merken
I
V.;
motivationell kaum noch auf die etymologische Grundlage
mark
I und II beziehbar, deshalb hier eigenes Lemma angesetzt (vgl.
Kluge/S.
2002, 599
s. v.
2
mark
/
3
mark
sowie 614 s. v.
merken
).
Wmd. auch mit gehobenem Wurzelvokal:
-i-
; im Part. Prät. vereinzelt
-a-
. Dicht vernetztes Bedeutungsfeld; 1 allgemein auf ,Wahrnehmung‘ bezogen; 2 daran anschließbar refl. gebraucht; 3-8 als Spezialisierungen zu 1 auffaßbar; 9-11 eher resultativ zu 1; 3-8; 12 isoliert.
1.
›etw. / (vereinzelt:) jn. in einem teils sinnlichen, aber nicht spezifizierbaren Sinne wahrnehmen, teils fühlend oder erkennend spüren, empfinden‹.
Bedeutungsverwandte
(und bereichszugehörig):  1112, (V.) 1, ,  2, , , , ; vgl. (V., unr. abl.) 5, ,  1,  1,  1, (V.) 23,  2,  3.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
got
)
m., etw
. (z. B.
seinen fal, einen vorteil, ein bild / unglük, durst / hunger / kälte / reue
)
m., inwendig m., j. m
. [+ Infinitivsatz mit
zu
],
(an sich selb) m., das [...]
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Ein schlechter vortheil / den man nicht merckt / der kan zu grossen Sachen verschub thun.
Eggers, Psalter
73, 12
(
thür.
,
1378
):
Smecket vn̄ merket
[
Luther
1545, Ps. 34, 9:
sehet
],
daz got suze ist.
Reichert, Gesamtausl. Messe
84, 11
(
Nürnb.
um 1480
):
„zu der busse“ und zu der rew, dy wir mercken bey dem gelincken orte [des altars].
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
136
(
Nürnb.
1517
):
Zwei dingk sagt er, die der weis man merkt, höret und begreift.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 1038
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Nv verstant: der mensche sol vs gan vnd merken got in siner glorien.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 225, 29
(
Hagenau
1534
):
Weiber gemuet / herren gunst / Aprilen wetter [...] / verkeren sich offt wer es mercken wil.
Schmidt, Rud. v. Biberach
73, 3
(
whalem.
,
1345
/
60
):
der furstant [...] betuͥt ein inre beschoͮt, [...], want er inwendig list vnd merket, want er durtringet vnd duͥrvert vnzvnt vf die natur vnd wesen.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
315, 31
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
sol daz bilde der triveltikeit genomen werden in der sele, so muoz ez dez ersten gemerken werden an dem, nach dem ez aller meist zuogat, nach dem unde ez müglich ist, zeoffenbaren daz gesteltnüsse der gotlicher personen.
Bauer, Geiler. Pred.
96, 9
(
Augsb.
1508
):
so er merckett ain wolgefallen tzuͦ haben in gott dem herren.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
in der nacht, wie er markt die mörder herzu nahen, was er sein herren [...] wecken.
Qu. Brassó
5, 377, 31
(
siebenb.
,
1600
):
Am 26. Tag Julii ist ein Erdbiben geschehen und gemerk worden.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
995
;
Kohler, Ickelsamer. Gram. ; ;
Vgl. ferner s. v.  1,
1
 8.
2.
›sich sehen lassen, sich zeigen; sich (etw.) anmerken lassen; sich hören lassen, wie erklären, offenbaren‹; an 1 anschließbar über die Motivation: ›
lassen
(2), daß man etw. wahrnimmt‹.
Mittleres und späteres Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2, ,  3,
2
 2, (V.) 2,  1,  4,  2.
