malter,
der / das
;
-s/-Ø
.
– Rechts- und Wirtschaftstexte, auch Chroniken.
1.
s.
2
 1.
2.
›Mahlgut, Getreide, das zum Mahlen ansteht‹.
Bedeutungsverwandte:
 5; vgl.
2
 2.
Syntagmen:
das m. dienen
›als Dienstleistung abliefern‹
/ malen
(mehmals);
auf m. warten, sich auf das (eigene) m. legen / begehen, jn. mit dem m. nicht befürdern
;
das eigene m
.
Wortbildungen:
malterfrucht
(a. 1467),
malterscheid
›Landstück von der Größe eines Malters Saatgut‹ (Gw im als
-saat
lemmatisiert, semantisch überzeugend),
maltsak
(Bw entsprechend mnl./mnd.
malt
›Malter‹; ).

Belegblock:

Redlich, Jül.-Berg. Kirchenp.
2, 2, 355, 31
(
Wipperfürth
1582
):
So hat auch die clause zu s. Agathen keine renten ohn zwei malderschet landes darneben ligen, thut jeder malderschet 1 malder habern.
Struck, Joh. Pfannstiel
115, 15
(
mosfrk.
,
1565
):
2 maltseck verprant.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
welch mensche malen wolde eyn malder korns, der solde deme rothe geben da vone zu ungelde XVI alde gr.
UB ob der Enns (
moobd.
,
1380
):
das sew [...] dyenen schuͤllen ze rechtem dinst alle Jar [...] zwen vnd dreizzk meczen duͤerres chorn, Vnd darzuͤ alles das Malter des das obgenant Spital bedorff.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, o. J.):
Es sol kain müllner innerhalben der prukchen warten auf malter, dann die meinem herren von Salzburk stewrent.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
229, 17
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
die mul dint zu s. Gorigentag 3 lb. den. [...], vnd mues auch mallen zum haws alls malter.
3.
›im unteren Zentnerbereich liegendes, regional sowie je nach gemessenem Gut variierendes größeres, von 1 Person gerade noch tragbares Volumen- und damit Gewichtsmaß, vereinzelt auch Raummaß, meist für Getreide, auch für andere Mengengüter (z. B. für
kole, holz
)‹; mehrfach in Angaben mit
fuder, metze, mut, sumer, vierteil
gebraucht; offener Übergang zu ›große Menge‹; s. dazu die folgenden Phraseme.
Phraseme:
der grosse / kurze malter
wohl ›doppelter / halber Malter‹;
ein malter geldes
›ein Sack voll Geld‹;
10 malter korn gegen etw. nemen
›einen überhöhten Gegenpreis für eine kleine Leistung nehmen‹;
1000 malter
(z. B.
pfeffers
)
haben
›steinreich sein‹.
Syntagmen:
einen m. abrechnen / tragen / reichen, einen m. teurer geben, dan
[›als‹],
einen m. holz hauen, 3 vierteil einen m. tun
;
1 malter
(Subj.)
5 gulden, 5 pfennig gelten
;
das holz in m. setzen, von einem m. einen metzen
(als Lohn)
nemen
; [eine Anzahl]
m. korn(s) / rocken / haber / weize / dinkel / getreide / frucht / bonen / pfeffers / brotes / holz / kols / äsche
;
der Binger / Erfortsche / xantische m
.
Wortbildungen:
malterig
›einen Malter umfassend‹,
maltern
›ein Gut verleihen, dessen Zinsertrag in Maltern berechnet wird‹,
malterstok
›Meßstock für ein
malter
‹ (bezogen auf Holz; a. 1490?),
malterviertel
›vierter Teil eines Malters‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
der wenig samlet, hatte ij homor, ist ein groß malder, den ein Esel tragen kan.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
wenn er ein Trunck wasser / oder Rind vom Brod gibt / so wolt er ein fuder Wein / oder zehen malter Korn dargegen nehmen.
Rueff, Rhein. Ostersp.
599
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
Herre, myn lone ist nit kleine: | czwei pont kisselsteine | und ein malder eschen | (do mit so muß ich weschen).
Koeniger, Sendgerichte (
mosfrk.
,
1538
):
eyn half Bynger malder haberen, in Trierschen eyn soemeren.
Grimm, Weisth. (
mfrk.
,
1526
):
das neun mullen sollen sein in dem backhausz, mit namen drei anderthalbmältrigen, drei malterigen.
Ebd. (
els.
,
1339
):
Das gebietten(d) brot soll sein alsz grosz, das man dreyssig möge machen von einem malterviertel.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
151, 4
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Man saget vor war er habe me dan ein malder geldes.
Küther, UB Frauensee
358, 19
(
thür.
,
1525
):
Doch sal der hoffman daz samekorn nemlich vierundvirczigk maldir korn und haffer abczurechen habe.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1509
):
Es sall keyn huttenher [...] von einem malder holtz nicht uber eyn halbenn groschen tzu hawen geben.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
23, 5
(
nobd.
,
15. Jh.
):
eyn moller zu Asha sol haben zwehen güthe eßel, damit er den nachbawern zu der mulen holt, und sol einen starcken knecht halten, der ein malter korns mag getragen, und sol sein zarge nit weyter sein, dan ein pfennigseyle darumb mag gegen.
Bremer, Voc. opt.
11010
(
wobd.
,
1428ff.
):
Maltrum malter [...] est mensura frumenti continens 8 uel 12 quartalia, et est nomen tractrum a vulgari nostro.
Thiele, Minner. II,
18, 152
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
den hett ich pfeffers tusent malter, | ich gebe ain koͤrnlin nit umb dich!
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
das man nie kain malter haber türer gab, dan umb ain rinischen gulden.
Schib, Urk. Laufenb.
35, 7
(
halem.
,
1364
):
ein gut, [...], giltet jerlichs 3 malter dinckel, 6 muͥt habern.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
286, 27
(
halem.
,
1402
):
Heintz Wolfhart tenetur Wegenlin iiij ℔ umb ein malter kols.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1473
):
und gult 1 fyrtayl erbis 1 gulden, tünd 3 fyrtayl 1 malter.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
[Sy] furten ain mörcklich groß koren und haber hinweg, der apt saget, eß wer wol 1500 malter gewesen.
Hauber, UB Heiligkr. (
schwäb.
,
1381
):
daz sy mir [...] gabent [...] die wil ich leb und nit fuͤro jaͤrklichs geltes fuͥnf kuͦrzuͥ malter gemaines kornes und ain lang malter habern.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
3089
;
Kollnig, Weist. Schriesh.
187, 32
;
Küther, a. a. O.
251, 25
;
Thiele, Chron. Stolle ;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
128, 5, 21
;
Leisi, Thurg. UB
6, 417, 21
;
8, 316, 26
;
Boner, Urk. Zofingen
100, 17
;
Merz, Urk. Bremgarten
126, 7
;
Drescher, Hartlieb. Caes. ;
Schmitt, Ordo rerum
242, 10
;
Schwäb. Wb. (hier detaillierte relative Angaben).
Vgl. ferner s. v. .
4.
›Mehl (unter dem Aspekt ‚gemahlenes Getreide‘)‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 1.
Wortbildungen:
malterbrot
›Brot aus eigenem oder aus fremdem Mahlgut‹ (hinsichtlich ,eigen/fremd‘ aus dem Beleg nicht entscheidbar; vgl. versus s. v.
mouderbroot
).

