 16. Jh.
˺):
Ob ain wund so tyeff ist vnd dar jnn steckt ain holcz oder ain eysen. nym enczian vnd steck jn dar ein, so wirt das loch weit. dar nach nym apostolicon [...] vnd leg es auff die wunden. es zeucht die pfeyl aus yn ainer nacht.
Stedtfeld, Roger-Glosse
125
;
126
;
Rohland, a. a. O.
557
;
5.
›etw. von einer Bezugsstelle (meist) vertikal nach oben transportieren, hochziehen, herausziehen; etw. (seltener) horizontal von einem Ort wegschleppen, wegschleifen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Wortbildungen:
auszug
2.

Belegblock:

Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1499
/
1500
):
Man sall kein ercz an des bergkmeysters beywesen [...] in verschloßenn kubeln auszcyhenn.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
recht als ein gros kessel, der sere welt: ein wile welt er oben uf als er ze mole us welle, und wenne man denn das fúr us zúhet, so sinkt es tieffe hin nider.
Ebd. (
E. 14. Jh.
):
ist mir eine karre mit grosseme dúrem gůte in das wasser gevallen: hilf mirs uz ziehen!
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1616
):
Ein jeder [...] maß und geschir fechter, auch weinsticher, abläßer und verrechner des umbgelts soll [...] schweren, [...] von jedem saum wein oder ein halben und ganzen füedrigen leren vaß aus und inzueziehen und zue legen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
so er es [netz] denne usgezúhet an daz stade.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1566
):
weßen das abgefallene stuck
[Vieh]
were, [...] solle dem nachrichter [...] von dem stuck ußzeziechen 2 ℔ ertheilt werden.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wen ein auszug von wein ist, so soll iederman die lostat raumen.
Feudel, Evangelistar
146, 17
;
Ermisch, a. a. O. ;
6.
›jn. über das Alltäglich-Irdische erheben, hinausführen‹; als Part. Präs.: ›entzückt, ekstatisch‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
als vil hânt sie verlorn ir juncvröuwelîche reinicheit und enmügen niemer sô gar ûzgezogen werden noch sô gar gebiutelt werden, daz sie iemer komen mügen in die obersten krefte.
Schmidt, Rud. v. Biberach
41, 18
(
whalem.
,
1345
/
60
):
als das sich der mensche vͤbe emzige vnd an vnderlas in der flamme vnd hitzze vs ziehender begirde.
Ebd.
108, 3
:
Daz fv́nfte inre zeichen volkomener minne sint vz ziende vnd vber gande hertzgunge.
7.
›etw. zeitlich in die Länge ziehen, verzögern‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  10,  18,  21.
Wortbildungen:
auszieher
2 ›Zögerer; Aufschieber‹.

Belegblock:

Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1525
):
sollend sy sich umb den [...] schaden mit iren oberkeiten an alles uszziehen vertragen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Auszieher (der) Cunctator. [...] Auszüher (der) Dilator.
8.
›etw. (Konkretes) strecken, ziehen, längen, ausdehnen‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  1.

Belegblock:

Sexauer, Schrr. in Kart.
253, 11
(
Basel
,
um 1510
):
So er [schmid] sin ysen ist vßziehen / so helffen im vß geheiß des schaffners. ettlich von den taglönern.
9.
›von einem Bezugsort weg-, fortziehen, hinausziehen, sich entfernen‹; je nach Zweck und Modalität des Vorgangs z. B.: ›seinen Wohnsitz an einen anderen Ort verlegen‹; ›auf Geschäftsreise gehen‹; ›den Platz, die Stelle räumen‹;
mit der arbeit von jm. a.
›jm. eine (Auftrags)arbeit wegnehmen‹.
Gegensätze:
(V.) 1, (V.) 5.
Syntagmen:
teils ohne adv. Bestimmung;
aus dem hause / lande, aus der herberge / stat, aus den hütten a., von heimen a., zu walde hin a., in di insulen a.
;
jn. a. heissen
;
das a.
(subst.)
erkennen.
Wortbildungen:
ausziehung
3,
auszug
3 (dazu bdv.:  2).

