nemen,
V., unr. abl.
– Nähesprachlicher Ausdruck mit einem eng vernetzten und weit ausgreifenden Bedeutungsfeld; als dessen semantische Basis kann ›etw. greifen, entgegennehmen‹ angesetzt werden (vgl. die Ansätze 1-6); unter 7-10 folgen Handlungen, die sich von e. P. ausgehend auf eine andere beziehen; bei 11-18 sind psychische und kognitive Tätigkeiten und damit Verbindbares erkennbar; in 19 werden Phraseme aufgelistet. Generell gilt, daß alle Ansätze tropisch aufeinander beziehbar sind; allgemein hohe Phrasematisierungsaffinität.
1.
›etw. (Konkretes, vereinzelt: konkret Gedachtes) / jn. mit der Hand greifen, packen, ergreifen, nehmen, fassen‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  1, , ,  2.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
einen bengel / fisch / knüttel / schild / zettel, ein / das buch / messer / schwert, js. cörpel
)
/ jn
. (z. B.
das kind, eine frau
)
n., jn. gefangen n., die flammen das opfer n
.; mit Angabe:
etw. in die hand, zu im
(refl.: ›zu sich, an sich‹)
n., jn. bei der faust / hand, bei dem arm, an / in den arm, in seinem hause n., j. jm. die ehefrau n
.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
habe ich verstanden, Man wolle mich gar beym Kopffe nehmen, vnd ins Hundeloch stecken.
zu beuhelen, Das sie jhnen bey der Faust nhemen, Vnd in ein Gemach verstricken sollen.
Luther, WA (
1531
):
nempt euch bej der Nasen, haltet mein werck gegen euerm.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
so hat der vatir irtzuget syner tachtir mayttum. So sal man yn nemen. und sal ym slan vyrzyk slege.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
119, 2345
(
Magdeb.
1608
):
Das er zu tritt / nimpt sie in Arm / | Kuͤsset jhr rotes Muͤndlein warm.
Froning, Alsf. Passionssp.
7327
(
ohess.
,
1501ff.
):
viel snelliglichen und balt | nemment swert und schylde!
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
der êrste fisch der da ûf gêt, den nim und tuͦ ime ûf sinen munt.
Reichert, Gesamtausl. Messe
143, 23
(
Nürnb.
um 1480
):
Also nymbt der priester dy hosti in sein gelincken hand und finger.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
15. Jh.
):
hat Hagenbach eim wirt [...] sin êfroͮwen genun in ein stuben und band den wirt in die stuben und mint im sin wib in der stuben angesichts sinen oͮgen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Die speyß mit den fingeren Nemmen.
Lauater. Gespaͤnste
34r, 11
(
Zürich
1578
):
Diser habe für die Exorcismos [...] ein guͦten bengel oder knüttel zuͦ jm gnom͂en.
Sappler, H. Kaufringer
14, 340
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
den toten körpel nam er trat | und swang in über den hals sein.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
wenn ainer nun ain wenig schadper wäre, so nomen in die Behem und gruͦben in also lebentig under.
Langmantel, Schiltb. Reiseb. (
oobd.
,
n. 1427
):
do [...] Abell sein opfer pracht dem almächtigen Gott da nummen die flammen des feurs das opfer.
Klein, Oswald
102, 83
(
oobd.
,
1427
?):
wie wol mein herz des nit verjach, | das si gevangen namen mich.
Bechstein, a. a. O. ;
Thiele, Chron. Stolle ;
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
72r, 46
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
230, 6
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Dreckmann, H. Mair. Troja
39, 6
;
Sappler, a. a. O.
1, 298
;
6, 202
;
Klein, a. a. O.
8, 47
;
111, 165
;
Kummer, Erlauer Sp. .
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›etw. (konkret oder abstrakt Gedachtes, jeweils unterschiedlichster Art) entgegennehmen, an sich nehmen, empfangen‹;
nemen
2 kann auf eigener Entscheidung oder der inneren Logik der jeweiligen textlichen Bezugsinhalte beruhen; oft erfolgt es als Reaktion auf die Handlung eines Gebenden; im einzelnen (je nach Kontext): ›etw. annehmen‹; ›sich in der Annahme von etw. e. S. assimilieren, angleichen‹; ›etw. übernehmen‹; auch: ›sich (im mystischen Sinne) in sich selbst zurücknehmen‹.
Phraseme:
den tod nemen
›sterben‹;
geb arsch nem arsch
(Spottformel).
Bedeutungsverwandte:
1
 2; vgl.  12,  1.
Gegensätze:
 16.
Syntagmen
mit Subj. d. P.:
j. etw. n
. (z. B.
den geist / kelch / segen / windfal, die ablution / krone / warheit / wolle, das abholz / kreuz
[ütr.]
/ sacrament, einen brief / preis / vorteil, eine gabe / pfründe, ein ampt / erbteil / geschenk
)
n., j. zeit n
.; speziell:
die frau etw. n
. ›empfangen‹; mit Subj. d. S.:
die sele ein wesen, die materie form n
.; mit Subj. d. P. / d. S., Akk.obj. und zusätzlicher Angabe:
schmerzen an sich n
. (von Christus gesagt),
got die menschliche natur an sich n., j. eine art / eigenschaft / gewonheit / manierung, einen orden, den glauben, die ehe an sich n., das antliz aller antlitze gestalt an sich n., der mond die klarheit von der sonne n., queksilber gold an sich n., j. etw. aus sich selbst, von anderswa, geld für sich n., jn. in seinen schirm n., der same in die seite der mutter genommen werden, j. einen namen über sich, die kunst von jm., eine lauge von sich n., die tugend ein schwert von der untugend, ein gesteltnis von dem gegenwurf n., die kräfte der sele ein bild / gleichnis von etw. n., jn. zu einem vogt n
.
Wortbildungen:
nemer
1 ›Empfänger des Abendmahls‹ (dazu bdv.: vgl. ),
nemung
1 ›Menschwerdung Christi bzw. Annahme
menschlicher substanz
durch Gott‹ (dazu bdv.: vgl. , ,  1).

