1
as,
das
, vereinzelt
der
;
-es/-er
+ Uml. oder
-e
, auch:
;
etymologisch setzt
as
die
mhd.
Bildungen
âs
(, auf idg. *
ēd-s-o
zurückgehend;
Dwb, Neub.
1, 12
) und
âz
(, auf germ. *
ēta-
zurückgehend) fort;
vgl. auch
Lloyd/Springer
1, 406-408
.
1.
›Essen, Einnahme von Speisen (als Tätigkeit) durch den Menschen‹, in religiösem Kontext auch: ›Erquickung‹; vereinzelt: ›das Fressen (von Tieren)‹; metonymisch zur Tätigkeitsbezeichnung: ›Speise, Nahrung des Menschen; Futter, Fraß von Tieren‹; Spezialisierungen: ›Fleisch zur Fütterung von Hunden und Falken‹; ›Abfall, Rückstände von Mühlen, Brauereien usw., die als Tierfutter Verwendung fanden‹; ›Waldmast, Eicheln- und Bucheckernmast für Schweine‹; dazu metonymisch: ›die mit Eicheln, Eckern bestreute Fläche‹.
Letztere beiden Verwendungen oobd.
Bedeutungsverwandte:
(zur 1. Spezialisierung); vgl.  12 (zu letzteren Verwendungen).
Syntagmen:
das a. holen / mitbringen / machen / essen / nemen / nagen / (-)schneiden / taxieren, jm.
(auch Tieren)
a. bringen / geben
, (Tieren)
a. schuldig sein, a. in brühe netzen
;
a. geraten
;
a. frisches fleisch sein
;
gras vor a. essen, etw. zu a. haben, zu dem a. laufen, auf ein a. kommen, dem fleisch an a. abziehen, sich von dem a. laben, schweine aus dem a. treiben, jn.
(Adam)
durch das a. vergiften
;
a. zur mast, a. der bucheln, a. von buchen, a. aus bonen, a. aus dem brauhaus
;
honigseimes a.
(gen. def.),
last a.
;
gutes / rechtes / ungemalenes / zähes a.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
‘Ich sach ouch sî’, sprach er, ‘vor âz | zu des lîbis generde | gras ezzin sam dî pferde.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Dez hiez Got twingen thigere | [...] | Mit hertem bette rasten, | Mit na gestricter maze | An tranke und an aze | Und dem vleische abe ziende.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
di maze an dren dingen steit: | an aze an slafe an kleiden.
von dir denken vil wise | daz ist suzer wan alle spise, | von dir sprechen daz ist wol az | dich bekennen wol trost ist daz.
Herborn u. a., Rechn. Jülich
47, 8
(
rib.
/
snfrk.
,
1398
/
9
):
ontfange(n) van aese ut den brouhuse vanden biere.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
Dar zu komet dan Peffer Clas, | dem ist auch wol bi gutem ass.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
15.
/
16. Jh.
):
sy soͤllen das nachkorn zuͦ den kleinen sprúweren wannen und von demselbigen asz von einem malter ein ymi naͤmen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das ain oberkait einsehens haben müesen und den az taxieren.
Denen [pauren] gab man den az und nur den vollen, wie man sprücht.
Niewöhner, Teichner
276, 16
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
do sprach der narr: ‘ich han in
[einen Habicht]
gaz. | ez waz daz aller zachist as | dez mein munt ye gephlach.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
14. Jh.
):
Von zwain pachen gibt man einen pfenninch, [...] von zwain sweinen, die man her wider aus dem ase treibet gemesten, einen pfenninch.
Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. I,
537
(
tir.
,
1486
):
Eva, dw solt sagen mier: |Jn deinen muet wie kam es dir? | Wie getarstu nemen das as, | Das dier von mier verpoten was?
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1582
):
Aus dem Schochtawald, wan das aas geraten tuet.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
, Hs. ˹
A. 17. Jh.
˺):
Das ass der puchlen im vorst und dareintreibung der schwein [...] ist solchs [...] eingestelt.
Gerhard, Hist. alde e
383
;
Helm, a. a. O. ; ; ;
Helm, H. v. Hesler. Nicod. ;
Ziesemer, Gr. Ämterb.
447, 9
;
557, 24
;
Kurz, Waldis. Esopus ;
v. Groote, Muskatblut ;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Lemmer, Brant. Narrensch.
84, 10
;
Merzdorf, Historienb. ;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Schles. Wb.
1, 53
;
Öst. Wb.
1, 401
;
Schmidt, Falknerei.
1909, 49
.
2.
›Schlund, Maul‹; Metonymie zu 1.

