1
pas,
der
(meist), rib. auch
das
,
wobd. auch
die
;
passes
, auch
-Ø/pässe
, auch -
Ø
+ Uml., vereinzelt
passe
;
letztlich aus
lat.
passus
›Schritt‹
(;
Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
1993, 977
), als Zwischenstufen kommen
ital.
passo
,
frz.
pas
,
mnl.
pas
(jeweils polysem) in Betracht, bei Bed. 2 kann Kürzung aus
pasbrief, pasport
, bei Bed. 7 aus
passus
im Spiel sein, 8-10 läßt sich auch an
passen
anlehnen.
1.
›Durchgang, Durchzug, Durchreise von Personen durch schwieriges Gelände oder Herrschaftsgebiet; Transport, Durchfuhr von Waren‹.
Bedeutungsverwandte:
,  1,  1; vgl. .
Syntagmen:
den p. vermeren
›den Warenverkehr steigern‹,
jm. (den) p. absagen / abschlagen / aufhalten / erteilen / geben / verschaffen; p. durch das land; freier p.
(mehrmals).

Belegblock:

Chron. Magdeb. 2, 
221, 16
(
nrddt.
,
1565
/
6
):
alda ein leger geschlagen und denen, so zu Krackaw lagen, den paß aufgehalten.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1663
):
um desto sicherer fortstellung ihres vorhabens einen freien pass zu erteilen begehrt.
Jörg, Salat. Reformationschr.
690, 20
(
halem.
,
1534
/
5
):
mit begaͤr jnen paß durch jr land zů geben mit saltz.
Maaler (
Zürich
1561
):
Den paß deß meers Aufthůn / Frey sicher geleit geben über dz meer zefaren.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1660
):
vermitlest frembder […] handelsleüten […] den paß und durchfůhr allerhand wahren … möglichstermaßen ze vermehren.
A. à S. Clara. Deo Gratias (
Wien
1680
):
Der Fluß Jordan hat den Israelitern freyen Paß gestatt.
2.
›Paß, behördlicher Ausweis, Urkunde mit der Erlaubnis zum Durchgang, Durchzug durch ein Gebiet‹; Metonymie zu 1.
Phraseme:
pas und repas
›Genehmigung zur Hin- und Rückreise‹ (seit 1575).
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
6, 1755
.
Bedeutungsverwandte:
 2,  3,  1, ; vgl. .
Syntagmen:
jn. mit dem p. strafen
›jn. mit Entzug des Passes bestrafen‹.
Wortbildungen
(verdeutlichend):
paspatent
,
paszettel
(a. 1589).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Commeatus. Erlaubnus paßport paß / sicherung geleidt.
Hampe, Nürnb. Ratsverl.
1, 485, 23
(
nobd.
,
1553
):
wöll man desselben also gewarten unnd dann des paß und annders halben die notturfft weitter bedencken.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1678
):
paßpatent für herrn seckelschreibers als postverwalters diener.
Jones, French Borrowings
495
.
3.
›Schlüssel, Mittel des Zugangs zu etw.‹ (im Beleg ütr.: zu einem Herrschaftsgebilde); Metonymie zu 1.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Der schlüssel oder Passz deß reichs. Regni alicuius claustra.
4.
›Durch-, Übergangsstelle im Gebirge, an Flüssen, in dicht bewachsener Waldlandschaft, Paß, Durchgang, Übergang (als Ortsbezeichnung)‹; allgemein auch: ›Weg, Straße‹; Metonymie zu 1.
Bedeutungsverwandte:
 6, ,  4, ,  2,  1,  1, ; vgl. .
Syntagmen:
den / einen p. erkennen / erkunden / suchen / finden / gewinnen / besetzen / einnemen / öfnen / auftun / defendieren / hüten / verhalten / verlegen / versperren / verschliessen / durchfaren / machen
;
an den p. ziehen
;
p. auf dem wasser, p. des wassers, p. bei dem flusse
;
hut des p
.;
grosser / starker p.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
war umb solich pas da were | Und obe eynich ander weg da umb were.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
er kondte keinen Passz auff dem Wasser finden / der jhn in Guiana braͤcht.
wuchsen die Baͤum so dick an beyden seiten / daß wir mit vnsern wehren vnd Schwertern einen Passz dardurch musten machen.
Bernoulli, Basler Chron. 6, 
35, 5
(
alem.
,
1522
/
45
):
zugent sy gegen den fyenden, und darnaͧch an ein grosse starcke pasz, heyszt Valesa.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
zugend durch den Grauwen punt […] an ein pass des wassers Oll.
Kläui, Urk. Kaiserstuhl 
199, 13
(
halem.
,
1548
):
sollicher thurn am anstoß und einem paß einer eydtgnoschaft gelegen, daruf tag und nacht wacht gehalten.
Ebd.
514, 11
:
die fallbrugg aufziehen undt den paaß möglichstermassen defendieren.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
um 1550
):
sondern an den anstösen und pässen den nechsten fürwyse.
Chron. Augsb. 4, 
421, 5
(
schwäb.
,
v. 1536
):
der bapst můst im 4 stett geben und effnen die beß.
Ebd.
5, 164, 4
(
1523
/
7
):
er [Türgk] gewan sunst auch etlich päs und flecken.
Rot
336
(
Augsb.
1571
):
Pass, Jst ein zerbrochens Lateinisch wort / gantz passus, Ein schritt / ein maß die fuͤnff schůch oder pedes begreifft / oder zwen gressus / das ist für tritt. Die Teutschen brauchens aber allein für strassen / weg vnd steg.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch 
519
;
1345
;
Bömer, a. a. O. ;
Ralegh. a. a. O. ; ; ; ;
Weise. Jugend-Lust ;
Tobler, Schilling. Bern. Chron. ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
555, 9
;
723, 6
;
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern ; ;
Müller, a. a. O. ;
Ukena, Zuger Trag.
3164
;
Bachmann, Morgant ;
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen ; ;
Qu. Brassó
5, 425, 5
;
Schulz/Basler
2, 393
;
Öst. Wb.
2
, 408f;
Trübner, Dt. Wb.
5, 61
.
5.
mit Adjektivattribut für den Inhalt des Adjektivs.
Poetische Texte.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch 
3757
(
rib.
,
1444
):
In quaden pessen
[›in gefährlicher Situation‹]
du dich halden | Salt an yn, he sal dijn wale walden.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2012
(
Köln
1497
):
Dar vnder eynre kundych was, | Der ouch entqwam myt gudem pas
[›mit heiler Haut‹].
Ebd.
2784
:
Dye dorch dye schyckongh van gaede | […] | Dye bloytstorzongh vur ougen was, | Gewant hayn in vreydlygen pas
[›zu friedlichem Ausgleich‹].
6.
›Schritt, Gang‹; hieran anschließbar: ›Längenmaß von der Ausdehnung eines Schrittes‹ (vgl. dazu den Beleg von
Rot unter Position
4
); dazu als Spezialisierung: ›wiegender Schrittgang des Pferdes‹; ›Tanzschritt‹ bzw. metonymisch: ›Rhythmus, Takt‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Die stat eins mazes uz geleit, | Daz drithalb hundert passe treit.
An vierzic passen und hundert | Und an viere waz gemezzen | Der aller die dort besezzen | Haben daz himelische lon.
Apherdianus (
Köln
1575
):
Saltare in numerum, nach den paß dantzen.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1902
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Ein rößlein mit einer satteldeckh, welches wie ein ordinari paß geht.
Schulz/Basler
2, 393
;
Jones, French Borrowings
491
;
Spengler, Fischart.
1969, 194
.
7.
›Abschnitt, isoliert verständlicher Inhaltsteil eines Textes; abgeteiltes Feld (z. B. an Gefäßen)‹.