Syntagmen
, jeweils refl.:
sich fast / sere m. lassen, sich gegen jn. m. lassen, sich mit worten, mündlich / schriftlich / üppiglich m. lassen, sich m. lassen, das [...], sich nichts m. lassen, sich e. S
. (Gen.obj.; z. B.
des hochmutes / prachtes, der dinge
)
m. lassen
.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Zu dem wil ich gehen, Vnd mich nichts mercken lassen.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
Der liebe gott wolde das dennoch anders schicken, den die capittelherren lissen sich zu sehre mercken.
Logau. Abdank.
162, 16
(
Liegnitz
1651
):
ALß deß Koͤniges Pyrrhi [...] sein Abgesandter Cyncas nach Rom kam / die Stadt besichtigte und sich mercken liesse / das uͤber jhrem Hochwisen und Pracht Er sich verwundere / da [...].
Jörg, Salat. Reformationschr.
61, 33
(
halem.
,
1534
/
5
):
es hatt gemellter Zwinglj sich / [...] gegen synen schuͦlgsellen / gar üppicklich mercken lan / und geredt / sy muͤssend gsechen / er well sim selbs noch ein ewigen namenn machen.
Lauater. Gespaͤnste
34r, 3
(
Zürich
1578
):
[der pfarrer] habe sich etlicher dingen lassen mercke͂ / in hoffnung das wyb wurde ein Exorcistã / [...] beschicken.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Wiewol Martinus Lutter, [...] sich hat lassen mercken in ful articklen mintlich und schriftlich, so [...].
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
sie lassent sich dannocht mercken dar bei man ir art erkennet.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
[der kunig] liess sich daselbs
[am
hoff
]
vast merckhen mit dem Pamkircher.
Meisen u. a., J. Eck
35, 38
(
Ingolst.
1526
):
Das aber vwer lieb unnd gunnst sich zuͦm nechsten hant lassen merckenn, sy woͤlle einem ersamenn ratt in sollichem gern willfaren, [...].
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
107, 899
;
ders., Brant. Tsp.
1213
;
Wickram
4, 26, 9
;
Qu. Brassó
5, 483, 36
.
3.
›etw. hören, auf etw. / jn. hören, etw. hörend aufnehmen, um es zu wissen bzw. zu befolgen‹; teils interjektional gebraucht; als Spezialisierung zu 1 auffaßbar.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  1,  3,  2,  1,  1.
Syntagmen:
jn. / etw
. (z. B.
ein wort, eine stimme, einen ton
)
m., m., was [...] / das [...]
;
auf etw
. (z. B.
das rufen
)
m
.

Belegblock:

Luther, WA (
1530
/
32
):
wen sie aber drauff gemerckt hetten, so hetten sie es verstanden.
Rueff, Rhein. Ostersp.
1218
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
wil du nu flelich biddest mich | vor din sunde, so mirck mich eben: | der unglaube sal dir sin vergeben!
Böhme, Morg.R.
15, 12
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
das doch alle Christen [...] auff das innigliche ruffen der Weisheit / [...] / mercketen.
Sachs (
Nürnb.
1556
):
Du unfletiger balck, merck eben! | Wer wolt dein worten glauben geben?
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
5, 11
(
els.
,
1362
):
Des súbenden tages so schlahent die steine annander das sú brechent; den ton merket nieman denne got.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
140
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Ob in solichem fluͦch vnd vall | Die menschen seind begriffen all, | Oder aber / merck / auch do bey | Die muͦter gotts verstanden sey.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Sine stim über alles land | Man möchte da gemerkett han.
Wyss, Luz. Ostersp.
6958
(
Luzern
1545
):
füran, so würd, sag ich, | vom gwächs der räben, merckend mich, | nit trincken.
Wackernell, Adt. Passionssp. Br. I,
387
(
tir.
,
1551
):
Wir wellen dich [Judas] alle geren merckchen, | Wildu unsern gelauben sterckchen.
Quint, Eckharts Pred. ; ;
Rueff, a. a. O.
541
;
Hübner, Buch Daniel ;
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
158
;
Wiessner, Wittenw. Ring
4441
;
Wyss, a. a. O.
