ausdingen,
V.
1.
›etw. aushandeln, vereinbaren, etw. Vereinbartes festlegen‹, mit einer Reihe von Nuancierungen, z. B. ›(das Leben) durch eine Abmachung retten‹; ›freien Abzug vereinbaren‹; ›sich aus der Schlinge ziehen‹; offen zu 2.
Phraseme:
mit ausgedingten worten
›ausdrücklich, explizite festgelegt‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  9, .

Belegblock:

v. Tscharner, Md. Marco Polo
51, 28
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Idoch dingiten si uz den lip.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
43, 5
(
osächs.
,
1542
/
70
):
der dem andern gelt leihet [...] und die zalung ime uf ein namhafte zeit zu tuen ausdinget ader zu fordern furbeheldet.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 298, 24
(
nobd.
,
1464
):
darmit die zehentbeschawer ir zeruͤng bezalten und nicht viel guldein auszdingten zwͤ hantlon.
UB Zug
1138, 38
(
halem.
,
1471
):
Er sol ouch mit ußgedingotten worten uff sant Sebastions tag [...] in der burg meß han.
Jörg, Salat. Reformationschron.
825, 21
(
halem.
,
1534
/
5
):
ergabend sich die bede wurmmnester / an die wortt uff gnad / mit usgedingttem erbietten / und luterem zuͦsagen.
Müller, Welthandelsbr.
199, 32
(
schwäb.
,
1506
):
Doch thut man bezalung, so man nit mit gedingtn wortn ausdingt.
Bastian, Runtingerb.
2, 153, 7
(
oobd.
,
1400
):
Dy sol er mir wezalen aͤuf liechtmezz und nur gut R., han ich âuztingt.
Bernoulli, Basler Chron. ;
Hulsius
C iiijv
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 291
;
2.
›einzelne Gegenstände einer Vertrags- oder Verhandlungsmasse einer besonderen Regelung unterwerfen, etw. vorbehalten, eigens aushandeln‹; offen zu 3.
Rechts- und wirtschaftsgeschichtliche Texte.
Phraseme:
etw. ausbedingen und vorbehalten
(formelhaft).
Bedeutungsverwandte:
 7, .
Wortbildungen
ausdingung
(dazu bdv.: ).

Belegblock:

Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Eyner hette deme andirn eyn husz uff gelt tage vorkoufft und hat ym des husszes wirdeschafft eyn iar uszgedinget.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
311
(
schles. inseldt.
,
1465
):
das hot her czw gestandin vnd hot der dem geswester aws gedenget II kẅe der Mithin.
König-Beyer, Reichenb. Stadtb.
8, 18
(
nböhm.
,
1549
):
hat genanter Hoffman vor sich vnd Peter Schlesiern das eine virtl an der brethmüle ausgedinget.
Ebd.
89, 34
(
1560
):
allein dingett sie die Rüdelin ihr aus einen tisch, zwo kleyne sideln vnd ein wingkelheusell.
Maaler (
Zürich
1561
):
Etwas Außdingen / Jm selbs etwas in einem kauff oder anderem vorbehalten.
Das Vorbehaltẽ / außgedingt / außgenommen / so mã etwas verkaufft.
Hauber, UB Heiligkr. (
schwäb.
,
1337
):
Ich han oͧch mir [...] usgedinget, das duͥ aͤptissen und der convent ze Hailigcruͥztal mir und minen erbon die wis lihen son ze ainem staͤten lehen.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1376
):
wan daz er mit namen dar an schriben und usgedingen sol, daz man die gelter vor an suͥlle bezallen.
Rot
296
(
Augsb.
1571
):
Commissoria lex, Ein vorbehaltung vnnd außdingung in einem vertrag: Also welche vbertretten / des der vertrag nichts sey: Oder ein vertrag / so sehr dieses oder jenes was abgeret / erstattet werde.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
; Hs.
A. 17. Jh.
):
das etlich [...] grünt andern unfieglich verkauft, brief dariber aufgericht, auch überzins daran ausgedingt und vorbehalten worden.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Doubek u. a., a. a. O.
584
;
649
;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
127, 28
;
Rot
309
;
3.
›etw. aus einer Verhandlungsmasse ausklammern, ausnehmen, eine Ausnahme machen; jn. ausnehmen‹.

Belegblock:

Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Außgenommen. Außgedingt. Außgeschlossen. Außgeschaiden. Außgezogen. Alle ding hindan gesetzt.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Ich hab mir das genomen fort, | Das ich wil kein aus dingen, | Und wer sich dichter nenet | Und kein buchstaben kenet.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
wan ettwer in pundt kompt, so dingt man die alten henndel aus.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1590
):
wie dan auch gemainclich in allen verschreibungen dergleichen landsfürstliche regälien in genere und specie lauter außgedingt seien.
4.
›(jm.) Bedingungen stellen‹.

Belegblock:

Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
mercke mich vor fleisseclich, | Was ich dir hie auß dingen thu: | Nym all dein kunst enpfor.
Goldammer, Paracelsus.
7, 177, 23
(
1530
):
du mußt das halten, das du eingangen bist und hast nichts zu ändern oder auszudingen.
5.
›etw. gerichtlich einfordern; den Rechtsweg einschlagen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.

Belegblock:

Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 99
(
rhfrk.
,
1370
):
Clas Lower sal gewysen ..., daz her und Volcze Heberer
[die Beklagten]
sich an gerichte gein ime
[den Kläger]
uzgedingit habe(n).
Aubin, Weist. Köln/Brühl (
rib.
,
1577
):
Die guter aber, so uf dieser seit des holzwegs gelegen, sollen zu Berg aufm fronhof an- und ausgedinget werden.
6.
›jm. das Nutzungsrecht eines Hofes (meist nach vorangegangener Gerichtsverhandlung) verbieten‹; zum Vorgang:
Zoepfl, Alterthümer.
1860, 139
.
Zur Sache (s. v.
Abmeierung
).
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Grimm, Weisth. (
1320
):
swa dikein meiger eime gute us gedinget, das es an den zuc gat, das sol kunden in dem offenem dinge [...]. Und swa min herre der abbet sinen houen uzgedinget, si ligen in verten, oder vmb zins, die sol der vrige voget ziehen in des gotshus gewalt.