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc. Jes.
37, 28
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
dine wonunge, din uzcyen und din inkomen habe ich irkant.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
wenne eyn scheppe mag mit willen dorch notdorfft syner narunge ussczihen.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 12, 4
(
Wittenb.
1545
):
der HERR sprach zu Abram / Gehe aus deinem Vaterland [...]. DA zoch Abram aus / [...] / Abram aber war funff vnd siebenzig jar alt / da er aus Haran zoch.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
111, 19
(
omd.
,
1548
):
Will ein steiger von eim schmide mit seiner gewercken arbeit außziehen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
71, 24
(
thür.
,
um 1450
):
so müst die thumprobstei außziehen und müsten unser herschaft an ir stat lassen stellen.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 273, 19
(
nobd.
,
1464
):
herrschaft, der markt und dorfer dardurch geswecht werden, die lewt ein- und auszziehen, wie sie wollen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Außziehen / Auß einer herberg in die ander oder von einem ort hinweg ziehen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1531
):
[er hat] in ansehung göttlicher eren in dem handel des Gotes worts und ausziechung der pfaffen alhie sich als ain starker höldt Cristi gantz erlich und wol gehalten.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Si wolten von Antiochia wider außziehen und der haidenschaft weiter predigen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1635
):
so ist er von jedem tritt oder fuesschlag verfahlen zwei und sibizig pf und widerumb zuruck hinterwert [...] rückles ausziechen.
Hübner, Buch Daniel ;
Gille u. a., M. Beheim
53a, 66
;
453, 3037
;
Goldammer, Paracelsus.
4, 300, 1
;
Bastian, Runtingerb.
2, 414, 11
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Dietz, Wb. Luther ;
10.
›ausrücken, ins Feld ziehen, Heeresfolge leisten‹; im auch als Synekdoche: ›(Truppen) ausheben, aufbieten‹;
vgl. .
Bedeutungsverwandte:
1
 3, ,  10,
2
I, 12; vgl.  4, ,  2,  1.
Syntagmen
zu felde, in die reise, in den krieg, auf das mer, mit der banner a., mit jm. a., wieder jn.
(z. B.:
die ungläubigen
)
a.
Wortbildungen:
ausziehung
4.

Belegblock:

Kollnig, Weist. Schriesh.
294, 35
(
rhfrk.
,
1430
):
wann uns uß- und nachzuziehen [...] gebotten wurt, das wir dann samentlich ußziehen und nachvolgen sollen.
Gille u. a., M. Beheim
104, 927
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
auff die selben mere | So worn sy auss gezogen.
Ebd.
141, 288
:
so ain mensch dann für dy sünt | in aigner persson wile | [...] | [...] aussczihen wider die | unglabigen.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
so [...] mitt vnns vsßgezogen vnd bis an das end bi vnns beharret waren.
Maaler (
Zürich
1561
):
Mit aufgerichten zeichen vnd faͤnlinen wider die feynd Außziehen.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1573
):
wie ain ieder, [...], so man auszüg, seinen harnasch nit anthete.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
so ist [...] mit ausziehung der krieg und raisen ain ser große irrung [...] gewesen.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
395, 1
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Morgens zue veld ausziehen | gunden zway her vil gross.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[er] zog mit gewerender hant und herscraft zu Rom aus wider Decium.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. ;
Geier, Stadtr. Überl. ;
Welti, a. a. O. ;
Dietz, Wb. Luther ;
11.
›etw. (z. B. ein Land) durchziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Sein mueter [...] zoch nach ires manns und suns tod alle land auß.
die allergeistlichesten [...] zugen all stet und flecken auß, wo nur Juden warn.
12.
›sich e. S. (Verpflichtung o. ä.) entziehen; aus einer unangenehmen Situation ausbrechen‹; als Ütr. zu 9 interpretierbar.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  24,  25.
Syntagmen
sich e. S.
(z. B.:
der handlung
)
a.
;
sich des kaufes a.
;
sich aus dem gehorsam, aus der notdurft a., sich von rente / schos / zins a.

