1
masse,
die
,
2
mas,
die
, auch
das
;
(für
die masse
und
die mas
)
/ massen, mässe
.
1.
›Maß allgemein, nach Länge, Fläche, Volumen, Gewicht bemessene und je nach zu messender Bezugsgegebenheit gebrauchtsadäquat festgelegte Einheit innerhalb eines Systems größerer oder kleinerer solcher Einheiten‹; als Metonymie: ›das Messen, die Messung (als Handlung)‹; ›Maßinhalt‹; ›Meßgerät‹; dazu speziell: ›Senkblei‹; jeweils selten belegt.
Phraseme:
die nasse mas
›Maß für Flüssigkeiten‹;
die trockene mas
›Getreidemaß‹;
die mas vol machen
;
jm
. (z. B.
dem haufen
›Heerhaufen‹)
seine mas geben
›[...] die gebührende Abreibung geben‹ (hierher?; vgl. Beleg ).
Bedeutungsverwandte:
 1, , ,  12.
Syntagmen:
die m. gebrauchen / misbrauchen / erneuern / (ab)fächten / abzimenten / besichtigen / füren / haben / halten, jm. eine m. geben
;
die mas
(Pl.)
gleich sein
;
in m. austeilen, etw. mit der m. abmessen, sich mit massen vergleichen
;
nach der m. zutreffen
;
die kunst der masse
;
die böse / falsche / unrechte / quade / (ge)rechte / gute / kleine / grosse / gebrante
›mit Eichstrich versehene‹
/ gedrükte / gerüttelte / überfliessende m
.;
ungleichheit in den massen
.
Wortbildungen:
masgeld
›Abgabe für das Messen von z. B. Getreide‹ (a. 1460),
mas(ge)zeug
,
maskette
›Kette zum Schnüren und Messen (von Holzladungen)‹,
masmeister
›Aufseher über öffentliche Maße; Marktaufseher‹,
massung
›Vermessung von Grundstücken‹ (a. 1537/8),
maswerk
›Geometrie‹ (a. 1500).

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
5, 418, 25
(
preuß.
,
1494
):
das menn sich mochte vorgleichenn mit tonnenn, mossze, scheffelenn, pfunnden etc., das szy allesamptt gleiche werenn.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
60, 28
(
preuß.
,
1508
):
Hawsgerete: [...], 2 messings becken, 2 kuppern mosz.
Luther, WA (
1535
):
so nur die heuptmaur nach dem mas und bley zutrifft und jnn der richtung bleibt.
Aubin, Weist. Hülchrath (
rib.
,
1539
):
sie sulten in nassen und drugen massen Dicker mass haven und usteilen.
Ebd. (
1547
):
Ich verpiete alle unrechte wege, ungepurliche stege, ungewonliche waßerfluß, falsch gewicht unf boese maß.
Rudolph, Qu. Trier (
mosfrk.
,
1593-9
):
Sollen dabei [...] fleißig acht nehmen, daß alle karcher ihre vollkommene und rechte maßketten wie auch die closter gespann hätten.
Schmitt, Ordo rerum
241, 2
(
omd.
,
1466ff.
):
Mensurale [...] moßgeczug [...] zewg.
v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Si [geometria] heist eyn konst der masze, si weis die zal der straisse | bis an den hemel (ho) bla. | si ist der maisse keren, si (weis) wie wit ein sterren | ye von dem anderen lieffe.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Er ruͤret vier leige mosse die den menschen súllent gegeben werden: ein guͦte mosse, ein zuͦ gegeben mosse, ein getrukte
[
Bechstein
, M. v. Beheim. Evang. Lk. 6, 38:
în gedruckite und zuͦ samen gejagite
;
Luther
1545:
getrückt / gerüttelt
]
mosse und ein úberfliessende mosse.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
und sollte alsdann dem fordristen kaiserischen hauffen auch sein maß gegeben werden.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 286, 6
(
schwäb.
,
1592
):
kain wüert noch jemandts anderer, so meß, maß, gewicht oder ellen zue kaufmanschaz [...] ein- oder außzuemessen [...] gebraucht.
Rot
328
(
Augsb.
1571
):
Mensur, Maß / abmessung / abpfechtung / Eychung.
Bischoff, Steir. Landr. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Wen man begreift an vnrechter mazz, an wag, an ellen, daz sind alles valscher.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1426
, Hs.
15. Jh.
):
so sol es dann mit dem umbgeär, abgemessen werden mit der mass
[hier: ›Meßgerät‹],
die darzu gehort.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1495
, Hs.
16. Jh.
):
Sollen die fleischacker so si ain kue schlachen den maßmaistern ansagen ehe wen si die kue ab der haut pringen.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
ich han in meinen handen | drei gulden pesanden, | dar umb gib du uns di maß
[bezogen auf
salben
],
| das dich got leben laß!
Qu. Brassó
5, 430, 21
(
siebenb.
,
1613
):
wie er [Gott] denn allen Tyrannen ein irten (!) zuo borgt, bis er die Mass vollmacht.
Lau, Qu. Neuß ;
Aubin, a. a. O. ; ;
Brinkmann, Bad. Weist. f.;
Gille u. a., M. Beheim
81, 141
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 218, 10
;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ; ;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
184, 25
;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Rwb f.;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v.  7, , .
2.
›Längenmaß, Maßeinheit, die nach ihrer Länge bemessen ist‹; als Metonymie: ›gemessene Strecke‹; die Handhabbarkeit der Längenmessung erfolgt relativ, man vgl. folgende Reihen bzw. Vergleichseinheiten in den Belegen:
seil, rute, elle, use, handbreit
(zur Grundstücksvermessung) oder
fus, schuh, schrit, trit, gliedeslang, meile, rast
.
Phraseme:
das an der masse (des guten) wäre ein fus
›daß ich einen Fußbreit Gutes getan hätte‹.
Bedeutungsverwandte:
, (
die
), , , , (
die
1, (
die
4,  3, , , ,  2, ; vgl.  2, , ,  3, ,  1,  2,
1
(
der
13, ,
1
 6, , .
Wortbildungen:
masladen
›Maßinstrument, Maßstab (des Schuhmachers)‹ (zum Gw s. ,
der
, 1),
masrute
›Meßrute, Stab, mit dem gemessen wird‹ (a. 1635),
masseil
›ein zur Feldmessung verwendetes Seil von 103 Fuß Länge‹,
mässigung
1.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Die stat eins mazes uz geleit, | Daz drithalb hundert passe treit | Dises mazes lanc zwelftusent.
Mendthal, Geom. Culm. (Hs. ˹
preuß.
,
A. 15. Jh.
˺):
Man sal ouch merken, das dy gemeyne offenbaren mosen, der wir gebruchen yn Prusenlande czu der mose des ackers, synt seyl, ruten, elen, wse vnd hantbreit.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Daz ich nie gutes also vil | Getet, ob ich war sprechen wil, | Daz an der maze were ein vuz.
Helbig, Qu. Wirtsch.
4, 346
(
md.
,
1555
):
wil ich euch nit bergen das man die massen dis orthes gedeylt hat.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1456
):
wan man ein maisseil machen sol, so sol man 103 fueße messen in die lenge, gemeine fueße.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
188, 8
(
thür.
,
1474
):
eyner wunden halbin, dy eyme uff deme kophe gehouwen ist unde darvon dy schepphin [...] eyn maeß genommen habin nayls tiff unde geledeß lang.
Bell, G. Hager
586, 1, 4
(
nobd.
,
1603
):
Der schuster die mas laden nam. | mas jms.
Morrall, Mandev. Reiseb.
27, 7
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
wil ich úch sagen wie lang ain welsche mil sin sol. Sie sol haben tusent mässe.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
die maß der juchartt, [...], in der messigung hett in die lengin ccxxxx schuͦch.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1472
):
deß [messer, tegen] lenger si denn die maß, als die an dem rathaws [...] gemalet ist.
Rot
336
(
Augsb.
1571
):
passus, Ein schritt / ein maß die fuͤnff schuͦch oder pedes begreifft / oder zwen gressus / das ist für tritt.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
19, 3
(
noobd.
,
1347
/
50
):
so waiz ich niht, ob man daz moz
[im Kontext:
fus, meile, rast, schrit
]
uberal in Romischem reich heldet.
Helbig, a. a. O.
5, 13, 1
;
3.
›Maßstab, mit dem etw. / j. (hier im ütr. Sinne) gemessen wird‹; an 2 anschließbar.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 4, .
Syntagmen:
die m. weit machen / nemen / einschlagen, jm. eine m. geben
;
das gemüte eine m. sein
;
ein engel / got js. m. sein
;
mit der m. etw. messen, jn. ausmessen / bezalen
;
die m. gottes, der gerechtigkeit / minne / verständigkeit / notdurft
;
die gute / unfelende m
.;
die setzung der masse
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Hat man das Maß zu weit genommen / so muß mans einschlagen [...]. Herrn machen das Maß jhrer Gerechtigkeit jmmer weiter / vnd den schwechern desto enger.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wen die schrift daz maß treit | Mit dem Got die nuwen stat, | [...] | Mezzen liez mit sulchen witzen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ieglîcher engel, der eines tröpfelînes mê von gote hât enpfangen dan der ander, der ist stat und setzunge der andern, und der oberste engel ist stat und setzunge und mâze aller der andern, und er ist sunder mâze
[›unmeßbar‹].
Aber swie er ist sunder mâze, sô ist doch got sîn mâze.
Feudel, Evangelistar
108, 15
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
mit der maze do ir mich mete uz mezzet do sal man uch mete wedir mezzen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
26, 13
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Geometrica, der erden brüferin, schetzerin und messerin, hilfet da nicht mit irer unfelender maße, mit iren rechten abgewichten.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
so sprach das ewangelium von einer guͦten mosse. Dise mosse das ist des menschen gemuͤte: do mit wirt gemessen.
Wan Got der misset dise wirtschaft mit der mosse der minne.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
406, 4531
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
117, 7
.
4.
›Flächenmaß (im Bergbau), und zwar diejenige Maßeinheit, in der Grubenfelder vermessen und in einem damit einhergehenden Verfahren zugeteilt werden‹; als Metonymie: ›Grubenfeld‹; die ungefähre Länge und Breite wird in einzelnen Quellen mit 28 oder 42 Lachtern (s.
1
 1) angegeben.
Omd.; bergbaubezügliche Texte.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  1,  4, ,  1.
Syntagmen:
die m. aufnemen / (aus)messen / bestetigen / einbringen / bauhaftig halten / erbauen / gestatten / verlehen / verlassen / zustellen
;
die massen im lehenzettel ausgedrükt sein
;
der masse begeren / bitten / gebrechen
;
der gang einer m. fern sein, entgegen fallen
;
ein stollen in einer m. sein, jm. in den massen erz bescheren, den schacht / stollen mit massen fertigen, die verleihung mit
[einer Anzahl]
massen geschehen, das ort durch die massen treiben, die verliehene m
.;
der zwiespalt der massen
›um die
massen
‹.
Wortbildungen:
maspfenning
›Honorar für die Vermessung eines Grubenfeldes‹.