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk.
11, 20, 16
(
rib.
,
1473
):
des hain unse herren dem ampte zogelaissen ein malderbroit, dat 13 d. galt die zijt.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1459
):
alle Wasser und die Yßer was gefroren, das man gar großen Mangl und Teurung leuden mueste Malterß § halben.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1. Dr. 16. Jh.
):
Wer ain mezen gereüterts trait an ein müll schickt zu mallen, [...], so soll im der müllner hinwider antwurten aus denselbigen trait so schwer guets malter als dan derselbig metz trait ist gewesen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1637
):
welcher aber sein malter nit peitlen lassen will, ist den müllner nichts als die maut [...] schuldig.
Loesch, a. a. O. .
Vgl. ferner s. v. .
5.
›dem Müller als Naturallohn (in Mehl oder Getreide) zustehende Abgabe für das Mahlen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5.

Belegblock:

Aubin, Weist. Hülchrath (
rib.
,
1515
):
mins g. hern van Collen moellener geburt durch dat dorp Fritzhem zu vaeren und smecken; wer im dan up sin kaer zo mailen gift, daevan sall hy einen ganzen molter heven, und wer sin koern selbes in der moelen foert, der gift ein half molter.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1572
):
hat der churfurst eim rait widder etliche inkomsten und gutter [...] verschriben [...]; nemlich den halben molter uff den rheinmullen, dan den ander halben molter haben die mullenherrn.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
die mullner allenthalben auf unsers gotzhauss gründen sollen sich des malters und meut halben halten wie die landshandfest inhelt.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
18. Jh.
):
soll sich ieder müllner [...] niemands wüder das gebürliche molter beschweren und sich der uralten billichen mueß gebrauchen.
6.
phras.:
des königs malter
›hohe Anzahl (30; 32) Stockhiebe‹, über das Kriterium ,groß‘ anschließbar an 3.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
VOrvnrecht de bode sin recht gein daz gerich mit vntat, [...] So sol her deme richtere wedden des koniges malder; daz sint drittich slege mit eyner ekenen gerten.
Piirainen, Stadtr. Sillein
126b, 39
.