Belegblock:

Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
so ist [...] (unser) ernstlich beger, das ir [...] die rechten [...] uffwidler [...] uberantwurten und euch dess kains wegs ausziehen, noch waigern.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1529
):
Do hetten wir uns hie gern (unns) ußgezogen uß großer nottdůrff, aber [...] wir mußten illens uff sant Johans aubend [...] hie hinweg schicken sechzig und siben wol gerusster man.
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 350
;
13.
›(jm.) etw. (Kleider) ausziehen‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›jn. (auch: sich) ausziehen; die Rüstung ablegen; jm. die Amtskleidung abnehmen; (als Synekdoche:) jn. degradieren, seines Amtes entheben‹.
Phraseme:
Adam ausziehen, den alten menschen ausziehen
, jeweils: ›den alten Adam ausziehen, seine alten Fehler ablegen‹;
die alten schuhe ausziehen
›alte Gepflogenheiten ablegen‹;
jm. das engelskleid ausziehen
›jn. entlarven‹.
Bedeutungsverwandte:
 1;  2; vgl.
1
 4, ,  2,  3,  3.
Gegensätze:
 5,  1,  1.
Syntagmen:
(jm.) die kleider / lumpen, den kittel / rok / schuh, das purpur a., jn. / sich a., jn. blos a.
Wortbildungen
ausziehestube
(dazu bdv.: , ),
auszug
4.

Belegblock:

Feudel, Evangelistar
58, 29
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
czugen ym uz daz purpur.
Luther. Hl. Schrifft.
5. Mose 25, 9
(
Wittenb.
1545
):
So sol sein Schwegerin [...] jm einen Schuch ausziehen von seinen füssen.
Ebd.
Kol. 3, 9
:
Ziehet den alten Menschen mit seinen wercken aus / Vnd ziehet den Newen an.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Apodyterium Huͤtterstube / oder außziehestube.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
45
(
Nürnb.
1517
):
legt an Christum in der neuikeit des lebens, zeucht Adam auß.
Bell, G. Hager
612, 1, 18
(
nobd.
,
1610
):
sein Neẅen kittel er auf das | sambt dem wames aus ziehen was.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
207, 9
(
els.
,
1362
):
hies der megede vatter sú us ziehen blos vnd gar sere schlahen.
Brandstetter, Wigoleis
212, 5
(
Augsb.
1493
):
nach dem [...] in der vischer vnd sein weyb enploest vnd außgezogen hetten.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
als man sich nun nidergeschlagen hett und die wagenpurg beschlossen, da zoch sich yederman aus und was kain ordnung [n]imer inn dem volckh.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
zogen in aus und (wie die pfaffen sprechen) degradierten in.
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Froning, Alsf. Passionssp. ;
Feudel, a. a. O.
51, 1
;
Luther. a. a. O. 1. Mose
37, 23
;
Williams u. a., a. a. O.
48, 10
;
137, 7
;
522, 18
;
Maaler /v;
Dietz, Wb. Luther ;
14.
›jn. plündern, berauben; (jm.) etw. (z. B. ein Gut) beschlagnahmen, (js. Besitz) pfänden‹; mit erster Variante als Synekdoche zu 13 auffaßbar.
Bedeutungsverwandte
vgl. zur ersten Variante: ,
3
 2, ; zur zweiten Variante:  8,  13,  8,  16,  20.
Wortbildungen:
ausziehung
5.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Hiob 19, 9
(
Wittenb.
1545
):
[Gott] hat meine Ehre mir ausgezogen / vnd die Krone von meinem Heubt genomen.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
dass ir [...] si ussgezogen und gepluͤndert.
Maaler /v (
Zürich
1561
):
Die feynd Außziehen / berauben vnd entpluͤnderen [...]. / eim den seckel entschoͤpplen. [...] Von moͤrderen vmbgeben vnd Außzogen werden.
15.
im Part. Perf. von Kleidungsstücken gesagt, deren Futter faltig nach außen gezogen war:
ausgezogene hosen, ausgezogenes hemd.