Belegblock:

Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
, Hs.
15. Jh.
):
Der vinder sal ym [bergmeister] geben syne mazpfennige, das synt vier schillinge.
is ensy denne also vil, das dy maße trete czu deme vorgemessinen berge; do mus der maße gebrechen.
Ebd. (
1499
/
1500
):
Alzo das die entplosten genge oben am tage dem hawptgange ader vorlyhen masen fern gnugk wern unnd doch in der tewffe, [...], denselbigen vorlyhen gengen und maßen entkegen zu nahent sein und fallen wurden.
Ebd. (
1500
):
auff waser gengen und cluften und in welcher art, mit wieviel massen [...] dye verleyhung geschiedt, soll der bergkmeister dem aufnemer eyn bekentnuszedel geben.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
58, 1
(
omd.
,
1450
?):
Wurde man begern snuͤre und maße zcu messen, daran hat der bergkmeistere seyne gewonliche gerechtikeith.
Ebd.
74, 11
(
1563
):
man soll von einem lehen, es sey fundtgrub allein oder aber beyde negste maßen 2 gr geben.
Ebd.
84, 37
(
1559
):
ob auch derjenige seine maßen die er bestetigen will, einbringen magk.
Ebd.
96, 14
(
um 1559
):
hierinnen sol sich der berckmeister, wo die maßen im lehenzettel nicht außgedruckt, nachn berckbuch richten.
Ebd.
133, 13
(
1616
):
Alle fundgruben, massen und stollen, so in der klage begriffen und namhaftig gemacht werden, helt die klage bauhaftig biß zur zeit der hülfe.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1480
):
alde vorfallen schechte und stolle zu fertigen, [...], wo wy und wenn sie das [...] erkennen werden, [...], mit erbstollen lehnschafften und mossen.
Ebd. (
1528
):
welche funf mass er im nach berckordnung ausmessen und [...], zu irem besten nutz erbauen mag.
Ebd. (
1538
):
Dozu hot er aufgenuhmen dem stollen zugut 12 lehen oder mossen in hangendes liegendes im frey feld.
Ebd. (
1548
):
Dorgegen sollen die ehegedochten gewercken [...] dasselbige lenngordt treiben helfen durch ire mossen dieselben fierunge bis an die schnure der herrn Fugger, idoch mit diesem [...] vorbehalt, wo gott [...] den herrn Fuggern erzt bescherte in iren mossen, [...] soll [...].
Löscher, a. a. O.
105, 27
;
117, 26
;
Helbig, Qu. Wirtsch.
5, 47, 36
;
Wutke, a. a. O. ;
Piirainen, Igl. Bergr.
30, 2, 16
;
Veith, Bwb. .
Vgl. ferner s. v.  2.
5.
›Hohlmaß für Flüssigkeiten, Flüssigkeitsmaß (von allem für Wein, auch für andere Flüssigkeiten sowie Öle, Fette)‹; als Metonymie: ›konkretes Exemplar eines solchen Maßes‹; darunter: ›amtlich gültiges Normalmaß‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  4, , ,
2
,  2, , (
das
).
Syntagmen:
eine m. aussaufen, die (alte) m. schenken, die m. besehen / angiessen / eichen, jm. eine (rechte) m. geben, x m. ausschreiben
, [wohin]
tragen
;
15 m. an den eimer geben, 100 m. einen saum tun, aus
[etwas Kleinem]
x m. werden
;
wein mit (falscher) m. schenken
;
x m. saft / kindsharn, die m. öles / wassers, des schmalzes / weines
;
die falsche / geschworene / grosse / rechte / volle / ziemliche m
.
Wortbildungen:
masmeiel
(Gw über mhd.
mîol
›Pokal‹ aus mlat.
miolium
, ital.-lomb.
miola
),
masschauer
(16. Jh.).

