genemen,
V., unr. abl.;
zu
mhd.
nëmen
›fassen‹
(f.).
1.
›etw. nehmen, einnehmen, annehmen, zu sich nehmen, aufnehmen‹.
Phraseme:
teil genemen
›Anteil haben‹;
ein weib genemen
›eine Frau nehmen, heiraten‹;
jn. genemen
›jn. gefangen nehmen‹;
das ende genemen
›zum Ende kommen‹;
den tot genemen
›den Tod finden‹;
schaden genemen
›Schaden nehmen‹;
sich genemen
›sich von etw. zurückhalten‹.
Wortbildungen:
genemer
›Annehmer‹ (a. 1482).

Belegblock:

Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
so mochten dy irsten kyndir nicht teyl genemen myt den letzten kynden.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
145, 20
(
rhfrk.
,
um 1435
):
vnd wolde nit ein helerwert gudes von vns genemen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
28, 6
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Als balde ein man ein weib genimt, also balde wirt er selbander in unser gefengnüß.
Strauch, Par. anime int.
94, 22
(
thür.
,
14. Jh.
):
dise sin also mit einandir daz man ein on daz ander nicht mac genemen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
118, 31
(
thür.
,
1474
):
dy da von rechte sin erbe genemen mogen.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Du kanst niemmer getun, das ich vor gut muge von dir genemen.
Henschel u. a., Heidin
713
(
nobd.
,
um 1300
):
Do daz ende genam | Menlich kvrzweilet als iz zam.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1444
):
darumb wollet fleisse tun, ob ir die zu ewern hannden pringen und genemen mügt.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
Man wil, daz alle die die uf kunig Adolf swuͦrent, nie keinre keinen rehten tot geneme.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
dis [...] dienet dir zuͦ worem friden, kanstu es alleine genemmen.
Karnein, Salm. u. Morolf
151, 3
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
die junckfrauwe ein silberin rauchfaß | zu iren henden do genam.
Pfaff, Tristrant (
Augsb.
1498
):
sy sich mit nichten darvon ziehen noch genemmen mochten.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Du genimest niemer rechten tot, | Wan du tuͦst úbels und guͦtes nút.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
do das gefaͤcht ein end genam.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
321
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
Dauon das sy ist ein substancia, mag si wol genemen vnd enphahen widerwaͤrtigew ding.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1659
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Also mugen auch die creatur weder aine noch alle miteinander die götleichen gütichait gancz in sich genemen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1494
):
es sol auch niemant auf den panrisen [...] holz slahen, darin das vich schaden genemen möcht.
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 69
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 36
.
2.
›jm. etw. nehmen, wegnehmen‹; ütr.: ›etw. aus etw. entnehmen, ablesen, erschließen‹.
Texte religiösen Inhaltes.

Belegblock:

Feudel, Evangelistar
43, 12
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Daz mir myn vater gegebyn hat, daz ist grozer wen ir alle unde nymant mak iz genemen von mynes vatir handen.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
35, 39
(
omd.
,
1487
):
Szo vill ich aúßem buch der erfarúnge genemen kan Eine aúß den mercklichsten vrsachen ist.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Als der rouch binen vztribet, das man ir honic genemen mvge, als vertribet des libes rue gotes vorchte von der sele.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
49, 6
(
els.
,
1362
):
Du maht mir alles min guͦt nemen one Cristum, den maht du mir nút genemen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
hettent alle die túfele und alle die menschen gesworn, sú enkundent in iren friden nút genemen.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Als ich aus der selben erscheynung oder fúrkómung genemen und versteen mag.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
63, 21
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
aus der creatur er mag genemen ain gleichnuͤs oder ain zaignuͤss.
3.
phras.:
sich von etw. genemen
›sich von etw. frei machen‹.

Belegblock:

Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
1347
):
mag er sich dann vor den purgern nicht bereden auf dem haus, und davon genemen, als recht ist, so geit er dem richter i pfunt pfenning.