grad,
gräde,
grede,
der
(für
grad
);
-(e)s/-e
, auch
, jeweils + Uml.;
die
(für
gräde, grede
);
grad
zu
mhd.
grât
›Stufe, Grad‹
(), dies aus
lat.
gradus
›Schritt; Stufe‹
(
Duden
5, 528
);
gräde, grede
zu
mhd.
grêde
, dies „wohl Pl. von
grād
,
lat.
gradus
“ (; vgl. zum Problem auch ).
1.
generell für alles Gestufte, Stufenartige, stufig Erhöhte gebraucht; im einzelnen: ›Stiege, Stufe einer Treppe, Leitersprosse‹; dazu als totum pro parte: ›Treppe; Leiter‹; ›stufige Erhebung innerhalb der Kirche (z. B. unter einem Grabmal)‹; ›Kirchentreppe (auch als Grabstätte)‹; ›Platz vor der Kirchentür oder oberhalb bzw. unterhalb der Kirchentreppe, der zu offiziellen Anlässen wie z. B. der Verkündung von Rechten, Urteilen u. ä. gebraucht wurde‹; ›Lagerhaus, Verkaufslaube, Kaufhaus‹; ›Eingang‹; ›Unterbau, Einfassung des Ofens‹; oft bildlich.
Phraseme:
allerhöchster grad
›Superlativ (bei der Komparation)‹.
Bedeutungsverwandte:
, ,
1
 1, ,
1
,
1
 1,  1,  3.
Wortbildungen:
gredampt
›Funktion im Lager-, Kaufhaus‹ (a. 1536),
gredgeld
›Lagergebühr‹,
gredglocke
›Glocke, die zu Beginn des Getreidemarktes geläutet wird‹ (a. 1554),
gredhaus
›Lagerhaus für Getreide; Kaufhaus‹,
gredlaube
(a. 1575),
gredlon
(wie
gredgeld
; a. 1396ff.),
gredordnung
(a. 1583),
gredverweser
wie
gredmeister
(a. 1649),
gredzoller
›Lagerarbeiter‹ (a. 1491).

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Ez.
40, 6
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
unde quam zu der phortin, [...] und trat uf an irin gretin
[
Froschauer
,
Wormser Proph.
,
Dietenberger
1534,
Eck
1537:
staffeln
;
Luther
1545:
stuffen
]
und maz dy toerstodil.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
der beste grât, dar ûf man getreten mac, als man ze gote in ganzer andâht wil gân, daz ist, daz man âne sünde sî.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
193
(
rib.
,
1444
):
[Benedictus] An de mure hadde gericht | Eyne groisse leider, dar in geschicht | Waren de tzwelff grede der oitmodicheit.
Thiele, Minner. II,
31, 98
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
met of stigeden greden | stigent sy in eren tron.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
friheit, die bischof Albrecht der stad gap, alles geschreben und ingegoßen an die messen dore zu unser frauwen of den greden tzu Mentze.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
[Constantinus, der was eyn ketzer] den branten sie vor den gretin an sente Steffans tage.
Reichert, Gesamtausl. Messe
141, 25
(
Nürnb.
um 1480
):
Er spricht dilectissimi – deins allerliebsten; das ist: er nent den in dem allerhoechsten grad.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
[warden die] fenlinfurer und uffwidler der versamelten bawrschaft alspald uffgehemelt, nemlich uff dem markt vor der greten.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
485, 3
(
els.
,
1362
):
[Die] schlůgent in [sant Eusebium] uil sere, vn ketschetent in von den obersten greten des palastes zů den nidersten.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
er [Karle] bestetigete bischofe Behtolt sine künigliche lehen uf den greten vor dem münster.
Vetter, Schw. zu Töß (Hs.
15. Jh.
):
do sach ich das sich der himel uff tet ob mir, und das wunneklich gret von dem himel herab giengent untz an die stat da ich was.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Fúnczechen græte sint da vor, | Die man uff gǎt alle enbor, | Baidú frowen und man, | Die in den tempel wend gaͮn.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 305, 31
(
halem.
