erdenken,
V.,
unr.1.
›etw. (ein mentales Konzept, eine Idee) durch Denken hervorbringen‹; ›auf etw. kommen, sich etw. einfallen lassen‹; ›sich etw. überlegen, ausdenken (und in die Tat umsetzen)‹; absolut auch: ›nachdenken‹; in Verbindung mit Modalverben: ›etw. ermessen, sich etw. vorstellen, ausmalen (können)‹; häufig mit negativer Konnotation: ›etw. (frei, ohne Wahrheitsgehalt) erfinden, erdichten‹; ›etw. (in betrügerischer Absicht) ersinnen, aushecken‹; meist mit effiziertem Objekt; Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
etw. auf jn. erdenken
›jn. e. S. fälschlich beschuldigen‹.Gegensätze:
.Syntagmen:
j. e
. (absolut; vereinzelt); etw. e
. (z. B. den ablas / behelf / betrug / beschis / contract / rat / spot, die ablegung / auslegung / baumeisterei / büberei / heiligenerhebung / ketzerei / kurzweil / partiererei / strengigkeit / torheit / ursache / wiederrede, das feuerwerk / landrecht / laster / morden / rauben / spiel, etw. falsches / närrisches / unwarhaftes, instrumente / lieder / lügen / ränke / reden / suppositiones / walfarten / worte, leichtfertige / nütze / tolle / unsinnige / ware dinge, den ersten abgot, einen gemeinen nutzen, einen häslichen menschen, eine neue gewonheit / pein, das goldene kalb, unchristliche lieder, neue arten zu reden, die kunst, schriften zu drucken
), j
. (z. B. Augustinus, der ratgebe, menschen, die geistlichen
) etw. e
., etw
. (Subj., z. B. die liebe, das herz
) etw. e
., etw
. [wie] (z. B. inniglich / kundlich, mit sinnen, in im
›in sich‹ selber, über kurz oder lang
) e
., j. e., das [...] / wie [...] / ob [...]
, etw. aus dem kopf, von e. S. e
., sich etw. e
.Belegblock:
Nun ist allda [...] ein armer man, [...], dem soll ich zuͦhilffe kommen, das hat mir Got gepoten, aber das ander haben menschen erdacht unnd auffgesetzt.
dießen grieff kan keyn mensch [...] mit synnen erdencken, drumb thuts Christus alleyn.
das het Abraham nit koͤnnen erdencken, das es got also solt machen, er het in
[Isaak]
schon getoͤdt im hertzen. Diese ausslegung ist recht, denn des sind wyr gewis, das es nicht vom menschen erdacht ist, sonder aus Gottes wort gezogen.
umb geitz willen bestetigen sie [prediger] es und erdencken teglich nur mehr walfarten, heiligen erhebung und ander solch Teuͤffels gespenst.
hatten auch nicht gedacht / das jemand solch toll vnsinnig / vnd Leichtfertig ding erdencken noch gleuben solt
(Luther über das Schrifttum der Franziskaner).
Daß auch daher allerley Räncke, vortheilhafftige Contracte und Parthirerey erdacht werden, dadurch man den Wucher zu beschönen [...] vermeynet.
so lidich pyn, de ist so groiß | daz ich altzyt irtenken moeß | mit groeßer smertzen also | wie ich ir
[der
vrouwe]
weter kome tzoe. kein herze kan ez erdenken, wie grôze vröude sie dâ von hânt.
Ich [got] mac aller menschen arbeit tragen und alle armen spîsen und aller menschen werk würken und swaz dû erdenken maht.
Durch erdenckonge und lugenheit, | Is sij recht odir unrecht, lieb odir leit, | Mag ich nit laßen.
Man mochte keyn heßlicher mensch erdacht han.
hilff mer bestellen, | das der zu dem tode werde bracht, | der solche thorheyt het herdocht, | das hye myn hersschaff wyl krencken!
Darumb hat [...] ein Mann von Ritterlichen Ehren [...] dise Kunst / Schrifften zu trucken / erdacht.
Von diesem [Tarquinius] sind alle Jnstrumenta erdacht / damit man die Leute Peiniget.
hat Paulus Samozatenus [...] an stat derselben
[traditionellen Psalmenlieder]
, Zu forderung seines vnmenschlichen hochmuts vnd Ketzereyen, andere eigensinnige vnchristliche lieder erdacht. Sich was die Lieb erdencket.
es macht dieser Planet [...] seltzame spruͤnge / welche zu salviren, die Astronomi unterschiedene suppositiones erdacht.
Also das nun wert untz uf die vesper, do erdochtent die heren und brochent zuͦ siten loͤcher in die mur.
verre úber das das ein ieklich mensche erdenken oder bekennen mag.
[Ebronius] leite in [Leodegarius] do noch in die gefengnicz vncze er eine núwe pin erdohte.
die geystlichen erdencke͂ al buͤberey.
Do er [der tüfel] das gulden kalb erdaht | Vnd schuͦff das got wart gantz veraht.
waz man erdenken kan | Von purper, samett, paldegin, | Das lüchtett und gab da wider schin.
Von disen mægten man uns sait | Das ain núwe gewonhait | Die juden hettind erdacht.
das ich nit kund erdenken wie wir die fluht kúndent an gelegen.
Lüg ich, das ist mir leid. | Ich hon es nit erdaucht.
Der het im
[›sich‹]
erdaht | Ob daz land moht gebröht | Werden under sein gewalt. und mag kain landsrecht sein erdacht | an kaiserliche recht verbracht, | es muss ain züsatz da von haben.
er [...] gedacht im in im sëlbs, wie er möcht ein rechten sin
[›einen plausiblen Grund‹]
erdenkhen vnd erfinden, das er möcht zue ir chömen. Ebd.
116, 2
: darnach da [...] chëstiget [der münch] seinen leib mit sölicher [...] strengikhait des hërtten lebens, das der mensch grössere strengikhait chaum erdenkchen mag.
Pillich sollen im die augen werden nas, | Der innigclich erdenckht und Betracht, | Wie es [...] Umb Jhesu, unsern hern, ain gestalt gehabt.
2.
als part. Adj. erdacht
in Ansätzen lexikalisiert: ›unwahr, betrügerisch‹; ›auf falschen Voraussetzungen basierend‹; ›eitel, leer‹.Belegblock:
ir hapt nach eüwerm tollen kopff, aigen willen und erdachten wercken gelebt.
daß ihr [gotlosen] anschleg, lose tuͤck, | Jhr list erdachter buͦbenstuͤck | Sie selbs einmal befangen.
darumbe so endorffin sy yme uff sollich erdacht orteyl keyne antwert thun.
und wie sichs befand, so kamend dise grusen warnungen [...] uss erdachter pratick.
so wirt [...] võ im selbs abfalle͂ alle erdachte͂ menschñ werck / alß ablaß beüchtbrief kauffen.