grif,
der
;
-s/-griffe
, auch
;
Verbalabstraktum zu .
1.
›Handlung des Zupackens, Hinfassens (auch mit einer Zange); das Tasten, die Berührung‹; metonymisch: ›Fähigkeit, die Hände zu benutzen; Tastsinn; Empfindung, Gefühl beim Berühren eines Gegenstandes‹;
vgl.  112.
Bedeutungsverwandte:
 2, , .

Belegblock:

Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Libis craft mir wider wart | Nach dem griffe mittervart | Volleclichen als da vor.
Stackmann u. a., Frauenlob
4, 7, 5
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
Den füzen gen, den henden grif und sehens ,list‘ | ,den ougen da’; den oren stat | zu hören wol.
Voc. Teut.-Lat.
m viijr
(
Nürnb.
1482
):
Gryff od’ greyffung. tact. od’ berurung.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
Und sol [...] der leyb mit gluenden zangen gerissen werden, nemlich mit n. griffen.
Thiele, Minner. II,
13, 75
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
da greiff sie [unmynn] nach dem stull | der hie wol alle cristenheit durch zirt. | ob ir der griff nun sy als wol geraten, | das stell ich zu dem babst.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wâ daz vel dik ist, dâ ist ez sleht und ains senften griffs.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
37, 53
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Versuchen, smeken, grif, gesicht | mag götlich kraft besinnen nicht.
Pfeiffer, a. a. O. ;
Spechtler, a. a. O.
38, 47
;
Vgl. ferner s. v.
1
 2.
2.
›Griff, an einem Gegenstand angebrachte Vorrichtung (Halterung, Bügel, Knopf o. ä.) zum Halten, Anheben des Gegenstandes‹; Metonymie zu 1.
Bedeutungsverwandte:
(
der/die
1,  1, .

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
12, 31
(
preuß.
,
1407
):
eyne holczyne schale mit eyme silberynne griffe und bynnen mit unsers herren antlicz.
Golius (
Straßb.
1597
):
Remi manubrium, der griff / oder die handhabe am růder.
Maaler (
Zürich
1561
):
Rauch am Griff / Rauch vnd grob anzeruͤren. Aspera tactu.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Der griff am ruder / hafft / der schwibel.
3.
›Art und Weise, etw. zu behandeln oder zu bearbeiten, Handhabung; Mittel zu etw.; Kunstgriff, Trick, Kniff; Methode; List, Tücke; Lösung einer Frage oder eines Problems; Art und Weise, ein Musikinstrument zu spielen‹;
vgl.  1914.
Bedeutungsverwandte:
 3, ,  3,  13, , .
Phraseme:
wie es der fiedeler am grif hat
›sich seiner Sache sicher sein wie ein Geiger des Griffbretts seiner Geige‹;
der lezte grif
›die letzte Chance‹;
durch beizen mit dem schmalen grif locken
›mit einfachen Mitteln locken (jägersprachlich)‹.
Syntagmen:
den g. brauchen / erlernen / kennen / können / wissen, sich einen g. erdenken; der griffe leren; jn. mit g. erhalten / überwinden; g. des harpfners / teufels / wassers, der engel / fragen; der alchimeische / blinde / böse / feine / geschwinde / rechte / subtile / vergebne g
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Grosse Kunst ists / [...] / in allen thun / den rechten griff vnd vortheil wissen.
Luther, WA (
1528
):
Hie lest Christus den hohen verstand faren, wil sie nicht mit subtilen grieffen uberwinden nach mit dem geist uberzeugen.
Ebd. (
1544
):
WOmit thut ers aber, und was ist der griff, den er dazu braucht, das er das hertz also wandelt?
,Es ist kein Gott denn Gott‘ welchs alles die rechten Teuffels griff sind.
Darumb meinen es die Papisten nicht gut mit solchem gloslin, Sondern wollen jhr opffer messe dadurch mit listen und blinden griffen erhalten.
Ebd. (
1531
):
O koͤmet nur der Keiser ins Deudsch Lande, so wird er die Lutherischen mores leren, des waren sie auch gewis, wie es der fideler am grieff hat.
Ebd. (
1535
):
Das ist recht griff, quo peccatum hoc stopff.
Ebd. (
1535
):
Das sol seine weise und der griff dazu sein, damit er zur herrligkeit kome.
Ders. Hl. Schrifft. Hebr. Vorr.
2434, 4
(
Wittenb.
1545
):
Vnd sol benügen an der Lere / die er so bestendiglich aus vnd in der Schrifft gründet / Vnd geleich einen rechten feinen griff vnd mas zeiget / die Schrifft zu lesen vnd handeln.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
190, 4465
(
Magdeb.
1608
):
Da fiel jhm ein der fragen griff | Das er fuͤr frewd zum Bad außlieff.
Karnein, Salm. u. Morolf
469, 4
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
vil wol kunde er der engel griff, | der done der was wunnesam.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
591
(
pfälz.
,
1436
):
wie wol die kunst die hant vnd der grieffe des harpfers den hale durch die seiten zubringet.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Ehe wenn sie wider must zu Schiff, | Wolt sie jm zeigen einen griff. | Zu Troia leg ein Schatz verborgen, | Den mocht er nemen one sorgen.
Bobertag, Faust (
Frankf.
1587
):
Derhalben vns auch der getrewe Gott so treulich vnd ernstlich fuͤr deß Teuffels Grieffen, Listen, vnd sonderlichen vor den Zauberischen Schwartzkuͤnsten wahrnet.
Opitz. Poeterey
17, 1
(
Breslau
1624
):
[das] im fall sich jemand an vnsere deutsche Poeterey machen wolte, der [...] in den griechischen vnd Lateinischen buͤchern nicht wol durchtrieben ist vnd von jhnen den rechten grieff erlernet hat.
Sachs (
Nürnb.
1544
):
Er kan vergebner griflein vil, | Die würffel maysterlich zu knüpffen, | Die kartenbletter merckn und krüpffen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
128, 31
(
Nürnb.
1548
):
ist diß sonderlich sein [der böse feind] griff / wie er die hertzen von einander reysse.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Warffen jhn inn ein Tieffe, | [...] | Jhn zu vertilgen gantz vnd gar, | Funden sie diesen griffe.
Anderson u. a., Flugschrr.
4, 11, 29
([
Straßb.
]
1524
):
diß ist seyn letster gryff vnd behelff.
Sudhoff, Paracelsus (
1525
/
6
):
so sind auch noch vil andere mer grif und weg das arcanum vitroli zu machen.
Jörg, Salat. Reformationschr.
78, 10
(
halem.
,
1534
/
5
):
mit überschwencklichen gschwinden griffen und praticken.
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
2591
(
Zürich
1560
):
keiner kan mit deß wassers griff.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Griff / eine tuͤcke / damit man einen berucket [...] Grifflin / hinderlist [...]. Alte koͤnnen alte streiche vnd griffe wissen [...].
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Man wolt nicht lokchen sprintzen | Durch paizzen mit dem smalen griff.
Gille u. a., M. Beheim
245, 12
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
765, 13
;
Sudhoff, a. a. O. ;
Dietz, Wb. Luther .
Vgl. ferner s. v. .
4.
›gedanklicher Zugriff auf etw.; Erkenntnis, Einsicht; Begriff, Vorstellung von etw.; schriftlich fixierte Weisheit (z. B. Sentenz); Grund, Ursache‹;
vgl.  14.