5141
;
Sappler, H. Kaufringer
3, 361
;
14, 50
;
Klein, Oswald
92, 4
.
4.
›etw. ansehen, etw. anschauend / anschaulich betrachten, sich etw. vor Augen halten, über etw. nachdenken, etw. hin und her überlegen‹.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 3, (V.) 12, (V.) 2; vgl.  1, ,  13, ,  11,  5, , ,  1,  5.
Syntagmen:
der mensch m., wie [...]
;
j. etw
. (z. B.
einen artikel, js. verdienen, die lilien / raben, die wiedertragung, das ebenbild
)
m.
;
e. S
. (Gen.obj., z. B.
geistlicher dinge
)
m
.
Wortbildungen:
merkig
›spekulativ versonnen‹,
merkigung
›intensive Betrachtung‹.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
dar nach Sal och der mensche merken vnde trachten, we vnsalich her si.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
Merkit di raben, wan si insêwin nicht noch mêwin, [...], und got spîset si.
Buijssen, Dur. Rat.
314, 17
(
moobd.
,
1384
):
daz man zw vorsten geb (den) will und di peittigung und auch dıͤ merckchigung der lebunden, samb zw der vordynnuz und der marter Christi.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
59, 52
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
ze glauben aim gaistleichen menschen, der sich stätichleich muͤet vnd arbait, gedenkund vnd merkchuͤnd gaistleicher ding.
Ebd.
85, 48
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Die andern sint gewesen lauter merkig vnd chuͤnstig naturleicher ding, die, als vil wider dew vodrigen, sint vergangen vnnuͤtzleich in iren vͤbertewffen gedenkchung vnd trachtung, vnd chains werch oder volpringung der gerechtichait nicht habent entpfunden.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
69, 21
(
tir.
,
1464
):
vnd ist das man mërkhen vnd ansehen wil sein grosses verdienen vnd sein heiliges leben.
Bechstein, a. a. O. Lk. ;
Opitz. Poeterey
29, 24
;
Reichert, Gesamtausl. Messe
86, 18
;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
15, 10
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
3, 6
;
107, 27
;
5.
›beobachtend tätig sein; etw. systematisch auf ein Erkenntnisziel (z. B. auf den Lauf der Gestirne, eine Prognostikation des Wetters, soziale Sachverhalte) oder auf ein Handlungsziel hin (die Behandlung von Verbrechen) beobachten; die Aufsicht ausüben‹.
Phraseme:
jm. auf den huf merken
›jm. an den Fersen kleben, jn. auf Schritt und Tritt verfolgen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  2; vgl. (V.) 1,  2,  2, ,  1, , , (V.) 1,  1.
Syntagmen:
den lauf des himmels, das verbrechen, die creaturen m., jn
. (z. B.
den sünder
)
m., m., was [...] / wie [...]
;
auf etw
. (z. B.
auf x tage / die art der giftzeichen
)
/ über etw
. (z. B.
über x wochen
)
m
.
Wortbildungen:
merker
2.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Den sunder sal her merken | Wie sin ruwe si geschaft.
Beckers, Bauernpr.
52, 26
(
Köln
1515
/
18
):
Sie [prognosticatiõ] heuen am kerstach an vñ myrckken vp die. vij. daich biß vp d’ heilger drey koeninck dach. vnd wie idt dan weddert an eynem yglichen der. vij. daich. Also sall idt ouch wedderen an synen manet.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
234, 24
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
mercke: ist das sy [vnfletiket] ist vber den // ganczen leyp, so macht leucoflematicam.
Thiele, Minner. II,
12, 9
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
Drumbeten, fideln clingen | oder mercken in den sternen, | mit schwerten fechten, ringen, | das ist von dinen dingen nit zulernen.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
wie gar genau auch die geringste verbrechen der Mänschen gemercket, erforschet vnd vergolten werden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1477
):
diser herr Hanns Vittel erkannt die [...] practickh wider die eerliche geschlechten, die der schwartz rapp wider sie [...] prauchet, deshalben er ime immer zuͦ auff den hueff merckhet, [...] einträg gethon, das [...].