Belegblock:

Opitz. Poeterey
31, 7
(
Breslau
1624
):
Wie Theocritus sonsten inn dem paß wol jederman vberlegen / so weiß ich doch nicht wie sein Aites mir sonderlich behaget.
Turmair 1, 
534, 21
(
Augsb.
1517
):
In lectione periodos plena sententia dicitur, ‘ein satz, pas.’
8.
›Normalqualität e. S.‹;
vgl. .

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1458
):
wi en kennen dat nicht vor gud, mochteme glas vor golt vorkopen, dat aver pas were.
9.
›Gefüge, Geflecht von etw. (z. B. eines Korbes)‹.
Syntagmen:
etw. in die p. bringen
.

Belegblock:

Schwäb. Wb. (a. 
1610
).
10.
phrasematisch in der Form
zu pas
in prädikativer Funktion vereinzelt von Sachen, in der Regel von Personen (dann auch als präd. Attr.) in folgenden Syntagmen bzw. Phrasemen:
jm. zu pas sein
›jm. passen (von Sachen)‹;
jm. wol zu pas helfen
›jm. zu Wohlbefinden verhelfen‹;
wol / nicht wol zu pas sein
›gut aufgelegt sein / sich unwohl fühlen, unpäßlich sein‹;
halb zu pas werden
›sich wohler fühlen‹;
mit jm. (wol / übel) zu pas sein
›mit jm. zufrieden / unzufrieden sein‹;
wol / übel zu pas sein
›zufrieden / unzufrieden sein‹;
jm. wol zu pas kommen
›jm. gerade recht kommen‹;
e. S
. (Gen.)
wol / wirs zu pas sein
›mit e. S. zufrieden / weniger zufrieden sein‹;
übel zu pas werden
›unzufrieden werden‹.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch 
4598
(
rib.
,
1444
):
Mir ist geschiet as David was, | Dem dat harnasch neit en was zo pas.
Ebd.
4763
:
Zer stunt he andere wapene nam, | […] | Ind de waren eme do zo pas.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
288
(
Köln
1497
):
Och got, lieff heer, | Vns armen hylffs du wayll zo pas.
Ebd.
2316
:
do landtgreeff Herman was | Jn sym gemoed nyet wayll tzo pas.
Ebd.
2614
:
Dye krancken wurden halff zo pas | Dorch freuwd.
Bächtold, N. Manuel. Elsli
272, 399
(
Basel
1530
):
Ich hab vil arbeit an sie kert, | […] | Ietzt bin ich wol mit inen z’pass.
Barack, Zim. Chron.  (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Wer war übler zu pass, dann der abt?
das der guet gauch wol zu pass war.