ablegen,
1.
›etw. (Mitgetragenes, z. B. Kleider) ablegen, von sich legen, (bei Kleidern:) ausziehen‹; offen zu
2.
Bedeutungsverwandte:
13,
1,
1; vgl.
1.
Belegblock:
das her [Otto] die romischen kronen abelegete unde sich nicht mer romischer konigk [...] nente.
die [ketzer] komen mit dem pischoff uberain [...], daz si die krütz solten ablegen, und legten si auch hin.
2.
›etw. (z. B. Lasten) abladen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
1.
Belegblock:
Gerhardt, Meister v. Prag
46, 3
(
nobd.
, Hs.
1477
):
sie pinden swer purden ‹vnd› vntreglich / vnd legen sie auf der leut achseln ab.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
(
m/soobd.
,
1440
/
56
):
wer aber die waren und das eisen ablegent.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
(
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Das alles wardt geyn Kollen gefurt und die [puchsen] abgelegt.
3.
›(jm.) etw. (vor allem: einen Schaden) vergüten, ersetzen, erstatten, wiedergutmachen, bezahlen; (jm.) etw. (z. B. Geliehenes) zurückerstatten‹.
Vorw. rechts- und wirtschaftsgeschichtliche Texte.
Bedeutungsverwandte:
5,
9,
9,
2,
4,
,
2,
1
3,
,
; vgl.
2
7,
2,
5,
4,
.
Syntagmen:
atzung / kost / zerung / schuld / unzucht, schaden
(häufig)
/ frevel / brief, geld / schmachheit, kosten
(mehrmals)
a.
Belegblock:
Große, Schwabensp.
(Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
her sol iz ime zweůaldich ab legen vnde gelten.
Thiele, Chron. Stolle
(
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
der sal atczunge, kost unnd czerunge [...] abe lege unnd beczalen.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
50, 17
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Solches leihet man ihnen uf 3 jar lang. Alsdan mugen es die bauern ablegen.
waz schadens di soldener nemen [...] den sol man in ablegen.
Sappler, H. Kaufringer
24, 50
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
er hat es an dem guot wol, | das er die schuld ablegen sol.
und wellen im [...] soͤlich frevel nit ablegen noch bessren.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
129, 10, 3
;
176, 99
;
Kohler, u. a. Bamb. Halsger.
;
Welti, Stadtr. Bern
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
Roder, Hugs Vill. Chron.
;
;
Roder, Stadtr. Villingen
;
Siegel u. a., Salzb. Taid.
;
;
;
Maag u. a., Habsb. Urbar
2, 1, 742, 4
;
Hör, Urk. St. Veit
155, 26
;
4.
›(Sünde o. ä.) büßen, sühnen, tilgen‹; Spezialisierung zu
3.
Bedeutungsverwandte:
6; vgl.
2.
Belegblock:
Mayer, Folz. Meisterl.
(
nobd.
,
1517
/
8
):
Rew, peicht und püs, die uns ableit | Al totsünd do die sell beschwert.
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
1359
):
das můs mit unlidelichem vegfúr ab geleit werden, e man iemer fúr Got kome.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
4, 10
(
moobd.
,
1393
):
darvmb schol der svnder mit dreyrlaÿ püzz [...] sein svnd gen got ablegen.
5.
›jn. mit etw. abfinden, abspeisen‹; speziell: ›jn. rechtlich (vor allem erbrechtlich) mit etw. (einer Leistung) abfinden‹.
Bedeutungsverwandte:
,
; vgl.
.
Belegblock:
Kurz, Waldis. Esopus
(
Frankf.
1557
):
Kamen die Frawen, welch jm ir Garn | Bracht hetten wol ein Jar zuuorn, | So legt ers stets mit worten ab, | Und nimmer mehr nit widergab.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
2, 49, 18
(
hess.
,
1527
):
das wir [...] 3 malter frucht [...] verschreiben und ihn darmit laut seines verziegs abgelegt und vergnugt haben.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
43, 15
(
thür.
,
1474
):
Nigkel Richart [...] wel sich met zcwentczig schogken [...] laßin abelegen unde vorgnogen.
Franz u. a., a. a. O.
2, 58, 15
.
6.
›jn. (Arbeiter, vor allem: Bergarbeiter) entlassen‹.
Omd., östl. inseldt.; bergbaugeschichtliche Texte.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
3.
Belegblock:
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
(
schles.
,
1528
):
dass der steiger oder huttman nicht dring kost oder zechen bei inen zu halten, dass er auch keinen arbeiter deshalben zu- oder ablegt.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
155, 9
(
omd.
