ausdingen,
V.
1.
›etw. aushandeln, vereinbaren, etw. Vereinbartes festlegen‹, mit einer Reihe von Nuancierungen, z. B. ›(das Leben) durch eine Abmachung retten‹; ›freien Abzug vereinbaren‹; ›sich aus der Schlinge ziehen‹; offen zu 2.Phraseme:
mit ausgedingten worten
›ausdrücklich, explizite festgelegt‹.Belegblock:
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
43, 5
(osächs.
, 1542
/70
): der dem andern gelt leihet [...] und die zalung ime uf ein namhafte zeit zu tuen ausdinget ader zu fordern furbeheldet.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 298, 24
(nobd.
, 1464
): darmit die zehentbeschawer ir zeruͤng bezalten und nicht viel guldein auszdingten zwͤ hantlon.
UB Zug
1138, 38
(halem.
, 1471
): Er sol ouch mit ußgedingotten worten uff sant Sebastions tag [...] in der burg meß han.
Jörg, Salat. Reformationschron.
825, 21
(halem.
, 1534
/5
): ergabend sich die bede wurmmnester / an die wortt uff gnad / mit usgedingttem erbietten / und luterem zuͦsagen.
Müller, Welthandelsbr.
199, 32
(schwäb.
, 1506
): Doch thut man bezalung, so man nit mit gedingtn wortn ausdingt.
Bastian, Runtingerb.
2, 153, 7
(oobd.
, 1400
): Dy sol er mir wezalen aͤuf liechtmezz und nur gut R., han ich âuztingt.
2.
›einzelne Gegenstände einer Vertrags- oder Verhandlungsmasse einer besonderen Regelung unterwerfen, etw. vorbehalten, eigens aushandeln‹; offen zu 3.Rechts- und wirtschaftsgeschichtliche Texte.
Phraseme:
etw. ausbedingen und vorbehalten
(formelhaft).Belegblock:
Behrend, Magd. Fragen
89, 9
(omd.
, um 1400
): Eyner hette deme andirn eyn husz uff gelt tage vorkoufft und hat ym des husszes wirdeschafft eyn iar uszgedinget.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
311
(schles. inseldt.
, 1465
): das hot her czw gestandin vnd hot der dem geswester aws gedenget II kẅe der Mithin.
König-Beyer, Reichenb. Stadtb.
8, 18
(nböhm.
, 1549
): hat genanter Hoffman vor sich vnd Peter Schlesiern das eine virtl an der brethmüle ausgedinget.
Ebd.
89, 34
(1560
): allein dingett sie die Rüdelin ihr aus einen tisch, zwo kleyne sideln vnd ein wingkelheusell.
Hauber, UB Heiligkr.
1, 202, 1
(schwäb.
, 1337
): Ich han oͧch mir [...] usgedinget, das duͥ aͤptissen und der convent ze Hailigcruͥztal mir und minen erbon die wis lihen son ze ainem staͤten lehen.
Mollwo, Rotes Buch Ulm
45, 8
(schwäb.
, 1376
): wan daz er mit namen dar an schriben und usgedingen sol, daz man die gelter vor an suͥlle bezallen.
Rot
296
(Augsb.
1571
): Commissoria lex, Ein vorbehaltung vnnd außdingung in einem vertrag: Also welche vbertretten / des der vertrag nichts sey: Oder ein vertrag / so sehr dieses oder jenes was abgeret / erstattet werde.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
351, 24
(m/soobd.
, 16. Jh.
; Hs. A. 17. Jh.
): das etlich [...] grünt andern unfieglich verkauft, brief dariber aufgericht, auch überzins daran ausgedingt und vorbehalten worden.
Helm, H. v. Hesler. Apok.
1472
; Baumann, Bauernkr. Rotenb.
487, 12
; Vock, Urk. Hochst. Augsb.
127, 28
; Chron. Augsb.
1, 138, 27
; Rot
309
; Brinckmeier
1, 207
; Schwäb. Wb.
1, 462
.3.
›etw. aus einer Verhandlungsmasse ausklammern, ausnehmen, eine Ausnahme machen; jn. ausnehmen‹.Belegblock:
Schwartzenbach
C iiir
(Frankf.
1564
): Außgenommen. Außgedingt. Außgeschlossen. Außgeschaiden. Außgezogen. Alle ding hindan gesetzt.
Mayer, Folz. Meisterl.
89, 120
(nobd.
, 1517
/8
): Ich hab mir das genomen fort, | Das ich wil kein aus dingen, | Und wer sich dichter nenet | Und kein buchstaben kenet.
Chron. Augsb.
5, 238, 10
(schwäb.
, 1523
/7
): wan ettwer in pundt kompt, so dingt man die alten henndel aus.
Mell u. a., Steir. Taid.
88, 30
(m/soobd.
, 1590
): wie dan auch gemainclich in allen verschreibungen dergleichen landsfürstliche regälien in genere und specie lauter außgedingt seien.
4.
›(jm.) Bedingungen stellen‹.5.
›etw. gerichtlich einfordern; den Rechtsweg einschlagen‹.Belegblock:
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 99
(rhfrk.
, 1370
): Clas Lower sal gewysen ..., daz her und Volcze Heberer
[die Beklagten]
sich an gerichte gein ime [den Kläger]
uzgedingit habe(n). Aubin, Weist. Köln/Brühl
180, 14
(rib.
, 1577
): Die guter aber, so uf dieser seit des holzwegs gelegen, sollen zu Berg aufm fronhof an- und ausgedinget werden.
Rwb
1, 1005
.6.
›jm. (das Nutzungsrecht eines Hofes, meist nach vorangegangener Gerichtsverhandlung) verbieten‹; zum Vorgang: Zoepfl, Alterthümer. 1860, 139
.Bedeutungsverwandte:
vgl. .Belegblock:
Grimm, Weisth.
1, 672, 26
(1320
): swa dikein meiger eime gute us gedinget, das es an den zuc gat, das sol kunden in dem offenem dinge [...]. Und swa min herre der abbet sinen houen uzgedinget, si ligen in verten, oder vmb zins, die sol der vrige voget ziehen in des gotshus gewalt.