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1105
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Du scholt nicht eyteleich ansehen die schön der hymel, die ordnung der sterne, die verwandlunge der czeit, darinnen du nicht ain hofleicher merkcher sein scholt. Aber staffel gen himel scholtu daraus machen.
Moscouia
C 2v, 27
(
Wien
1557
):
ain sunder Hauß / darjnnen verordente Tattern on vndterlaß wonten / zusehen vnd mercken was man taͤgliche͂ thaͤte.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1443
):
Die segser süllen gar treuleichen merken und sich darumb nicht mieten lassen [...], damit arm leut nicht besweret werden mit laufen, zerüng oder versaumnüzz irer aribeit.
Bauer, Imitatio Haller
70, 20
(
tir.
,
1466
):
ain hoffärtiger stern seher, der da merkchen ist den lauff des himels.
Quint, Eckharts Pred. ;
Beckers, a. a. O.
50, 3
;
Keil, Peter v. Ulm
254
.
Vgl. ferner s. v.
2
.
6.
›etw. aufmerksam beachten, so auf etw. achten und es so aufnehmen, daß man die kontextuell jeweils geforderte oder unterstellte Handlung vollziehen bzw. die entsprechende Haltung annehmen kann‹; auch: ›sich nach etw. richten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , ,
2
 5.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den artikel / spruch / weg, die aderlassung
)
m., merken
(oft in den Formen:
merke, merket, du solt merken
),
das [...] / was [...] / wie [...] / so
›wenn‹
[...]
;
auf etw. m
.

Belegblock:

Mendthal, Geom. Culm. (Hs. ˹
preuß.
,
A. 15. Jh.
˺):
dorvmme sal man merken, daz etlych geren adir drywynkelecht velt, [...], hot eynen rechten winkel.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Die ebdissen sal auch daz mirken daz von den aposteln gescriben ist ,in wart sunderliche gedeilit alsus ieclichim noth waz‘.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
merkit ûch: Ob dîn brûder sundet wider dich, bestrâfe en.
Feudel, Evangelistar
19, 16
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Merket daz ir uwere gerechtekeit icht tut vor den luten.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
124, 19
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Die erste aderlassung merke: so der baum tregt russig obst, so bore mit einem neberich ein loch in den stamm.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
130, 7
(
Nürnb.
1548
):
Solchs
[die Verfassung des
weibes
]
sol ein man̄ merckē / nit dagegē raw sein / bißweilen vbersehen vn̄ vberhoͤrē / mit ein gutē wort helffen vnnd schonen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
wellen wir ime nochvolgen, so muͤssent wir oͮch den weg mercken den er drú und drissig jor uns bewiset het.
Morgan u. a., MHG. Transl. Summa
165, 23
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Nu ist diz offenbar, daz die bescheidenheit in aller wis dem willen vorgat unde ordent dez willen getat, nah dem unde der wille in sinen gegenwurf merket nah der ordenunge der bescheidenheit.
hail. altvaͤter (
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
merkend aber wie ainem beschah der sich siner guͦttaͤtt v̂berhuͦb.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1328
):
Merchet, daz ditz ist ein gemaines recht.
Rudolf, Peuntner. Sterbek.
149ra, 37
(
moobd.
,
n. 1434
):
Gedenkch vnd merkch, das wir geharsam vnd vndeͤrtaͤnig muͤessen sein der [...] hand gottes.
Wolf, Norm im sp. Ma.
58, 73
(
oobd.
,
1486
):
Sunder sy sullen mercken, das sy vber alle ding sullen wegern zw haben den geist des herren.
Bauer, Imitatio Haller
91, 22
(
tir.
,
1466
):
merkch auf das, das dir got gepoten hat.
Schorer, Sprachposaun
42, 11
;
Ries, Rechenb.
