ablegen,
V.
1.
›etw. (Mitgetragenes, z. B. Kleider) ablegen, von sich legen, (bei Kleidern:) ausziehen‹;
offen zu 2; zu  1.
Bedeutungsverwandte:
 13,  1,  1; vgl.  1.
Gegensätze:
 5.

Belegblock:

v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
das her [Otto] die romischen kronen abelegete unde sich nicht mer romischer konigk [...] nente.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1393
):
die [ketzer] komen mit dem pischoff uberain [...], daz si die krütz solten ablegen, und legten si auch hin.
2.
›etw. (z. B. Lasten) abladen‹;
zu  1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 1.

Belegblock:

Gerhardt, Meister v. Prag
46, 3
(
nobd.
, Hs.
1477
):
sie pinden swer purden ‹vnd› vntreglich / vnd legen sie auf der leut achseln ab.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1440
/
56
):
wer aber die waren und das eisen ablegent.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Das alles wardt geyn Kollen gefurt und die [puchsen] abgelegt.
3.
›(jm.) etw. (vor allem: einen Schaden) vergüten, ersetzen, erstatten, wiedergutmachen, bezahlen; (jm.) etw. (z. B. Geliehenes) zurückerstatten‹.
Vorw. rechts- und wirtschaftsgeschichtliche Texte.
Syntagmen:
atzung / kost / zerung / schuld / unzucht, schaden
(häufig)
/ frevel / brief, geld / schmachheit, kosten
(mehrmals)
a.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
her sol iz ime zweůaldich ab legen vnde gelten.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
der sal atczunge, kost unnd czerunge [...] abe lege unnd beczalen.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
50, 17
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Solches leihet man ihnen uf 3 jar lang. Alsdan mugen es die bauern ablegen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1356
):
waz schadens di soldener nemen [...] den sol man in ablegen.
Sappler, H. Kaufringer
24, 50
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
er hat es an dem guot wol, | das er die schuld ablegen sol.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1429
):
und wellen im [...] soͤlich frevel nit ablegen noch bessren.
Große, a. a. O. ; ;
Unger, Richtes Stig ;
Leman, Kulm. Recht ; ;
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. ;
Schmidt, UB Halberst. ;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
129, 10, 3
;
176, 99
;
Kohler, u. a. Bamb. Halsger. ;
Graf-Fuchs, Ämter Interl. / Unterseen ; ; ;
Roder, Hugs Vill. Chron. ; ;
Roder, Stadtr. Villingen ;
Auer, Stadtr. München ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ; ; ;
Maag u. a., Habsb. Urbar
2, 1, 742, 4
;
Hör, Urk. St. Veit
155, 26
;
4.
›(Sünde o. ä.) büßen, sühnen, tilgen‹; Spezialisierung zu 3.
Bedeutungsverwandte:
 6; vgl.  2.

Belegblock:

Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Rew, peicht und püs, die uns ableit | Al totsünd do die sell beschwert.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
das můs mit unlidelichem vegfúr ab geleit werden, e man iemer fúr Got kome.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
4, 10
(
moobd.
,
1393
):
darvmb schol der svnder mit dreyrlaÿ püzz [...] sein svnd gen got ablegen.
Ebd.
11, 2
;
Mayer, a. a. O. ;
5.
›jn. mit etw. abfinden, abspeisen‹; speziell: ›jn. rechtlich (vor allem erbrechtlich) mit etw. (einer Leistung) abfinden‹.
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl. .

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Kamen die Frawen, welch jm ir Garn | Bracht hetten wol ein Jar zuuorn, | So legt ers stets mit worten ab, | Und nimmer mehr nit widergab.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
2, 49, 18
(
hess.
,
1527
):
das wir [...] 3 malter frucht [...] verschreiben und ihn darmit laut seines verziegs abgelegt und vergnugt haben.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
43, 15
(
thür.
,
1474
):
Nigkel Richart [...] wel sich met zcwentczig schogken [...] laßin abelegen unde vorgnogen.
Ebd.
58, 26
;
Franz u. a., a. a. O.
2, 58, 15
.
6.
›jn. (Arbeiter, vor allem: Bergarbeiter) entlassen‹.
Omd., östl. inseldt.; bergbaugeschichtliche Texte.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.
Gegensätze:
.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1528
):
dass der steiger oder huttman nicht dring kost oder zechen bei inen zu halten, dass er auch keinen arbeiter deshalben zu- oder ablegt.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
155, 9
(
omd.
,
1544
):
Wo auch solche untreue schichtmeister der steiger vermarckt, die werden abgelegt.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
26
(
mslow. inseldt.
,
1512
):
bey den Muell(e)n, sol ayn yder Schaffer seyne arbaitt(er) außgewynnen am Sunabenth vnd auch wyder ableg(e)n am Sunabe(n)th.
Löscher, a. a. O.
108, 13
;
Ermisch, Sächs. Bergr. .
7.
›jm. / e. S. Abbruch tun, Schaden zufügen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  9.