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Unde galt di maß des besten wines zu Limpurg echte alde haller.
Jürges u. a., Waldecker Chron. (
wmd.
,
1546
):
2 große schenkebierkannen zimlicher masse, 1 clein bierkanne.
Rueff, Rhein. Ostersp.
444
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
Ich han dick ane underlaiß | win geschanckt mit falscher maß.
Dedekind/Scheidt. Grob.
186, 33
(
Worms
1551
):
Daß sie [geste] gemeinklich tragen mit / | [...] | Jeder des besten weins ein maß.
Feudel, Evangelistar
114, 9
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
„wy vil bistu myme heren schuldik?“ Do sprach her: „hundirt maß oliz.“
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
52, 7
(
osächs.
,
1542
/
70
):
Ein ider wein- und birschenke sal einem iden, der wein und bir bei ihm holen lest, recht volle mas geben.
Keil, Peter v. Ulm
51
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Nym wegreich-saft vnd nachtschatten-saft ein wenig mynner wenn j moß.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Wenn ich schon auff ein seidlein gehe, | So wern darnach vil maß darauß.
so offt du rauff tregst zwo maß Wein, | So schreib drey an für den vnlust!
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
die lign im Sauß, | [...] | Sauffen gantz Maß in eim Zug auß.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
umb den win: ein mosß sol han vier pfunt swer, hundert mosß süllent tuͦn einen soͮm.
Sudhoff, Paracelsus (
1536
):
so schüt darüber zwu maß kintsharn oder von einem roten menschen.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen Var. (
halem.
,
1473
):
Und sol man menglich uf dem land die alten maß schenken.
Bastian u. a., Regensb. UB
26, 11
(
oobd.
,
1352
):
das wir ain maz hie haben suͦllen und wellen, das man allen leuͦten geben sol bei nacht und bei tag, [...]. Und der suͦllen gen 15 an den emer.
Foltz, UB Friedb. ;
Dinklage, Frk. Bauernweist.
18, 13
;
72, 1
;
104, 34
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
6.
›Hohlmaß mittlerer Größe für schüttbare Bezugsgegenstände wie Getreide‹; seltener für: ›Mehl, Viehfutter‹; vereinzelt auf den Menschen ütr. (s. u.
Mayer
).
Phraseme:
˹
die gehäufte / geebnete / gestrichene / überstreichende
›mit einem Stab abgestrichene‹
m
.˺, jeweils bezogen auf die Füllung eines konkreten Maßbehälters;
die harte mas(se)
.
Syntagmen:
die m. haufen / streichen
;
1 malter 1 m. gelten, 4 mässel 1 vierteil bringen
;
das treide in einer m. abschütten, futter in einer m
. [wohin]
bringen, etw. unter eine m. setzen, zu einer m. messen
;
eine m. gersten / weisses / weizen, die m. voller heiligkeit, x m. vol gülden ring, die m. gomor, die culmische / heidelberger / limburger / würzburger / steirer m., die gefachte m
. ›in Holzlatten eingefaßter Behälter‹,
die gerechte / grosse m
.
Wortbildungen:
masmetze
,
masschaft
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Offenb. 6, 6
(
Wittenb.
1545
):
Ein mass Weitzen vmb einen grosschen / vnd drey mass Gersten vmb einen grosschen.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
dure jar, also daz ein malder korns Limpurger maßes galt funf punt haller unde zwene tornose.
Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
,
v. 1563
, Hs.
1589
):
Da weysen wyr vor recht 44 malter habern alde Boecher maß, 6 somber vor das malter, geheuft maß.
Thür. Chron.
8r, 10
(
Mühlh.
1599
):
Er sandte auch drey Maß (welche man Sester heist) voll guͤlden Ringk / gen Carthago.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Noch nîmant intzundet eine lucerne und setzit si undir eine mâz
[
Froschauer
1530:
vierteil
;
Eck
1537:
metzen
;
Luther
1545:
Scheffel
].
Mon. Boica, NF.
2, 1, 189, 20
(
nobd.
,
1464
):
die eegeschriben guter alle geben auch mawszmeczen gen Onolczspach 8½ meczen korns.
Ebd.
291, 7
:
das die obgeschrieben bawern [...] haufen ein masz und streichen das ander.
Voc. Teut.-Lat.
ff vji
(
Nürnb.
1482
):
Sumerin scheffel mutt maschaft. modius.
Ebd.
x viijv
:
Mut. modius oder mastschafft od’ mastpaum.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
O höste | Der tröste, | Gnaden reichs vas, | Gehaüfte maß | Vol aller heilikeit
[Bezug auf
Maria
].
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Wilt du nu ein inwendig mensche werden, so muͦst du vor haben ein úberstrichende mosse.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
alsust lest es ein maß durch alle die haubt. [...] vnd die súne israhel [...] lasen. einer mer der ander minder: vnd massten zuͦ der maß gomor
[Var. 1475
2
ff.:
drey metzen
].
UB ob der Enns (
moobd.
,
1377
):
das man vns dovon raichen [...] schol [...] Zwaintzk metzen habern geebenter mazz.
Hör, Urk. St. Veit
180, 22
(
moobd.
,
1414
):
Dez sind czehen metczen haberns hertcz mazz.
Spechtler u. a., Frnhd. Rechtstexte
1, 194, 2
(
moobd.
,
1524
):
Sollen die wierdt aim yeden Gast / [...] / das Fueter nach ainem gleichen gefachten maß [...].
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
auch pringent viii mässel ain görtz, item vi mässel i viertail, item vi gortz i mut, item viii viertail auch ain mut allerlei traid.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
213, 38
;
Kollnig, Weist. Schriesh.
83, 21
;
Bechstein, a. a. O. Lk. ;
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
36, 39
;
Barack, Zim. Chron. ;
Fuchs, Kart. Aggsbach ;
Bischoff u. a., a. a. O. .
Vgl. ferner s. v.  6,
2
 1,  9.
7.
›Silben-, Versmaß, Zeit- und Akzentgliederung poetischer Sprache‹; ütr. auch auf einen Bauchwind.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
.