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Einer schirt die Schaf / der ander nimbt die Woll.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
dâ alliu nemelicheit abe geleget ist: dâ bekennet si aller lûterlîchest, dâ nimet si [sêle] daz wesen in ebenmæzicheit.
got ist niht aleine mensche worden, mêr: er hât menschlîche natûre an sich genomen.
Jostes, Eckhart
60, 10
(
14. Jh.
):
Daz mugt ir merken an den dingen, daz ir euch selber fremd seit und daz in euch ist, daz nement auz euch selb an sich: in der genuͦmenheit da wirt der geist entgeistet.
Köbler, Ref. Wormbs
41, 16
(
Worms
1499
):
die Frawen die offenlich tzu vnküschem gebruch ires lybes wonen vnd gelt darumb nemen.
Froning, Alsf. Passionssp.
7946
(
ohess.
,
1501ff.
):
nemet den geyst der wyßheyt, | der uch von gode ist bereyt.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
4, 16a, 28
(
Frankf./M.
1649
):
oder seind in Warheit keine Hexen / sondern haben auß zwang der Folter den Nahmen also vber sich genommen / vñ sich darzu bekennet.
Jahr, H. v. Mügeln
153
(
omd.
, Hs.
1463
):
wie die erst materge si | zu nemen alle formen fri, | [...] | sie bi ir keine forme hat: | sie nem ouch keiner formen nicht | wer sie uf formen art gericht.
Schmitt, Ordo rerum 444, 9.
1
(
omd.
,
1466
):
Communicans gotis lichnam nemer.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
17, 30
(
omd.
,
1487
):
Wer dÿßen orden an sich nemen, ein rechtliche [...] meÿnunge habe, nicht ist Jn dÿsßen ordenn zcu trettenn an merckliche betrachtuͥnge des endes, als mancher thutt.
Ebd.
18, 37
:
Welche also dÿe ehe an sich nemen, [...] vnd vnzcuͥcht gleich den pferden vnd mewͥlern [...] üben. Ober die [...].
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
wer sîn crûce niht nimet und volget mir, der ist mîn nicht wirdec.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Seintmal euer man [...] in seines vaters gewer erstorben ist, so sollen euer kinder ires vaters erbteil an ires eldernvaters gut nehmen.
Sermon Thauleri
5ra, 9
(
Leipzig
1498
):
wenne dy crefft der sele ruren die creaturen. so nemen sie vnd schopfen bilde vnd gleichniß von der creatur. vnd tzihen dz in sich.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
Er hat vnsere schmerzten vnd affect an sich genommen.
Henschel u. a., Heidin
903
(
nobd.
,
um 1300
):
Den tot han si mit libe genvm̄ | Der ist mir leider noch niht kvm̄.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
Der dich hie selber swengert, | In nemung menschlicher substancz | Wart Got und mensch, ein ewig pflancz.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
2, 8
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
das er sich noch seiner maße abczihe von allen andern dingen und nem sich dick in sich selbs [...] und erforsch und unterscheid sich selbs in allen dingen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 107, 11
(
Hagenau
1534
):
wen eyn kindt des andern spottet / solchs wanckelmuͦts halben / so sagt es / Geb arsch / nem arsch. Du hast mir es yetzt gegeben / und nimhst mirs bald widder.
Ebd.
363, 12
:
Man muß die zeit nemen wie sie kumpt.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
ir habent es umbsunst genomen, so gebents auch umbsunst.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1539
):
dz ein ieder ingsessner der statt Bernn [...] alles dz abholtz, es syent spaͤn oder annders [...] nemen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Der Mon nimpt sein klarheit oder schein von der sonnen.
Sappler, H. Kaufringer
2, 12
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
das er an sich hett genomen | kristenlichen glauben zwar.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenn des mannes sâm nâch dem maisten tail kümpt aus dem rehten gezeuglein des mannes und genomen wirt in der muoter rehten seiten.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
41, 43
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Von dem nemer ungetailet, | unzerbrochen, unvermailet, | ganz er [Christus] do genomen wirt.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
203, 58
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
so vicht dy tugent mit einem frömden swert, das sy nympt von der vntugent, mit der dy wirt angeuachten.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1094
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
als ain weib von ir selber nicht enphëcht, si nëm es dann anderswa.
Mieder, a. a. O. ;
Wyss, Limb. Chron. ;
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
115
;
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
92, 7
;
v. d. Lee, a. a. O.
72, 11
;
Goedeke u. a., Liederb. ;
v. Keller, Ayrer. Dramen ; ;
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich ;
Barack, Teufels Netz ;
Schmidt, Rud. v. Biberach
15, 7
;
Wyss, Luz. Ostersp.
72, 79
;
Rieder, Gottesfr. ;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
38, 6
;
53, 3
;
Andreae. Ber. Nachtmal
85v, 3
;
Hohmann, a. a. O.
195, 228
;
Klein, Oswald
6, 33
;
Baptist-Hlawatsch, a. a. O.
1069
;
Munz, Füetrer. Persibein
105, 4
;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Vgl. ferner s. v.  1, , (
das
3.
3.
›jm. / (seltener:) e. S. etw. (konkret oder abstrakt Gedachtes, jeweils unterschiedlichster Art) / jn. (seltener) nehmen‹; im Unterschied zu 2 liegt
nemen
3 die Geste des (oft gewaltsamen) Wegnehmens des einer Person Eigenen oder des einer Sache Zugehörigen zugrunde; teils mit Ausblendung einer der beteiligten Bezugsgrößen durch Ellipse des Akkusativ- oder Dativobjektes; im einzelnen: ›(jm.) etw. rauben, stehlen, entwenden, entziehen, entreißen‹; jeweils seltener: ›etw. beschlagnahmen, sicherstellen‹; ›etw. (als Strafe) von jm. einziehen‹; ›etw. von etw. substrahieren‹; ›(eine) Stadt einnehmen‹; ›(jn. / Tiere) entwöhnen‹.
Phraseme:
jm. / sich das leben, den leib nemen
(mehrfach);
das nimt e. S
. (
der meinung
)
nichts
›das macht keinen Unterschied‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  2,  1, ; vgl.  4,  6.
Gegensätze:
 1, .
Syntagmen
(in Auswahl): mit Subj. d. P.:
j. etw. / jn. nemen
(allgemein), im einzelnen z. B.:
j
. eine Stadt, z. B.
Gorken
,
n
. ›einnehmen‹,
x schwerter n
. ›beschlagnahmen‹,
j. (jm.) geld / gut, die früchte, die ausgesicht
›Aussicht‹,
den hausrat, das vieh, einen schaz, die begierde der augen, die sele, das haupt n., j. den dürftigen von der hand des stärkeren n., j. jm. die frau, die söne / töchter, dem tode das recht, got die ere, dem herzen den schmerz n., j. x florin von einem
(unehelichen)
kinde
(als Strafe)
n., j. aus der kirche n
. (Ellipse des Akk.objs.),
j. (jm.) etw
. [wie], z. B.
frevellich, mit gewalt n., der herre jn. von der zeit, die sünde von jm., den heiligen geist nicht von jm. n., got das laster, der vater das leiden von jm. n
.;
j. des seinen
(Gen.obj.; partitiv)
n
.; mit Subj. d. S.:
etw
. (Subj.)
jm. etw. nemen
(allgemein), im einzelnen z. B.:
etw
. (Subj.)
jm. die sorgen n., die krankheit jm. den schlaf n., der wein jm. die füsse n., eine änderung
(eines Wortlautes)
jm. das zutrauen, die zuversicht (nicht) n., ein stein jm. die böse phantasei n., bilder jm. den weg zu Christo n., das gesez Christi dem menschen sich selbst n
.
Wortbildungen