Belegblock:

Skála, Egerer Urgichtenb.
137, 12
(
nwböhm.
,
1574
):
darinne weren 1 vnbnehm schwartz Rock gewest wammes hosenn mit harlaß Aus gezogen Praun hembde.
16.
›(geschlachtetem Vieh) die Haut abziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  15.

Belegblock:

Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1562
; Hs.
1735
):
sollen derohalben die mözger [...] daß groß und klein vich, am freitag schlachten, abstöchen und ausziechen und vleissig arbeiten.
17.
›e. S. etw. entnehmen, in ihr etw. erkennen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1, , (V.) 9.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
4, 310, 27
(
preuß.
,
1454
):
Do kan ich nichtis guts us czyhen bey der tagevart.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Die weise deß außziehens aus dieser T. ist nach unterschied der auffgaben unterschiedlich.
zeucht in ihrer unterschrifft die Zahl der graͤntzen [...] in signis, gr. und min auß.
Preuss. Wb. (Z)
1, 350
.
18.
›etw. (eine Handlung) vollziehen; etw. hervorbringen, erzeugen, (z. B. einen Schwur) ausstoßen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, ; vgl.  1,  1,  10.

Belegblock:

Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1553
):
das [...] under der predig, deßgleichen den gehaltnen ämptern [...] allerlai unzucht mit schreien [...] ußgezogen werd.
Steer, Schol. Gnadenl.
3,
A2, 342 (
schwäb.
,
1447
):
der tugend crafft ist, daz sy vz ziehen ain güte werk von der mahte de potencia.
Sappler, H. Kaufringer
31, 29
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
besendent sie den alten rat | [...] | und ziehent auß witz und kunst.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Die [geiger] solten nu hie ir suzz gedone auz ziehen.
Daz versmacht ser den Swaben und merchten die Steyrêr in zachait und zugen auz vil swebischer swur.
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 365
;
Haltaus
88
;
19.
›etw. darlegen; etw. zitieren; etw. behandeln; jn. als Zeugen nennen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2, (V.) 1,  1213,  14,  14, .

Belegblock:

Fischer, Folz. Reimp.
11, 4
(
Nürnb.
um 1488
):
Der arm [paur] zoch offt sein elend aus | Gem reichen, das er ym hillff det.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
im under andrem fuͤrgehalten, dass vilicht eben die artikel uszogen wurdid, so das concilium von Constentz verdamt haͤtte.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
daß durch etliche meiner misgönner entweder betriegs oder aber entfůgliche weishait ettwas darin verendert oder verkörlich ausgezogen were.
Raabe, Wortsch. Murner
2, 66
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 45
;
20.
›etw. als gerichtliche Einrede, Entschuldigung vorbringen, Gegengründe gegen eine Klage vortragen, etw. einwenden‹.
Vorwiegend ˹wobd.; Rechts- und Wirtschaftstexte˺.
Bedeutungsverwandte:
(s. v.  1, , V., 6), .
Wortbildungen:
auszieher
3.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Excipere. Außziehen jnred thun excipiren.
Goldammer, Paracelsus.
7, 44, 12
(
1530
):
daß er sein sund dermaßen mit solcher billicheit auszug, ausredt, nit vor got verantwurt.
Argovia (
halem.
,
1351
):
der sol es dem meyger beßren mit dryn schillingen, er ziche denn vß sach, di In billich schirmen sölle.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
um 1399
):
es were denne, daz ieman semlich redlich sach vssgezien moͤcht.
Leisi, Thurg. UB
8, 380, 32
(
halem.
,
1398
):
es waͤr danne, daz ehaft redlich not da ussgezogen und erschaint wurd.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1371
):
sol in nút schirmen, ob er ain phaff wer oder ain schůler, oder das im ungeholffen wer, der das uszugi.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1567
):
das der auszieher, der genant wirdt excipiens, anfangs nach gelegenheit der sach [...] sovil einbringen, [...], sovil ihm miglich ist.
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Roder, a. a. O. ;
21.
›jn./etw. aus einer Dienstverpflichtung oder Abhängigkeit lösen, jn./etw. e. S. entheben, eximieren‹; offen zu 22.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  10,  5,  1, .
Syntagmen:
jn. a., das kloster / gut a.
;
jn. / etw. von der bede / gerichtbarkeit / gewalt / steuer a.
Wortbildungen:
ausziehung
6.

