-(e)s/-e
, auch
-Ø
, jeweils + Uml.;
in 7 und 8 Tendenz zum
pl. t.
– Ansatz 1 auf den Lauf von Lebewesen, 3 auf die Umlaufbewegung von Sachen, 5 auf den Fluß von Gewässern bezogen, in Verbindung mit 1; 3; 5 und teilweise in eigenen Bedeutungspositionen Angabe tropischer Verwendungen; 6-8 auf eigenmächtig gedachte Verläufe, 9-11 auf gesteuerte Abläufe bezogen; 12-13 als Bezeichnung sozialer Verhältnisse an
9-
11 anschließbar; starke Abweichung vom Bedeutungsfeld von
(V.).
1.
›schnelle, über die normale Geschwindigkeit hinausgehende Fortbewegung des Menschen (zu unterschiedlichen Zwecken) oder der Tiere, Lauf, Rennen‹; Spezialisierungen (meist nur vereinzelt belegt), teils in Verbindung mit Metonymisierungen: ›Botengang‹; ›Wettlauf (von Menschen)‹; ›Wettrennen (z. B. von Pferden)‹; ›Weidgang‹;
›Angriff, Waffengang‹ (dazu bdv.:
4); ›Auflauf, Aufruhr‹ (dazu bdv.:
4); mehrfach metonymisch: ›Bewegungsrichtung, Kurs (zu Schiff)‹; ›Wildpfad‹; ›Ziel der Rennbahn‹; ›Weg, Kurs‹; ›Aufgebot, Abteilung von Soldaten‹; vgl.
(V.)
1;
5;
6.
Phraseme:
etw. zu gang und lauf bringen
›etw. ins Werk setzen, ins Rollen bringen‹;
in einem läufele umgehen
›seinen Schlendrian pflegen‹;
etw. auf den lauf verkaufen
›etw. vor Marktbeginn verkaufen‹.
Belegblock:
Quint, Eckharts Pred.
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Der mensche, der in einem loufe ist und in einem stæten loufe ist und daz in vride ist, der ist ein himelischer mensche. Der himel loufet stæticlîche umbe und in dem loufe
suochet er vride.
zohen wir von dannen / vnd namen vnsern Lauff nach Trinidado.
Jahr, H. v. Mügeln
117, 1113
(
omd.
, Hs.
1463
):
das selb [ros] wart nimmer loufes sat.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
218, 38
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Welcher einem eine schalkheit thun will, der nehme dis iztgemelten wassers und schütt es einem auf die netz oder zeug oder bestreich die leuf in den wildhagen [...] darmit.
Thiele, Minner. II,
3, 68
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
hett ich eins koten lauff so schnel, | ich möcht mich darab ruͤmpffen.
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
und gont [ir] dise lange jor umb rechte also in eime loͤffele und kumment nút fúrbaz.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
110, 1
(
els.
,
1362
):
Do von so wart ein gros lǒf zů dem grabe von dem folcke mit andaht in dez heiligen sant Herhartes ere.
Do wart ein gros lǒf der iúngelinge: sich hůb ein krieg wer der erste were der die maget zů sunden neigete.
Adrian, Saelden Hort
2418
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
zů im wart ain michel louf | von den luten die da jahent: ,wer bistu?‘
UB Zug 839, 23
(
halem.
,
1440
):
under den genempten genossen ze Stadelmatten je einen gemeinen gelichen louff ze machen, daz der Schach von den genossen mit ir vech gelich genossen werd.
[Karly] ließ den platz machen, dǎ der louff beschechen sott.
Do der keyser dahin kam, do gebot er, das sin kronn gsetzt wurd zend des louffs.
Do er [Rengnold] am end des louffs was, do namm er die kron.
Ders. Morgant
(
halem.
,
1530
):
Damit reyt Ruolland hindersich, den louff zenemmen.
Wyss, Luz. Ostersp.
10210
(
Luzern
1545
):
woll, wend wirs bringen zů gang vnnd louff, | so ist an in verloren Chrisem vnnd touff.
Vnuerletzlicher oder vnuerhinderter Lauff / da keinem nichts in den fuͤssen ligt / oder / da sich einer nienen anstoßt. [...] Wir sind ab dem rechten Lauff kommen / oder an vnserem waͤg.
dieweil [...] der lauf von knechten so groß, daß zu besorgen, es werde nit halb [...] tail von khu. mt. wegen angenomen.