nemer
2 (dazu bdv.: , ),
nemig
(dazu bdv.:  1, ),
nemiger
›raffgierige Person‹ (dazu bdv.: ; dazu ggs.:
1
),
nimlichkeit
›innere Anlage des
diebes
zur Inbesitznahme weltlicher und geistlicher Güter‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Mendthal, Geom. Culm. (Hs. ˹
preuß.
,
A. 15. Jh.
˺):
nym den ab dy clynste czal von der grosten.
Luther, WA (
1530
/
2
):
jhr geben ist also, das die rechte hand gibt, aber die lincke zu sich zeucht, das heisset man Gebers, Nemers, wie die kinder unternander spotten, ja so gegeben, das [...].
Ebd. (
1524
):
[Jhesus Christus] hat die sund abgethon, | damit dem tod genomen | All seyn recht und seyn gewalt.
Alberus, Barf. Vorr. Alb., (
Wittenb.
,
1542
):
von eim ieden Kinde / so ein Pfaff mit seiner Koͤchin gezeugt / zwenzig Florenen zu nemen / Das ist die Weise im Bapstumb zu visitieren.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ze dem andern mâle sprichet, ,heilicheit‘ als vil als ,daz von der erde genomen ist’.
Allez, daz mir anegeborn
[im Sinne von:
gebern gottes
im Menschen]
ist, daz enmac mir nieman genemen, ez ensî denne, daz er mich mir selben beneme.
Chron. Köln (
rib.
,
15. Jh.
):
In dem selven jair in sente Andreis mainde, do wart Gorken genomen.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Es sint nu viel der krepper | Umb den konnig und der nemer | Und auch zuͤcker.
Karnein, Salm. u. Morolf
31, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Es stande kurtz oder lang, | ich wil sie im [Salmon] nemen sunder sinen dang.
Ebd.
412, 5
:
ich gibe dir des min truwe, | oder Morolff nimet dir dinen lip.
Voc. inc. teut.
r iijr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Nemer wl. zucker Rapax raptor.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
58, 9
(
Frankf.
1535
):
So ein mensch disen steyn [Agsteyn] an seinem halß tregt / so nimpt der steyn von dem selbigen menschen die boͤse fantasei.
Ries,
Rechenb. B iv, 14
(
Erfurt
1522
):
Subtrahirn. Lert wie du ein zal von der andern nemen solt.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
deme der mit dir wil krîgen an dem gerichte und dînen rok nemen, lâz ime ouch den mantel.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
Got spricht: Ich wil von euch nemen daz steinine herzen.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
vergebens / weil 39 von 20 nicht genomen werden koͤnnen.
Henschel u. a., Heidin
1050
(
nobd.
,
um 1300
):
Ich nem e mir daz leben | Vnd wolde kisen den tot.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
22, 26
(
nobd.
,
15. Jh.
):
wer eß, das sy keyn gelt hetten, mocht der wirth des iren nemen fur sein zerung an schaden.
Ebd.
97, 16
(
1430
):
ob ein arm man, [...], in der zent sesse und zenthrecht thete, würde dem
[Ellipse des Akk.objs.]
genomen, so solt man in und das sein helfen behalten.
Gille u. a., M. Beheim
75, 172
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Do sy [Adam, Eva] dasselb mit unghorsam | verworchten, got der herr in nam | das gut, das er in gabe.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1513
/
5
):
wiltw den man vam fus nÿderristiger machen: was dw jm dan nÿmst, das gib zw der leng zwischen dem knj vnd der höch der axlen.
Voc. Teut.-Lat.
x iiijv
(
Nürnb.
1482
):
Nemiger zucke͂der.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
126
(
Nürnb.
1517
):
das gesetz Christi [...] niemet den ganzen menschen im selbst und setzt in genzlich auserhalb sein selbst.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
73, 16
(
Nürnb.
1548
):
Vnser Vatter in den himeln / oder / Vatter vnser der du bist im himel. Denn solche enderung / nimpt der meinung nichts.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Begierd der Augen nimm hinweg, | Damit das Hertz nichts boͤß befleck.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Wer ist dieser diep der do stilet? das ist ein boͤse verbopregn angel ist in dem menschen, ein leit ougenschalk, das ist ein annemlicheit unde eine valsche nimlicheit, die alle ding an sich trucken wil, das sú begriffen mag an Gotte und anden creaturen, ie wil sú zuͦslahen mit eigenschaft und wil das sin.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
[er, künig] nymet uwer döhter und uwer pferde und bruchet sü ime selber.
Voc. Ex quo R
48
(
Eltville
1467
):
Rapax [...] qui libenter rapit, griffig uel nemig.
Spanier, Murner. Narrenb.
30, 37
(
Straßb.
1512
):
Dann nemen vnd verdienen nit, | Loufft der galgen wol damit.
Goldammer, Paracelsus
3, 285, 12
(
1530
/
5
):
tue ein ieglicher die bilder aus seinem tempel, die ihm den weg zu Christo nemben.
Maaler (
Zürich
1561
):
Abstossen / Von der milch nemen. Ablactare.
die kranckheit Nimpt mir den schlaaf.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
E. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
dieselbigen nacht num man bei 100 messer auf der gassen, die zuͦ der selbigen zeit verpoten waren.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Jch hab Gelt vnd Gut genommen / Drumb bin ich vmb mein freyheit kom͂en. | Was GOtt genom͂en wirdt / das wirdt deß Teuffels aigen.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Der wein ist ain listiger ringer. er kan schrencken nimbt ainem die füß zuͦm ersten.
Klein, Oswald
123, 42
(
oobd.
,
1415
):
In [Stainbrecher] daucht ains wol, ich wär ain flasch, | er nam das gelt, liess mir die tasch.
Weber, Füetrer. Poyt.
275, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
des ward aus hertzen im sorgen uil genummen.
Köbler, Ref. Franckenfort
79, 17
;
Ralegh. America ;
Eggers, Psalter
67, 18
;
75, 25
;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
72, 27
;
Reichert, Gesamtausl. Messe
5, 19
;
Dietrich. Summaria
23v, 18
;
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 68, 18
;
Goldammer, a. a. O.
3, 282, 16
;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Wyss, Luz. Ostersp.
7197
;
9482
;
Bauer, Geiler. Pred.
80, 6
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1841
;
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1300
;
Qu. Brassó
5, 446, 21
;
Vgl. ferner s. v.  1, (
das
),  1,  1.
4.
›als Verkäufer / Verleiher (o.ä.) von einem Käufer, einem die Leihgabe Annehmenden für eine ihm überlassene Ware einen Gegenwert nehmen, empfangen‹ (vom Verkäufer / Verleihenden als logischem Subjekt gesagt); ›eine Entlohnung als Gegenwert für die Ausführung eines Auftrages erhalten, empfangen‹ (vom Leistenden als logischem Subj. gesagt); ›als rechtlich Befugter von e. P. aufgrund einer rechtlichen Leistungspflicht, Straftat (o.ä.) eine Abgabe, Steuer, Gebühr, Buße, Strafe entgegennehmen, einnehmen‹ (vom Befugten als logischem Subj. gesagt).
Bedeutungsverwandte:
1
 26.
Gegensätze:
 12,  2.
Syntagmen:
wieder n
. ›zurückerhalten‹ (mit Ellipse des Akk.objs.);
etw. (abrichtung / an- / ableite / bezalung / besserung / busse / fal / frevel / geld / gut / lon / pfandung / recht / zalung / zol, den zehenten) n., etw. bezalt n
., ütr.:
etw. viel keichen n
.; mit Angabe:
etw. auf wucher / zins n., etw. von wein, von einem fas, von einem gaste, von einem orte, vom binden / laden
(usw.),
von geliehenem geld n
.; einen Betrag von etw. (z. B.
von salz
)
n., geld zu wechsel auf jn. n
.

