V.;
vorw. im älteren und mittleren Frnhd. auch rückuml.; im Part. Prät. sehr vereinzelt:
aufgesat
; vgl.
Dammers u. a., Flexion der st. und schw. Verben.
1988, 492
ff. - Sehr komplexes Bedeutungsfeld; 1-12 konkret ‘etw. aufsetze, hinsetzen, hinstellen’ und assoziativ Zugehöriges; 13-18 zusammenfaßbar unter dem Aspekt ‘etw. bestimmen’, 19-21 ‘jn. hemmend affizieren’; 22 f. schwach belegt und semantisch schwer anschließbar.
1.
›jm. etw. (z. B. eine Krone) aufsetzen; etw. (z. B. einen Flicklappen) auf einer Unterlage anbringen, (ein Pflaster) auflegen‹.
Phraseme:
den gipfel aufsetzen
›etw. vollenden‹,
jm. den hut / die kappe aufsetzen
›jn. täuschen‹ (vgl. auch Bed. 24, Belege
Schöpper
).
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1,
2.
Syntagmen:
jm. eine brille / haube / krone
(häufig),
einen helm / kranz, ein baret / schapel a., etw.
(z. B.
den blez
)
a.
Belegblock:
Feudel, Evangelistar
58, 25
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
saczten ym uf eyne geflochtene crone.
Luther. Hl. Schrifft.
Jdt. 10, 3
(
Wittenb.
1545
):
[Judith] flochte jr Har ein / vnd setzet eine Hauben auff / vnd zoch jre schöne Kleider an.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
(
Straßb.
1522
):
was im [Sant Marx] ein Bletz von einem Schuͦh gebrochen, den wolt er wider lassen machen, und kam zuͦ disem Amano. Der setzt in im wider uff.
Einen haͤlm mit [...] muͦtigem Angesicht aufsetzen.
Den gipfel Aufsetzen / Ein werck vollenden vñ außmachen.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
5235
(
schwäb.
,
1453
):
Wie wol mich haͮt gesmecht frow Schand | und mir haͮt vffgeseczt irn krancz.
Barack, Zim. Chron.
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Es sein also trugnus, gleichwol, wem darbei die kappen ufgesetzt, der muess sie tragen.
Mollay, H. Kottanerin
28, 14
(
moobd.
,
1439
/
40
):
daz es die Heilig Kron was, die dem heiligen Kung sand Steffan [...] ist auf geseczt Warden.
Luther. a. a. O. 2. Kön.
11, 12
;
Jer. 46, 4
;
Weish. 5, 19
;
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1868
;
7.
›etw. (meist) / jn. (vereinzelt) aufrecht hinsetzen, hinstellen‹; speziell und häufig von Spielfiguren gesagt; dazu mehrfache Übertragungen, vor allem: ›etw. einsetzen, wagen‹; auch:
die treue a.
›Treue beweisen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1.
Syntagmen:
die lampe a., den leib, das blut / leben, die ere / sele a.
;
zu blut, leib und gut a., mit kleinod / geld / pfand a.
Belegblock:
Kurz, Waldis. Esopus
(
Frankf.
1557
):
Jn soll sein dienst auch nit gerawen, | [...] | Weil er bey mir sein trew auffsetzt.
ob man auch mit der faust der selbigen [land vnd leute] so mechtig sey, zu blut, leib vnd gut auffzusetzen.
Ders. Hl. Schrifft.
4. Mose 8, 2
(
Wittenb.
1545
):
Wenn du die Lampen auffsetzest / soltu sie also setzen / das sie alle sieben fürwerts dem Leuchter scheinen.
Mayer, Folz. Meisterl.
(
nobd.
,
v. 1496
):
Weill er nit cleynet, gellt und pfant | Auff seczt.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1085
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
do uns der werde Gott | Jhesus wolt loͤsen aͮne spot, | Do satzt er vff das guͦt, | Sin werden lip, sin kostbar bluͦt.
hat man in also todt aufgesetzt und hinaus gefuert vnd verprennt.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 88, 5
(
Hagenau
1534
):
Wer keglen will / muß auffsetzen. Auff setzen heysset / Er muß es wogen.
Wer nicht gewinnen kan auff dem spiel / und muß gleich wol ymmer auff setzen.
