anschlahen
(letzteres im Inf. und Präs. mit größerer Häufigkeit bis ins 16. Jh., umgekehrt im Part. Prät. einige Belegformen mit
-h-
),
V., unr. abl.
– Sehr differenziertes Bedeutungsfeld: 1-16 mit dem Ausgangspunkt ›schlagen‹, 17-24 ohne konkrete Bedeutungsgrundlage.
1.
›jn. an etw. (i. c. Christus ans Kreuz) annageln, anschlagen; etw. an etw. anderem befestigen‹; ›jn. an den Pranger stellen‹;
anschlagendes schlos
›fest montiertes Schloß (im Gegensatz zum vorgehängten)‹; hier folgende Phraseme anzuschließen:
jm. lasterlappen anschlagen
›jm. etw. anhängen‹;
jm. flecken anschlagen
›jm. einen Makel anhängen‹;
jm. schmach/schandmassen anschlagen
›jm. übel nachreden‹;
jm. eine schelle anschlagen
›jm. eins auswischen‹.
Phraseme:
Ähnliche Phraseme s. v.
8.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
.
Belegblock:
Kehrein, Kath. Gesangb.
(
Nürnb.
1631
):
Sie schlugen den HErrn ans Creutze, | Zwischen zwey Schaͤchern an.
Daz vierde, daz du dinem offenen munt ein sloss an slahest.
Mollwo, Rotes Buch Ulm
(
schwäb.
,
um 1420
):
das nieman hie ze Ulme dehain anschlahent schloss noch ainzaͤchtig schluͥssel [...] nicht fail haben sol.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz.
(
alem.
,
um 1430
):
die hießen erst recht anschlahen der herren waupen an die hüßer.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 203, 8
(
Augsb.
1548
):
Zuͦ Hofe gilt er nicht / wa er nicht laster lappen kan yederman anschlagen.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
385
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Wygand in seim libell | Doctor Branten vil manche schell | Mit boͤsen worten aneschluͦg.
2.
›einen Aushang, Anschlag machen; (Bücher an geeigneter Stelle) anschmieden, befestigen‹; ›Siegel anheften‹; metonymisch zu ersterer Variante: ›etw. durch öffentlichen Aushang, Anschlag bekannt geben‹, vereinzelt auch: ›etw. veröffentlichen‹; ›etw. mitteilen‹.
Phraseme:
jm. des reiches schlos anschlagen
›js. Vermögen beschlagnahmen‹;
das blech anschlagen
›etw. beschlagnahmen‹.
Bedeutungsverwandte:
5,
2,
2,
1,
; vgl.
,
2
,
.
Syntagmen:
das buch / gesez / mandat, den brief
(mehrmals)
/ markt / zettel / vers, die bulle / meinung / ordnung / schrift a.
; mit Satzgliedverschiebung:
den hof a.
Belegblock:
Ziesemer, Gr. Ämterb.
337, 36
(
preuß.
,
1449
):
5 bucher sermones in der kirchen angeslagen.
Ermisch, Sächs. Bergr.
(
osächs.
,
1499
/
1500
):
das der auffnemer vier wochen anslage, ap der alden gewercken einer mitbawenn wolt.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
(
schles.
,
1561
):
Wir haben euer schreiben [...] von wegen wider abthuunge der ro. k. mt. ... ausgegangene und auf dem bergwerk Tarnowitz angeschlahene mandat [...] empfangen.
Gille u. a., M. Beheim
453, 1986
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Die liessen reschlich slahen an | und auff plasen, daz yeder man | Sich beraitet zw deme | und in seinen stand keme.
Koller, Ref. Siegmunds
(Hs.
um 1475
):
Is sy eyn selige geystliche ordenunge angeschlagen und gesetzt.
Ebd. (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
satzten do gesworn notarien in beden hoͤfen und gobent inen zeichen anzuͦslahen, mit iren nammen uszgezeichnet.
Geier, Stadtr. Überl.
(
nalem.
,
1552
/
1609
):
so würt man die drei markt nachainandern vorlesen und mitlerzeit [...] offenlich anschlachen.
dwyl nun aber diser kúnstler sich beflissen [...] soliche schmachverß wider mich anzeschlahen und angeschlagen.
Volz, Prophet Daniel Z
10, 21
(
Zürich
1529
):
welchs in der warhafften geschrifft verzeychnet vnd angeschlagen ist.
Geben, eröffent und angeschlagen zu Avion am achten tag des weinmonats.
Rintelen, B. Walther
43, 8
(
moobd.
,
1552
/
58
):
Von Anschlahung der Crida, was massen auch darinnen verfaren wirdet.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
73, 6
;
92, 19
;
96, 22
;
22.
›(jm.) eine finanzielle Verpflichtung (Steuern o. ä.) auferlegen; (Steuern) erheben; etw. umlegen, jn./etw. (z. B. Güter) steuerlich veranlagen‹; im Heereswesen: ›jn. zum Heeresaufgebot verpflichten, (Soldaten) aufbieten, ausheben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
,
24,
5,
2,
(V.)
11,
,
,
5,
(V.)
11.
Syntagmen:
das erz / gut / haus a., die summe / steuer / taxe / zubusse, das geld a.
; (
jm.
)
etw. zu geben / bezalen a.
;
die stat
(Akk.)
etw. a.
;
etw. zu steuer a.
;
etw. den armen a.
;
jn. um etw. a.
;
angeschlagenes geld.
Wortbildungen:
›Veranschlagungsbuch‹,
›umlagefrei‹,
›Haferumlage‹,
›Veranschlagungsliste‹,
(dasselbe, dazu bdv.: vgl.
2),
2.
Belegblock:
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
279, 25
(
thür.
,
1474
):
daz sy [...] eyne zcal haffern zcu gebin angeslayn unde gesatczt habin.
habin sy yme die guttere zcu Dretczsch unde zcu Molwicz gelegen nicht angeslagen.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
(
schles.
,
1538
):
wie dass Cristoff Kolbig [...] ander grueben mer aufgenomen und ein zuepuess soll angeschlagen haben.
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
171, 15
(
nobd.
,
1395
):
das dritte jare sint angeschlagen die von Rotenburg, Swinfurt, [...] umb zweyhundert guldin.
hat man auf die guͤter [...] gesetzt und angeslagen zu der alten guͤlt [...] fuͤr stewr und dienste ein summ gelts.
Niewöhner, Teichner
208, 10
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
dew gar reichen gewaltigen | schaiden an flust der van | und slahens nur den arm an.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
(
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Zu dem zuck tet ym sein geperer [...] ain aufschlag in allen seinen erblichen lannden; und zu Kernndten angeschlagen 300 geraisig und 400 fuesknecht.
Dasselb gellt wart angeslagen als ain gemeine stewr.
Mollay, Ofner Stadtr.
12, 2
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
So man losung dy stat an slahen wil.
In dem Jaar 1492 hat man an geslavn ein tax czw sent Margarethen tag.
Müller, Lands. St. Gallen
90, 25
;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
117, 4
;
Mell u. a., Steir. Taid.
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
;