bereuen,
berauen
(beide Formen in nahezu gleicher Häufigkeit; die au
-Formen bzw. vorangehende nicht diphthongierte u
-Formen gehäuft md., aber auch nobd. und wobd.), V., unr. abl.,
vereinzelt seit dem 14. Jh. auch regelmäßig.1.
›Reue empfinden, im Zustand der Reue sein‹.Belegblock:
noch insal sich nit gedurren gevugen zu den andern biz sis sich beruwet.
Bistu berewet, vnd ists ym himel also, wie wir absoluieren, so bistu absolüiert.
2.
›Reue, Schmerz, Gram, Leid über etw. Selbstverschuldetes empfinden‹ (oft im Zusammenhang mit Buße).Syntagmen:
den wan an sich selbst, am anderen b., die schande / tat / undankbarkeit, das laster, die sünden b., js. tod b
.; sich der sünde b. lassen
; ganzes bereuen
(subst.).Belegblock:
dat is as gebiget ind beruwet overlangs.
do hatte on der henger vor mand, sich siner sunde lassen beruwen.
denn sie berewen und straffen solchen ungewissen wahn weder an jhn selbs noch an andern.
Stechen oder berewen. conpungere.
allen den jenigen [...] so ihre Suͤnden hertzlich berewen / beichten vnd buͤssen.
Meijboom, a. a. O.
2242
; v. Birken. Erzh. Österreich ;
Weber, Füetrer. Poyt.
83, 4
; Eschenloher. a. a. O. ;
Voc. Teut.-Lat. fee viijv;
Saueracker, Wortsch. PGo. Karls V.
1929, 102, 7
.3.
›jm. Reue verursachen, jm. leid tun, jn. gereuen‹; im Unterschied zu 2 häufiger in profanen Zusammenhängen.Phraseme:
es bereuet dich
(nicht
) o. ä, oft im Futur: es wird dich nicht / nimmer bereuen
›es wird Dir nicht leid tun, Du wirst es nicht bereuen‹.Syntagmen:
etw
. (z. B. der anschlag, die flucht
) jn. b., jn. / jm. b., das [...]
; ohne Subj.: jn. b., jn. e. S
. (z. B. des übels
) b
.Belegblock:
und mich ouch beruywe des obils, das ich gedacht habe.
Ebd. Jer.
26, 19
: do berow den herren des obils, das er gesprochen hatte widir si?
dat berouwede in dairnae ind zoich zo Rome bi den pais ind bichde eme.
kommestu widder, eß beruwet dich: | [...] | es wirt dich jo kosten dyn leben!
Ab wol den zolner ichtes beduchte darnach unde in beruwen hette.
nichtes saltu an mercklichen ratt, vnd betrahtúng thún, ßo wirt es dich nicht beraẃen.
Ebd.
73, 8
: straffe deine kinder Jn der iogent wirt dich Jn ÿrem alder nicht berawen.
ich Muscatplůt besynne [befinde?] daz es vns nit berůwet.
also nu Liberius vier jor in dem ellende was gewesen, do berou in, daz er dem keyser nüt gevolget hette sinre bosheit.
samuel der beweint saul
.
das es het berewen dem herren das er hette geschickt. Saul zů eim kúnig. er was gedenckent seines gezeugs: vnd in beraw nach der menig seiner erbermbd.
Mancher der steltt noch geistlicheyt | Der an důt pfaffen / klosterkleyt | Den es berüwt / vnd würt jm leyt.
Ebd.
107, 50
: das vns alltag | Berüwen all vnser anschlag.
Preuss. Wb. (Z)
1, 532
; 4.
›etw. bereuen, Bedauern über etw. (eine vollzogene Handlung, oft: ein Rechtsgeschäft) empfinden und es rückgängig machen wollen; jn. gereuen, reuen, zum Widerruf bewegen‹.Syntagmen:
j. etw
. (z. B. ein ding
) b., jn. b
. (ohne Subj.), etw
. (z. B. der kauf
) jn. b
.; jn. e. S
. (Gen., z. B. der verwilligung / aufnemung
) b
.Wortbildungen:
bereuung
Belegblock:
Man hatt bißweilen den alten fromen hern im wingkel eines ader das ander beredet, das seine f. g. dornach berauhen.
das sy nicht den kouf volvuren mochten adir beruwet is sy.
Ab eyn man adir geswistirde eyn erbe vorkoufte, unde hindennach sy der kouff berewte.
darnach möchten die von innungen [...] geschickt waren zu dem handel, beruen der vorwilligunge.
ap sy der uffnemunge yres geborlichen teyls obir eyn jar eher addir lenger beruwen worde.
ob ein man were, der sein gut ufgeben hett und wolt hinwegzihen, und hett ine berawen und hilt noch in den valdthoren.