3.
vereinzelt ›Drehung (eines Geräteteils)‹; meist: ›Lauf, Umlaufbewegung von Himmelskörpern sowie des Himmels selber (um die Erde)‹; speziell zur Astronomie Konrads von Megenberg vgl.
(s. u.), s. v.
lauf
(S. 124 der u. a. Textausgabe, dort auch Erklärung der im folgenden aufgeführten Syntagmen; vgl.
, V.,
2).
Syntagmen:
l. des firmamentes / himmels / mondes / rades, der planeten / sterne; erster / anderer / eigener / sinweller / üblicher / vernünftiger l
.
Belegblock:
in so vil jairen so wirt vervult der louff des hymels den me͂ noempt dat groisse jair.
Hübner, Buch Daniel
(
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Nach wiser meistre sage | Wandelte er die plage | Im zu siben manden louf.
Jahr, H. v. Mügeln
132, 2324
(
omd.
, Hs.
1463
):
darnach die erste weglichkeit | den louf den schiben gar bereit.
Pnnckt
[sic!]
(den sie [Sonne] in ihrem uͤblichen Lauff denselbigen Tag ersteigen kan).
Er seite mir ǒch des himels lǒf.
Plant u. a., Main. Naturl.
294rb, 11
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
nim ein wurmel vñ setze dc | vmbe ein vmbegendes rat | dc ez crieche wider dez redes | lof.
Sonnenur (die) [...] sonnenzeiger / der die stunden nach der sonnen lauff anzeiget.
Morrall, Mandev. Reiseb.
104, 4
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Wann sie sind under Saturno dem planetten, des löff ist gar traͤg daz er in xxx jaren ainest umb kumpt.
Dreckmann, H. Mair. Troja
21, 17
(
oschwäb.
,
1393
):
daz ist ze mal war, daz der stern lauff, und wer daruf maint ze sähen, nit sicher ist.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
351
(
schwäb.
,
1455
):
Das ich der türne want | Künd meisterlichen zieren | Und ir natur floriern | Nauch louff der firmament.
Diser hat geschriben von der nature der himel vnd beweglicheit der hÿmelÿschen sper von dem lauf des gestirens.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
7, 14
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Daz erst stukke [der Spera] ist der erst lauf oder der erst waltzer [...]. der
[darauf sitzende
feurein himel
]
hat keinen lauf, sondern got růt darinne.
daz himelisch leuhtend reich [...] daz weltzet on mittel in einem sinbeln lauf.
Die neun himel haben zwen laufe. Der erst lauf ist des obersten himels [...]. Der ander lauf ist der aht undern himel, und der lauf ist widerwertig dem ersten.
daz der selb lauf des ersten himels haizzet der vernuͤnftig lauf, daruͤmb, daz er dem vernunftigen bekantnuͤsse der klainen werlt geleich ist.
pruͤfen, daz der sunnen zwen leuf sint von dem undervalle an den aufgank. Der erst ist ir aigen lauf [...]. Der ander sunnenlauf ist ir rundengroͤzze lauf auf der ahs und auf der spitzzen dez tyrkraizzs und ist geleich dem laufe dez sternhimels.
Schmitt, Ordo rerum
140, 5
(
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Astrologus [...] chünster oder mayster des lauffs des himels vnd der steren.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
(
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
etleich sint auf gestigen an der laitter der natürleichen vernumfte üncz an die lewff der planeten und gestirne als astronomi.
Bauer, u. a., Kunstk. Rud.
2163
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Ein globusuhr, ist aussen die erdkugel und inwendig die himelskugel, zaigt der sonnen und des monds lauff.
ain ainige sunn erleucht die ganzen unordenlichen weiten welt, tailt aus mit dem lauf die zeit des jars.
‒
Vgl. ferner s. v.
8,
,
(Adj.)
1.
6.
›Hergang, Vorgang, Ablauf, Bewegung, Gang, Lauf, in dem sich eine vom Menschen als nicht beeinflußbar behandelte Gegebenheit (oft: die Welt, Natur) befindet; Verbreitung von etw. (z. B. des Evangeliums)‹;
Phraseme:
lauf der tage
›das Leben‹;
jm. den rechten l. sagen
›jm. die Wahrheit sagen‹.
Syntagmen:
etw.
(z. B.
der geist, das evangelium / feuer
)
seinen l. haben, etw.