Belegblock:

Opitz. Poeterey
8, 25
(
Breslau
1624
):
inn dem sie so viel herrliche Spruͤche erzehleten / vnd die worte in gewisse reimen vnd maß verbunden.
Ebd.
17, 13
:
wollen wir [...] vom maße der sylben / Verse / reimen / [...] reden.
Gille u. a., M. Beheim
63, 13
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Kan er die chunst | aus herczen prunst | recht masse geben, | Nach singens vall, | silmen und czall.
Klein, Oswald
26, 76
(
oobd.
,
1427
):
der ander hielt | den bomhart niden mit der langen mässe.
Nyholm, Füetrer. Gralepen
2414, 2
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Istt das werck nicht aus pündig | mit silben zal und mass.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
18, 4
;
Opitz. a. a. O.
22, 35
.
8.
›genau abgemessener Lauf der Himmelskörper; Lage, Welt; Tageslauf‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  6,  3b.

Belegblock:

M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Jenes [Mond] seine Maaß ist mehrentheils gleichfoͤrmig.
Niewöhner, Teichner
448, 17
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
dw werlt hiet ye also geswebt | und belib auch in der mazz.
Klein, Oswald
16, 19
(
oobd.
,
v. 1407
):
das freulin schalt in sere: | „her tag, ir künnt nicht ere | bewaren inn der mass“.
9.
Maßeinheit für weitere Bezugsgegenstände, z. B. für Färberwaid, Gold, Salz, Erz, Fische, Mist; vereinzelt belegt.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.

Belegblock:

Helbig, Qu. Wirtsch.
3, 138, 37
(
md.
,
1491
):
czu sulcher Schaczunge [...] in sunderheith szo der weithgast eyn mosz weith eyngibet muss der tuchmacher [...] eynn werck bestellen.
Ebd.
143, 27
(
1575
):
daß das Maß
[beim
keüffen
von
Waidt
]
geschott, und der Borte mit einem Ballen hoch besatzt und darnach gleich ausgeebnet werde.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1455
):
so die massen
[des
goltslegeramptes
]
niet bij gelijchem gewijchte, slage ind siegelonge gehalden ind regiert werden.
Lippert, UB Lübben
2, 193b, 2
(
osächs.
,
1523
):
12 ar. g. Peter Herman gegeben vor sein burgerecht, tenetur ein maß saltz.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1518
):
sal er uns dieselb ertzt kyess ader metall, [...], die czehendt moss in unser kamer ze geben [...] vorpflicht sein.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 266, 26
(
nobd.
,
1464
):
Und gibt davon alle jar 8 masz gruͤndeln und 4 schock krebs.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
das vierteile des maß
[
Luther
1545, 2. Kön. 6, 25:
Kab
]
des mistes des kropffs der tauben vmb
.
v
.
silbrin.
Loesch, a. a. O. f.;
Lippert, UB Lübben
2, 233a, 1
.
Vgl. ferner s. v. .
10.
›Maß, Ausmaß, Umfang von etw., das zwar als bemeßbar gedacht / geglaubt / gewünscht wird, sich aber der physikalischen Messung entzieht und tendenziell unsagbar ist (vgl. die Fülle von Verbalabstracta unter Synt.); Gestaltungs-, Entfaltungs-, Möglichkeitsraum e. S. / P.; unermeßliches volles Ausmaß e. S.‹; mit Tendenz zu ›Grenze, Ausdehnung‹ (vgl. 12) sowie zu ›Art, Weise‹ (vgl. 16).
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
got die m. vortichten
;
jm. m. gesezt sein
;
etw
. (z. B.
das alter, die vernunft
)
m. haben sollen
;
etw
. (einen Grubenanteil)
in der m. aufgeben, als [...], sich nach seiner m. abziehen
;
die m. der bosheit / klage / liebe / volkommenheit, des leibes, der kräfte / werke, nach massen des begreifens
;
das rechte m
.
Wortbildungen:
massehäftig
›einem Maß unterworfen‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Sin swert muz sie sniden | [...] | Durch die ganzen mazzen | Des libes in der sele mark.
Got hat die maze vor geticht | In sinen hosten graden | Der gotlichen genaden.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
in welher mazz man got dienen sol. von dem spricht sand Augenstin.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
nu gib mir wislich gemute, | du dristrenge endelose reif, | den noch nie maze obirgreif | an der breite noch an der lenge.
Helbig, Qu. Wirtsch.
5, 15, 19
(
md.
,
1476
):
Mathes Jür [...] hat alda [...] auffgegeben ein sechczehenteil in der gruben, [...], in aller der masse vnd gerechtikeit, als der selbige sechczehenteil an in komen.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Aller hande alder und aller hande vernunft sollen ir rechte masze haben.
daz ein ieclich suster ubir die mazze die ir gesatzit ist etwaz unseme herren opfere von irme eigenen willen.
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 16, 3
(Hs. ˹
omd.
/
schles.
,
14. Jh.
˺):
ich binz ein understant, in der gewelchet sint | die dri und doch mazheftic kunden werden nie.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
2, 7
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Das erste ist, das er sich noch seiner maße abczihe von allen andern dingen.
Ebd.
16, 74
:
wann sie werden alle czusamen kümen in einen volkomen mann in die maße der volkumenheit des alders christi.
Gierach, Märterb.
4529
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
sam weibes dy chindes genist. | niemand mag gehaben dy mazze | ir laid, ïr chlag.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 1953
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
her vmbe stúrtzet er [got] in v́ns sin gaben, nach maßen vnsers begriffens.
Matthaei, Minner. I, (Hs.
15. Jh.
):
die liebe ir groz gewalt do maz, | in der mazz er sus belag.
Bauer, Geiler. Pred.
94, 16
(
Augsb.
1508
):
Lieber herr ich las mich dir gantz. wann ye me ich mich steüre. auff das maß meiner werck ye mer es mir weicht.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
in der weis sam diu fledermaus flügel hât in irr mâze.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
119, 45
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
vnd [dew lieb gots] furt sew ain sulchew lieb, daz sy halt nicht merchent dew mass irr chreft.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
21, 12
(
tir.
,
1464
):
In welcher mass die menschen zu ëren sein.
Ebd.
25, 13
.
11.
›Perspektive, in der eine Bezugsgröße zu einer anderen, den Maßstab bildenden, steht; Verhältnis des Einen zum Anderen‹.
Bedeutungsverwandte:
 10, .
Wortbildungen:
mäslich
1 ›klimatisch relativ warm, gemäßigt‹.