Belegblock:

Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
der Rait hait yn alwege oeuermeystere gesat, die sy regierden vnd boyssen van yn namen.
Köbler, Ref. Franckenfort
100, 24
(
Mainz
1509
):
sol die belonunge des brieffs zu ermessunge der Schoͤffen steen / was die darfür zu nemen schetzen.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
ob ir wechsil gebit den von den ir hoffit wider zuͦ nemene
[
Mentel
1466:
irs euch versecht zeentpfachen
]
, waz gnâde ist ûch daz?
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
Nun wardt vor das beste vorgenommen durch die bornmeister [...] und satzten, wie viel ein iglicher von einem gaste nemen solte: der wircker solte nemen von 1 stucke saltz 1 schwertgroschen.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1504
):
wie unser mitbürger treffliche summen geldes aufs bergwerk Hangendenstein gewandt haben, in hofnung zu gott mit der zeit wiederum davon zu nemen.
Fuchs, Murner. Geuchmat
1058
(
Basel
1519
):
Ein geuchin settigen nympt vil kichen.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
ordnen wir, das der ihen der gelt / win / korn oder anders hinlyhet / nicht dañ die houptsum͂ vordern vnd nemen [...] sol.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1550
):
was hinfüran die pallenbinder von den kauff- und furleüten vom pinden, wögen, auff- und abladen nemmen [...] sollen.
Ebd. (
1544
/
5
):
[hat auch ain erber rat] jeder zeit von cristen und juden mörckliche suma gelts auff zins und wucher auff sich nemen und entlöhnen miessen.
Klein, Oswald
112, 117
(
oobd.
,
1438
):
Ain redner, der da nimet güt | von ainem, dem er reden tüt.
Anderson u. a., Flugschrr.
30, 4, 12
;
Bechstein, a. a. O. Mt. ;
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
405
;
517
;
Rupprich, Dürer
149, 19
;
30
;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Müller, Welthandelsbr.
325, 34
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 133, 10
;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Vgl. ferner s. v.
1
, (
das
4,  2.
5.
›etw. (ein Essen, eine Arznei, eine Flüssigkeit o.ä.) nehmen, einnehmen; die Hostie (des Abendmahls) nehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 5; vgl.  1,  3, (V.) 2, (V.) 2.
Syntagmen:
dreistund n
. (mit Ellipse des Objektes);
die arzenei / labung / malzeit, den leib / leichnam (des herren), das abendmal, ein wasser, körnlein n., einen stein in essen, etw. in trank n., wein zu im
(refl.: ›sich‹)
n
.

Belegblock:

Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Die labunge der spisen sal sie [suster] in den stunden alleine nemen [...] als ire die ebdissen gesezzet.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
Aecipite. und betŭtet alsus: nemet und ezzet, diz ist der lichmame der vor euch sol geben werden.
Gille u. a., M. Beheim
80, 190
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
er mag sich dest pas huten und | erczney nemen und gnesen.
Weitz, Albich v. Prag
164, 11
(Hs. ˹
nobd.
,
2. H. 16. Jh.
˺):
vnd spricht vorpaz daz selbe von dem arczte dez leybes vnd der selen vnd dorvmb soͤlt ir nemen alle tag dreystunt.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Das der Herr Graf vnd seine Gsellen | Bey vns die Malzeit nemen wöllen.
Lauater. Gespaͤnste
17v, 11
(
Zürich
1578
):
was vnradts daruß volge / wenn einer zuil wyns zuͦ jm nem͂e.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wer den stain in ezzen nimt und inwendig siech ist, der wirt gesunt.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
194, 7
;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
27b, 10
;
Ott-Voigtländer, Rezeptar
215v, 8
;
Andreae. Ber. Nachtmal
59r, 12
;
Eis u. a., G. v. Lebenstein
63, 19
.
Vgl. ferner s. v.  1,  6.
6.
›etw. gezielt zur Herstellung von etw. (z. B. von Salben, Heilmitteln u. ä.) nehmen, verwenden, gebrauchen‹; vereinzelt auch: ›etw. heranziehen, um etw. zu erreichen‹; eng an 1 anschließbar.
Syntagmen:
abfeilicht / honig / kalk / knoblauch / pulver / recht / rinde / schmer / wasser / wegerich / wermut, eine katze, einen stein, eine grammatik n., x ellen, eine nacht zu etw. n
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Eyn iegelich man, de van eyneme lande in daz ander lant Cuͦmt vnde wil dar vor gerichte recht nemen [...], her muͦz recht nemen nach des landes site.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
24, 26
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Die leuse zu vortreiben: nim das pulfer oder abfeilach von hirschhorn.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
385, 3779
(
Zwickau
um 1540
):
Ob uns zu diser grossen freundligkeit / | Gebrechen wird des tages schein und zeit / | So nemen wir die halbe nacht darzu.
Böhme, Morg.R.
145, 31
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
Wan man einen stein nimpt [...] und reibet es auff holtz / so erhitzen sich die beide dinge.
Keil, Peter v. Ulm
200
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Man sol nemen ein faisten jungen katzen, der sol man abziehen die haut.
Ebd.
205
:
Ein gute salb. Nym alts smer vnd milchsmaltz vnd zurlaß es.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
203r, 4
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Dem das hopt we tuͦt, dem hilff alsus: nim warmuͦt.
Bastian, Runtingerb.
2, 179, 32
(
oobd.
,
1395
):
darab han ich genomen zu ainem seidl und zu ainem manntl 13 ellen.
J. W. von Cube. Hortus
4, 46
;
73, 15
;
Keil, a. a. O.
25
;
Kohler, Ickelsamer. Gram. ;
Eis u. a., G. v. Lebenstein
39, 10
.
Vgl. ferner s. v. .
7.
›jn. (auch: sich selbst, eine Gruppe, ein Tier) je nach Gelegenheit, Eignung zu einer Aufgabe heranziehen, ihn damit aus bestimmten Verhältnissen herausführen und in neue Aufgaben hineinstellen; jn. mit sich nehmen‹; auch: ›sich etw. zunutze machen, etw. beiziehen‹; ›sich zu jm. hinbegeben‹.
Phraseme:
jn. auf ein ende nemen
›jn. beiseite nehmen‹.
Syntagmen:
jn. aus dem kerker, bei der hand, an / bei / mit / zu sich, in sein haus, in den rat, zu etw
. (z. B.
zu bulen
)
n
.; refl.:
sich zu jm. n
. ›begeben‹.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
zu den brûdrin er sich nam | von Prûzinlande.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
daz ein partie der mogesten unde obersten an sich namen di gemeinde unde lifen ober di andern.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
127, 21
(
rhfrk.
,
um 1435
):
der hat eynen wint erzogen den hat er gar liep / den nam er mit yme.
Ebd.
153, 14
:
Ludewig nam Grymener vff eyn ende / vnd sprach zü yme [...].
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
47, 18
(
schles.
,
1345
):
dy nomen dor czu Heinink Ome, den si vf dem ebenantin gute funden.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
do ich gen Prüg kam, do nam mich Jan Prevost in sein hauß zu herberg.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
in dem selben worte so nimet er die eine [swester] bi der hant vnd tvͦt die túre vf.
Sappler, H. Kaufringer
27, 129
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
wer sie [tochter; göttliche vorcht] hat zuo puolen genomen, | der ist in tugenden so volkommen, | das er nicht gesünden mag.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
er nam, die im der ris gefangen hett, wider aus dem kärckher.
Ralegh. America ;
Sermon Thauleri
10rb, 30
;
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
21r, 28
;
Wyss, Luz. Ostersp.
2750
;
Rauwolf. Raiß ;
Jaksche, Gundacker .
Vgl. ferner s. v. ,  1.
8.
›jn. zu einer bestimmten Aufgabe anstellen, als Beauftragten in ein persönliches, darunter: in ein rechtliches Verhältnis bringen, jn. in ein Verhältnis der Sicherheit (meist) oder (deutlich seltener:) der Machtabhängigkeit bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
 10, ; vgl.  10,  5,  3.
Syntagmen:
j. einen bürgermeister / hauptman / obman / vorsprechen, scheffen n., das volk in dienstbarkeit n., jn. in ein kloster, in seinen gehorsam, in seine verantwortung, in sein geleit, seine gewalt, seinen schirm n., jn. zu einem kinde / bürger / gemeinder / pfleger / schirm / vogt, zu landleuten n., jn. zu gnaden, nicht zu seiner gnade n
.

