anhangen,
anhängen,
anhahen
(letzteres vereinzelt),
V.;
regelmäßige und unregelmäßige Flexion so gemischt, daß von einer einzigen Worteinheit auszugehen ist;
1-4 eher als Fortsetzung von
mhd.
hangen
›hängen‹
(), 5-8 von
mhd.
hengen
›hangen lassen‹
() und
hâhen
›hängen‹
(trans.; ) aufzufassen.
1.
›jm. anhaften, anhängen (z. B. von Krankheiten); an etw. festkleben (z. B. von Leim)‹.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  1,
1
.
Syntagmen:
das böse / alter schlam
(ütr.) /
siechtum jm. a.
;
a. als leim.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin Kreutterb.
160, 8
(
Frankf.
1535
):
Mann leget den gips auff das ortt da mann bluͦtfluß hat / so verstellt es jn / dann in jm ist ein krafft die da machet anhangen als leime.
Sappler, H. Kaufringer
16, 235
(
schwäb.
,
1464
):
wann wes man in der juget hat | gewont, das hangt im alter an.
Niewöhner, Teichner
289, 2
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
Ist der nicht ein arm man | dem ein siechtum hanget an, | daz er waiz chain wider cher.
Dietz, Wb. Luther ;
Voc. Teut.-Lat.
b iijv
;
2.
›jm. (oft: Gott)/etw. (z. B. einer Lehre) anhängen, sich jm./etw. verschrieben haben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  2,
1
 4,
1
 1.
Syntagmen:
got / christus / dem schöpfer / zwölfboten / helden / herzog / weib / erbe / gut / glauben, der armut / lere / wollust a.

Belegblock:

Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
20, 15
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
der alle andre ding [...] als fur nichte schaczt und allen seinen syn [...] nach allem seinem vermügen dem ding ernstlich anhang und nochgee und mit den wercken verfolg und daran beharr.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Wer do verschult | Nit festiclich tut hangen | Dem cristen glauben an, wie trot | Der mensch dar in wirt swachen!
Gerhardt, Meister v. Prag
164, 8
(Hs. ˹
nobd.
,
1477
˺):
er [...] wirt einem anhangen oder den andern versmehen.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1523
):
das er dieser meiner new gefunden leer, als ob die gantz volkommen, dermasßen anhahe.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
2, 145, 1
(
Nürnb.
1517
):
er hat verlassen vater und muter und ist angehangen dem weib.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
der Gotte anhanget, der wurt ein geist mit ime.
Ruh, Bonaventura
355, 35
(
orhein.
,
um 1480
):
daz du mit festem gemüt den hymelschen dingen an hangest.
Ebd.
358, 25
:
so wúrst du [...] mit follem streben dines gemüttes vnd inbrinstikeit diner begirden dinem schöpffer anhangen.
Wolf, Norm im sp. Ma.
46, 47
(
bair.
,
1486
):
Der armuet, mein allerliebsten bruͤder, sult yr genczlich anhangen.
Wagner, a. a. O.
16, 31
;
Mayer, a. a. O. ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
15, 67
;
Vetter, a. a. O. ; ; ;
Ruh, a. a. O.
342, 7
;
342, 8
;
343, 8
;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
4, 12
;
234, 12
;
420, 1
;
Dietz, Wb. Luther .
3.
subst.: ›Verhaftetsein (mit der Welt), Anhänglichkeit (an die Welt als etwas den mystischen Heiligungsprozeß Störendes)‹; an 2 anzuschließen.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2;  9, , .