Belegblock:

Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Sol man einem einen roc snîden, man muoz in machen nâch sîner mâze.
Voc. inc. teut.
r viijr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Ordeliche mass Anologia.
Kollnig, Weist. Schriesh.
133, 46
(
rhfrk.
, o. J.):
und ist daß ungeld die zehent moß, waß der wein gilt.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Iedoch getruwen wir des daz den susteren in meslichen steden gnugen sollen einir ieclicher sunderliche eine cogele und eynen rog.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
auß der innwendigen feldung 47. gr. 57. m. alß die maaß deß winckels / den der Vertical mit der Ecliptica schleußt.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
um 1500
):
Dornoch sichstu jnn der figur prawn fertzeichnett, jn waß firung vnd mosß daz kin soll sein.
Ebd. (
v. 1513
):
dy kunst der malerey, dy nit alain begert der geometrei vnd arithmetica, vrsprung aller mass, sunder vil mer der ander kunst anhengig kunst der mass, als perspectiua, [..], catoptrica, geodesia, chorographia.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Herr, du [...] hast ellú ding in zal und in masse geschaffen.
Bartsch, Reinfrid (
halem.
, Hs.
14. Jh.
):
ez treit ein klein ameizelîn | nâch sîner mâze, ist mir bekant, | swærer denn ein helfant.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
si [krot] lebt der erden, iedoch mit rehter mâz und wag, wan sô vil und si besliezen mag mit dem vordern füezel.
Klein, Oswald
63, 35
(
oobd.
,
1416
):
bis auf den füss stat mein gedanck, | wie si wol hab die rechten mass.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
35, 6
(
tir.
,
1464
):
Die v̈berflüssig vnd törät lieb die wais vnd erkënt nicht die gerëchtikhait [...], si mangelt der vernuft, si wais der mass nicht.
Rupprich, a. a. O. .
12.
›vorgegebene oder gesetzte Beschränkung, Grenze der Existenz, Wirkungsmacht e. P., Grenze des Denkens und Handelns e. S. / P.; Zurückhaltung, Hemmung‹.
Phraseme:
m. noch ende, ziel und mas, zal und mas
o. ä.;
die mas wird vol
›das Maß ist voll, die Grenze ist erreicht‹.
Syntagmen:
eine m. haben / halten / setzen / übergehen, keine m. bedenken, die sele m. haben
;
keine m. e. S
. (z. B.
des goldes
)
sein
;
ane m. fressen, jm
. (z. B.
got
)
etw. ane m. geben
›anheimstellen‹,
die klarheit ane m. ausscheinen, die abgescheidenheit (nicht) ane m. bleiben, aus der m. bedenken, sunder m. auf jn. schiessen
;
der masse ziel
.
Wortbildungen:
masgebung
›Einschränkung‹,
mashalten
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
632, 3945
(
Magdeb.
1608
):
Sie moͤgens jhrs gefallens treiben / | Biß Gott jhn setzet ziel vnd maß.
Oorschot, Spee/Seifert. Proc.
491, 2
(
Bremen
1647
):
O du aller armeste Gaia, waß hastu gehoffet? warumb hastu den ersten Fußtritt zum Gefaͤngnuß nicht alsobald gesagt: du seyest eine Hexe?
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Ob der Pacificator vnmittelbare macht hab friedes Privilegia vnd vnd Cõfirmationes zu geben / vnnd ohne Maßgebung jemand anders dieselbe halten vnd handhaben koͤnne vnd wolle.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Sô enmac kein ûzganc sô kleine gesîn, in dem diu abegescheidenheit müge âne mâsen blîben
(Sinn: ›So lange es einen Ausgang gibt, kann die
abegescheidenheit
nicht ohne Beschränkung bleiben‹).
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
196
(
Köln
1476
):
Jnd schussen dar | Vp dye vyand sunder mayt.
Strauch, Par. anime int.
33, 34
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz Got noch geschepphin mochte, des inkante di sele nicht, wan si ein creature ist di maze hait.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
3, 166
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
do die clarheit sunder maße vs schinet in goͤttelicher wisen.
Roloff, Brant. Tsp.
1998
(
Straßb.
1554
):
O Herr Gott dein barmung ist so groß | Das sie hett weder end noch moß.
so denn die maß voll wirt, so kumpt denn der schlegel, das ist die unhuld Gottes.
Niewöhner, Teichner
564, 472
(Hs. ˹
moobd.
,
n. 1400
˺):
daz si gent durch gantzew glas | und durch mawren, daz chain maz | von ir durchfart wirt bechant.
Klein, Oswald
10, 43
(
oobd.
,
1423
):
was hilft ain man, der vil bedenckt neur auss der mass?
(›die Beschränkungen des Denkens außer acht läßt‹).
Peil, a. a. O.
592, 2720
;
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
279
;
v. Keller, Amadis ;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
50, 10
;
Sermon Thauleri
5rb, 18
;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3840
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Vgl. ferner s. v. (V.),  3.
13.
›Maßhalten als Kardinaltugend, dem Menschen eigene Kraft zur Beherrschung der Triebe, moralisch geleitete Selbstzucht gegen übersteigerte Sinnlichkeit, zur Askese hin offener Vollzug eines beständigen, wohlgeordneten, selbstlosen, bejahenden, bewahrenden, erhebenden Lebens‹, damit zugleich ›Pflicht, das eigene Sein und Handeln nach den Geboten der
masse
auszurichten‹.
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
6, 371
ff.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1,  5, , ,  2,  1, (
die
2, (
das
1,  1, (
die
1,  12,  2, , (
die
123,  23,  8,  1, , mit Nähe zu  4, ,  2; vgl. , .
Syntagmen:
m. haben / halten / leren / walten, in
[sich]
tragen, m. in den werken / worten, im schweigen / sprechen halten, in den begerungen behalten, die minne m. minnen
;
die m
. (Subj.)
sprechen
(personifiziert),
m. aus dem ernst kommen, minne minnen
;
der m. bedenken
;
frau masse
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Die ander tugent waz die maze: | So waz der naturen gezeme, | Daz man daz in der maze neme.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Eyn ielich richtere de sal vier tuͦgende an im han, [...] § de dritte Steticheyt, § de vierde maze.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
TEMPERANTIA. Messigkeit abbruch enthaltung maß abstinentz.
Stackmann u. a., Frauenlob
4, 11, 10
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
Ich Minne minne maze, maze minnet mich, | bescheidenheit ist unser frucht. | wir dri sint niur ein einig wesen, | sie sint in mir und ich in in mit ganzer tat.
Ebd.
5, 25, 12
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
schrib an die stirne: ,hie heldes mut, der maze sol bedenken‘.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
sint vrouwe Maze ziret alle ding, | also di erde hemelischen ring.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
uf daz drite horn machtu setzen temperancia, daz ist: maze soltu haben.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
11, 13
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Ere, zucht, keusche, milte, treue, maße, sorge und bescheidenheit wonten stete an irem [mein ewig selige] hof.
Pyritz, Minneburg
2798
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Dez wart auch in der burg gewar | Waz gesindez waz dar inne: | Daz waz Moß und Rechte Synne | Und Menlich Sterk und Wisheit.
Ebd.
2875
:
Wann welhe fraw in ir treit | Moß, sitikeit und witze, | Die ahtet niht uff ditze | Gesinde daz ich han genant.
Matthaei, Minner. I, (Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
Mit dem kamen die frowen rain, | frow Lieb und frow Trúw, | frow Zucht und Er, die gehewr. | frow Maß und frow Scham, | der frowen aller hoͤchster nam: | die tett frow Mynn lieplich enpfahen.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 690
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Der mensche sol wise halten vnd moße in worten, in werken, in swigende, in sprechende.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
ich bit euch durch die senft vnd durch die maß
[Var. 1475
2
–1518:
senfftmuͤtigkeit vnd maͤssigkeit
;
Froschauer
1530:
früntlikeit
;
Luther
1545, 2. Kor. 10, 1:
lindigkeit
]
cristi.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs.
um 1300
):
sant Bernhart: ,wilt du maze behaltin, so stande in der mitli, wan dú mitli ist ain stuͦl der tugindon.
Adrian, Saelden Hort
1493
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
du solt die siben junkfrowen | in disen tugenden schowen: | geloben, minne, zuͦ versiht, | die drie von gotlicher pfliht | sint sunderlich gefriget; | dis vier sint gezwiget: | mas stœrki, beschaidenhait | in der natur und rehtikait. | die siben tugent riche | soltu uͤben ordenlich!
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Di erste
[von
sechs vrawen
]:
Tzucht, Mazz unde Scham, | Der herre war mit trewen nam; | Warhait, Stæt, mit rainer Tugent, | Di hat er von chindes iugent | Geladen in seinz hertzen schrein.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
daß ir verstand vil zuͤ gering, den hochwichtigen handlungen, [...], maß und ordnung zuͤ geben.
Reissenberger, Väterb. ;
Matthaei, a. a. O. ;
Eichler, a. a. O.
1, 665
;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Bauer, Geiler. Pred.
465, 11
;
Weber, Füetrer. Poyt.
69, 6
;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
69, 4
.
Vgl. ferner s. v.  1.
14.
›der Bewältigung von Alltagssituationen jeweils angemessenes Maß, zurückhaltende Verhältnismäßigkeit, Mittelmaß (zwischen Extremen), kluge Bedachtsamkeit, Augenmaß, abwägendes Urteil, Angemessenheit des Handelns‹; eng an 13 anschließbar, im Unterschied zu diesem aber eher auf die Angemessenheit des Alltagshandelns bezogen.
Phraseme:
mas und wege
›Mittel und Wege‹.
Bedeutungsverwandte:
 3,  6,  34, ,  23, (
die
3, (
das
; s. v. ,
die
), (
der
3, ; vgl. , ,  2.
Syntagmen:
m. halten / üben, in etw
. (z. B. im
bedenken des leidens gottes
)
m. halten, m. haben
(z. B.
im gehen / stehen / schlafen / wachen / beten / fasten / almosen geben / kirchengehen
),
etw
. (z. B.
die gesundheit
)
m. haben, jm. m. zeigen, zu [...], m. e. S
. (Gen., z. B.
der worte
)
haben, walten
;
m
. (Subj.) (z. B. dem
ingesinde
)
jm. gut, das beste sein, js. m. unfrei sein, zu viel m. ungesund sein, die m. in dreien dingen stehen
;
der masse bedenken
;
etw. ane m. tun, es geht mit m. zu, jm. mit m. hute setzen, mit m. etw. trinken
(z. B.
wein
) /
einnemen, jn. mit m. züchtigen, der keuschheit etw. mit m. zueignen, nach der m. leben / metzen, die speise nach der m. nemen
;
die gute / mittele / ordliche / rechte / ziemliche m
.