Belegblock:

Valli, Baldemann
176
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Dor noch zu pfleger ich
[das Heilige Römische Reich; Allegorie]
auch nam | Julium den werden leigen.
Eggers, Psalter
59, 8
(
thür.
,
1378
):
min vater vn̄ min muter han mich vorlazsen, got nam aber mich
[
Luther
1545, Ps. 27, 10:
nimpt mich auff
].
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
6, 10
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Wir tun als die sunne, die scheinet über gute und böse: wir nemen gute und böse in unseren gewalt.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Mer hat er die sunder gemeyne | Alhie zu ym geruffen und gehapt in acht; | Dort weist er sie grauslich von ym, | Das sie zu gnad nymer werden genomen.
Edlib. Chron. (
ohalem.
,
um 1500
):
denn die selben von zürich sin lüt zu burger gnommen hetend vnd da mit grosser getrang an gethan.
Maaler (
Zürich
1561
):
Er hat mich seinen guͦteren zuͦ eine͂ schirmuogt Genommen. [...]. Jn einsi schirm Genommen werden.
Ein Burgermeister Nemmen.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1310
/
2
):
Ist aber, daz der chneht von dem herren get, so sol in chein ander huͦter zu im nemen.
Moscouia
C 2v, 3
(
Wien
1557
):
ist er [...] in die Stat khumen / das volck in schwaͤre ewige dienstparkeit genumen.
Küther, UB Frauensee
161, 24
;
Klein, Oswald
25, 3
;
112, 127
;
Piirainen, Igl. Bergr.
27, 2, 2
;
Vgl. ferner s. v.  3,  2.
9.
›jn. zur Gemahlin, zum Gemahl nehmen, heiraten‹; in 1 Beleg von der Brautschaft zwischen einer mystisch Liebenden und Christus gesagt.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  4,  2, ,  1, (V.) 6.
Gegensätze:
.
Syntagmen
vom Mann gesagt:
der man eine frau, ein weib, der junge eine alte, Joseph Mariam, zwei brüder zwei schwestern, der priester ein eheliches weib n., j. keine jungfrau zu der ehe n., den teufel
[vorher:
ein altes weib
]
zu der ehe n., j. js. schwester / tochter ehelichen, zu ehefraue, zu einem ehelichen weib n., j. jn. mit gewalt n
.; seltener von der Frau prädiziert:
das weib einen man n., keinen zu der ehe n. wollen, jn. zu einem gespons n
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Js, daz zwene bruͦdere twe sustere nemen, vnde nemet der dridde broder eyn vromede wip, ore kindere sint doch gelich an der sibbe.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
28, 6
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Als balde ein man ein weib genimt, also balde wirt er selbander in unser gefengnüß.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
ob ein wip lezet iren man und underwint sich eines andern, wenest tu daz sie ir erste man wider neme?
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
wer da lêzit sîne hûsvrowen nuͦr durch unkûscheit und eine andere nimet
[
Mentel
1466:
fúrt
;
Froschauer
1530:
nimpt zuͦ der Ee
;
Luther
1545:
freiet
],
der kebeschit.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
31, 12
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
di han dy gewonheit das sy keyne juncvrowin nemen czu der e.
Skála, Egerer Urgichtenb.
256, 6
(
nwböhm.
,
1579
):
hab die eine Zu Culman ehelich die andere Zum Pintel / ehelich genommen.
Reichert, Gesamtausl. Messe
2, 20
(
Nürnb.
um 1480
):
Priester mag der mensch nicht werden, der da ein eelich weyb nymbt, die ir junckfrawlichkeyt mit einem andernn mann verlornn hat.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
daz ich alleine an ime bliben wil, vnd in alleine minnen wil, vnd in alleine zuͦ eime gespvnzen nemen wil.
Morrall, Mandev. Reiseb.
88, 12
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Machomet gebút in sinem buͦch Alcorem daz sie múgent niemen zway, trú, oder vier wib.
Klein, Oswald
102, 102
(
oobd.
,
1427
?):
Wer alden weiben wolgetraut | der nimpt den teufel zu der e.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1310
/
2
):
der eins maisterz tohter ze echon elichen nimt, wil der maister sein, der sol [...].
Große, a. a. O. ;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
24, 24
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
143, 13
;
Goldammer, Paracelsus
2, 256, 10
;
Bachmann, Morgant ;
Wyss, Luz. Ostersp.
73
;
Dreckmann, H. Mair. Troja
18, 30
;
Moscouia
B 2r, 11
;
D iiijr, 23
;
10.
›jn. von etw. fernhalten, abbringen; sich von etw. wegbewegen; sich zurückziehen, von etw. Abstand nehmen, etw. sein lassen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5,  3,  10,  4.
Syntagmen:
jn. von jm
. (z. B.
von den jungfrauen
),
aus dem willen n
.; refl.:
sich seines leibes herdan n., sich von etw
. (z. B.
von einer rede
)
n
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Der selbe Pomande nam | sich von der Balge unde quam | zu sînen lantlûtin.
Goldammer, Paracelsus
2, 281, 3
(
1530
/
5
):
darumb er [Christus] seine jünger von den jungfrauen genomben hat und will nit, daß ein apostel also sei in der ehe, sonder frei von den stricken allen.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Alsus der vil junge man | Den kaisser uss dem willen nan.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1537
):
Also hat sich Ulrich Rechlinger, der alt, kranckhait halben seins leibs herdann genumen.
Jaksche, Gundacker (
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
ich han heint in jamers sitten, | grozen ungemach erlitten | in dem troum von im, | da von dih von der rede nim.
11.
fungiert mit deverbalem Substantivabstraktum als Funktionsverbgefüge zum Ausdruck einer Handlung, seltener: eines Vorgangs: ›etw. vollziehen, ausführen, vornehmen‹ (von der Handlung gesagt); ›ablaufen, verlaufen, vonstatten gehen‹ (von Vorgängen gesagt); die Aktionsart der Handlung / des Vorgangs kann punktuell perfektiver Art (z. B. bei
abscheid
1; 2; 3; 5 /
absprung
/
anrit
1; 2 /
streich
als Obj.) oder zeitdauernd durativ / imperfektiver Art (z. B.
berat / flucht / lere / quel
als Obj.) sein; dieser Gebrauch von
nemen
ist dicht belegt; eine eindeutige semantische Funktion ist nicht auszumachen, wohl aber eine Tendenz, nach der die eher durative Bedeutung des Verbs bei der Substantivierung zu punktuell-resultativer Bedeutung mutiert; offen zu 12. Im Folgenden werden nur Beispiele für ein fruchtbares Konstruktionsmuster gegeben; rund die Hälfte der Beispiele wird durch ein Zitat belegt; für die andere Hälfte sei auf die Liste der Belegstellenangaben verwiesen. In einer hohen Anzahl von Belegen besteht keine sinnvolle Möglichkeit zur Unterscheidung zwischen freier syntagmatischer, gefügefunktionaler und phrasematischer Wendung.
Syntagmen
/ Phras. / Funktionsverbgefüge:
den abschurg / abschweif / absprung n., den abwank / schwank n
. ›[wohin] abbiegen‹,
den abscheid von jm. n., (Rom, ein orden) seinen anfang n., den anrit n., den atem wieder n
. ›wieder durchatmen‹,
einen
(z. B.
kurzen
)
ausgang n., seinen eingang
[wo]
n
. ›[wo] Eingang finden‹,
berat n
. ›sich beraten‹,
den
1
gaum n
. ›etw. genau beobachten‹,
der gewalt einen (weiten) grif um sich n., j. einen (argen) kauf n
. ›einen schlechten Kauf tun‹,
(das pferd) seinen lauf n., ein geist seinen quel / ursprung n
. ›sich woher leiten, woher kommen‹,
den sieg n., einen streich n
. ›ausführen‹,
einen tag / jarestag / reichstag n
. ›[...] veranstalten, begehen, feiern‹,
einen umschweif n
. ›einen Umweg machen‹,
verzicht über etw. n., den zug n
. ›wohin ziehen‹,
eine abschrift / copie n., rast / achtung / endschaft n., eine entschuldigung n
. ›sich entschuldigen, eine Ausrede vortragen‹,
das fleisch seine heilung n., die flucht n., lere n., seine ruhe n
. ›sich ausruhen‹,
die trift über etw. n
. ›über etw. hinweg trampeln‹,
eine unterrede n
. ›sich unterreden‹,
die viehweide
[wo]
n., ein gutes ende n., die gotheit ir geberg
[wo]
n., ein schauendes leben an sich n., jn. wunder n., das [...]
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Ob her hie so den sig neme | Daz im die crone dort gezeme.
Do die lutter gotheit geberk | Nam in der megede wammen, | Do [...].
v. Ingen, Zesen. Ros.
82, 17
(
Hamb.
1646
):
daß nicht alein die einheimischen herden [...] ihre trift daruͤber naͤhmen / und sie mit ihren besudelten fuͤssen wohl zertrampelen.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Ich wil nun wider heim gehen, vnd von meiner Frawen einen abscheidt nhemen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
528, 698
(
Magdeb.
1608
):
Wo die Weiber haben das Regiment / | Da nimpt es selten ein gut endt.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
226v, 20
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
das fleisch, [...] wesch: das nymt ein rechte heillunge.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
180
(
Köln
1476
):
Malch reid sych snell, Nempt kort beraydt, | Dat sy [vyand] sych dayr nyet vesten!
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
160, 10
(
rhfrk.
,
um 1435
):
wurde sich das zü eym stryde machen / so besorgen ich jr nemen einen argen kauff dran.
Knape, Messerschmidt. Bris.
15, 6
(
Frankf./M.
1559
):
das behielt er fleissig / vnd nam gut achtung darauff.
Böhme, Morg.R.
155, 5
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
wie nimpt dieser Geist seinen quell und ursprung?
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1506
):
Mich nyͤmt daz grost wunder, daz sy mir so lang nit schreibt.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
nobd.
,
um 1600
):
lieber Gott, Will mein Elendt | Denn gar nimmer nemben Ein Endt.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Er namm ein andren streich, also das er inn tod zuo der erden falt.
do liessend sy ein andren găn und trattend hindersich den ăttem wider nemmen.
Peil, a. a. O.
607, 3206
;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
14, 39
;
74, 10
;
Bachmann, a. a. O. ; ;
Adomatis u. a., J. Murer. Hest.
88
;
Sappler, H. Kaufringer
5, 257
;
17, 106
;
Bauer, Geiler. Pred.
98, 6
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Klein, Oswald
105, 47
;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
214, 4
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. .
Vgl. ferner s. v.  1, (
der
),  2, ,  1,  1, , .
12.
›etw., das ein anderer vollzieht, bewirkt, leistet oder das als Vorgang abläuft, entgegennehmen; etw. erleiden‹; oft empfiehlt sich eine Übersetzung mittels ›lassen‹, z. B.
huld nemen
›sich huldigen lassen‹,
rat nemen
›sich beraten lassen‹; auch Übersetzungen mittels ›werden‹ sind möglich, z. B.
teilung nemen
›geteilt werden können‹,
den tod nemen
›getötet werden‹; dieser Bedeutungsansatz betrifft im Vergleich zu 11 eher semantisch reaktive, teils passivische Gefüge mit
nemen
.
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
˹
schaden / verlust, einen judastod˺ n
. ›erleiden‹,
unterweisung / wollust n
. ›sich unterhalten lassen‹,
zucht, eine anweisung n
.

