kiesen,
V., unr. abl.,
gramm. Wechsel.1.
›jn. (z. B. zu einem Amt) wählen; etw. wählen, aussuchen; sich für jn. / etw. entscheiden‹.Vorwiegend älteres Frnhd.
Syntagmen:
einen abt / babst / banwarten / bischof / beisitzer / bergmeister / bürgen / bürgermeister / vogt / förster / geschworenen / hauptman / keiser / könig / (landes)herrn / pfarrer / probst / rat(man) / richter / schätzer / schirmer / schöffen / schultheissen / unterhändler / zentgrafen, eine witwe k., jn. zu einem ampt, zu(m) bischof / hofmeister / könig / prelaten / rat / verweser / vormunden k., ochsen k., auf etw.
(z. B. auf einen gang
) k.
Wortbildungen:
kieser
kiesung
die
, 6, ), kieswein
Belegblock:
dunket is in geraten, her kise vire man us sim gestichte, der gebitiger sal ouch vire kisen siner manne.
Den Romeschen konigh solen keisen de papen vorsten vnde vier leyen vorsten.
O wie zartes Laub, vnd Gras! | Wer wil schöners Leben kiesen?
he [...] gaf rait darzo, do sin partie Johan Quattermart unden zo raide kiesen woulden.
was noch niet gegeven of gesatzt die ordenunge zo halten in der kiessung eins roemschen koninks.
Ganck mynen wech off kuys den anderen, | Wilchen dat dich lust zo wandelen.
Soll ich dein Reich Herr verliessen, | Ehe wolt ich der Creutz hundert kiesen.
so sint phligtig dy vor genanten bruder, [...] in dem namen des heren czu kißen eyn andern czu eymen huͤter.
Die vier geschwornen des bergs werden durch die gewerckschaft [...] mit wissen und rath des berckmeisters gekorn.
die gulden bullen, dy dann heldet, wie man eyn romischen konigk adir keyser kysen sal, unnd wo man den kessen unnd kronen sal.
dass die gewergken macht haben sollen einen bergmeister und geschworn [...] zu kiessen und zu vorändern.
so haben die menner in dem dorfe macht, scheczer zü kiesen und zü seczen, wen sie wollen.
Paulus sagt dor noch, das man schal kysen eyne witwe.
Da [...] ez dazuͦ kam, daz die kieser, die dez jares gekosen hattent, irs eydes, den sy von irs kiesendes wegen gesworn hattent, erlassen wurdent.
Was sy an fröden ee verzagtt, | Daz ward verkertt in fröde gross | Do sy den edlen ritter koss.
Also fil beum kieset Markolfus, vnd wil dennocht keiner gefallen doran in gelust zuͦ erwurgen.
denne sullent die selben schidlǔte einen gemeinen obman zuͦ inen kiesen.
Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 23, 14
; Kollnig, Weist. Schriesh.
305, 15
; Strauch, Par. anime int.
11, 17
; Anderson u. a., Flugschrr.
21, 4, 25
; Bindewald, Texte schles. Kanzl.
143, 7
; Dienes, E. Gros. Witwenb.
33, 10
; Piirainen, Stadtr. Sillein
126b, 15
; Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 223
; Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 59
.2.
im Syntagma den tod / das ende kiesen
›den Tod erleiden, sterben‹.Belegblock:
er ich kieße widder den toid, | hilf mich lieber uß aller noit!
Vil mancher ovh von grozer not | Mvste do kiesen den tot.
er sie die ließen vermackeln, er schölten sie den tot kyse.
so kiuß ich den pittern tot | alhie vor den augen dein.
Sol ich dan mein end kiesen, | Wie künd ich ym̄er bas verliesen | Meinen leib.
Wer nach der wirbt, für war, der mŭes | kiesen den tod, dy red ist sunnder laugen.
3.
im Syntagma zu e. S. kiesen
›auf etw. gefaßt sein, sich um etw. kümmern, sich jm. / e. S. widmen‹.Belegblock:
iz steit nicht stillen | An des menschen willen | Wider her wil oder enwelle | Kiesen hin zu der helle.
Solst lieber zu der arbeit kiesen | Vnd zu eim muͤheseligen leben, | Denn das dich jung in todt must geben.
Ich [...] also zu dem tode koz | Daz ich diser pyne loz | Gar aller dinge wurde.
sal her uch mit stormen gewynnen an, | soͤ muͤst ir alle dar czuͤ kysen, | dy helfe muͤst ir vorlysen.
hir ynne wirt auch besachet | ein magit di zu Cristo had gekorn.
4.
›etw. kosten, prüfen‹; auch: ›als Ergebnis einer Prüfung eine Entscheidung treffen‹.Syntagmen:
beren / tuch / wein / wolle, einen trank, eine wunde k.
Wortbildungen:
kieser
kiesung
Belegblock:
Kisen denn dyͤ burger mit den meistirn, daz dyͤ tuch valsch unde ungerecht sint, so sal man dyͤ tuͤch vorbuͤrnen.
wo wir abir daz nicht inhildin, daz ire man vn̄ vnse kurin, daz wir gebrochin hettin, so sullin di phant ir sin.
Den wyn zuͦ kiesen keiner weyßt / Dann ich allein.
5.
›etw. erkennen, wahrnehmen, unterscheiden‹.Belegblock:
ich küse an uwer farwe, | der wehter hat nit gelogen.
do wart er loz | Des hornis, daz man e koz | Mitten an der stirnen sten.
alsus machtu kiesen daz du hart bist an dime herzen.
Ir wisshaitt was och also grosz | Daz sy an dem gestirnne kos | Waz wunders söltte geschechen.
div erde [...] ist kvgeleht dc mac man kiesin dabi wā so der mane verleschit.
Man mag der welt unhail auch kiesen | in den natürlichen sachen.
Ein chnauf von aim rubeine | Chos ich auf dem gezelde chluͦg.
Daraus mag man kyesen das der priester ein unkewscher gewesen sey.
Sy zaigt‘ in die unminne | das man wol pluetvar kiesen mocht ir spor.