,
1508
/
16
):
das gredhus zů Steinach [...], ward uff 12 000 gl. geachtet.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
um 1400
):
das denn menglich moͤht gewant vail hǎn [...] sunderlich uf der Gred und nit anderswa uf benken.
Ebd. (
1520
):
allen knechten in der Gred
(›Kaufhaus‹)
ist uf ir anbringen von meinen hern zůgelassen, das si [...] den imbis nemen mögen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
[sele] sol uf stigen an die graͤte. der erst sprosse ist gehúgde.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
A. 16. Jh.
):
ob ir in der Gred ain gredgelt [...] einzůsamlen bevolhen, [...] das ir dasselbig an stund den stüblinsherrn, gredmaister [...] anzaigen [...] wellen.
Ebd. (
1554
):
damit aber jedermeniglich [...] der gewissen stund des markts [...] wissen mög, so würdet man jetzt an [...] ain glocken in der Gröd [...] leuten.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1414
):
die, di saltzschiben in der grede haben.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1506
):
am freytag [...] ist Urlich Walther tod [...] und ligt hie czů Augspurg czům tom auf der gred bey dem bredigstůl.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
er mag in [wein] aber legen auf ein gred oder in ain gewelb, uͤntz er in verchauffen mag.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
berüefet der kaiser ein reichstag gên Regenspurg und lies alda ain pün (bei sant Haimeran porten, oben so man auf den freithof gêt, auf der gred) aufmachen.
Rechn. Kronstadt
2, 489, 42
(
siebenb.
,
1527-37
):
das man den Grot gemaurt hot, et pro fodulis, ac praeparatione fornacis in domo regiae maiestatis in 7 villis flor. 1.
Reissenberger, Väterb. ;
Fischer, Brun v. Schoneb. ; ;
Vetter, a. a. O. ;
Päpke, a. a. O. ;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
590
;
Rieder, a. a. O. ;
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
911, 5
;
Straus, Juden Regensb.
833, 137
;
979, 182
;
Höver, Bonaventura. Itin. A
450
;
Rechn. Kronstadt
3, 30, 35
;
419, 13
;
Rot
314
;
Bad. Wb.
2, 466
;
2.
›Qualität (im aristotelischen Sinne), gestuft gedachte Haltung, Zustand, natürliche Fähigkeit oder Unfähigkeit zu etw.; äußere Form, Ausprägung, Gewicht (konkret und ütr.) e. S. oder eines Sachverhaltes; Qualitätsmaßstab; Vorbild‹.
Phraseme:
im höchsten grad
›vollkommen‹;
in dem niedersten grade
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
So suchen sie dan Gotes vuz | Ieslich an sinen graden | Und danken im der gnaden.
Luther, WA (
1523
):
Ist doch der aller uberste verdampt, der aller welt gewalt und weyßheyt ym aller hohisten grad hat.
Stoltzius, Chym. Lustg. (
Frankf./M.
1624
):
Der Eilffte Gradus / ist die Vielheit.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Maria keusch im hochsten grat.
Vetter, Pred. Taulers Var. (
els.
,
1359
):
Die eine uzlegunge von dem sacramente leret uns drie grete des goͤttelichen lobes.
dis ist wor in dem aller nidersten grote, wan dis ist in der nature ein nochrede.
Eichler, Ruusbr. steen
1102
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
er hat vnser vinsternisse erkleret vnd alle tugende | vollebroht in dem hoͤhesten grade.
Rot
314
(
Augsb.
1571
):
Gradirn, Erwegen [...] schetzen was grads es ist.
Niewöhner, Teichner
195, 8
(
moobd.
1360
/
70
):
waz aynem wurr an einer stat, | daz solt in allen sein ein grat | und solten in helfen von dem pein.
Ebd.
358, 46
:
yegleich mensch ein chloster hat, | wo er lebt an valschen grat, | daz er iedem menschen gan | daz er selb zu recht wil han.
3.