(z. B.
die nacht
)
iren l. volbringen, den l. wol wissen
›Bescheid wissen‹,
sich auf einen anderen l. richten
›sich einer anderen Sache zuwenden‹;
der l. der natur / welt, des glückes / lebens, der tage l., die läufe der sache
(›Fortgang der Sache‹);
irdischer / natürlicher /
(oft:)
gemeiner l., die gemeinen läufe
(›Lauf der Dinge‹).
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
ware wir gebunden zu | Gote mit ebenem loufe
(hier reimbedingt semantisch sehr vage).
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
475
(
pfälz.
,
1436
):
Die lichtickeit auch jn dem füre ist nicht wesenclich das füre vnd beweget doch das füre, das es sinen lauff über sich hat vnd sin bewegnis.
Froning, Alsf. Passionssp.
(
ohess.
,
1501ff.
):
widder den lauff der natuer ist hie [Jesus] geborn | von Marien ußerkorn!
Kurz, Waldis. Esopus
(
Frankf.
1557
):
Doch wie die gmeinen leuff vns lern, | Trifft vntrew gern jhrn eignen Herrn.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
(
Frankf./M.
1649
):
daß auch die Dinge eygentlich vnd alleinlich auß der Natur herkommen [...] / die auch bißweilen von dem gemeinen Lauff der Natur in etwas abweichen.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob
(
omd.
,
1338
):
Alsam dy palme sygeber | Mere ich myner tage louf | In wirdekeit an sunden kouf.
Hübner, Buch Daniel
(
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Da uwer wille vol gat | Lieblich nach der werlde louf.
Jahr, H. v. Mügeln
103, 129
(
omd.
, Hs.
1463
):
wie kalt noch hitzik si die sper | des himmels, doch sie hitzet ser | die dink nach ires loufes art.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
26, 26
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Astrologia, mit laufe oberlendischer sachen irdisch laufes auslegerin.
weil das Euangelium [...] seinen lauff gehabt.
Rudolphus aber / gedachte dem lauff seines sieghafften Gluͤcks nachzuhaͤngen.
Thiele, Minner. II,
18, 193
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
das well wir gůt län sin | und richten uff ain andern loff.
Aristotiles. Der gru̇blet na in dem lof der natur, wer der weri, der da ist ein herr der natur.
Die wil die natur in irem natu̇rlichem loͮffe was, do hat ein iegliches tier daz sin werk.
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
und die naht iren louf vollebroht hette.
Roloff, Brant. Tsp.
2550
(
Straßb.
1554
):
Menglich mag mercken auch hiebei | Das es vast jetzt der welt louff sei.
das ist ein gewechs nicht natürlichen laufs, wie ein stern sein sol, sonder von got also verordnet sonderlichen in ein andern lauf.
Welti, Stadtr. Bern
(
halem.
,
1416
):
daz der vnser stat von Bern vmb x schilt verfallen sin sol [...], nach dem als die loͤiffe der sach sich hoͤischent.
Koller, Ref. Siegmunds
(Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
der git an geystlichen und weltlichen hat gentzlich sinen loͮff.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
(
oobd.
,
1349
/
50
):
die [ketzer] anders niht gelauben wellent denn der nâtûr gemainen lauf.
Niewöhner, Teichner
348, 29
(
moobd.
,
1360
/
70
):
dw di worhait selten sagen, | dw mochten selb nicht vertragen, | der in seit den rechten lauf.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
20, 38
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
lawf der naturen | hat gar dein [Maria] kewsch entspent.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
77, 123
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wenn got [...] raicht dew auswendigen ding also, daz er in let yͤrn naturleichen lauff vnd nach irr natur, dew in von gote ist geben.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
424
;
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel,
309
;
Klein, Oswald
19, 218
;
25, 32
;
7.
›Zeit, Zeitabschnitt‹, teils neutral im Sinne des natürlichen Zeitverlaufes, oft mit vorangestelltem Adj., mit adnominalem Gen., als abhängiger Gen. oder in der Figur des Hendiadioin, dann semantische Beeinflussung durch den Inhalt des Adj. bzw. des zugehörigen Substantivs: ›Zeitläufte, schwierige Zeit‹ mit offenem Übergang zu ›Zeitereignisse‹.
Phraseme
(Hendiadioin):
zeit und lauf / läufe
.
Syntagmen:
gefärliche / beschwerliche / schwere / sorgliche
(jeweils mehrfach)
/ wiederwärtige läufe; l. der stat / zeit; gelegenheit / geschwindigkeit / unstetigkeit der läufe
.
Belegblock:
Loesch, Kölner Zunfturk.
11, 21, 2
(
rib.
