auferheben,
auferhaben
(erstere Form deutlich häufiger),
V., unr. abl.
Formen geringfügig häufiger als die regelmäßigen Formen.
1.
›etw. (Konkretes) / jn. (in seiner leiblichen Gestalt) aufrichten, senkrecht stellen, aufwärts richten; (die Augen) aufheben‹.
Phraseme:
auferhabene finger / hände
(oft) ›zum Eid erhobene Finger / Hände‹ (dazu bdv.: vgl. ),
auferhabene achsel
›hohe, verwachsene Schulter‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1.
Syntagmen:
die glieder, das schwert, den spies a.
;
auferhabenes lied
›gewölbter Deckel‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße:
auferhabener eid.

Belegblock:

Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
kasten myt vf irhabenen lyden.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Grausam er an genagelt wart | Dem kreucz on all erparmug ploß | Und auff erhaben.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
die gemainlich all solichen aid zu gott [...] uff das hailig ewangelium mit ufferhaben vingern [...] zu halten gesworn hand.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Ich engetar doch minú oͮgen vor bittere scham niemer me uf erhaben.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
sein ahseln sint aufderhebt.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
93, 35
(
tir.
,
1464
):
mochten si die swërt vnd die spiess vnd andre wër nicht auferheben von dem ertreich.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Baumann, a. a. O. ;
Pfeiffer, a. a. O. ;
2.
›jn. (oft: sich) / etw. (z. B. Gemütskräfte) aufrichten, erhöhen, aufbauen, (seinen Geist o. ä.) erheben, aufwärts richten‹; Ütr. zu 1.
Mit besonderer Dichte in religiösen, speziell mystischen Texten belegt.
Syntagmen:
jn.
(
von etw. / zu etw. / zu jm. / über etw.
)
a., sich
(
über sich
)
a., das gemüt, die sele a.
;
auferhabener geist, auferhabenes gemüt, auferhabene stimme
;
in got auferhaben sein.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Sô wir überhaben werden über alliu dinc und allez, daz in uns ist, ûferhaben ist.
daz er genzlîche [...] ûferhaben sî in got mit bekantnisse.
Jostes, Eckhart
18, 19
(
14. Jh.
):
Nu merchet mit fleiz und mit einem auferhaben geist.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
vindet er uns nider, er erhabet uns uf.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
söllent ir [...] uwer gemuͤte uf erheben mit gemeiteme fröudenrichen gloriierende.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
; Var.
Augsb.
1487
):
weint mit einer auffderhebten
[Sb-00a:
aufferhebter
]
stymme.
Warnock, Pred. Paulis
3, 110
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Ze dem andren so werdent wir am pom des crútzes ufferhept in ain schowen.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Die [iunckfrawe] sol dich
[den Kranken]
heben, legen nider, | Vnd vff erheben, setzen wider.
Ruh, Bonaventura
306, 22
(
Basel
1507
):
da Christus [...] wolt den jüngling [...] zuͦ volkomenheyt des ewangeliumbs vfferheben.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
11, 15
(
tir.
,
1464
):
er hat erkükht den dürfftigen von dem staub vnd hat auf erhëbt den armen von dem köt.
Bauer, Imitatio Haller
45, 26
(
tir.
,
1466
):
der mag sich tröstleichen kcheren czu got dem herren vnd sich auf erheben v̈ber sich in dem geist.
Quint, a. a. O. ;
Vetter, a. a. O. ; ; ;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
18, 10
;
Ruh, a. a. O.
311, 3
;
343, 31
;
344, 25
;
345, 1
;
Steer, Schol. Gnadenl.
4, 15
;
Warnock, a. a. O.
3, 67
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
22, 20
;
Dies., Imitatio Haller
48, 19
;
Dietz, Wb. Luther ;
Rot
311
;
3.
›jn. zu etw. erheben, sich jn. als etw. (z. B. als König) setzen‹.

Belegblock:

Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
do het er stillen frid mit den aüssern, aber von innen ward ain hausveint auf erhebet.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
haben di Walchen selber küng under in auferhebt.
4.
›sich gegen etw. auflehnen, erheben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  24,  2,  3.

Belegblock:

Wackernell, Adt. Passionssp. H. I,
850
(
tir.
,
1514
):
Her Caipha, er hat sich aufferhept | Und staczt wider unser gsacz gestrebt.
5.
›etw. gegen herrschendes Recht einsetzen; etw. anzetteln‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1450
/
80
):
welchs pövelvolck sich alles gewalts, reigiments und heimlicheit derselben stat underzugen, zunfft under yn aufferhuben und machten grossen frevel.
Hör, Urk. St. Veit
215, 1
(
moobd.
,
1433
):
was wir vͤber das alles mit in aufferhueben, kriegten oder rechten, es wer mit geistleichem oder weltlichem rechten, das habend sy mit dem ersten rechten vnd furkoͤmen behabt vnd gebungen vnd wir es gein in verloren an aller stat.
6.
›etw. aufheben, für ungültig erklären‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4, , ,  28.
Syntagmen:
das gelübde a.

Belegblock:

Rwb (a.
1291
).
7.
›(jm.) etw. wegnehmen, vorenthalten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  10,  10,  18.
Syntagmen:
jm. ein gut a.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a.
1349
).
8.
›(ein Kind) empfangen‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 10; vgl.  8.
Syntagmen:
ein kind a.

Belegblock:

9.
›anfangen, entstehen‹.

Belegblock:

10.
›aufbrechen, sich aufmachen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 12.

Belegblock:

Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Do nun kunig Maximilian bey seinen vattern zu Lynntz ein zeit gewesen was, da erhueb er sich auf in das Reich.