meile,
die
;
oder
-n/-Ø
oder
-n
;
zu
mhd.
mîle
, dies letztlich aus
lat.
mille (passuum)
›tausend Doppelschritte‹
(
Kluge/S.
2002, 610
).
1.
ein größeres, nach Zeit und Raum unterschiedliches Längenmaß, das wohl auf der Grundlage der Entfernung zwischen zwei Rasten bemessen ist;
meile
wird in aller Regel eindimensional, meist als horizontale Strecke (z. B. ›Wegstrecke‹), seltener vertikal als Höhe, vereinzelt zweidimensional als Fläche und in 1 Beleg (
Quint, Eckharts Pred.
406, 7
) dreidimensional als Volumen (Raum) gedacht; in wenigen Belegen fungiert es (ütr.) als Zeitmaß; zu einzelnen Abmessungen s. .
Phraseme:
eine m., manige meile, zwei kleiner meilen, 1 / 100 / 1000 meile(n)
jeweils Entfernungsabgabe, deren (relativer) Wert sich aus der Situation ergibt: ›kurz‹ bis ›unfaßbar lang; immer‹;
(etw.) auf die lange meile schieben
().
Syntagmen:
die m. messen, etw. eine m. inne haben, der leib seine meilen haben, eine stat 5 meilen umgreifen, 8 raste, 3 leug 1 meile machen
;
x meilen fliehen / reiten, auf das mer faren, ein gut x meilen um jn. liegen
;
50 meilen einem grad am himmel antworten, 1 m. 60 acker lang sein, 1 stadium 1 m. sein
; ˹
etw. eine halbe m. gehen
›dauern‹,
etw. gegen 1 meile sieden
˺, jeweils: ›so lange tun, wie man 1 Meile läuft, fährt‹ [hier Zeitangabe];
in meilen und gemerke kommen, der teufel über 1 m. hinweg sein
;
die deutsche / englische / kleine / magdeburgische / rechte / welsche m
.;
mas einer m
.
Wortbildungen:
2
meilung
.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
der Babst [...] wirfft dich vier thausend meyll ihenist der hellen.
Ebd. (
1530
):
wenn sie vom Teuffel hoͤren reden, meinen sie, er sey uber hundert meil hin weg
›sehr weit weg‹
.
Ebd. (
1537
/
8
):
solten wir diese selige predigt [...] hören [...] uber 100 Meilen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
In dem houbete der sêle, in vernünfticheit, in der bin ich als nâhe der stat über tûsent mîle jensît des mers als der stat, da ich iezuo inne stân.
doch ist in einer mîle mê luftes dan in einer halben
[hier: Volumenmaß].
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4718
(
rib.
,
1444
):
Vil balder vyndet he up der mylen
[›auf dem Wege‹] |
Hyndernisse.
Wunderlich, Fierrabr.
148, 5
(
Simmern
1533
):
es moͤcht eyner mitlerzeit wol eyn halb Meil gangen sein.
Alberus
gg iiijv
(
Frankf.
1540
):
ein meil / constat mille passibus.
Goerlitz u. a., Rechtsd. Schweidnitz
249, 30
(
omd.
,
um 1400
):
Der mile mas. [...]. Nach vnsers gnedegen heren, [...], geheysse haben wir die mile gemessin mit eyner yserynne kethin, [...], vnd die kethe behaldit czwu rute, vnd die rute beheldit vnser eilen achtehalben, vnd der rutin drissik beheldit eynen morgen.
Strauch, Par. anime int.
31, 34
(
thür.
,
14. Jh.
):
der engil cumit von einir stait zu der anderin ubir tusint mile in eime ouginblicke.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Nachdem ir uns durch euere schrifte umb recht gefraget, was eine meile weges sei und wie viel gewende eine meile weges sei und behalten solle und wie viel ruten ein gewende und wie viel elen ein rute halten solle.
Ebd. Anm. 3 (
M. 15. Jh.
):
als lang ist ein meile; LX acker lang und ein acker LX ruten und ein rute XV schue ader achthalb ellen.
Thür. Chron.
4v, 28
(
Mühlh.
1599
):
welche [Stadt] hernach so groß worden ist / das sie 42. Welscher Meilen begrieffen hat.
Ebd.
5r, 13
:
Aneus Markius / der bawet die Stadt Hostiam / 16. Meil von Rom.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
4, 25
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
eyn se, der ist vumf myle lank.
Hajek, Guͦte spise S. 
46
:
3, 14 (rhfrk./nobd., um 1350):
vnd siede daz mit der wirtz gein einer halben mile
[›so lange, wie man eine halbe
meile
geht‹].
Gille u. a., M. Beheim
124b, 373
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
und sie dach nur gen Bethlehem | czwu klainer meilen heten.
Sachs (
Nürnb.
1550
):
Wolt, es wer kein böß weib allein, | Sie het denn ein meil zu der erden.
Thiele, Minner. II,
7, 258
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
kund ich nach myner begir | zu staten komen dir, | das wer ich sicher vlizzig. | ein myle oder drissig
[hier: ›viele Male, immer‹]
wolt ich dinen komer wenden.
Wickram
4, 5, 9
(
Straßb.
1556
):
euwer gemuͤt habe sich gegen mir auch nit anderst verendert / dann uns die kurtzen meilen / so wir zuͤsamen haben / kein ynbruch machen sollen
[hier Zeitangabe].
Sudhoff, Paracelsus (
1529
):
also der leib sein genante meilen, also das der parallelus sich endet in ein gebich in das ander.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
und fǎchtent mit ainander ze ross und ze fuͦß wol ain mile in die nacht
[›bis weit in die Nacht‹].
Morrall, Mandev. Reiseb.