,
1474
):
dat die pistere in desen leufen gelijche den anderen beckeren binnen Coelne moulter geven.
daz in den leifen daz gemein volke eins teiles sich besameten.
Die geschwindigkait der teglich fürfallenden zeit und leuf hat die zal der kriegsherrn piß auf siben person gepracht.
Strauch, Schürebrand
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
den ungetruwen lon der welte, die unstetikeit der löuffe, das unfrideliche bissen und nagen uwerre conciencien.
Rieder, Gottesfr.
(
els.
,
1390
/
1402
):
daz er [got] uns nu in disen hindersten ziten und soͤrglichen loͤuffen so gar getruweliche versorget [...] het.
die wil unser Eidgnoschaft von der froͤmden herren geltgaben wegen iez diser zit so sorglich loͤuf an die haͤnd stossen.
Welti, Stadtr. Bern
(
halem.
,
1539
):
dz wir vollmechtigen gwalt habent, die gerichtlichen satzungen [...] ze meren, ze verbesseren, vnnd allwegen nach der zyt vnnd den loͤuffen [...] ze ordnenn.
In aller schwaͤristen vñ gefaarlichsten Loͤuffen der statt.
als fürnemlichen sich bei disen schweren, sorglichen läffen und pratticken vor ainem überfahl zuͤ versechen.
Mell u. a., Steir. Taid.
(
m/soobd.
,
1568
):
sonder sich nach gelegenhait der leüf und zeit veränderungen zuetragen.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
;
8.
selten: ›einzelnes Ereignis, besonderer Vorgang‹; meist im Pl., dann: ›Zeitereignisse, allgemeine Verhältnisse, Umstände‹; oft im Orientierungsfeld mit
1
,
,
,
5,
1
,
,
,
, insofern Tendenz zu ›Fährnisse, Widrigkeiten der Zeit‹, im einzelnen auch euphemistisch mit Bezug z. B. auf Epidemien, Krieg u. ä.;
Phraseme:
teure läufe
›Teuerung‹;
lauf des sterbens, sterbende läufe
›Pestepidemie‹.
Syntagmen:
jm. die läufe sagen; läufe
(Subj.)
anfangen / ergehen / vorfallen, sich zutragen, sich verkeren
›Zeiten, Verhältnisse ändern sich‹;
von den läufen hören / sagen / verkünden, auf die läufe denken; erschrekliche / gähe / geschwinde / künftige / schwere / seltsame / ungehörte / ungetreue / teufelische läufe; gelegenheit / gestalt der läufe
.
Belegblock:
als ir uns [...] gebeten habt, eẅrer weisheit von den lewffen und den meren zu Beheim zu verkuͤnden.
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
(
whalem.
,
1484
):
denen dann dis sweren und ungetrúwen loͤufe leid und unlidig warent.
Köbler, Stattr. Fryburg
(
Basel
1520
):
nach barmhertzigkeit zů straffen / wie vns nach gestalt der loͤuff vnd sachen yezůziten nutz vnd not bedücht.
da was ain lauff hie, das vil leut unbesinnt wurden.
es weren sunst schwere, teure leuf und zeit.
sollen, die mit der kranckhait der pestilentz beladen, [...] die zeit der sterbenden leuff sich der offnen beder müssigen.
Auer, Stadtr. München Anh.
(
moobd.
,
n. 1347
):
Daz sind die läuff, die sich ergangen habent zwischen Ostern und Sumbenden.
Primisser, Suchenwirt
(
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Vil lewͮff sich anviengen, | Chrumb und wunderleich gestalt | In aller werlt gemaine.
Bastian u. a., Regensb. UB
252, 30
(
oobd.
,
1364
):
in den lauffen und kriegen, die wir haben mit den hertzogen von Oesterreich.
Klein, Oswald
27, 6
(
oobd.
,
1431
/
2
):
bei dem ain jeder merken sol, | das sich die löff in manchem weg verkeren.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
(
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Graf Hainreich der jung rait [...] zu seinem vettern und sagt im die leuffe.
Uhlirz, Qu. Wien
(
moobd.
,
1437
):
dass man vert in dem grossen lauff des sterbens nicht zu allen geschefften die genanten hiet bringen mügen.
Eis, Wahrsagetexte
54, 2
(
oobd.
,
1496
):
sind zu merkhenn etlich zaichenn in der pestilenntz oder in dem lauff.