›Maß, Ausprägung; als gestuft gedachte Art, Beschaffenheit, Qualität einer Eigenschaft, eines Verhaltens oder eines Zustandes des Menschen in seiner Beziehung zu Gott (auf dem Hintergrund einer auf Gott ausgerichteten Welt, vereinzelt auch mit Bezug auf weltimmante Moralvorstellungen)‹; speziell: Rang- und Qualitätsausdruck zur Bezeichnung einer besonderen Nähe zu Gott bzw. eines besonders intensiven Verhältnisses zu Gott: ›Stufe zur göttlichen Gnade; unterschiedliche Abstufung des erreichten religiösen Gnadenstandes‹, damit einhergehend: ›Maß an Glaubens- und Frömmigkeitsintensität‹; daher auch: ›Maß und Intensität der Tugend, der religiösen Erkenntnis u. ä.‹; metonymisch: ›Weg zu Gott‹.
Texte religiösen, speziell mystischen Inhalts.
Zur Sache:
Dinzelbacher, Sachwb. der Mediävistik.
1992, 314
.
Phraseme:
höchster grad
, auch: ›Himmel‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 1,
1
 5.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Des buwet her den hosten grat, | Der imme geiste irwarmet | Unde selbwillen armet.
So daz wir siner gnaden | In sinen hoesten graden | Nicht werden dort beroubet.
Luther, WA (
1522
):
So bringt er yhn ynn eyn andern und hohern grad odder stand, das er starck wird und nu auff eyn andere weys glawbt.
Ebd. (
1523
):
Der herr setzt hie vier grad des zorns. Zum ersten des hertzen zorns und das ist der haubt grad, der sol so rain sein.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Abir di von sinen graden | Gevirret sin dan virre.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Der êrste grât des innern und des niuwen menschen.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
der irste grat heizet cognitio, daz sprichet zu dute kentnisse.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
193
(
rib.
,
1444
):
Eyne groisse leider, dar in geschicht | Waren de tzwelff grede der oitmodicheit.
Bihlmeyer, Seuse (
Köln
1543
):
ob er [mensch] sich nit fint in eynem hohen graet der volkomenheit.
Thiele, Minner. II,
26, 64
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
der engel myn heyst Caritaet | und yst der mynnen hoiste graet.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Diz ist der erste grad der otmudkeide.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Der schult und myner pine grat.
Sich, di wisheit hat vil graden | Der tugnde und der genaden.
Strauch, Par. anime int.
46, 16
(
thür.
,
14. Jh.
):
wan di sele ist geschaffin in deme nidersten grade fornuftiger nature.
Ebd.
138, 5
:
so bekente si Got in deme nidirsten grade, daz ist in creaturin.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
9a, 2
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
die gaistlichen leut di man fuͤr gar frvm hat di sten auf disem grade dirre minne.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
82
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Dovon so han ich aufgerihtet, | siben grede hie getihtet | von sibenlai gut gepet.
Gille u. a., M. Beheim
146, 351
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
daz dis gebat erfullet wurt | auff dreierhandlai sine, | Dy sich dann mit ainander | gleicher weis halten alz drei grat, | der allweg ainer in dem stat | ist haher wann der ander. | Wann der erst grat ist gut, und der | ander ist aber pesser mer, | der drit aller best iste.
Ebd.
297, 167
:
der tugend fruht | siben grat sein bliben | an tugend her.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
was die gancz welt feyres hat, | Ist es das ellament allein | Oben in seiner spera grat.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
117
(
Nürnb.
1517
):
Die breut des ersten grads lieben und werden gelibet.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
obe man uf den obersten grot keme der suͤssekeit.
Ebd. (
1359
):
das die minne hat vier grete.
von zweien greten eines goͤttelichen lebendes.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1382
/
91
):
Die soͤllent sich regieren irme bilde noch | Von tugent zů tugent úber alle grete hoch.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Dú selikeit, von der gesprochen ist, mag ervolget werden in zweierley wise. Ein wise ist nach dem aller volkomnesten grade.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
so sú ie minre begnůget und ie giriger [...] werdent ie vürbas und ie fürbas und ie hoͤher und ie hoͤher zů werbende von grote zů grote.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1472
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Als noch menger tüt, | Der och des selben gern hette müt, | Den grǎt der volkomenhait hon.