A 3v, 23
;
C 5v, 1
;
Dietrich. Summaria
19r, 14
;
19v, 22
;
Sappler, H. Kaufringer
14, 492
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
179, 20
;
205, 2
;
Rudolf, a. a. O.
150rb, 10
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
20, 34
;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
18
.
Vgl. ferner s. v. (
die
2,  3,  6.
7.
›etw. aus etw. Anderem (Zeichenhaftem) schließen, erschließen, ableiten, herleiten, erkennen, folgern, entnehmen‹; offen zu 9.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  8, ,  13,  4, (V.) 1,  2.
Syntagmen:
bei e. S. etw
. (z. B.
eine rede
)
m., nach e. S
. (z. B.
nach der tuung
)
etw
. (z. B.
die ausgaung
)
m., in e. S
. (z. B.
in dem liecht
)
etw
. (z. B.
die gegenwürtigkeit
)
m., von e. S
. (z. B.
von der andacht
)
etw. m., an e. S.
(z. B.
an der rede, an dem stern
)
/ bei e. S
. (z. B.
bei dem handel / stabe / zeichen
)
m., das [...], aus e. S
. (z. B.
aus dem malleo
)
m., das [...] / wer [...]
/ Hauptsatz;
wenne
[etw. wie ist],
so kan man m., das [...]
.

Belegblock:

Voc. inc. teut.
p vjv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Merck wl. zeiche͂ da by man etwas merckt.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
266b, 25
(
Frankf./M.
1649
):
worbey gleichwohl auß dem Malleo Sprengeri zu mercken / daß man den Beklagten / oder jhren Advocaten die Nahmen der jenigen / welche wieder sie gezeugt haben / nicht mittheilen solle.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1584
):
An dem [Stern] sie mercketen zu handt | Das ein Kind erschienen.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
bi dem gebogen stabe merke ich, das sich die gewaltigesten künige vor mir biegende werdent.
Goldammer, Paracelsus
5, 181, 18
(
1530
):
die felsen und die stein werden zu wasser werden. dobei merken: wo werden die gotsheuser und steinen dempel hinkumen, wenn wasser daraus werden wird?
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
49, 24
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
in der infleischung so mag man allermeist merken die ordenunge, dü da ist von teile des wurkenden.
hail. altvaͤter (
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
do markten die lût all wol an siner red das ym got ain gesiht hatt erzoͤget.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
67, 80
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
daz mag man merchen von der vodern andacht vnde wuͤrchung des menschen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Pey dem hanndl ist ein red
›Grund‹
zu mercken.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
Man mercht, das disser istorischreiber, [...], tzv fil frantzosis gebessen.
Stambaugh, Friederich. Saufft.
38, 6
;
Morgan u. a., a. a. O.
368, 13
.
Vgl. ferner s. v. ,  2, (
die
1,
2
 1.
8.
›etw. / jn. (auch: sich) hinsichtlich eines Sachverhaltes oder eines Handlungszieles prüfen‹.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 123,  2,  6, ; vgl. (V.) 1,
1
 4,
2
 2,  4,  16,  9,  2,  3,  3.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Eyâ, nû merket iuch selber, wie iuwer minne gestalt sî!
Beckers, Bauernpr.
62, 10
(
Köln
1515
/
18
):
Groiß prangen / hoemoit vñ bouery | Myrckt yr edelen off dat eirlich sy.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
745
(
mrhein.
,
um 1335
):
Geselle, lieber vront, nim war, | wie ez vmme min or var. | Zuch hin, merke, ob ez vaste ste.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1335
):
Di [meister] sullen pruven unde merken bi irme eide, wi dem gewande geschen si.
Thiele, Minner. II,
29, 29
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
merckent und bedencket selber, wie wol euch sollichs anstee.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Hie mercke menglich uf sich selber, ob er von Gotte beruͤrt si oder nút.
Bauer, Geiler. Pred.