,Astronomei‘ und ,astrologei‘ [...] sagt [...] von künftigen leufen und zuestand, glük und unglük der menschen.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
28
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
wail sich taglich seltzame leuff vnnd der lewt auch pergkwergk vnnd aller sachen enderung zutragen.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
;
Welti, Urk. Rheinfelden
435, 165, 16
;
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 133, 30
;
Hör, Urk. St. Veit
101, 20
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
;
10.
›Vollzug von etw., Tätigkeit; von Menschen beeinflußter Gang, Verlauf eines Vorgangs‹.
Syntagmen:
seinen l. anheben, den l. von etw. hindern, e. S.
(z. B.
der liebe / tugend
)
den / iren l. lassen / hemmen, busse iren l. tun; l. der justiz / minne; gewönlicher l.
(›Praxis‹, hier: der Gerichte).
Belegblock:
v. Ingen, Zesen Rosenw.
114, 35
(
Hamburg
1646
):
Die schamhaftigkeit hemmet wohl einer schwachen liebe den lauf / aber eine gewaltige anzuhalten ist sie ein alzu schwacher zaum.
Jostes, Eckhart
103, 31
(
14. Jh.
):
Wan in dem louf der minne ist chein dinck, von dem sy alz vast wahz und zů nieme alz von hitziger begirde und brinnender durst.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
(
rhfrk.
,
um 1405
):
Es ist der zweite dauff, | Da mit Busse dut iren lauff.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
(
Frankf./M.
1649
):
alsi ob sie [...] den lauff der Justitz hindern [...] wolten.
wie denn auch der HERR Christus im Buch der Richter [...] in den Tagen seines Ampts vnnd lauffs abgebildet wird.
Schmidt, Rud. v. Biberach
16, 23
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Want alle der loͮf gotlicher minne lit an vnverdrossem emzigen suslichen laden.
Adrian, Saelden Hort
5963
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
swer sich frowt oder waine | in disem kurtzen loufe.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
822
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Do hůb er [Cristus] an sinen loͮff | Und fieng an leren.
damit der herold [...] auf in die himel sehend die leuf und kunftigen außgang angehebter hendl [...] verstên solt.
Köbler, Ref. Franckenfort
34, 4
;
12.
›Brauch, Gewohnheit, Sitte, übliche Ordnung, eingeführte Regel, rechtliche Tradition‹; vgl.
(V.)
3; offen zu
13.
Bedeutungsverwandte:
2,
1,
1;
10,
.
Syntagmen:
in dem l. verleiben
(›bleiben‹);
l. des ordens, der sprache, der heiden; der gemeine / christliche / gewönliche / neue / verschriebene l.
Belegblock:
Ich hab zunphan di toufe | Noch nues ordens loufe.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
3126
(
Köln
1476
):
Ouch moyss man bynnen hauen na gemeynen louff | Vyll guder bussenmeyster.
Köbler, Ref. Wormbs
334, 23
(
Worms
1499
):
d’ den Lüten anforderte [...] mee dann sich nach gestalt der sach gepürte vnser vffgesetzte ordenu͂g oder gewonlicher lauffe vnd gebruche were.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
(
schles.
,
1509
):
Es ist der gemeine lauff, dass wann man eine grube oder gebeude auffehrt, so verdinget man einem heuer die arbeit.
Schnelbögl, Salb. Karls IV.
94, 12
(
nobd.
,
1366
/
8
):
der zol daselbest leuffet sich in gemeinem lauffe auf 2 ℔ hl.
Thiele, Minner. II,
18, 46
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
sú danckt mir nach dem núwen loff.
Welti, Stadtr. Bern
(
halem.
,
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
so vil geltes, als ie zů ziten gemeiner louf ist.
die [zunfft] sullen wir halten nach dem lauffe als wir die [...] besetzet haben.
Mollwo, Rotes Buch Ulm
(
schwäb.
,
1406
):
Als denne die frowen hie ze Ulme bis her etwaz loͤfe an sich genomen hetten, mit sloͤwern ze tragen.
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 305, 33
(
schwäb.
,
1451
):
umb ein ringer gelt [...] dann in der herschaft oder der gemein lauff gewesen ist.
Boot, Cassiodor. Hist. Eccl.
456, 3
(
moobd.
,
um 1385
):
da er also vil manigerlay erdacht, damit er dy lewf der hayden mocht erheben.
Nu hab ich den gemainen lauf dewtscher sprach nach des lanndes gewonhait fur mich genomen.
Maag u. a., Habsb. Urbar
2, 1, 470, 6
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
119, 1
;