Belegblock:

Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
171, 14
(
rhfrk.
,
um 1435
):
vnd strydden bitz an die nacht [...] Ludwig / vnd die Franczosen haten beyde syt groß verlust genomen
(›erlitten‹).
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
eyn rad zu erffort nympt alle jar hulde
[›läßt sich huldigen‹]
von den alden rethen.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
187, 9
(
osächs.
,
1542
/
70
):
hat man aus volgenden exempeln ein anweisung zu nehmen.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
ein meyster der schwartzen kŭnsten; der kurtzwillet vor sinem vatter inn sinen kŭnsten, darab die herren grossen wollust nămmend.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1564
):
da ward er kranck, nam
[›erlitt‹]
ain verzweifelten Judas todt.
Klein, Oswald
102, 73
(
oobd.
,
1427
?):
den maisten schaden ich da nam, | das tet ain ungrisch man.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1869
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Daz mag nicht gesein seindt daz gotleich wesen chain taylung nymmet
(›sich nicht teilen läßt‹ bzw. ›nicht geteilt werden kann‹).
Bauer, Imitatio Haller
79, 27
(
tir.
,
1466
):
ich han gar offt gehört, es sey vil pesser, die andern menschen czue hören vnd von in rat nemen
[›sich beraten lassen‹]
denn rat czue geben.
13.
steht mit Subj. d. P. und Akk.obj. des geistigen / psychischen Zustandes (z. B. mit
mut
) oder eines kognitiven Inhaltes (z. B. mit
gleichnis
) für eine geistige / psychische Tätigkeit; im einzelnen: ›sich ein Herz nehmen‹; ›Mut fassen‹; ›sich ein
gewissen
machen‹; ›sich ein Bild von etw. formen‹; semantisch in die Nähe von 11 zu bringen.
Syntagmen:
von jm. beischaft / (ab)bild / exempel, etw. zu einem exempel n., im
(refl.: ›sich‹)
ein gewissen n., jm
. (›gegen jn.‹)
unmut n., guten mut um etw. n., ein herz an sich, ein gleichnis von dem hasen / hirzen, von jm., ein ebenbild für sich n., jn
. (z. B.
die pfaffen
)
n
. (elliptisch im Sinne von: ›ein Beispiel an den Pfaffen nehmen‹).

Belegblock:

Gajek, Seidelius. Tych.
10, 12
(
Breslau
1613
):
Wie er durchs Gluͤck jhn
[einen Schatz]
moͤcht genissen / | Nahm jhm deßwegen kein Gewiessen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
obd.
,
1521
):
nem zuͦm ersten die pfaffen in stetten: di vindestu uf den stiften etlich, do [...].
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Drumb, mein Jann, nimm ein Hertz an dich!
hail. altvaͤter (
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
das waͮrent drierhand luͥt von den all gaistlich luͥt haͮnd bild vnd bischaft genomen.
Andreae. Ber. Nachtmal
112r, 19
([
Augsb.
]
1557
):
Woͤllen des baide hend zuͦ einem exempel nemen / in welchen baiden die Seel des menschen ist.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
des nem wir ain geleichnüss an dem hasen.
Guth, Gr. Alex. (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
ir lat geczemen | Euch daz ir euch nement | Guten müt umb die geschicht.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1515
):
darumb sol im mein herr kain unmuet nemen noch sein anwalt sich erzürnen.
Bauer, Imitatio Haller
104, 19
(
tir.
,
1466
):
Du solt für dich nemen das ewenpild der geistleichen vnd pegewen menschen.
Gille u. a., M. Beheim
79, 147
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. .
Vgl. ferner s. v.  1.
14.
›sich etw. vornehmen, etw. auf sich nehmen, in Angriff nehmen; sich etw. herausnehmen; sich e. S. stellen‹.
Phraseme:
(etw.) auf seinen hals nemen
.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  6,  7,  13,  16,  4,
1
 8.
Syntagmen
(teils ansatzweise phrasematisiert):
j. n., zu [...], sich n. und zu [...], ein handwerk an sich n., etw. auf seine treue, auf sein sterben n., etw. auf sich n., zu [...], etw
. (z. B.
ein capitel, das fegefeuer, eine frage / historie) für sich n., etw. für / zu sich n., das [...] / zu [...], etw
. (z. B.
eine arbeit
)
über sich n
.;
sich einer fremden sache n
.;
die minne sich zu jm. n
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Der [sun] nam vride zu thune | Der vorbescherten sune.
In dem selben sinne | Nam sich die ware minne, | Die Got an uns wante, | [...] | Zu Marien unser vrowen.
Luther, WA (
1530
):
zum anfang wil ich das Fegfewr zu erst fur mich nemen, jhre schendliche luͤgen eraus zu setzen.
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 259
(
rhfrk.
,
1396
):
Han sie iz zu yn
[Ratleuten]
genomen, daz iz bii in bliben sal, so soln (sie) iz richten.
Karnein, Salm. u. Morolf
152, 4
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
es ist uns entrunnen die kunigin, | ich nime es uff min truwe, | das seit mir Morolff der bruder min.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
Er / nimpt auff seinen Hals / tregt / wird belestiget vnd beschweret mit vnserm elend.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1421
):
daz unser gnedig herren .. die kurfursten zwo strassen für sich genomen haben zu ziehen.
Goldammer, Paracelsus
6, 186, 26
(
1530
):
arbeit dein notturft mit deinen henden, [...], und nimb dich nit frembder kreft an, so wirdestu selig.
Edlib. Chron. (
ohalem.
,
um 1500
):
so habent sich die von zurich genomen und die sach ze verdencken, und sich darnach über die sachen gesessen.
Andreae. Ber. Nachtmal
88r, 6
([
Augsb.
]
1557
):
NVn woͤllen wir auch die ander Frag für vns nemen.
Klein, Oswald
1, 121
(
oobd.
,
1422
?):
Ich nim es auf mein sterben swër, | [...] | das ich der frauen nie gevër | von ganzem herzen trüg.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Sy [pawren] nomen sich noch merr und sprachen offenlich, wer nicht zw in in irren pundt khomen woldt, dem [...].
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
209, 1
;
Mathesius, a. a. O. ;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Andreae. a. a. O.
28r, 19
;
Vgl. ferner s. v. ,  1.
15.
›etw. wie nehmen, deuten, betrachten, auffassen, meinen, ansehen; jm. wie vorkommen‹.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
die schelfen für den kern nemen
;
etw. für einen süssen brei nemen
›als angenehm auffassen‹;
etw. verquer ins maul n
. ›unwirsch aufnehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
 7,  7,  9.
Syntagmen
(oft ansatzweise phrasematisiert):
j. den verstand, einen namen
[wie]
n., ein zeichen uneigentlich, jn. entschuldigt n., etw
. (Subj.)
jn. fremd / unbillich n
. ›jm. fremd / ungerecht vorkommen‹,
die vernunft got blos n., die sele got n., als [...], die dinge in got n., als [...], drei für eins n
. ›als ein und dasselbe auffassen‹,
brot für kuchen n., eines für das andere n
. ›etw. verwechseln‹,
das böse für gut, das ungewisse für das gewisse n., etw. für einen süssen brei n
. ›etw. als angenehm auffassen‹,
etw. für eitel
›unwichtig‹,
für gut / lieb
›als gut, lieb‹
n., das testament für etw. n., die warheit in bildlicher gleichheit n
. ›bildlich fassen‹,
den äusseren menschen mit etw. n
. ›mit etw. meinen, sich mit etw. auf den äußeren Menschen beziehen‹,
keinen wert um etw. n
. ›e. S. keinen Wert beimessen‹,
etw. aufs höchste n
. ›hoch, ernst auffassen‹,
etw. auf einen guten sin n
. ›positiv auffassen‹,
den bauch zu x weisen n
. ›auf x Weisen verstehen‹,
sich nicht nahen zu got nemen mögen
›sich Gott nicht als ähnlich sehen dürfen‹,
sich got nahe n
. ›sich in Gottes Nähe halten‹.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Von einem der nicht wol fuͤrsichtig in Sachen ist / sagt man / Er hat Brod vor Kuchen genommen.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
Als ich dich in meinem hohen Alter vorbescheiden, vnd zu aller Gottsfurcht [...] vermhanen wollen Hastu solchs alles verquer ins maul genommen.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sî iemer, daz dich dîne grôze gebresten alsô ûztrîben, daz dû dich niht nâhen ze gote mügest nemen, sô solt dû dir doch got nâhen nemen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
von unser naturlichen eigenschaft so ist uns anegeborn, daz wir sú [warheit] in bildlicher glicheit nemen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
,min búrde ist lichte.‘ Domitte nimmet man den ussern menschen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
34, 31
(
els.
,
1362
):
Doch múge wir es nemen vf einen guͦten sin, das [...].
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 442, 26
(
Hagenau
1534
):
Die ertze nemen die ersten drey für eyns / und heyssen es sensum communem.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
Daruf unser gnediger herr antwurten lies, söllicher anzug nem in frömbd.
Schmidt, Rud. v. Biberach
73, 1
(
whalem.
,
1345
/
60
):
der furstant also genomen so ist nuͥtze zvͥ der beschoͮd, want er betuͥt ein inre beschoͮt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Etwas Nemmen nach dem es geschetzt od’ geachtet ist.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
106, 33
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
disen namen „mensche“, den mag man nemen in einer zwivalgung.
Sappler, H. Kaufringer
20, 166
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
sie nement darumb kainen wert | und tüend es lauterlich durch gott.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
/
9
):
daran thüe man im unrecht, dann er nichts anders gehandlet, dann das er hab thuͦn müssen, und dasselb aufs höchst genomen.
Andreae. Ber. Nachtmal
79v, 3
([
Augsb.
]
1557
):
damit die einfaͥltigen wissen / warinnen dieses Sacraments gehaymnus stehe / auff daß sy nicht die schelffen für den kern nemen.
Klein, Oswald
103, 31
(
oobd.
,
1432
):
zugst [du, Sebastian] cum döla | tëglich misst auff ainem wagen gross, | das nëm ich für ain süssen breie.
Steer, Schol. Gnadenl.
2, 117
(
moobd.
,
15. Jh.
):
„Wir vermanen euch, das ir die gnad gotz nicht eytel nembt“. Der nimbt die gnad eytel, der nicht nach der gnad wurkt.
Pfefferl, Weigel. Ges.
34, 13
;
41, 34
;
Quint, Eckharts Pred. ; /12; ; ;
Froning, Alsf. Passionssp.
6617
;
UB Zug
771, 5
;
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
47, 16
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Vgl. ferner s. v.  5,  8.
16.
›sich realiter von etw. herleiten, seinen Ursprung in etw. haben; etw. kognitiv von etw. ableiten, herleiten, aus etw. erschließen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
2
 4, (V.) 17,  3,  3,  4,  8.
Syntagmen:
list / witze
[wo]
urspring n., sich etw. ab den augen n., j. etw. aus einer legende, die sprache aus der natur n., ursache aus etw. n
. (z. B.
klärlich
),
j. die warheit daraus n., das [...], j. den namen von dem ende n., ein artikel den leib, das blut aus dem nachtmal n., j. etw. aus dem objecto n., das übel sich aus dem neid n
.;
aus der meskunst genommene gründe
.