27, 4
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
daz vier stadien sind ain welsche mil, [...]. Da von wil ich úch sagen wie lang ain welsche mil sin sol.
Ebd.
50, 15
:
so duncket mich daz try leug machent ain tútsche mil.
Andreae. Ber. Nachtmal
620, 15
([
Augsb.
]
1557
):
Wann er [Leib vnnd bluͦt Christi] gleich vil tausentmal tausent meyle erhaben wer.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
19, 1
(
noobd.
,
1347
/
50
):
aht reste machent ain welhisch meil ze reht in Frankreich, aber sehzehen rest machent ze reht ain deutsch meil.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
46, 23
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Dem volgen schon drei künig nach | aus frömden landen gar manig meil.
Klein, Oswald
2, 57
(
oobd.
,
1422
?):
weltliche lieb, wie pald si hat verpranget! | wër ich ainst hundert meil gewesen, | ir leib hett mich erlanget.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1499
):
ob ein streichunder dieb in ir meilung und gemerkt kehem und ein geschrai auf in wurt.
Rössler, Stadtr. Brünn f. (
mähr. inseldt.
,
14. Jh.
):
Das ist die masse, wie lang ein daicze rechte mail ist [...]: Ein rechte daicze mail kuniges masses die schol vir ecker lenge haben, vnd iede ecker lenge sol haben czweliff gewende, [...], vnd iedes gewende sol haben dreissig messruten, so schol iede rute behalten funffczehen waldelen ader rechte holczelen, das ist ein rechte daicze maile kuniges masse.
Quint, Eckharts Trakt. ;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
129, 18
;
Ralegh. America ;
v. Keller, Amadis ;
Strauch, a. a. O.
83, 17
;
Palm, Veter Buoch ;
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Klein, Oswald
18, 73
;
Vorarlb. Wb.
2, 390
.
Vgl. ferner s. v.
1
,  5, ,  5.
2.
›Bannmeile, eine bis mehrere Meilen Wegstrecke um eine Stadt liegende Fläche, für die zur Sicherung der Wirtschaft der Stadt besondere Rechte bzw. Verbote hinsichtlich Verkaufs-, Handels-, Gewerbetätigkeiten, Aufenthaltsrechten (für Fremde, Juden), Geleitsregelungen, Rechtszuständigkeiten gelten‹; s. auch .
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Syntagmen:
eine m. wegs freies geleit haben, x meilen in das weichbild ziehen, jm. die stat 5 meilen weit verbieten
;
die m
. (Subj.)
verboten sein, in die stat gehoren
;
auf 3 m. weges keinen markt haben, baussen einer m. gesessen sein, bei einer m. um
[eine Stadt]
keinen bau machen, binnen einer m. (nicht) gelten / gerben / verkaufen, schuhe, einen markt machen, jn. binnen einer m. (nicht) ingeeischen, jm. binnen einer m. nicht verbieten / versprechen, in einer m. wegs gesessen sein, ein holz in der m. stehen, in der stat auf eine m. etw. leisten, in der m. (nicht) arbeiten / kaufen / verleihkaufen, holz hauen, bier schenken, in x meilen um
[eine Stadt]
gesessen sein, innert 6 meilen um die stat kein werk machen, innerhalb einer m. einem juden nichts versetzen, inwendig der m. kein vieh schlahen
.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 135, 21
(
rib.
,
1397
):
en sal nieman buissen Colne varen noch sine knechte senden binnen einre milen na vell gelden noch verkoufen.
Foltz, UB Friedb. (
Friedberg
1403
):
Bedorftin myn auch die von Fritdeberg, ir tage zu leistin in der stait zu Franckford ader da ußen uf eyne mile ader zwo darumbe, ane geverde, also daz ich des tages gen Franckford wider geriden ader kommen muchte, darumbe solden sie mir keyn nachtgelt schuldig sin zu gebin.
Helbig, Qu. Wirtsch.
1, 37, 10
(
md.
,
1402
):
[Dy fremdin fleischouwer] sollin inwennig der meyle keyn vihe schlahen.
Ebd.
108, 26
(
1404
):
ob iemant auff dorffern oder auff gebürgen binnen einer meilen sich sezen unnd gerben oder schuch machen wollte, dass [...] wollen wir in helffen wehren.
Ebd.
2, 43, 27
(
md.
,
1463
):
als die ritterschofft vorbringet, is wer ny gehört [...], das eine stadt wolde zu sich zihen in das weichbild 6 oder 7 meilen, darauf sagen wir, das keyser Carls brieff, doruff erkannt ist.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1325
):
Welch man ouch besezzen ist in Vriberc, deme mac des sinen nimantnicht verbiten noch versprechen binnen einer mile uffeme lande. Wenne ouch die mile von alder in di stat gehort, daz nimant da inne sal backen noch bruwen veile.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
):
vorm krieg was die meil verpoten: wer dorinn ein fueder holcz hieb, der must 4 ℔ on gnad geben.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1381
):
daz enkein kloster, [...], drye mile vmb vͥns groͤsse ligende guͤter, [...], koͮffen soͤllent.
Leisi, Thurg. UB
8, 604, 10
(o. O.
1387
):
so sol denn der käller, [...] den zins gen dem gotzhus gen Ow ain myl wägs antwurten.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
daz si chainen visch in der stat noch umb diu stat in ainer meil von iemant icht chauffen.
Köbler, Ref. Nürnberg
178, 8
;
Helbig, a. a. O.
2, 13, 34
;
3, 112, 36
;
4, 25, 30
;
Ermisch, a. a. O. ; ;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
146, 7
;
Müller, Nördl. Stadtr. ;
Vgl. ferner s. v.  1.