93, 23
(
Augsb.
1508
):
in allen seim tuͦn und lassen ist er auf sich selber mercken / daz er sein seel verhuͤte vor dem fal der sünden.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
77, 112
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
davon schaͤtz vnd merk ain iegleicher aus dem vodrigen [...], ob es sicher vnd gewiss sey ze glauben, was [...].
Bauer, Imitatio Haller
50, 3
(
tir.
,
1466
):
wer da merkchen ist auf sich selbs, der ist still schweigen von den andern menschen.
Hohmann, a. a. O.
57, 56
.
9.
›etw. (z. B. eine Haltung, einen Zustand, eine Handlung) erkennen, feststellen, begreifen, einsehen, verstehen, merken‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  1, (V.) 9,  13,  4, (V.) 1,  12,  2, ,  3,  14,  5,  3,  1.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den artikel / aufsaz / betrug / list / unfleis, eine eigenschaft / missetat, die redlichkeit / weisheit, js. kraft / krankheit / wirdigkeit, sein gebrechen, das wirken der tugend
)
m., an den worten, bei jm
. ›an jm.‹
etw. m., (almählich / augenscheinlich / drate) m., das [...]
(mehrfach),
m., warum [...] / was [...] / wie [...]
oder Hauptsatz,
etw
. (z. B.
eine mauer
)
verwüst m
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Doch mac man merken mich da bi | Daz ich in dem herzen bin | Dar sich reiniget der sin.
Luther, WA (
1536
):
Wir sollen allzeit etliche klare Artickel mercken, darin die Sect [...] mercklich irret.
Rueff, Rhein. Ostersp.
1566
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
lieben bruder, nu mirckent diß alles gar: | soln disse prophicien alle sin war, | so muß uff daz leste auch zu sin gangen, | daz Cristus von dode sy offerstanden.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1610
):
Jn dem Opffer vns zu güte, | Wirdt brot fleisch, wein wird zu bluͦte, | Welchs doch keiner mercken kan | Ja solch werck begreifft mit nichte, | Der verstand, noch das gesichte.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
185, 29
(
Nürnb.
1548
):
an dem mercken wir / das wir jn kennen / so wir sein gebot halten.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Weles ist nu die eigenschaft die wir an der vetterlichen geburt mercken und leren süllent?
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
vnd ich marckt die maur iherusalem verwúst.
Wickram
4, 18, 22
(
Straßb.
1556
):
Als er aber mercket das sein trost und außreden gar nichts verfahen wolt / gedacht er im andre mitte.
Schmidt, Rud. v. Biberach
5, 15
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Hie mvͦstvͥ merken, wie dir geist werde geteilet von der sel, daz er [...].
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
darbei merckstu wie weines manhait nit bestand hat.
Klein, Oswald
27, 5
(
oobd.
,
1420
/
1
):
bei dem ain jeder merken sol, | das sich die löff in manchem weg verkeren.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
159, 1
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Thetis merckt’ das vil drate, | das er was minne wundt.
Ebd.
270, 1
:
Hector sprach: „Ir solt mercken, | warumb der frid wirt gmacht“.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
253
;
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Strauch, Par. anime int.
23, 21
;
Koller, Reichsreg. Albr. II.
137, 11
;
Ralegh. America ;
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
252a, 34
;
Schönbach, Adt. Pred. ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
54, 6
;
Fuchs, Murner. Geuchmat
2690
;
Dierauer, Chron. Zürich ;
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
203, 45
;
Klein, a. a. O.
115, 12
;
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. .
Vgl. ferner s. v.
2
 1, (
das
1,  9,  2.
10.
›etw., das man wahrgenommen hat, behalten, verinnerlichen, sich etw. merken, e. S. eingedenk, bleibend bewußt sein‹.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 21, , , (V.) 4; vgl. ,  19, (V.) 11,  1.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den geist / trost, js. namen, die beschreibung / definition / grundfeste, das pater noster
)
m., etw. bas / gut / behende m., m., das [...] / was [...] / wie [...]
