geschauen,
V.
1.
›etw. / jn. sinnlich sehen, erkennen, betrachten, etw. (abstrakte Bezugsgegenstände) durch geistiges / religiöses Schauen betrachten‹.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 5, .
Syntagmen:
etw
. (z. B.
geld, einen rok, den bruch des hirnschädels, js. ere / tugend
)
/ jn
. (z. B.
seinen bruder, einen chorherren, den salvator, eine frau
, auch:
sich
)
g., jn. von fus auf g., sich in einem spiegel g
.
Wortbildungen:
geschäude
›Gesehenes, Erblicktes; Anblick‹.

Belegblock:

Dubizmay, kurß zu Teutze
26, 14
(
hess.
,
1463
):
das ich geschawe deyne [Got] tugent vnd dein ere.
Jostes, Eckhart
58, 13
(
14. Jh.
):
Nieman mag sich geschauwen in dem spigel der weisheit gotes, er enmu̇g in bekennen an seinem hertzen.
Helm, Maccabäer (
omd.
/
nrddt.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Darnach karte Jonathas hin | wider zu Jerusalem in | mit vride unde mit vreuden | mit vil wunnen an gescheuden.
Pyritz, Minneburg
4598
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
such die schonsten frawen, | So mans uff erden mag geschawen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Do er also bluͦtende da stuͦnd und sich selber an sach, daz waz der jemerlichest anblik, daz er in dik gelichte in etlicher wise der geschoͤwde, als do man den geminten Cristus freisehlich geislete.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
565, 12
(
els.
,
1362
):
[ich] beger daz ich minen bruͦder in dime riche gesehen múge den ich hie nút mohte geschowen.
Wyss, Luz. Ostersp.
9108
(
Luzern
1545
):
er [rock] hatt kein nadt, das gloub mir, | gschow in recht, wie gfallt er dir?
Sappler, H. Kaufringer
9, 45
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
mein lieber man! | hie sitzt ain korherr wolgetan | bei mir in dem zuber gros; | der ist nacket unde plos. | komm her und geschaw in eben!
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
230r, 8
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
Wenn / du dy wunde der haut hast weiter ge/macht, das du wol den pruch des hirenn / schedelß geschauen magst.
Wyss, a. a. O. n.
7380
; n.
10421
;
2.
›etw. (Waren o. ä.) besichtigend prüfen‹.
Wobd. / oobd.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  3,  4.
Wortbildungen:
geschauer
,
geschaugeld
›Strafgeld bei der
geschau
‹ (a. 1657),
geschaumädlein
›junge Frau, die das Prüfsiegel aufdrückt‹ (a. 1657),
geschaumeister
(Beleg s. v.  1),
geschautag
(a. 1657).

Belegblock:

Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
es sollent ouch die buherren einest in dem jare zuͦ dem minsten gan vff den bu vnd den eigenlich geschowen.
Ebd. (
1438
):
Ouch soͤllent die vier venrer alle jar sweren, den harnechsch zuͦ geschoͧwend.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1396
):
daz daz gelt als falsch und pös was worden, daz der raut erkant, man solt geschawer haben.
Ebd. Anm. 1:
Hansen Vischer goltsmid von geschowen die pfenning vor der metzig [...] den tzwain geschowern vor dem prothose und vor der metzig [...] 2 ℔.
Ebd. (
1544
/
45
):
Es wirt dis jars der panck, zu den barchatdiechern zu geschauen, auf dem Rathaus von neuem gemacht.
Schweiz. Id. (dort reiche Belegung für
geschauer
);
Vgl. ferner s. v.  1.
3.
›nach etw. trachten‹.

Belegblock:

Wackernell, Adt. Passionssp. H. III,
2123
(
tir.
,
1514
):
Ich gschaut albeg auff mein schancz, | Das ich mocht ghabn ain alevancz.