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
Herr deyn heylig geyst uns nymer las, | der uns geb zu halten rechte mas.
Ders. Hl. Schrifft. Hebr. Vorr.
2434, 4
(
Wittenb.
1545
):
an der Lere / die er [...] geleich einen rechten feinen griff vnd mas zeiget / die Schrifft zu lesen vnd handeln.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
557, 1608
(
Magdeb.
1608
):
Das wird selten odr nimmer gut | Was man ohn Raht vnd masse thut.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wer maß haͤlt der armet nicht [...] Halt maß so stehets desto baß.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Sus wilt maisse aller dinge walden. | Het ir weuere maisse gehalden | [...] | so weirt ir noch in vren eren.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
di maze an dren dingen steit: | an aze an slafe an kleiden.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Aber den kinden den sollen sie alle zuchteliche hude zu sezzen [...] und daz mit mazzen.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Wer nicht hat masse seiner wort, | Der hoͤrt offt, das er nicht gern hort.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Maß halten Maͤssiglich leben / nuͤchtern sein [...] / die Begierde zaͤumen / ein gebissz ins Maul legen.
Gille u. a., M. Beheim
133, 55
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wir mussen ordlich mass han | in slaffen, wachen, gan und stan, | in getrank und der speise, | In vasten und ach peten, | almusen geben, kirchen gan.
Franck, Decl.
338, 17
(
Nürnb.
1531
):
Ich moͤcht vnzallich vill hie herzihen / aber es ist die maß vnd mittel in allen dingen das best.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
so waͤre not, weg und mauss zesuͦchen.
Wiessner, Wittenw. Ring
4223
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Die gsundhait masse haben wil.
Klein, Oswald
4, 42
(
oobd.
,
1421
):
bedenck gots leiden tieff | auf baren knien, ouch halt darinn ain mass.
Ebd.
18, 77
(
1416
):
Won ich ir bei, so ist unfrei mein mitt und mass.
Ebd.
32, 23
(
1423
):
ain jeder metz nach seinem lehen mit der mass.
Lappenberg, Fleming. Ged. 518, Nr. ;
Rosenthal. Bedencken
43, 2
;
Jahr, H. v. Mügeln
1665
;
Franck, a. a. O.
347, 28
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 6, 17
;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Roloff, Brant. Tsp.
2090
;
Wiessner, a. a. O.
2932
;
4889
;
Leisi, Thurg. UB
8, 2636
;
Bauer, Geiler. Pred.
104, 2
;
Tpma
8, 135
(223).
Vgl. ferner s. v.  2,  2.
15.
›gegliederte, gleichsam abgemessene Ordnung der Welt, der Natur, des sozialen Zusammenlebens‹, damit zugleich: ›Gebot zur Beachtung der Ordnung durch regelkonformes Verhalten sowie dieses selbst‹; auch: ›angemessene Strafe‹.
Bedeutungsverwandte:
 1 (mehrfach).

Belegblock:

Luther, WA (
1537
):
der Bapst lieber wolt die gantze Christenheit verloren und alle Seelen verdampt sehen, ehe er sich oder die seinen wolt ein wenig reformieren und seiner Tyranney eine mas setzen lassen.
Köbler, Ref. Nürnberg
155, 2
(
Nürnb.
1484
):
Es wurde dañ scheinperlich fuͤrpracht. das die maß vnd ordnu͂g der execucion nit gehalten.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
1525
):
daselbst die gesandten mit dem fursten uff ain maß (komen), welicher gestalt man sein furstlich gnaden mit ainer anzal einlassen wöllt.
Goldammer, Paracelsus
7, 178, 22
(
1530
):
dieweil nun Christus die ehe gebotten, darin hat er der natur ir maß geben.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
er waͤre [...] obrister richter, si haͤttid im sines inritens kein wis und mauss zegeben.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1555
):
solchs stet uns nit zuͤ verantworten, haben auch der kay. mt. nit maß oder ordnung zuͤ geben.
Ebd. Anm. 1 (
1555
/
61
):
die [gnad] inen mit solcher straf, maß und ordnung [...] widerfaren.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1001
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Also nach der mazze ist ain got der aller creatur ausrichter vnd schikcher ist.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Dieweil maß und ordnung geben einem regirenden herren, wie er regirn sol, ist wol ein schöns groß ding.
Eis u. a., G. v. Lebenstein
42, 8
(
oobd.
,
1. V. 15. Jh.
):
Welch junkfraw ir cranckait zu vil hab, [...], die nem lilgen wasser [...]: so gewint sie die cranckait zu rechter maß.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ;
Mone, Adt. Schausp. .
16.
›Art, Weise, wie eine Bezugsgröße gestaltet, ein Sachverhalt beschaffen ist, ein Vorgang verläuft, e. P. handelt‹; hohe Phrasemaffinität, offen zu 17.
Phraseme:
was mas
›in welcher Weise‹;
angeregter
›angedeuteter‹
/ obgesezter
›obiger‹
/ vorgeschriebener masse
;
in vorgemeldeter mas
;
auf nachfolgende mas
;
auf einig mas
›auf irgendeine Weise‹;
auf (die) mas, wie [...]
›so, wie [...]‹;
(in) gleicher masse
›ebenso‹;
in anderer masse
›auf andere Weise‹;
in keiner masse
;
(in) etlicher mas
›in mancher Hinsicht; einigermaßen‹;
in der masse, das [...]
›so, daß [...]‹ oder
als / sam [...]
›als ob [...]‹;
in solcher masse, das [...]
›solchermaßen‹.
Bedeutungsverwandte:
(
die
12, ,  1, (
die
3,  1, , .
Syntagmen:
die m. e. S
. (z. B.
der warheit
)
wissen
;
etw. in dreierlei m. geschehen, jn. in seiner m.
›so wie er ist‹
leiden
;
die m. der tugend / versuchung
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
juxta formam. Nach form gestalt maß weiß weg manier.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Daz sie [engel] der sêle glîchent etlîcher mâze, daz ist an bekantnisse und an minne.
Goedeke u. a., Liederb. (
1521
):
daß uf einig maß | ich anders sei gegangen.
Foltz, UB Friedb. (
Frankf.
1367
):
das der [lantfride] blibe stende in der mazse alse der alde lantfride vore stuͤnd.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
He [...] hatte [...] einen bescheiden mont mit glefsen etzlicher maße dicke.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Mainz
1605
):
Nach der Priesterlichen Benediction mag man auch mit einem Gesang obgesetzter massen beschliessen.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Eyn man gebit syme wibe alle syn gut noch syme tode tzu tune vnd tzu lossene in sulchir mosse. Ab sy ane man blibe. so [...].
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
3, 13
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
kurz und lustsam was mir alle weil, tag und nacht, in geleicher maße freudenreich.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
72, 10
(
omd.
,
1487
):
dÿe gröpliche [...] gewanheitt da mitt leÿder [...] vnser landt [...] Jn etzlicher masse gepflagett.
Sachs (
Nürnb.
1533
):
Sie eylet dich in keyner moß.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
die schuͦler soltent [...] priesterliche ordenunge verkünden mit schoͤnen gedihten, der priester unordenunge stroffen und offenen in der mosß, das ein yegelicher bekante sin unreht.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
die verwundung geschicht in drierley weg oder maß.
vnd ein puluer dar vß gemacht vnd in vorgemelter massen gebrucht.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1487
):
ir becleidung solicher maͧß zuͦzerichten, das die zuͦ vollkommem bedack ir scham [...] dienet.
Argovia (
halem.
,
1568
):
soll doch der mann nützit dester weniger sin erbrecht haben [...], glicher môsz als ob sy mit einanderen hushäblichen gewonet.
Morrall, Mandev. Reiseb.
139, 1
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
die gewand sind in soͤlicher mäß gewúrcket, wer [...].
Sappler, H. Kaufringer
14, 522
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
si legt sich zuo dem küng vil leis | in der maß und in der weis, | sam si die recht küngin sei.
Brandstetter, Wigoleis
195, 9
(
Augsb.
1493
):
Wigoleis wolt nicht vnd hielte jr sein fürnemen solicher maße für daz sy doch zuoletst darein verwilliget.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
was ratschlag und maß sich die röm. kay. mt. [...] umb erhaltung fridens, ruhe und ainigkait willen [...] entschlossen.
Darauf ist [...] ain kurtze vermanung, ungeverlich auf nachvolgende maß geschehen.
Ebd. Anm. 5 (zu
1563
):
hat ain e. rat [...] erkant, daß [...] die straff und execution aller gmachten ordnungen, [...] bevolchen werden soll auf maß, form und weiß, wie nachvolgt.
Ebd. (
1536
):
sie [frau] wollt (sich) auch, [...], ainer zunft brauch und ordnung (gemeß) halten in aller maß, als ob ir mann seligen noch im leben were.
Niewöhner, Teichner
439, 45
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
da von sol ein maister leiden | yeden man in seiner masz.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
75, 83
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Etleich [...] sint pesunderleich sich muͤent vntuͤgentleichen zu gotleichen offenparung vnd zaichen, das da ist ain mass der versüchung gots.
Ebd. Quästio
193, 190
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
wye gar nucz es ist, das man wiss [...] dy recht weys, mazz vnd gestalt der warhait der rechten tugent.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1494
):
wer aber ainen solhen lantschadhaften menschen in vor geschribner maß nicht beschrir noch anviel.
v. Ingen, Zesen Rosenw.
116, 11
;
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
244b, 21
;
v. d. Lee, a. a. O.
14, 28
;
17, 1
;
Küther, UB Frauensee
155, 1
;
Stackmann u. a., Frauenlob
9, 8, 16
;
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
13, 40
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
31, 32
;
Moscouia
B 4r, 15
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
17.
phras. in festgewordener Kasuskonstruktion oder mit Präp.; frequenter, teils polysemer Gebrauch; die Reihenfolge der Belege richtet sich nach der Reihenfolge der einzelnen Konstruktionen:
  • der mas / massen
    ›so‹; ›durchaus‹; ›als solche‹;
  • ane (alle) masse
    (vereinzelt:
    massen
    ) ›überaus, übermäßig, außerordentlich; maßlos; unermeßlich‹; im einzelnen z. B.:
  • ane masse edler
    ›viel edler‹;
  • ane masse gerner
    ›viel lieber‹;
  • ane masse wund
    ›schwer verwundet‹;
  • ane alle masse mer
    ›unendlich mehr‹ (dazu bdv.: );
  • aus der massen / aus masse
    a) ›überaus, außerordentlich‹; b) ›entsprechend, gemäß‹;
  • bei der masse / um die masse
    ›ungefähr; etwa‹;
  • in (der) mas
    ,
  • in massen
    ›so wie; solcher Art; in einem Zustand, in der Weise‹;
  • nach der mas / massen
    ›dermaßen, je nachdem, nach Lage (der Dinge)‹;
  • sonder mas / massen
    ›übermäßig, über Gebühr‹;
  • über die mas / massen
    ,
  • über alle mas
    ›übermäßig, überaus, außerordentlich‹;
  • um die masse
    ›um die Zeit‹;
  • zu massen
    ›kaum‹ sowie ›durchaus, recht, richtig‹;
  • zu mitler mas
    ;
  • zu mas / massen kommen
    ›erst richtig zum Zuge kommen, eingreifen‹.

