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anen,
V.;
zu
mhd.
ânen
›ledig, beraubt sein‹
().
– Älteres und mittleres Frnhd.; poetische Texte.
1.
›sich von etw./jm. lösen, auf etw./jn. verzichten, etw./jn. aufgeben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Syntagmen:
refl. mit Gen. d. S./P.

Belegblock:

v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
herre Noes arke ich ouch zel | der er
[Gott]
sich nye geanet.
Matthaei, Minner. I, (Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
můß ich mich an | der froͤden der mein hertz ye gert.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Wie hart die chüniginn sich anet irr tochter, doch man sant sei dahin.
Munz, Füetrer. Persibein
135, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
er iach: „du múest dich anen | deins lebens hie durch das uil clare weib“.
Ebd.
439, 1
:
Darvmb thúe dich palld anen | des myniklichen weibs.
Besch, Sprachlandschaften.
1967, 137
.
2.
›jm. etw. (positiv Gesehenes) nehmen, jn. e. S. berauben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 11.
Syntagmen:
mit Akk. d. P. und Gen. d. S.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Die martert her allentsamen | Mit sinen undertanen, | Die sie des libes anen | Als wit als die werlt ist.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Zart liebste fraw, deins hertzen qual | Mich fräden ant zu manigem mal.
Klein, Oswald
20, 54
;
47, 27
;
Öst. Wb.
1, 233/34
.
3.
›jn. von etw./jm. (negativ Gesehenem) befreien, jn. e. P./e. S. entledigen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3, .
Syntagmen:
mit Akk. d. P. und Gen. d. P./S.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Des sal man sich ir [berschrecken] anen.
Her sendet Michaelen | Mit sinen undertanen, | Die sie [irwelten selen] des tuveles anen, | Daz sie nicht underbeligen.
4.
›gezwungenerweise auf etw. verzichten, e. S. beraubt sein, etw. entbehren‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1.
Syntagmen:
refl. mit Gen. d. S.

Belegblock:

McClean, Havich
2196
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
vil ungeren ich mich an | der gn̈aden dy dïr kunftig ist.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
mein herz ist traurn vol, | seid ich mich annen sol | deines roͤsenvarben mund.
5.
›aufhören, zu Ende gehen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  18.

Belegblock:

Henschel u. a., Heidin
1227
(
nobd.
,
um 1300
):
Vbel vnd ark daz sich | An vnd senfte sine pin.