Belegblock:

Rwb (für das Verb;
seit 1405
); 1153 (für die Wbg.; a.
1373
).
22.
›jn./etw. aus rechtlicher Verstrickung lösen, frei machen, befreien; jn. von einer Anklage befreien; etw. (rechtlich Angefochtenes) an sich ziehen‹, speziell: ›ein Gut, das in ein gerichtliches Verfahren verwickelt wurde, wieder unbelastet an sich bringen‹.
Phraseme:
jn./sich auf den heiligen ausziehen
›jn./sich freischwören, einen Reinigungseid leisten (indem man beim Schwurakt die nicht erhobene Hand auf eine Reliquie bzw. einen Reliquienschrein legt)‹.
Bedeutungsverwandte:
 5,  2, .
Syntagmen
die habe, das gut / gelt, den wein a., jn.
(z. B.:
den knecht / son
)
a., sich mit recht / urteil a.
Wortbildungen:
ausziehung
7;
auszug
5.

Belegblock:

Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Wy der vater synen son mag usgeczihen umb ungerichte.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
173, 39
(
thür.
,
1474
):
met sollicher entschuldigunge enmoget ir uwer knechte nicht ußgeczyhen, sundern ir iglicher muß syne schulde selbir vorantwerten.
Ebd.
259, 8
:
sy mag darwedder nicht neyn gesagen addir met deme neyne dy farnde habe ußgeczyhen; eß were danne, daz sy daz also hoch ußzcyhen wolde, also hoch sy dy teydingeßlute obirsagen wolden.
Ebd.
274, 2
:
ym sy rechtis gewegert worden, syne wyne ußzcuzcyhende.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Ap nun des gefangen vater icht den moge ausgeziehen und unschuldig machen auf den heiligen.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
, o. J.):
das dy geswornen uf gebirge keyne luthe mogen usczyhen adir unschuldig machen.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1493
; Hs.
16. Jh.
):
und ist solcher anforderung [...] frei und ledig und auszogen.
Piirainen, Stadtr. Sillein
46b, 27
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Eyn vater mak seyn svn auz cyhen vor gericht.
Grosch u. a., a. a. O.
58, 28
;
276, 30
;
Kisch, a. a. O. ;
Haltaus
90
;
23.
›ein Lehen oder Eigen wieder an sich ziehen‹.

Belegblock:

Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 103
(
rhfrk.
,
1357
):
aber eine clage [...] uff Wenczel Burneman, daz er Dumman hatte gegluhen sin gut ume einen stenden pach, daz er yme dan uz hat gezogen sine garten.
Ebd.
103
(
1377
):
daz sie kein gut uz haben gezogen fur eygen, daz zinshaft sii.
24.
›jn./etw. aus einer Anzahl von vergleichbaren Personen / Sachen auswählen‹; im Beleg
Winter
(s. u.) als Synekdoche: ›jm. etw. anweisen‹, möglicherweise Verschreibung für
anzeichen
1 oder
anzeigen
(V.) 1.
Bedeutungsverwandte:
 1, ,  13; vgl.  2,  4,  1.
Syntagmen:
einen son zum priestertum a.
;
phariseer die ausgezogenen sein
;
jm. etw. a.

Belegblock:

Grimm, Weisth. (
halem.
, o. J.):
sond die erben da dass best houpt vsziechen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
E. 15. Jh.
):
dem guten man sol man einen andern fleck ausziehen.
Dietz, Wb. Luther (a.
1527
).
25.
›etw. von einer Regelung ausnehmen, ausschließen‹; als Synekdoche: ›etw. vorbehalten, ausbedingen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  7, (V.) 10, (V.) 1, , ; vgl.  14,  3.
Syntagmen:
fünde, den haufen / wald, die hube, eine sünde, das buch, ein stük landes a.
;
sich die erste mänliche geburt a.
Wortbildungen:
ausziehung
8.