9.
›etw. errichten, aufbauen, aufstellen‹; auch über nicht vertikale Bezugsgegenstände gesagt, dann z. B.: ›etw. (z. B. eine Trift) anlegen‹; ›etw. schaffen‹; am ehesten hier anzuschließen die Spezialisierung
schiffe a.
›Schiffe bauen‹.
Phraseme:
den spanstab aufsetzen
›das Gerät des Leinenwebers handhaben, webermäßig arbeiten‹ (so
, a. 1644).
Bedeutungsverwandte:
vgl.
4.
Syntagmen:
den ofen, das / ein bildnis / wer / werk / hochgericht, die keische / schlosbank
(›Prügelbank‹) /
trift a.
Belegblock:
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
79, 9
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
ist auch zü gedenchen von dem ersten werchman gegen seinem werch aller welt, daz er auff hat gesatzt am anvanck.
setzt seines vaters pildnus
[›Statue‹]
auf und weihet dieselbigen.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
(
smoobd.
,
1494
):
er sol auch dem wild [...] geleck legen oder driften mäen und aufsetzen.
Mell u. a., Steir. Taid.
(
m/soobd.
,
1638
):
sollen si auch auf iren [...] huebgründen kaine keischen
[›Hütte‹]
nit aufsözen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
(
m/soobd.
,
16.
/
17. Jh.
):
wan ein hochgericht
[›Galgen‹]
aufzusezen von nethen.
12.
phras.:
den kopf aufsetzen
sowie
die hörner aufsetzen
jeweils: ›sich stur stellen, sich bockig zeigen, jm. die Hörner zeigen‹; im
hat das dort aufgeführte Phrasem
jm. die hörner aufsetzen
wohl die Bed. ›jn. mit dessen Frau betrügen‹, ebenso
(a. 1618); ohne Akk.obj.:
jm. (heftig) aufsetzen
›sich jm. (heftig) widersetzen‹.
Belegblock:
Weise. Jugend-Lust
(
Leipzig
1684
):
wenn solche Jungfern ihren Kopff einmahl aufsetzen / so wird aus Tage Nacht.
Ich hab dem herrn auffgsetzt die hörner.
Eim hefftig Aufsetzen vnd zuͦwider seyn.
13.
›jm. etw. auferlegen, auftragen, jm. eine Auflage machen; jn. mit etw. belasten‹.
Bedeutungsverwandte:
7,
3; vgl.
22,
2.
Syntagmen:
jm. einen dienst, ein gebot / werk, eine steuer / strafe / zeit / weile
/ ˹
busse / pen / penitenz
(mehrfach)˺, (eine Anzahl)
spiesse a., jm. a., zu [...] / das [...]
;
jn.
(z. B.
freunde
)
a.
;
aufgeseztes gebet.
Belegblock:
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
299
(
pfälz.
,
1436
):
das [ding] jme jn siner geschöpffde von got uffgesetzt ist worden.
daz wir unser frunde mit der schatzunge [...] binnen den vorgenanten jarzalen ufsetzen und uberkomen werdent.
Gille u. a., M. Beheim
79, 390
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
so sprechen etlich leüt: ‘got hotz | im auf gseczt und pescherte | Oder peschaffen und fur gsehn’.
Gerhardt, Meister v. Prag
8, 12
(Hs. ˹
nobd.
,
1477
˺):
thut nicht mer denn euch auf gesetzt ist.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
245, 4
(
Nürnb.
1517
):
das die peen der sünden, wie sie von got aufgesetzt, [...] geliebet söllen werden.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
(
Straßb.
1522
):
ist kein Penitentz, die unß gefelt uff Ertreich, die unß der Priester uff wil setzen.
Sexauer, Schrr. in Kart.
219, 28
(
Basel
,
um 1510
):
Nach der Mettin söllen si zuͦ dem vffgesetzten gebett ylen.
Adomatis u. a., J.Murer. Bab.
894
(
Zürich
1560
):
wie das der Persich küng offtmal | Etwas anmuͤtung an uns hatt | wie er ufsetzt unserer statt | Yetz hoͤuscht er das / dann yens und diß.
wer zuͦ peicht kom, [...], dem satzten die benedencier gut uff ze geben.
