anschauen,
V.
1.
›etw./jn. sinnlich sehen, betrachten, anschauen, wahrnehmen; etw. (Nichtsinnliches) erkennen; etw. (im geistigen und religiösen Sinne) anschauen, betrachten; (Gott) schauen‹; offen zu 2.
Zur Anschauung Gottes als Gegenstand der Theologie vgl.
LThK
1, 583-591
;
Religiöse und didaktische Texte.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 1,  1; vgl.  1, , , .
Syntagmen:
die blume / krone / Maria / gotheit / gestalt / warheit / zucht, got / den tod, das oberste gut / licht / verderben a.
;
etw. klärlich a.
;
an got a.
;
das a.
(subst.)
gottes, das minnigliche a., vor gottes a.
›bei Gott, vor Gottes Angesicht‹.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz diu verstantnisse klærlîche aneschouwete die wârheit.
Dô enmeinte er niht sîne edele sêle nâch der wîse, als si vernünfticlîche aneschouwende ist daz oberste guot.
Jostes, Eckhart
39, 14
(
14. Jh.
):
Do got sich selben anschauwet und schauwet an alle dinch, di auz im mohten geflizzen, do enchond sich sein gut nicht enthalten, er múst scheffen di creatur.
Ebd.
79, 15
:
wann di sele anschawet an got, so múz si zu einem stummen werden.
Froning, Alsf. Passionssp.
1772
(
ohess.
,
1501ff.
):
Dy man werden nummer alt, | Die dich [Maria] an schauwen.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
das is den luten, die dor zu gyngen, lust gap unde also eyne krone an zu schawen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2725
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
ess zemit doch nicht ane zu schauwen | beide den mannen unnd den frauwen | das nicht zemet zu begeren.
Luther. Hl. Schrifft.
Marc. 14, 67
(
Wittenb.
1545
):
da sie sahe Petrum sich wermen / schawet sie jn an.
Gille u. a., M. Beheim
71, 233
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Wann sÿ umb ire guten werkch | furbas namen in ir gemerk | das clar anschauen gotes, | Das sy dann vormals heten nicht. | das ist, das in got wart czu gsicht.
Bell, G. Hager
651, 16, 6
(
nobd.
,
1615
):
Das wir dort jn der Herrlikeit | an ein nander [...] | Ebig megen an schauen.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
2105
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
So mag in únser sele grund | Cristus nit wol werden kunt, | Den als himelsch her ist an schowen | Mit únser lieben frowen.
Klein, Oswald
37, 35
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
herz lieb, bis küne | und unverdrossen; | Schau an die blümlin klar, | wolgevar.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
154, 7
(
moobd.
,
1473
/
8
):
pey dem man mocht vil schöner zucht anschawen.
Quint, Eckharts Pred. ; ; ; ;
Göz. Leichabd. ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Gille u. a., a. a. O.
101, 124
;
Niewöhner, Teichner
189, 10
;
204, 30
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
32, 25
;
Klein, Oswald
97, 24
;
Drescher, Hartlieb. Caes. ;
Dietz, Wb. Luther ;
Trübner, Dt. Wb.
1, 96
.
2.
›etw. in Betracht ziehen, sich etw. vor Augen halten, stets berücksichtigen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Hebr. 13, 7
(
Wittenb.
1545
):
gedencket an ewer Lerer / die euch das wort Gottes gesagt haben / Welcher ende schawet an / vnd folget jrem Glauben nach.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
Wer aber auff kein zeitlich er nit pawet, | Allzeit das end an schawet | Und Got darin getrawet.
Goldammer, Paracelsus
6, 24, 28
(
1530
):
laß mich allein din gesatz anschauen und nit menschen gesatz.