Belegblock:

Jostes, Eckhart
23, 32
(
14. Jh.
):
Nein, si [sel] en vindet chein griff einer worheit, mer do chomet worheit nach, da chumet worheit ab.
Rosenthal. Bedencken
4, 3
(
Köln
1653
):
DIese Zweyfache Bedencken von der Rede Christi auff dem Berge / vnd von den Griffen der Vncatholischen / hatte ich auff Glaub vnnd Tugend gerichte meinung geschrieben.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
darinnen sind 1. vnd zum Eingang Ein schönes Portal von zierlichen Politischen Grifflein aufgeführt.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Wisheit, daz ler mich dur din guͤtin; wie koͤnde ich so gern einen sogtanen grif tůn!
Jörg, Salat. Reformationschr.
843, 20
(
halem.
,
1534
/
5
):
liessend die Zürcher ein getruckt baͤtt usgan / mit stupfigen griffen / darinn sy namlich stalltend / die v ortt waͤrend gots vyend.
Lemmer, Brant. Narrensch.
1, 2
(
Basel
1494
):
Das jch sytz vornan jn dem schyff | Das hat worlich eyn sundren gryff | On vrsach ist das nit gethan.
Vgl. ferner s. v.  7.
5.
›Ertrag, Gewinn‹.

Belegblock:

Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1532
):
so sal ein zender die klock leuthen und sal die name und grif jedes vihes legen in die gemeinde, uf daß ein man oder zwene die nit allein tragen.
6.
als Maßeinheit: ›dasjenige, was man mit einer Hand fassen kann, eine Handvoll (als Zollabgabe)‹;
vgl.  1.

Belegblock:

Maag u. a., Habsb. Urbar
2, 1, 753, 7
(
alem.
,
1394
):
von ainem flosschiff, daz lebend visch treit, nympt man dry griff.
7.
›Umfang e. S. (z. B. eines Baumes), Ausdehnung eines Gebietes (konkret); Ausmaß (z. B. von Macht)‹; metonymisch: ›Bezirk‹.

Belegblock:

Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
214, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Von Engelandt küng Anathel | pracht mit im hundert schiff; | darinn war manig ritter schnell, | wann sein gewalt nam umb sich weitten grif.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1600
):
so ist zu versehung solcher schedlicher unortnung geortnet worden das denen darzue verordneten ein gewise maß so vil ieder paumb zum wenigisten an dem griff haben muß, zuegestölt worden.
8.
›(speziell beim Rind) das Fett der Nierengegend, das mit 4 Griffen abgelöst wird‹;
zu  1.
Phraseme:
die vier griffe
.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
die griffe herausschneiden; die guten griffe
.

Belegblock:

Müller, Stadtr. Ravensb.
170, 11
(
oschwäb.
,
1361-65
):
davon sont si nit mere nemen denn die nieren und die vier griffe.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
sol darzů slahen allez daz, daz zů dem rind gehoͤret, daz sind die nyerstal und die griff.