aufblasen,
V.
1.
›etw. durch Blasen oder innere Wirkung zum Schwellen bringen, etw. (z. B. die Backen) aufblasen‹; spezialisiert: ›(Fleisch o. ä.) durch Blasen so behandeln, daß es größer oder günstiger aussieht‹ (ein Kniff der Metzger); ütr.: ›jn. überheblich machen‹; ›etw. aufbauschen, übertreibend darstellen‹; Belegblock:
auch sal nymand keinerlei fehe uffblasen.
Arsenicum [...] blaset vff das antlitz gleich ob es zerschwollen were / desßgleichen die hende.
Kanstu nu aus dem Euangelio auffblasen kindlichen ungehorsam, so kan man widderumb daraus auff blasen deinen unveterlichen frevel.
die andern künst, die sein gewonleich vierbicz, eitel und aufplasent den menschen.
seind auch ursachen zu dem schrepfen genomen aus den aufblasenden krankheiten, als die mit geschwulst und dergleichen anfallen.
einer, der ein backen ufblast und lest ihn wieder nider gohn.
2.
›an-, aufschwellen‹; meist als part. Adj. aufgeblasen
1 ›geschwollen, an-, aufgeschwollen‹.Belegblock:
so soll man das puluer darin thun mit eim federlin gelegt in ein auffgeblasen blater.
Adergunten (die) weñ die bluͦtaderen an etlichen orten aufgeblaasen voll werdend / wie krampffaderẽ.
3.
›sich überheben, sich aufblasen, aufspielen, groß tun‹, als part. Adj. aufgeblasen
2 ›überheblich, großtuerisch, aufgeblasen‹ (auch subst.).Wortbildungen:
aufblasung
Belegblock:
Superbus hoffertig stoltz rumraͤtig hochmuͤtig schwuͤlstig hochhertzig stoltzmuͤtig auffgeblasen geschwollen hochtrabend verwegen vbermuͤtig vffbruͤstig hochpraͤchtig hochfarend.
Hochmuͦhtig seyn. Stoltzieren / hochmut treiben / sich erheben / vbermut vnd pracht treiben / prangen / sich auffwerffen / vberheben / erhoͤhen / auffpfeien / stoltz / hoffertig seyn / die Augen hoch tragen / einen hohen Geist haben / auffbaͤumen / auffblasen.
in schoner lere mit auffgeblasenn / listigenn vnd behenden worten furgeben.
Sol ein weiser Man so auffgeblasen wort reden / vnd seinen Bauch so blehen mit losen reden?
Ebd.
1. Cor. 4, 19
: Jch wil aber gar kürztlich zu euch komen / so der HErr wil / vnd erlernen / nicht die wort der auffgeblasenen / sondern die krafft.
Ebd.
1. Tim. 3, 6
: Nicht ein Newling / Auff das er sich nicht auffblase / vnd dem Lesterer ins vrteil falle.
mennschen [...] die von sich selbß halten, [...], verrether, freueller, auffgeplasen, die mer lieben die wollust denn gott.
Aufgeblaasen (der) Ruͦmsüchtig / der sich grosser dingen ruͤmpt vñ außthuͦt. [...]. Aufgeblaasen vnd hochtragen seyn.
4.
›etw. (oft: Feuer) durch Blasen entfachen‹; ütr.: ›(Streit o. ä.) entfachen, schüren‹; Phraseme:
ein feuer aufblasen
›Uneinigkeit stiften‹; ›eine Schmiede (neu) einrichten‹; ein grosses feuer aufblasen
›etw. aufbauschen‹.Belegblock:
da lief uns Persien, das edle, stracks entgegen | [...] | blies Freudenfeuer auf.
Jch schaffs / das der Schmid / so die kolen im fewr auffbleset / einen Zeug draus mache.
Ebd.
Hiob 20, 26
: Es wird jn ein fewr verzeren das nicht auffgeblasen ist.
wenn sich zwischen guten Freunden was beschwerliches findet [...] / sol man nicht bald ein gros Fewer auffblasen / Sondern trewlich leschen vnd dempffen.
den nicht eczwen doch in einem tail des tags nicht betrubt hat die schuld seiner gewissen [...] und nicht aufgeplosen hat der wint der hoffart.
Der dip sprach: ‘plauff, ich thu dir nicht, | Dan plest du mir nit auff das licht, | So mustu schlecht mit mir gen hell’. | Der paur sprach: ‘plas auff, wer do well!’
Solche anfechtung kan der boͤse feind groß auffblasen / dz die schwachen bloͤden hertzen dz gebet fallen lassen.
das du [...] nit weitere irrung in hangender sach vff blassest.
[Gildo] wolt also unainikait zwischen den brüedern machen, auch ein neus feur aufplasen.
5.
›(ein Blasinstrument) zum Erklingen bringen, blasen‹; das Blasen insbesondere mit der Trompete diente als Zeichen für verschiedene Zwecke, u. a. zum Turnierabbruch, zur Sammlung, zum Kriegszug, zu obrigkeitlichen Mitteilungen, dann Verwendung als Synekdoche: ›jn. zusammenrufen, zum Kampf, zum Aufbruch blasen usw.‹; Syntagmen:
oft ohne Obj.; das horn, die posaune / pfeife / schale / trumete a.
; zum angrif / sturm a., auf den plätzen a., im land a.
; subst.: grosses a.
; durch a. jn. aufmanen.
Belegblock:
Do hies Merzian der heiden ufblasen sin herhorn.
wurt in der stat zw Rotenburg durch den herolt mit der trumeten uffgeplosen und alle burger [...] beruft auf den marckt.
kerte sich der jungling zuͦ den vieren mit den schalmien und sprach zuͦ in, daz si uf bliesen.
do ward er vast zornig und [...] ließ sich von stund an wapnen und ließ uff blăssen.
ich sy im grossen zorn, | Und uff hais blaͮsen bald die horn, | Die krummen pfiffen und busun.
eemals der gantz raisig zeug ist für sich zochen [...], hat man auffplaussen, trumethet und bauget.
So liessen die Moscouiter aufblasen / vnd griffen die Littischen an.