erforschen,
V.;
sehr eng vernetztes Bedeutungsfeld.
1.
›etw. herausfinden, feststellen; etw. bemerken, vernehmen, entdecken, aufdecken‹; intrans.: ›nachfragen, nachforschen; sich erkundigen‹; mit Objekt der Person: ›jn. überführen‹;
vgl.  56.
Bedeutungsverwandte:
 1,  2,  2,  3, , , I, 9, ; vgl. (V.) 45.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
j. e
. (absolut);
jn
. (z. B.
den dieb / räuber
)
e., jn
. [wie] (z. B.
fleissiglich
)
e., etw
. (z. B.
die sache / warheit, die dinge / verbrechen
)
e., jm. etw
. (z. B.
das märe
)
e., j. e
. [+ AcI, z. B.
seinen könig verloren sein
],
wan [...], wie teuer / viel [...], wo [...]
.

Belegblock:

Luther, WA (
1520
):
Wilcher dieb odder reuber hats gerne, das er fleyssig erforschet werde?
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
fiel im [doctor] eyn, wie bei seinem pacienten die purgation gewirckt und er sich gehub, zuͦ erforschen.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
Ich erforschete vnd erkundigte mich bey den aller Eltesten.
Gille u. a., M. Beheim
453, 241
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Alle ding waren pald ervorst. | kain purger haimlich reden torst | Gen dem andern.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 153, 13
([
Augsb.
]
1548
):
Es ist Gottes Ehre / ain sache verbergen / aber es ist der Künige ehre / ain sache erforschen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
ervorschent si [di pœsen] ain pœs mærl, daz praitent si gar weit.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Als die Hewnen erforschten iren künig verloren sein.
Mieder, Lehmann. Flor. ;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
142, 2
;
234, 5
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
12, 13
;
2.
›(etw.) untersuchen, erkunden, prüfen‹; auch: ›etw. ergründen‹; resultativ: ›etw. (geistig) erkennen, durchdringen, erfassen‹ (meist bezogen auf Abstrakta, besonders auf religiöse Inhalte); speziell: ›etw. errechnen‹;
vgl.  56.
Gehäuft Texte religiösen Inhalts und didaktische Texte.
Phraseme:
herz und nieren erforschen
.
Syntagmen:
etw
. (Subj., z. B.
die verständigkeit
)
e
. (absolut);
jn
. (meist:
sich selber
)
e., etw
. (z. B.
die bedeutung / [ge]schrift / tageszeit, die heimlichkeit gottes, der natur, das gewissen / leben, übel und gut, die waschwerke / worte, tiefen dinge
)
e., etw. von jm. e., etw
. [wann, wie] (z. B.
täglich / genau / übertreflich, aus erkundigung e. S., mit fleis und ernst
)
e., j. e., wie [...]
.
Wortbildungen
erforschlichkeit
wohl ›(geistige) Erkenntnis‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Dann es hat noch nie kain Philosophus koͤnnen erforschen und beschreyben, was der windt sey.
Ebd. (
1525
):
so wir die schrifft genugsam erforschet und durchwuͤelt hetten.
Ebd. (
1538
):
je weiser und kluger die leuthe sein, je mehr wollen sie in gottes sachen alles wissen, verstehen und erforsschen.
Ders. Hl. Schrifft.
Offb. 2, 23
(
Wittenb.
1545
):
ich bin / der die nieren vnd hertzen erforschet
[
Mentel
1466:
ersuͦchent
; nd. Bibel 1478:
vndersoeken
].
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Es sind aber [...] drey reyen der Zahlen / deren 2 werden bekand gegeben / die dritte ist zu erforschen.
Der ander wichtige Nutz ist / das man unter vorgegebener Elevation [...] die tages zeit in von mittag gezehlten stunden und minuten erforsche.
Langen, Myst. Leben
170, 22
(
nobd.
,
1463
):
Zw dem ersten so sullen dy krancken fleissigklichen erforschen [...] ir leben.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Wan es ist gros erforschlikeit | Gocz heimlikeit seczen ein zil.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
alle die teütschen namen, da mit die mensche genennet werden, solten die teütschen seligklich vnnd künstlich studiern vn̄ jre bedeütūg erforschē.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Aristotiles spricht, daz ain vorscher, der die haimlichait der nâtûr ervorschen wolt, legt hüenrair under ain küssein und sprach, [...].
[der pischof] schol [...] mit weisem vorbetrahten ervorschen übel und guot und dar nâch rihten.
Höver, Bonaventura. Itin. A
37
(
moobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Wann der sin des leibs der dient der verstënttikayt, dye da vernüfftikleich erforschet, oder dye trewlichhen glaubt, oder verstënttigkleychhen contemplyert oder speht.
ders. Hl. Schrifft.
Ps. 139, 1
;
Pred. 7, 25
;
Mayer, a. a. O. ;
Dienes, E. Gros. Witwenb.
24, 13
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
28
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
416
;
Höver, a. a. O.
397
;
Vgl. ferner s. v.  11,  1, ,  1.
3.
›jn. / etw. aufspüren, ausfindig machen‹;
vgl.  6.
Bedeutungsverwandte:
 2,  2, ,  1, ; vgl. (V.) 5.

Belegblock:

Luther, WA (
1529
):
da sie Kundschaffer ins gelobte land schickten und des landes gelegenheit, festungen, starcke leute und Riesen erforschen liessen.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
111, 18
(
wmd.
,
1634
):
Sie [Bienen] weit, vnd breit mitt sorgen | Erforschen ihren Raub.
Köbler, Ref. Wormbs
133, 26
(
Worms
1499
):
Setzen vñ woͤllen wir das so gestolen habe solicher masse wie hieuor beschriben erforschet vñ herfürbracht würde.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Wilt sachen erforschen / die nicht zufinden sein.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
Hat er dannoch seines rechten lehenherren nicht erforscht, so sol er bereden mit seinem ayd, daz er seinen rechten lehenherren nicht enwizz.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Der alten und zerbrochen stet und flecken, burgstal, welche von Ptolomeo [...] erzelt werden, hab ich aus fleissiger erkündigung der kraiß und austailung des himels erforscht und erfunden.
Thiele, Chron. Stolle ;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Dirr, a. a. O. ;
Vgl. ferner s. v. .