kitzeln,
V.
1.
›bei jm. (auch bei einem Tier) durch leise Berührung Juckreiz hervorrufen‹; auch ütr.;
zu .
Bedeutungsverwandte:
 23.
Wortbildungen:
kitzelfleisch
›kitzlige Körperstelle; Achselhöhle‹ (vgl. ),
kizler
1 (dazu bdv.:  2),
kizlung
.

Belegblock:

Karnein, Salm. u. Morolf
660, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Morolff der dett ine sine liste schin, | er begunde kutzeln sin esellin.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
493, 7179
(
Magdeb.
1608
):
Vnd kutzelt jhn der Wasser tantz | Vom Heupt im Nacken / biß zum schwantz.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Den wil ich an meinen arm legen | Und wil in küzteln unter den üchsen.
Voc. Teut.-Lat.
ee viijr
(
Nürnb.
1482
):
Stamliger stamler oder kutzler. titilator. tituus.
Sachs (
Nürnb.
1552
):
Doch peyning mich die haderleuß | Der hab ich drinnen manche rott | Gemustert und kützelt zu todt.
Brack (
Basel
1483
):
Titillicus. kuͤtzelfleysch. Titillo las. lare. kuͤtzlen.
˹als Sprichwort: Luther, WA (
n. 1535
):
Kutzel dich nicht selbs du lachest dich zu tod.
Lemmer, Brant. Narrensch.
19, 50
(
Basel
1494
):
Er kitzt sich / vnd lacht wann er wil
˺.
2.
ütr.: ›jn. reizen‹, (eher negativ): ›jn. plagen, ärgern‹, (eher positiv): ›jm. schmeicheln‹.
Bedeutungsverwandte:
 3.
Wortbildungen:
kizler
2 (M. 15. Jh.).

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Der ist seer boͤse zu kuͤtzeln und sitzet nu an dem ort, da er nichts leiden sol.
Ebd. (
1535
):
So gar kuͤtzelt sie die ehre, das sie gerne allein wolten Gotes volck heissen.
Ebd. (
1539
):
wenn einer ein sermonichen kan und fuͤlet sich, das im ein stuͤcklin besser [...]. Das kutzelt sie und thut so sanfft und machen secten.
Pyritz, Minneburg
2315
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Ir mynnenclicher sußer glast | Mich in dem hertzen kitzelt.
Kehrein, Kath. Gesangb. 1, S.  (
Nürnb.
1631
):
die Music ist dem Menschen nit darumb von Gott gegeben, daß mans nur zu lust soll anwenden, die Ohren damit zu kuͤtzeln.
Lemmer, Brant. Narrensch.
16, 69
(
Basel
1494
):
Je eyner drinckt dem andren zuͦ / Ich bring dir eins / ich kützel dich.
sy gseend, das soͤmlich hoch erdichte tittel uns in oren kutzlend.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
5341
(
schwäb.
,
1453
):
Der spis der nymmst du eben war, | Ich main, der hunger küczel dich.
Luther, a. a. O. ; ;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Heidegger. Mythoscopia
57, 2
;
Schlosser, a. a. O.
4446
;
3.
refl. und ütr. zu 1: ›sich heimlich über etw. freuen, Schadenfreude empfinden‹; auch: ›heucheln‹; (subst.): ›Schadenfreude‹;
Häufig bei Luther belegt.

Belegblock:

Schorer, Sprachposaun
76, 24
(o. O.
1648
):
Es moͤgen sich andere frembde Voͤlcker dann kitzelen vnd belustigen / daß wir allein am Affenschwantz hangen.
Luther, WA (
1544
):
sie hat nicht lust, sich zu spiegeln und zu kuͤtzeln an des Nehesten suͤnde.
Ebd. (
1544
):
sie kan fein dazu hohn lecheln und sich kuͤtzeln, wo sie die rechten armen Christen sihet in noͤten.
Ebd. (
1532
):
die schendlichen, stoltzen, sattsamen geister, die sich damit kutzeln und jr freud und lust haben, das ander leut nicht frum sind.
Ebd. (
1537
/
40
):
prediget ehr [...] wider der Juden gedancken, die [...] sich mit solchen sussen treumen kutzzeltten und trosteten, das ein solcher Messias kommen wurde.
Ebd. (
1542
):
sehen wir [...] wie sie sich kutzeln und frolocken, wenn sie riechen, das es uns ein wenig ubel gehet.
Kehrein, Kath. Gesangb. 1, S.  (
Nürnb.
1631
):
die gar guten Gottseligen Lieder [...] allein zu dem End gesungen werden, sich selbst darmit zu kuͤtzeln vnd zu erlustigen.
Vgl. ferner s. v.  2.