Belegblock:

Behrend, Magd. Fragen Anm. (
omd.
,
um 1400
):
Ab eyn rad [...] syme frunde by lege unde deme rote abetrete unde deme rechte
(Hs. BRb:
abeleghe
).
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
her were ynn des babistes banne unde legete der cristenheit abe yn allen dyngen unde hilde sunderliche fruntschaft mit den heiden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1455
):
das herr Hanns Vittel dem rath vor dem kayser abgelegt und demselben an sein eere [...] geredt hatte.
Preuss. Wb. (Z)
1, 40
.
8.
›jm. etw. verbieten, jm. etw. unmöglich machen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
ûf des wâgis swalge, | [...] | wart sô gar gelegit ab | der heidinschaft ir wandrin.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1562
, Hs.
1735
):
dem soll [...] alle burgerliche handlung und hantierung ganz und gar abgelegt werden.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
135, 28
(
mslow. inseldt.
,
1578
):
welchen, der Jśrael Götzl [...] durch zwen greben Zu geen, hat wehren vnd ablegen wolten.
9.
›jn. niederwerfen, überfallen (im allgemeinen und im speziell militärischen Sinne)‹.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1570
):
das er [...] etliche Lotringer [...] helfen ablagen und einen erscheissen.
Ebd. (
1582
):
es were ein postbott abgelacht.
Wrede, Aköln. Sprachsch.
26b
.
10.
›etw. (allgemein: eine Haltung, speziell: seine sündige Natur) überwinden; jn. (vor allem: sich) von etw. befreien, etw. beseitigen‹.
Vorw. religiöse Texte, vor allem der Mystik des 14. Jhs.
Bedeutungsverwandte:
 2,  6,  46,
2
 8.
Syntagmen:
den zweifel / has / zorn / streit / gebresten, das bild, die gicht / helle / pein a.; a. des gebresten, der ungleichheit.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
E. 14. Jh.
):
Die starken gicht her abe leit, | Kranke ougen her wider vrischet.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
swer wil komen ze mir, der sol sîn selbes ûzgân und verzîhen und sol sîn criuze ûfheben, daz ist: er sol abelegen und abetuon allez, daz criuze und leit ist.
Strauch, Par. anime int.
55, 35
(
thür.
,
14. Jh.
):
he incunne dan den zvifil abegelegin [...] he tuit eine heubitsunde.
Gille u. a., M. Beheim
74, 26
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
den selben hass in chainer weis | mag niemen ab gelegen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Waz mag der wisheit und gnaden, trostes und suͤzikeit, ein ablegen aller gebresten [...] erwerben!
Quint, Eckharts Pred. ; ; ; ;
Strauch, a. a. O.
119, 13
;
Mayer, Folz. Meisterl. ; ;
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Vetter, Pred. Taulers ; ; ;
Strauch, Schürebrand Var.;
11.
›etw. (z. B. Zölle, Ordnungen) aufheben, abschaffen‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  4.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
die ordnung / messe / wilkür, den zol a.; jm. das joch a.
(ütr.).

Belegblock:

Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
was willekore sy seczen mogen unde abelegen [...] zcu nucze der stad.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
da legt man den holtzzol wider ab.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
15. Jh.
):
ordenung, die billich abzulegen were.
12.
›abnehmen, nachlassen (von den Sinnesorganen)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  17.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1557
):
In rechtem Glauben gib mir bestendigkeit, | Wenn mir das gesicht, gehoͤr, vnd sprach ableit, | Bis du mein volkommen schilt mein krafft vnd trost.
13.
›etw. (z. B. eine Reise) vornehmen, ausführen‹.

Belegblock:

Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Er meint [...] | Eyn walfart ab zu legen.
14.
›(mit dem Schiff) abfahren, vom Lande abstoßen‹.

Belegblock:

Preuss. Wb. (Z)
1, 40
.