anschneiden,
V., unr. abl.
1.
›etw. (in beiden Belegen: Speisen) kleinschneiden, aufschneiden‹.

Belegblock:

Wickram
4, 44, 12
(
Straßb.
1556
):
alsbald man ein essen uffgehaben und von den tischen getragen/ sind sie da gewesen/ und alles angeschnitten/ fleisch oder was das gewesen/ in besunder kessel oder haͤfen gethon/ das hatt man dann [...] under die armen leut ausgetheilt.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1576
):
das kraut zu sezen, abzueschlachen unt zum einscharmben anzuesneidin.
2.
›etw. zuschneiden (meist von Tüchern, so daß sie zu Kleidern verarbeitet werden können)‹; mit Verschiebung des Objekts vom Rohstoff auf das fertige Produkt: ›(ein Kleid o. ä.) zuschneiden‹; oft ütr.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Schmitz, Schiltb.
102, 4
(
Frankf.
1597
):
wolle er jm von Leckuchen einen [Beltz] anmessen/ anschneiden vnd bachen.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Wan durch der hoen irrekeit | Jene di diz gerechte cleit | Han mit vesten steten siten | Mit der warheit an gesniten.
Gille u. a., M. Beheim
109, 144
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
sie in selb ǎch da fune | Anschneiden kostperleiche klait.
Sachs (
Nürnb.
1552
):
Schaw, ein solch tugendsames weib, | Die ir beide an seel und leib | [...] | Ein solch ehrenkleid hat angschnitten.
Koppitz, Trojanerkr. (
halem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
Du soltest in din kursitt | Und dine deke schniden an.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
1343
):
daz [tuoch] er im selben oder seiner hausfrauen und sein chinden wil ansneyden.
Bastian, Runtingerb.
2, 206, 16
;
3.
›etw. (z. B. ein Eichzeichen) einritzen‹; als Synekdoche: ›etw. eichen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  7, zur Synekdoche: vgl. ,  5.

Belegblock:

Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1573
):
Sie sollen [...] die sinn
[›Eichzeichen‹]
auch recht anschneiden.
4.
›etw. auf dem Kerbholz anschneiden, eintragen, einkerben‹; auch als Synekdoche: ›etw. (Beträge o. ä.) notieren, amtlich vermerken‹.
Gegensätze:
vgl.  6, .
Wortbildungen:
anschneidezettel
,
anschneidhaus
,
anschneidung.

Belegblock:

Kollnig, Weist. Schriesh.
162, 8
(
rhfrk.
,
1606
):
daß alles deß vogtsjunkern vieh [...] fronfrey seye, jedoch dem hirten seinen lohn gleich anderen gemeindsleuten zu geben und anzuschneyden lassen hab.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
149, 21
(
omd.
,
1554
):
Bergkschreiber mueß alle sonnabende nachm anschneiden die anschneidezettel aufheben.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
145, 27
(
osächs.
,
1570
/
7
):
soll er jedesmals mit dem richter, wieviel er getreides in oder zur mühlen führet, anschneiden.
Ebd.
146, 5
:
Wurde aber der müller ausser diser gesatzten ordnung mit anschneidung, auch der zeichen und anderem jemandes etwas ubersehen.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1539
):
so soll der aufnemer [...] die samkost [...] vor dem perkmeister anschneiden und verrechnen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
vor 1558
):
welcher ainen riegt und derselb sich understunde und wölt sich nit riegen lassen, so soll man im anschneiden und sol der amman darob und daran sein, das das gelt geben werd.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 556, 25
(
schwäb.
,
1600
):
welche alsgleich bei iren ayden die wein kustern, eich ersehen und was jedes faß haltet, vleißig beschreiben oder anschneiden (sollen).
Toeppen, Ständetage Preußen
4, 469, 20
;
Ermisch, Sächs. Bergr. ; ;
Ders. u. a., a. a. O. ;
Gehring, a. a. O.
3, 526, 20
;
810, 11
;
Veith, Bwb. ;
Vorarlb. Wb.
1, 107
;
Wolf, Bergmannsspr.
1958, 203
.
5.
›jn. (in beiden Belegen: Dörfer) zur Steuer veranlagen‹; Spezialisierung zu 3.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  22.

Belegblock:

Rechn. Kronstadt
2, 282, 39
(
siebenb.
,
1532
):
yn Bresser stul seyn czwe derfer dÿ stan den Burgeren czw dÿ han myr nÿt an geschnÿtten vnd han dem kÿnyk keynen czÿns geben.
Rechn. Hermannst.
384, 26
(
siebenb.
,
1503
):
Andreas porkolab vnd Paul porculab, das sÿ dÿ dorffer angeschniden han, hab ych gegeben flor. 1.