Höver, Bonaventura. Itin. B
6
(
moobd.
,
1450
/
60
):
secz ich dir hie [...] den vierden grad der beschawung.
Helm, a. a. O. ; ; ;
Quint, a. a. O. ;
Reissenberger, Väterb. ;
Mönch v. Heilsbronn. a. a. O.
7vb, 3
;
Asmussen, a. a. O.
545
;
1169
;
2189
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
121
;
231
;
257
;
Strauch, a. a. O. ;
Schmidt, Rud. v. Biberach
65, 7
;
73, 22
;
112, 1
;
Bauer, Geiler. Pred.
231, 7
; .
Vgl. ferner s. v. , .
4.
›Verwandtschaftsgrad, Maßstab zur Bestimmung der Verwandtschaft (von besonderer Bedeutung z. B. für das Erbrecht)‹.
Zur Sache: ;
Schmidt-Wiegand, Dt. Rechtsregeln.
1996, 149
.
Phraseme:
aufsteigender grad
›aufsteigende Linie‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1538
):
Hat auch etzliche Grad verbotten, di do nicht zusamen heirathen durfften.
Köbler, Ref. Wormbs
169, 13
(
Worms
1499
):
So sie aber in witwe stat blybt so geet sie für allen andern Anhern oder Anfrawen von Vatter oder Müter linien. Vnd also für vñ für die neher im grad gesipt sind.
Ebd.
209, 23
:
das nit alwegen der nechst im grad noch der glych gesipt am erbfall zu zulassen ist.
Ders., Ref. Nürnberg
73, 6
(
Nürnb.
1484
):
WO yemant võ wege͂ einer zugehoͤrige͂ person Jm gesippte des gepluets bis in den dritte͂ Grad Jn Recht zeclage͂ [...] vermainte.
Ders., Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Weñ der abgestorbe͂ geschwüstrigt oder ire kind mit dem vffstigenden grad verließ.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. (
osächs.
,
1343
):
ich indisputîre nicht von dem alden testamente daz von den sibenzic eldestin in krîgesche zunge ist gekêrit an dem dritten grâte und ist kůmen biz zů uns.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Grad / ein weitt einer person von der andern [...]. Bruͤder vnd Schwester seind inn dem ersten grad der blutfreündtschafft.
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Vgl. ferner s. v.  2.
5.
›innerhalb einer gesellschaftlichen Ordnung bestehender Rang, Wert, Würdigkeit, Status, Ehre einer Person (auch der drei Naturen Gottes); Stand, Amt, Aufgabe; akademischer Grad‹; von Sachen: ›Wichtigkeit‹.
Zur Sache (insbesondere zu den akademischen Graden):
Lex. d. Mal.
4, 1630
;
Rgg
2, 1819
;
LThK
4, 1158
.
Bedeutungsverwandte:
 13,  6, .

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Heiliger geist des tu mir rat | und geruche mich begnaden | in dinen hohen graden | nach dises libes ende.
Herre Crist du sis | in dinen hosten graden | gelobet.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1464
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wann sy [die armen in dem gaist] fürent den höchsten grǎt, | Den die hailig cristenhait hǎt.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Obe ir keine suster [...] verstoszen wirt von dem clostere, und iz daz sie weder keren wil, sie gelobe aller erst alle bezzerunge [...], und alsus werde sie weder intfangen in deme nidersteme grade, daz ir otmutkeit da mede geprufet werde.
Anderson u. a., Flugschrr.
11, 6, 37
([
Leipzig
1521
]):
Dãn ich gib mit Augustino / den ersten gradt / der bewerten vnd canonischen schrifft / Den andern dem alten brauch der Christenlichen kirchen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Die bredige usser sancte Matheus ewangelio [...] von dem wingarten, leret einen ieglichen menschen fúrbas ufgon in sime grote sunder alles stilleston.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Alle die stet die do seint gegeben den súnen chaath der inwendigesten wirdikeite
[Var. 1. H. 15. Jh.:
des nidersten grades
]
der seint x vnd ire flecken.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
15. Jh.
):
wir gebietent allen unseren bruͤderen, [...], von was states, grotes oder nammens sie sint.