,
1544
):
Wo auch solche untreue schichtmeister der steiger vermarckt, die werden abgelegt.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
26
(
mslow. inseldt.
,
1512
):
bey den Muell(e)n, sol ayn yder Schaffer seyne arbaitt(er) außgewynnen am Sunabenth vnd auch wyder ableg(e)n am Sunabe(n)th.
7.
›jm. / e. S. Abbruch tun, Schaden zufügen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
9.
Belegblock:
Behrend, Magd. Fragen
Anm. (
omd.
,
um 1400
):
Ab eyn rad [...] syme frunde by lege unde deme rote abetrete unde deme rechte
(Hs. BRb:
abeleghe
).
her were ynn des babistes banne unde legete der cristenheit abe yn allen dyngen unde hilde sunderliche fruntschaft mit den heiden.
das herr Hanns Vittel dem rath vor dem kayser abgelegt und demselben an sein eere [...] geredt hatte.
8.
›jm. etw. verbieten, jm. etw. unmöglich machen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
4.
Belegblock:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
(
preuß.
,
um 1330
/
40
):
ûf des wâgis swalge, | [...] | wart sô gar gelegit ab | der heidinschaft ir wandrin.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
(
m/soobd.
,
1562
, Hs.
1735
):
dem soll [...] alle burgerliche handlung und hantierung ganz und gar abgelegt werden.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
135, 28
(
mslow. inseldt.
,
1578
):
welchen, der Jśrael Götzl [...] durch zwen greben Zu geen, hat wehren vnd ablegen wolten.
9.
›jn. niederwerfen, überfallen (im allgemeinen und im speziell militärischen Sinne)‹.
Belegblock:
das er [...] etliche Lotringer [...] helfen ablagen und einen erscheissen.
es were ein postbott abgelacht.
Wrede, Aköln. Sprachsch.
26b
.
10.
›etw. (allgemein: eine Haltung, speziell: seine sündige Natur) überwinden; jn. (vor allem: sich) von etw. befreien, etw. beseitigen‹.
Vorw. religiöse Texte, vor allem der Mystik des 14. Jhs.
Bedeutungsverwandte:
2,
6,
4;
6,
2
8.
Syntagmen:
den zweifel / has / zorn / streit / gebresten, das bild, die gicht / helle / pein a.; a. des gebresten, der ungleichheit.
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
(
nrddt.
,
E. 14. Jh.
):
Die starken gicht her abe leit, | Kranke ougen her wider vrischet.
Quint, Eckharts Trakt.
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
swer wil komen ze mir, der sol sîn selbes ûzgân und verzîhen und sol sîn criuze ûfheben, daz ist: er sol abelegen und abetuon allez, daz criuze und leit ist.
Strauch, Par. anime int.
55, 35
(
thür.
,
14. Jh.
):
he incunne dan den zvifil abegelegin [...] he tuit eine heubitsunde.
Gille u. a., M. Beheim
74, 26
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
den selben hass in chainer weis | mag niemen ab gelegen.
Waz mag der wisheit und gnaden, trostes und suͤzikeit, ein ablegen aller gebresten [...] erwerben!
Quint, Eckharts Pred.
;
;
;
;
Mayer, Folz. Meisterl.
;
;
11.
›etw. (z. B. Zölle, Ordnungen) aufheben, abschaffen‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.
4.
Syntagmen:
die ordnung / messe / wilkür, den zol a.; jm. das joch a.
(ütr.).
Belegblock:
Behrend, Magd. Fragen
(
omd.
,
um 1400
):
was willekore sy seczen mogen unde abelegen [...] zcu nucze der stad.
da legt man den holtzzol wider ab.
Koller, Ref. Siegmunds
(Hs.
15. Jh.
):
ordenung, die billich abzulegen were.
12.
›abnehmen, nachlassen (von den Sinnesorganen)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
17.
Belegblock:
Kehrein, Kath. Gesangb.
(
Bautzen
1557
):
In rechtem Glauben gib mir bestendigkeit, | Wenn mir das gesicht, gehoͤr, vnd sprach ableit, | Bis du mein volkommen schilt mein krafft vnd trost.
13.
›etw. (z. B. eine Reise) vornehmen, ausführen‹.
Belegblock:
Mayer, Folz. Meisterl.
(
nobd.
,
v. 1496
):
Er meint [...] | Eyn walfart ab zu legen.
14.
›(mit dem Schiff) abfahren, vom Lande abstoßen‹.