Belegblock:

Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
trunge echt fúr sich in in den grunt das alles ist ane alles anhangen oder enthalten ichtes, und hielte sich in dem armuͤte und blosheit in worer gelossenheit.
Ruh, Bonaventura
354, 5
(
orhein.
,
um 1480
):
so gebúret dir, daz du dich selber entschlaest alles vßwendigen anhangens.
4.
›mit etw. zusammenhängen, verbunden sein‹.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
ye eins hait sine geburte | Von dem anderen und sin anhangen.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1572
):
Wie die beirzins und was dem anhankt recht inpracht werde.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
26, 37
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Den und andern der vorgeschriben anhangende künste helfen zumale nicht!
Gille u. a., M. Beheim
195, 117
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
hort mer ursach und aigenschafft, | die an hangen und sweifen | Der snoden sund so ungetan.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
So nu die obgemelten lennder Holland etc. rechte gepürliche anhangende miterb der durchlauchtigen fürsten von Bayren [...] seyen.
Bad. Wb.
1, 52
;
Dietz, Wb. Luther .
5.
›etw. an etw. anderes dranhängen, befestigen‹; auch: ›(einem Schriftstück) etw. hinzufügen, beifügen‹; vereinzelt: ›etw. aufhängen (z. B. ein Tor); jm. (im Beleg: einem Hund) etw. umhängen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  13,  1.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
nicht andere leute uff die von Magdeburgk beschedigen bey Verlust leibß und guets, mit anhengenden wortten, es sey dem Marggraffen der schertz gereuen.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
welcher artickel die krafft hat vßzutrucken / die ware vnd eigentliche bezeichung des woͤrtlins / dem er angehengt ist / wie den Sprachkundigen bewust.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1523
/
27
):
sind etliche anhangette oder zwfellige ding.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
es wirt als ein zaichen in deiner hand vnd als ein angehanges ding vmb die gedenckung vor deinen augen.
Weber, Füetrer. Poyt.
110, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Dy hat et disen stranngen | auf awentewre wan | dem pracken angehanngen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
so soll er sein nachper, dem ain fridtgatern oder ester geburt anzehachen [...], nachfarn.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1607
):
Die hunt soll man anhachen und dahaimb behalten.
6.
›sich jm. anschließen und so mit anderen eine Reihe bilden‹; auch ütr., dann offen zu 2.

Belegblock:

Froning, Alsf. Passionssp.
460
(
ohess.
,
1501ff.
):
Hanget an, hanget an, | ir teufel alle gemeyn!
Ebd.
5258
:
hanget an, ir lieben knaben! | mer woln umb das kalp eyn dancz haben.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
243, 6
(
thür.
,
1474
):
der sich doch glich met yn vorschrebin unde angehenget hat, syn erbe unde gud darvor gesatczt hat.
Goldammer, Paracelsus
7, 348, 6
(
1530
/
34
):
dieselbigen werden zu diesen falschen christen und theologen sich anhengen.
7.
›etw. an jn. herantragen, (mit einer Bitte) an jn. herantreten‹.

Belegblock:

Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Wenestu das dir henge an | Groze bete Leviathan, | So daz tu habes sin vertrac?
8.
in verschiedenen Phrasemen:
jm. ein schläplein a.
›jm. Schaden zufügen‹;
sich eines a. lassen
›außerehelich schwanger werden‹;
jm. ein kind a.
›jm. (entgegen der Wahrheit) nachsagen, er sei der Vater eines unehelichen Kindes‹;
jm. einen langen mantel a.
›jn. in Sicherheit wiegen‹;
jm. schläge a.
›jm. eine Tracht verabreichen‹;
jm. üble worte a.
›jn. beschimpfen‹;
jm. schmachrede a.
›jn. schmähen‹.
Zur Sache vgl. .
Bedeutungsverwandte
bzw. vergleichbare Phraseme s. v.:  1,  5,  1,  1.

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
du must leiden, das man dir ein schlepplein anhengt.
Niewöhner, Teichner
136, 46
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
wie si chent den rechten man, | so haecht sis doch dem reichen an.
Ebd.
365, 53
:
man gicht, wen der veint wil schenden | dem haecht er ein langen mantel an | wann der veint geit im den wan | daz im wol ist mit dem ding.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
versuͦchs mit mıͤr ein ıͤgleich man, | ich hach ıͤm soleich sleg an, | ıͤm moͤcht der teufel lieber wesen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1717
):
ein underthan [...] deren leiten [...] leichtförtige und üble wort anhengt.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
was sy Im spotlicher schmachred mochten anhengen.
Birlinger, Schwäb.-Augsb. Wb. S. ;
Dietz, Wb. Luther .