Belegblock:

Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
158, 24
(
Magdeb.
1615
):
was du nimmest von dem Obiecto, dasselbe ist ein Zeugnuß deß Geistes in dir.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wârheit, dar ûz und dâ von genomen wirt, daz den menschen [...] getrœsten mac.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 42, 6
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
wer mac baz gestrichen hin, da sich nimpt list, witze ursprinc.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
15, 7
(
omd.
,
1487
):
Darauͥß clerlich zcu nehmen, Szo nicht suͥnde were, funde wÿr keinen geistlichen orden.
Meisen u. a., J. Eck
9, 15
(
Leipzig
1520
):
Es ist woll auß dem tzu nhemen, das er [Ludder] auch nicht vil helt auff das heylige sacrament der firmunge.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
30b, 13
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
ellev opfer ir wech vn̄ ir heilickait ir kraft ir hilfe ab disem opfer nemen.
Trunz, Meyfart. Rhet.
1, 2, 10
(
Coburg
1634
):
ob zwar die Teutschen jhre Sprach nicht aus den Buͤchern suchen / sondern aus der eingepflantzten Natur nehmen: [...] von den Ammen lernen.
Niewöhner, Teichner
310, 25
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
daz ist ein teuflischer neit | da von sich allez ubel nam.
Moscouia
E 2r, 12
(
Wien
1557
):
die beyd Metropolitn in der Mosqua vnd in Litten nemen Jren gwalt von dem Patriarchen zuͦ Constantinopl.
M. Cunitia. Ur. Prop. ;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
408, 13
;
Bauer, Geiler. Pred.
465, 5
;
Mathesius, Passionale ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
84, 15
.
17.
steht in Verbindung mit präpositional (mittels
in
) angeschlossenem Subst. (meist einem Verbalabstraktum) für die (meist kognitive) Tätigkeit, die durch das Subst. bezeichnet wird; z. B.
jn. in verdacht nemen
›jn. verdächtigen‹; semantisch an 11 anschließbar.
Syntagmen:
etw. in acht / augenschein / bedenken / geschrift n., jn. in verdacht n
.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
Lieber Vater, Ich wil diß mit fleis in acht nehmen.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
97, 789
(
Zwickau
um 1540
):
Ich wil in bdencken nemen diese sach.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Derhalben ich nicht leiden kan, | Mich in solchen verdacht zunemen.
Edlib. Chron. (
ohalem.
,
um 1500
):
habint sich darum underet einhelnklich, und dz in geschrifft genomen, dasselb sy [...].
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
143, 8
(
mslow. inseldt.
,
1612
):
Wie nun ein Erśamber Rath, hinauß kumen, die śtrittig śoch in augenśchein genumen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
645, 4359
;
Opitz. Poeterey
25, 18
.
18.
›sich rechtfertigen / entschuldigen, von einem Verdacht / Vorwurf frei machen‹ (z. B. durch einen Reinigungseid); am ehesten hier anschließbar: ›sich (zur Beratung) zurückziehen‹.
Wobd. / oobd.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,
1
 8,  23.

Belegblock:

Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1445
):
Dozuͦ sy sich nomen zbedencken, und träten mit ynen usz herr Hans Rot [...]. Und wurden ze raͧdt, das [...].
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1310
/
2
):
der sol geben buͦzze und wandel ân widerred, er muͤg sich danne bereden und davon nemen, als reht ist, daz er unschuldich sei.
Gierach, Märterb.
27640
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
der chunig gab im der red zill | daz er für in chëm | und sich davonn nëm.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1432
, Hs.
15. Jh.
):
derselb mag zu bederer herschaft schrannen kömmen und sich von der inzicht nemen als recht ist.
Ebd. (
1671
):
der antworter mag sich mit dem aid woll darvon nemben, daß er den spruch nicht schuldig seie.
19.
phras.: a)
etw. auf die leichte achsel nemen
; b)
gut / bös alter nemen
›gut / böse ausgehen‹; c)
kein blat für das maul nemen
; d)
etw. an / in die hand, für (die) hand, zu handen nemen
; e)
(sich) etw. zu herzen
(meist)
/ zu gehör / sinnen
o.ä.
nemen
; f)
etw. nimt überhand
(in 1 Beleg:
oberenhang
); g)
es nimt und gibt nichts
›es läuft auf das gleiche hinaus‹; h)
e. S. / e. P
. (Gen.)
war nemen / warnemen
; i)
zwei gewonnen durch ein verloren nemen
.

Belegblock:

Zu a):

Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
daß du [...] alles hin auff die leichte Axel nimmest.
Vgl. ferner s. v.  3.

Zu b):

Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
gott well, daß es guͦtt alter nem.
Es ward grosse hoffart getriben, daß man maint, es mecht ettwan bös alter nemen.

Zu c):

Opitz. Poeterey
25, 15
(
Breslau
1624
):
wiewol er sonsten kein blat fuͤr das maul nimpt.

Zu d):

Stambaugh, Milichius. Zaubert.
7, 14
(
Frankf./M.
1563
):
daß ich ein solch ungewoͤnlich unnd schwehr Argument zu tractieren fuͤr die hand genommen.
Wickram
4, 22, 17
(
Straßb.
1556
):
so wend wir das nodtwendigst an die hand nemen / und einen trost suͦchen.
Lauater. Gespaͤnste
68v, 27
(
Zürich
1578
):
Daruf moͤge man die fragstuck zuͦ handen nemmen.
Bauer, Geiler. Pred.
79, 30
(
Augsb.
1508
):
Wil ainer ain hantwerck lernen / er muͦß es in die hannd nemen.
Knape, Messerschmidt. Bris.
22, 47
;

Zu e):

Schöpper (
Dortm.
1550
):
losen zu ohren fassen zu gehoͤr nemen.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
Nemet diese Prophecey wol zu Hertzen / zu gemuͦth vnd sinnen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
das nam er im zu hertzen, das [...].
Ries, Rechenb.
F 1r, 10
;
Franck, Decl.
334, 18
;
Spiller, a. a. O. .
Vgl. ferner s. v.  8,  2.
Zu f):
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
die ware minne ist stark als der tot. der tot nimet, oberhand ober oberaz, ubertrank, unkuscheit, [...] und ander suͦndliche dinc. also tut die gotes liebe.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
623, 24
(
els.
,
1362
):
Herre kum schiere vnd [...] schlús uf die wunden daz die boͤse fúhtikeit nút oberenhang neme.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
also daß [...] alle geitzigkait und begirigkait der ämpter dermaßen überhandt name, daß [...].
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
196, 16
;
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
338a, 10
.
Vgl. ferner s. v. .

Zu g):

Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
es näm und gäb solchs nichts, wo [...].

Zu h):

Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk. (
osächs.
,
1343
):
nemet war ûwirs selbis
[
Mentel
1466:
secht euch selber
;
Emser
1527 /
Eck
1537:
sehet [...] auf euch selbs
;
Luther
1545:
sehet euch fur
]
, wan si sullen ûch vorrâten in den gesprêchin.
Klein, Oswald
102, 5
(
oobd.
,
1427
?):
Ains alten weibes nam ich war, | von der ich kom in sweren pein.
Ebd.
27, 31
;
53, 6
;
106, 1
.
Vgl. ferner s. v. ,  1.

Zu i):

Klett, J. v. Soest
2, 198
(Hs. ˹
wmd.
,
1470
/
80
˺):
last varn den tzorn! | nympt tzwo gewonnen durch eyn verlorn!