Sudhoff, Paracelsus (
1530
):
das ist ein treffenliche bachantische invenz, so die doctores mit den gradibus pflegen.
Rot
314
(
Augsb.
1571
):
Grad [...] ein staffel in erhebung der ehren. Als: Er hat schon ein grad vberkom͂en / Er ist Baccalarius, Magister [...] worden. Vnnd wirdt also fuͤr Ehr vnd wuͤrden genommen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Grad / hochheit / dignitet [...]. He hoͤher grad / je schwerer fall.
6.
›Karat, Gewichtseinheit zur Bestimmung des Goldwertes‹; ütr.: ›Währung; Wertunterschied‹; laut
Lexer
(1, 1073) Berührung mit mhd.
gárât
›Goldgewicht‹ möglich.
Phraseme:
um jn. dieselben gräde geben
›jm. mit gleicher Münze heimzahlen‹.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
5, 224, 40
(
preuß.
,
1467
):
so man eyns wurde unde eyne montcze sloen muste, das man die an beiden teilen in eyner wirde unde gleichen grade unde wicht sluge.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1541
):
Wo aber indert ein gewaschen gold im grad minder hielte dann das überscherergold, das soll dem grad und wurde nach gerechnet und bezahlet werden.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
26, 15
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Von der stigit di muncze uf x floren, wen do sint grad an iclichir muncze.
Niewöhner, Teichner
47, 102
(
1360
/
70
):
fuͤr den gen ich auch geplaet | und gib umb in die selben graet | dw er waent umb mich zu geben
(von
Niewöhner
zu
grat
gestellt).
7.
(in der Mathematik und der Astronomie): ›Winkelmaß, der 360. Teil eines Kreises; Bogengrad (1 Bogengrad = 56 ⅔ arabische Meilen)‹; tropisch: ›Teil eines Zirkels‹; ›Stundenmarkierung an der Sonnenuhr; Sonnenstand‹; ›Maßeinheit an sich‹.
Wortbildungen:
gradbogen
›nautisches Messgerät; Quadrant‹ (dazu bdv.: vgl.  2).

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
38, 8
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
sich, ich wil widirkeren lasen den schaten der striche, an den er sich gesenket hat an Achaz seyger an der sunnen zurucke zehen striche widir durch die grete
[
Froschauer
1530,
Eck
1537:
grad
;
Wormser Proph.
1527:
stafflen
;
Luther
1545:
zeiger
]
, an den er sich gesenket hat.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
der vertical Zirckel / den die Vernunfft bildet / als / von dem Scheitelpunct auff den Horizont Bleyrichtig herab gezogen / durch einen Stern oder andern Puuckt / dessen hoͤhe uͤber⸗ oder Tieffe unter der Erden / (in Graden und Minuten) indemselben abgemessen werden mag.
Jedweder punct der Ecliptica, der auffein iede vorgegebene Zeit / uͤber denselben mit dem Gesicht gefasten Circkel herauffsteiget / und darbey zu gleich der 90ste Grad / oder qvadrant / vom auffgehenden Punct zu ruͤck gezehlet.
in welchem Himmlischen Zeichen / Grad desselbigen Zeichens / und noch kleineren theilen des Grades / er [planet] sich befindet.
da beyde [zehlende zeichen] werden in 30 kleinere theil / oder grad zerfellet.
denn so viel vollendete Zeichen und grad stehet dieser Punckt vom æqvinoctio verno. [...] Gradus ist der 30ste theil eines zeichens [...] inhaltendt 60 erste scrupel.
die geocentrische laͤng und breite; das ist welches zeichen / grad / und minut [...] der Mond damahln innen habe.