;
an die schrift m
. [+ Hauptsatz].
Wortbildungen:
merktag
(auch als Ütr. zu
merken
II, 1 stellbar).

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
merke an de schrift, von Galilea ne Comet nicht wissagen.
Luther, WA (
1530
/
2
):
das damit [feirtage] kein sonderlicher Gottes dienst gesucht werde, sondern allein ein Merck tag sey.
Ebd. (
1543
):
So hoͤrt und mercket alle wol, | Was Gott heisst selbs die Tauffe, | Und was ein Christen gleuben sol.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Diz ist guot ze merkenne, wan diz einic ein ist sunder wîse und sunder eigenschaft.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
die sichen sollen myrken daz man in dienet durch godes ere, und insollen die sustere [...] nit besweren mit keiner uberenzikeide.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Eingedenck sein Etwas in gedechtnuß fassen / bauwen / mercken / behalten / einschreiben / oder verbleiben.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Zu mercken ist 1. das unter gleichen polus hoͤhen gegen Mittag / in gleichem Sonnen grad / die halbe tages⸗laͤnge so groß wird / als in den polus hoͤhen gegen Mitternacht die halbe nachts⸗laͤnge.
Langen, Myst. Leben
183, 8
(
nobd.
,
1463
):
ob ein mensch nicht / lesen kan oder nicht gancz / mercken dy drey pater noster.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
229, 8
(
Nürnb.
1548
):
so bekuͤmmere dich darumb / wie du disen trost fest vnd gewiß fassen / vn̄ mercken moͤgest.
Heydn. maister
38v, 22
(
Augsb.
1490
):
Du sollt auch eben gedencken vnnd mercken das kein verprachts übel verporgen vnd verdeckt beleÿbet.
Niewöhner, Teichner
185, 33
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
merchet daz: | so heizze nicht ein angster paz | denn eins uͤbeln weibez leben.
Quint, Eckharts Trakt. ;
Sermon Thauleri
1va, 24
;
Mathesius, Passionale ; ;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 1135
;
Plant u. a., Main. Naturl. 293vd,
11
;
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
494
; Jesus,
49
;
Schmidt, Rud. v. Biberach
165, 26
;
Bauer, Geiler. Pred.
82, 30
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
121, 36
;
183, 21
;
199, 5
;
Rudolf, Peuntner. Sterbek.
149va, 27
.
11.
›etw. wissen, Kenntnis von etw. haben‹.
Wortbildungen:
2
merke
I ›Wissen, Einsicht, Überzeugung‹.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Sî hattin wol dî merke, | daz sî mit keinre sterke | dî burc kundin gewinnen.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
1108
(
mrhein.
,
um 1335
):
Alle die werlet nuͦ merken sol, | dirre det andern luden wol | bit siner helf manicfalt.
Froning, Alsf. Passionssp.
7668
(
ohess.
,
1501ff.
):
Peter, du salt mergke: | Jhesus myn herre ist myt stercke | umbgort.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1974
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Wer nun diss gaistlich well verstaͮn, | Der sol ain merken dabÿ haͮn, | Das [...].
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
122
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
so merkche daz ich ein gemaine tauel czu den vïr taylen gancz gemacht hab.
Bastian, Runtingerb.
2, 129, 22
(
oobd.
,
1400
):
(Item ez ist) zuͤ merckhen, wazz maͤn zuͤ Venedy (geben hat) den herren in dem Tatzenhauͤs.
Reichert, Gesamtausl. Messe
8, 3
.
Vgl. ferner s. v. .
12.
›etw. sagen; etw. bemerken, anmerken‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1, .

Belegblock:

Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
31, 8
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
so merke ich: wann nimmer lebens ist, so wirt nimmer sterbens und todes.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
101, 30
(
els.
,
1362
):
Hie merkent die lerer daz die kúnige den sternen fúrlurent.