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
136, 21
(
thür.
,
1474
):
daz er ym zcu der zcyt der vorgnogunge in sunderheyt ußgeczogen unde behalden hette, ap sollich gelt, daz syn bruder nach ym gelaßin hette, gefunden worde.
Ebd.
206, 28
:
daz er ym [...] solliche anewisunge, da die steyne gelegen habin, gethann unde doch keynen houffen ußgeczogen hath.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
1356
):
daz wir si niemer gegen einandern núwern noch widervordern soͤlden mit dekeiner súndrunge, [...] oder mit dekeiner usziechunge.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
ist auch auszogen der wald ob dem Purgstal.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
; Hs.
2. H. 17. Jh.
):
das all ihr hueben [...] von aines jeglichen richter oder gewalt seien außgezogen.
26.
›etw. zerkleinern, durch Stampfen zerreiben, mahlen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 3,  2.

Belegblock:

Turmair (
moobd.
,
n. 1522
):
pinsere hordeum apud rerum rusticarum scriptores legimus, hoc est ‘malen, noien, aus ziehen, stampfen’.
27.
›die Macht, den Einfluß js./einer Institution zerschlagen, vernichten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1, ,
2
 2.

Belegblock:

Luther, WA (
1529
):
Hab ich auch dem Bapstum [...] yhr tyranney geschwecht und ausgezogen.
Ders. Hl. Schrifft.
Kol. 2, 15
(
Wittenb.
1545
):
[Gott] hat ausgezogen die Fürstenthum vnd die Gewaltigen / vnd sie schaw getragen öffentlich.
28.
›etw. (einen bestimmten Betrag) von einer Summe abziehen‹; ›einen Rechnungsposten aus einer Buchhaltung herausnehmen, um das Fälligkeitsdatum zu verlängern‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 21,  17,  13,  2,  31.

Belegblock:

Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
davon soll uber sechzig pfening zu leitkauf nicht außgezogen [...] werden.
Schirmer, Kaufmannsspr. .
29.
›etw. errechnen, rechnerisch ermitteln‹.
Syntagmen:
die distanz / minute / sekunde / wurzel (einer zal) / zeit, den logarithmus a.
;
ausgezogenes jar.
Wortbildungen:
ausziehung
9.

Belegblock:

M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
zeuch auß minuten und secunden / addire sie.
wenn die summ der außgezognen Jahr / Monat / und Tage / mehr in sich beschleust / als 2 restitutiones.
Schirmer, Wortsch. Mathematik.
1912, 78
.
30.
›(Kinder) zeugen, gebären (vom Menschen); (Junge) werfen, gebären (von Säugetieren); (Vögel) ausbrüten; etw. (z. B. Perlen) hervorbringen‹.
Bedeutungsverwandte:
,  1; vgl.  5, .
Syntagmen:
kinder / junge / hüner a., einen fürsten a., land elephanten a., schneckenhaus perlen a.

Belegblock:

Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
9, 8
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Tot ist die henne, die ausgezogen hat soliche hüner.
Sachs (
Nürnb.
1555
):
In deim helmlin habn unerlogen | Ratzn und meus junge außgezogen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
di zwai solten die welt mêren, kinder außziehen und das ertreich an leuten erfüllen.
hat er ein weib genumen und auch in sölchem alter kinder auszogen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,):
die fuchsgligen (darinen die fuchs ausziechen) zu verschlagen.
31.
›etw. abschreiben, exzerpieren‹.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  5.

Belegblock:

M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Die bestehet in diesen dreyen: 1 in excerpendo, im außziehen. 2 excerpta corrigendo.
Maaler (
Zürich
1561
):
Etwas auß einem scribentẽ Abschreyben / Etwz das vns dienet außziehen.