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
182, 43
(
nobd.
,
1396
):
6 spiezz, die man uns vor aufgesetzt het.
[D]er Machmet hatt den heyden gepoten und auffgesatzt zu ainem gesetz.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
75, 15
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Die doygen wellent got auffsetzen ain gewissew zeit vnd weyl vnd got darzu zwingen.
Wedler, W. Burley. Liber
92v
(
moobd.
,
v. 1452
):
den tod, den die natur allen mennschen hat aufgeseczt.
Roth, E. v. Wildenberg
(
moobd.
,
v. 1493
):
wardt im zuͦ pues aufgesetzt, das er das zerprochen kloster Enstorf widerumb muͦst pawͦen.
si kunten dem gemain man nit genueg aufsetzen mit übergült.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
56, 31
(
tir.
,
1464
):
sein heiliges leben das sol iderman sein zu ainem ewenpild [...], wend es ist aufgesëczt allen getreüen menschen.
Gille u. a., M. Beheim
79, 409
;
Wolf, Norm im sp. Ma.
48, 51
;
53
;
14.
›etw. festlegen, bestimmen, beschließen; etw. einsetzen, verordnen; etw. befehlen; etw. per Dekret einführen, in Brauch bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
2,
4,
9,
3,
1
5,
6,
; vgl.
23,
7,
3,
8.
Syntagmen:
den / einen orden / rat / tag
(z. B.
feiertag
),
die / eine ehe / messe / morgengabe / ordnung / regel / ritterschaft, das
oder
ein ampt / concil / gebot / gericht / recht / sacrament / statut / wort a., j.
(z. B.
der babst
/ metonymisch: eine Instanz, z. B.:
der rat
)
a., das [...] / zu [...]
;
natur etw. a.
Wortbildungen
4 (dazu bdv.:
,
).
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
[die zwelfboten] satzten uf mit listen | Vier gebot.
do wart unser liever frauwen dach liechtmisse upgesatzt.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
331
(
pfälz.
,
1436
):
wie wol die wercke naturlicher geburt auch von got uffgesetzt worden sint.
clagen wir, daz die zwen und zwenzig [...] ofsatzten, daz wir [...] lip und gut virloren sulten han.
Gille u. a., M. Beheim
13, 118
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
dis sacrament ist auch mit nicht | van des pristers verdienen auf geseczt.
Illing, Albert. Sup. miss.
325
(
els.
,
n. 1380
):
so der priester dise wort sprichet, die cristus vfgesetzet het.
Welti, Stadtr. Bern
(
halem.
,
1427
):
als die [firtag] uon der heiligen cristanheit vffgesetzett sint.
Koller, Ref. Siegmunds
(Hs.
Basel
,
um 1440
):
Wen man ir regel hilte, als ir vetter uffgesetzet hant.
wann sye [eeleut] beyeinander schlaffent, so sollent sy yr regel und den orden verbunden sein, daz sy auffgesetzt haben.
saczt Sixtus der bapst auff, das man auff ainem stain meß solt han.
es war alles mit grossen straffen aufgesetzt.
daß Jr mt. disen rat von den ehrlichen geschlechtern widerumb aufgesetzt und verordnet habe.
wie [...] das burgermaisterampt zu Rom auffgesetzt worden ist.
Niewöhner, Teichner
353, 38
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
dar umb hat man ritterschaft | auf gesetzt.
Buijssen, Dur. Rat.
8, 3
(
moobd.
,
1384
):
der herr Jhesus hatt auffgesaczt die mess.
Wedler, W. Burley. Liber
125r
(
moobd.
,
v. 1452
):
wie bey den Juden wärn ain gesaczt, dy got selber het aufgeseczt mit seinem munnd.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
(
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Tiberius der chaiser auf seczte, daz man Christum under andern abgöttern an solt petten.
wie dann bei den Römern vor zeiten beide teil ein bestimpte anzal gelts aufsetzten, das si sacramentum hiessen.
man möcht und künnet on die ê nit leben, also het es die natur aufgesezt.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
(
smoobd.
,
1624
):
die morgengab ist nit von wëgen der grossen heiratguet erfunden und aufgesëtzt.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
532
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
87, 16
;