Gille u. a., M. Beheim
22, 51
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Hie ticht ich von dem ersten haus mit seinem stot | und von dem Lewen auch pedeütet würte | als er aufgangen ist im funften grot. [...] Das ander haus, das ist, [...] | der Lew mit seinn siben und czwainczig graden, | darinn Saturnus, der planet ist wunn.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Graͤtbogen / radius nauticus, q́vadrans, quo poli altitudo inqviritur.
Bauer, u. a., Kunstk. Rud.
2569
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Ein eysen lineal mit graden außgethailt und zwey messine vergultte.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
19, 7
(
noobd.
,
1347
/
50
):
deu diken dez ertreichs hat sehs tausent [...] meil, wann einem iegleichem grad an dem himel antwurten sehs und funfzig meil und zwai drittail ainer meil.
Vogel, Pract. Alg. Ratisb.
148, 5
(
moobd.
,
M. 15. Jh.
):
was da pleibt, diuidir durch dy distancz, dy du vor hast multiplicirt, so kumpt dir dy distancz, wie uil der lancksamer gangen ist, vncz bis in der sneller erfert, es sein grad oder minuten.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
3, 5
(
tir.
,
1464
):
[Jeronimum] der da geleücht hat in disem jamer tal als die sunn in irem höchsten grad vnd schein fünfczig jar vnd sex mänat in Wetlehem Jude.
Gille u. a., a. a. O.
285, 57
;
Plant u. a., Main. Naturl.
300rb, 7
;
Brévart, a. a. O.
10, 28
;
24, 12
;
50, 23
;
56, 18
.
Vgl. ferner s. v.
1
 5,  3, (V.) 15.
8.
Maß für den Aggregatzustand und Intensitätsgrad in der Temperamenten- bzw. Stofflehre; Temperaturmaß.
Zur Sache:
Barke, Spr. d. Chymie.
1991
, 261f.;
Lex. d. Mal.
7, 353
s. v.
Qualitäten- und Gradelehre
.

Belegblock:

J. W. von Cube. Hortus
3, 4
(
Mainz
1485
):
Galienus spricht daz knobelauch sy heyß vñ drucken in dem dritten grade. Platcarius vñ ander meister sprechent daz er sy warm vñ drocken by de͂ vierden gradt.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
74, 14
(
Frankf.
1535
):
Jst ein ader der erden / gleich dem blei / vnnd ist ein augen artznei / das von dem metall gescheyden ist [...]. Jst kalt vnd trucken im dritten grad.
Ebd.
114, 5
:
Cerussa ist die blům des bleis / kalt vnnd trucken im ij. grad.
Ebd.
200, 4
:
Sein [Vitrum] tugent ist heyß im ersten grad / vnd trucken im dritten.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
die früht haizent [...] nespeln und sint an ir kraft warm und trucken in dem êrsten grâd.
J. W. von Cube. a. a. O.
73, 33
;
98, 6
;
Belkin u. a., a. a. O.
102, 7
;
Pfeiffer, a. a. O. ; ; ; ;
Qu. Brassó
118, 4
.
Vgl. ferner s. v. , , .
9.
mit genitivus definitivus oder mit Adjektivattribut für unterschiedliche Bezugsgegenstände gebraucht, die sonst mit dem im Genitiv stehenden Substantiv bzw. mit dem Adjektiv bezeichnet werden (zumeist aus Reimgründen).

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Daz der ervulte ir vernumpht | Mit libe, mit genaden | Dort von der himel graden.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
4, 19
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
Johannes, bite ein ende guot uns vor dem hôhsten grâde.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Wy vil der glysner sicherlich | Mit schatze, mit gesinde sich | Bevestent an manchen graden | Vor zukumphftigen schaden.
[Daz der tot] nymit hin glich und ebene | Dy gerechten und dy quaden | Hin von diser werlde graden.
Wan nach dem tode sich dor in | Der mensch verwandelt libes halb | Recht als eyn ander todes kalb, | Dor uz bin der erden graden | Wachsen wurme und maden.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
daz sin [boum] wibpel trat | Oben an des himels grat.
got | Des leben [...] | Ewic ist und selbe hat | Gemachet des himels grat, | Erden bodim ouch dar zu.