Belegblock:

Zu
der mas / massen
:

Knape, Messerschmidt. Bris.
3, 19
(
Frankf./M.
1559
):
nit den frechen jungen Junckherren / (die nit der massen
[›so‹]
als er / aufferzogen [...]).
Wyss, Luz. Ostersp.
9772
(
halem.
,
1545
):
bym grab wend wir der mas
[›durchaus‹]
sorg han, | er muͦss gschwinnd sin, wil er erstan!
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
sind drey stet zu den fursten in das velld komen, sich der massen
[›als solche‹]
auch erkannd.
Vgl. ferner s. v.  3.

Zu
ane masse(n)
:

Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ez [lîden] enrüere got âne alle mâze mêr
[›weit mehr‹]
dan den menschen.
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 304
(
noschweiz.
,
15. Jh.
):
Sichest du nit, daz gnad in jm ist on maͮsse
[›unermeßlich‹].
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
45, 1
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Des erschrack gar ser an massen | Priamus und sein her.
Strauch, Par. anime int.
27, 27
;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. .
Vgl. ferner s. v.  1,  1.

Zu
aus der massen / aus masse
a):

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Valde. Vast hefftig mechtig [...] seer vberauß [...] auß der massen.
Karnein, Salm. u. Morolf
96, 5
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
dem richen kunig Foren | dem wart sie [kunigin] ußer massen holt.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
21, 5
;
Pyritz, Minneburg
1941
;
2358
;

Zu
aus der massen
b):

Stackmann u. a., Frauenlob
8, 2, 10
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
Treit er der reinen vrouwen pris | mit manheit wis, | blüt im uz maze ganzer milte ein ris.

Zu
bei der masse / um die masse
:

Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
nyet lange ouer eyn virdel Jars of vmb de maisse So sante der rait [...].
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
2. H. 15. Jh.
):
In dem jar 1372 oder um die maße da [...].
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
das lieff in einem kothe, [...], wol uff 200 und 45 alde schock bey der masse.

Zu
in (der) mas / in massen
:

Luther, WA (
1530
):
Jn der mas
[›solcher Art, in sofern‹]
ist alle welt vol glaubens.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 16. Jh.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
storben si an den drusen, unde wen daz aneging, der starp an dem dretten dage in der maße
[›ungefähr, etwa‹].
Ries, Rechenb.
A 4v, 4
(
Erfurt
1522
):
Wiltu probirn Ob du recht gemacht hast / so nym eyne zal nach der andern von d‘ heubtsum / in masen
[›so wie‹]
du si auffgelegt hast.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
ein frow, die wile si in der maß
[›in einem Zustand‹]
ist, das si fuͥr die tuͥr vß gan mag vnd einen fuͥrsprechen uordren, dero sol man ein gericht fuͥr die thuͥr machen, vnd die sol vnd mag denn ir guͦt geben vnd ordnen in der maß
[›so‹],
als si ouch das uor gemeinen zweihunderten teͣte.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
ich sprich in mass
[›so‹]
wie vor, doch so hört.
Luther, a. a. O. ;
Küther, UB Frauensee
266, 17
;
Lemmer, Brant. Narrensch. Vorr.
5
.

Zu
nach der mas / massen
:

Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Den cranken sustern sal man helf geben [...] und ir ielich habe helfe na der mazen der samenungen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
do lannaten
[›
lonen
4‹]
dy Laybacher nach der mas, das man sich erschlueg.

Zu
sonder mas / massen
:

Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
847
(
Köln
1476
):
Der brandt wart groyssz sonder mayssz.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
28, 4
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Du lobest sunder maßen eeliches leben.

Zu
über die mas / massen / über alle mas
:

v. Ingen, Zesen Rosenw.
85, 27
(
Hamburg
1646
):
die Roselinde ist uͤber alle massen hals⸗starrig.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1520
):
Dis pein oberhalben knie ist lang fünffthalben werckschuh und über die maß schwer und fast dick.
Dreckmann, H. Mair. Troja
14, 13
.
Vgl. ferner s. v.  3.

Zu
zu mas / massen
:

Luther, WA (
1530
):
So man nu zum grabe komen ist, [...], da kompt allerest zu mas der heyland Christus, [...] und macht yhr yhren Son widder lebendig.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Sine [Got] wunderwerk zu phlege | Sint sam wege unde strazen | Di uns leitem wol zumazen | Gar lutzel inGotes kunde.
Stackmann u. a., Frauenlob
7, 25, 13
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
Daz clage ich got zu mazen, | daz ich durch der Untriuwen flut | muz gen uf kummerstrazen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
man soll wißen, daß der winter kalt was ze mitler maß.
18.
steht mit Adjektivattribut oder mit gen. explicativus für die Bezugsqualität bzw. die Bezugsgröße des Adjektivs bzw. des Genitivausdrucks; z. B.
erlicher masse(n)
›ehrlich, ehrlicher Weise‹,
mit guter masse
›gut‹,
schreklicher massen, in zweifels mas
›im Zweifel‹.
Syntagmen:
ebener / erlicher / ewiger / feindlicher / gewönlicher / künstlicher / verborgener m
., ins Nhd. jeweils mit
-weise
übersetzbar;
in böser / gebürender / offenbarer / übeltätiger m., mit guter m., nach adelicher m., zu rechter m
.;
friedes m
. ›Friede‹,
leidigung m
. ›Brechung (des Brotes)‹,
in zweifels m., in eines fisches m
.

Belegblock:

Luther, WA (
1532
):
so kompstu mit guter masse dazu, das du auch einen kleinen schalck from machest.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Wenn er seiñ zorn schrecklicher massen | In kurtzem wirt anbrennen lassen, | Wie eine schwere fewergluͦt.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
92, 3
(
Frankf./M.
1568
):
Die Eysern Rohr kan ich eynfaßn / | Jn Huͤltzen Schaͤfft / kuͤnstlicher maßn.
Jahr, H. v. Mügeln
106, 368
(
omd.
, Hs.
1463
):
[Geometria] leret das den keiser gut: | darnach er frides maße tut.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Die baumkreuͤter auch Laub vnd Gras, | Das im Winter vertorben was, | Vernewt sich herlicher maß.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
so will ich noch heut reden drauß | Mit dem König verborgner massen.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1445
):
das er oder sin sun in sollicher boͤser úbeltaͤtiger mosz in dise land solte sin komen.
Chron. Augsb. Anm. 5 (
schwäb.
, zu
1563
):
etliche ratspersonen [...], die ob denselben [ordnungen] halten und die übertretter gepürender und gesetzter maßen straffen solten.
Niewöhner, Teichner
8, 36
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
etleich lebten in zweifels mazz | und die dritten gelaubig waren.
Ebd.
377, 27
:
er lebt in eins viechs maz.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
41, 61
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
laidigung maß nicht mer quellet, | das zaichen bleibet unverzwakt.
Klein, Oswald
111, 42
(
oobd.
,
1436
):
so ist des fürsten [Christus] wesen ain ewig mass
[›die Ewigkeit‹].
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
79, 10
(
mslow. inseldt.
,
1605
):
Das hauß [...] śoll ihr haußwirt ebner maßen, wie die weingärten, [...], genießen.
Luther, a. a. O. ;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. .
Vgl. ferner s. v.
1
 2.