Belegblock:

Guth, Gr. Alex. (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
da komen her gerant | Swein, die groß all sampt | Warn uber all maüß, | Die zenn in yrem aüß | Lang ainer ellen.
den [fleder meẅß] waz | Die zenn in yrem azz | Scherpffer dan ain valken grif.
Schweiz. Id. (sub 6; a.
1563
).
3.
›Fleisch, Körper, Leib von Mensch und Tier‹; speziell: ›Körperseite der abgezogenen Haut‹.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
so sol ieneme der lebende osse werden vor den tagen vnde ouch den awes.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
so kumt ein vogel durch not | und wenet iz si ein todez as | [...] | und bicket im [vuchs] vaste um sin houbet.
Sudhoff, Paracelsus (o. O. o. J.):
sonderlich von eim âs, so an eim geschwür gestorben ist.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
So der gerwer die hut tuot verbrennen, | So tuot ers mit unslit verrennen | Und lat sovil ässel
[Hss. B/C:
ausses / auses
]
daran, | Das übersicht ain man, | Der nit wol darzuo kan.
Niewöhner, Teichner
321, 78
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
wann dw sel dw solt daz az | zu allen zeiten twingen und phrengen | und im aller sach nicht hengen.
Ebd.
324, 188
:
in saumpt nicht anders denn daz as | daz er nicht guter werch begat.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Ist von dem toͤten oͤz eines leben sũsser gesmach gangen.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
A. 14. Jh.
):
Man sol diu schaeffinen vel niur von irich wuͤrchen und darzu allen churban fleun von dem lo an dem as, als an dem aerben.
4.
›Lockspeise zum Fangen von Tieren, Köder‹; ütr.: ›Lockmittel (generell)‹;
vgl. .
Bedeutungsverwandte:
 2,  2,
1
 1; vgl. ,  1.
Syntagmen:
ein a. machen / finden / haben / legen / nachschleifen / nachziehen, das a. den fischen fürwerfen, das a. den vögeln machen
;
mit feder a. locken, etw. gut zu a. sein, jn. (weib) als ein a. brauchen
;
a. am angel
;
des teufels a. sein
;
böses / faules a.

Belegblock:

Ermisch u. a., Haush. Vorw.
214, 26
(
osächs.
,
1570
/
7
):
ists gutt, das du ein ahs habest und mit einer schnuren nach dir schleifest.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
daz boͤs âss, der welt unrainkait und bosshait.
Munz, Füetrer. Persibein
366, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
wo er solich lúeder sach zw streit, | da torfft man im mit veder as nicht locken.
Niewöhner, Teichner
242, 3/7
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
wa er [jeger] vint ein vaullez az, | daz czeucht er nach im durich daz graz. | da went er den fuchs mit. | also ist dez teuffels sit. | daz poͤsist az daz iemen fuͤnd | daz ist eins posen weibez muͤnd.
Ermisch, a. a. O.
229, 39
;
Bihlmeyer, Seuse ;
Rennefahrt, Gebiet Bern ;
Hulsius
A jr
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
5.
›toter Körper von Menschen oder Tieren, Leiche, Leichnam, totes Fleisch; Kadaver, verwesender Körper, Aas‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1, (
der
2; vgl.  2.
Syntagmen:
das a. ausgraben / verbrennen / nemen / schmecken / begeren / kochen / essen, das a. liegen lassen, wohin werfen / bringen / füren
;
a.
(Subj.)
aufstehen, wo liegen, stinken
;
des a. verdriessen
;
auf das a. absteigen
;
a. des vaters / mannes
;
faules
(oft)
/ greuliches / schnödes / stinkendes / unnämes / unreines / wiederzämes / wurmässiges a.
;
dunst des a.
;
tuch um das a.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Ja sit ir also vul erden | Und ein wurmezig as.
Ziesemer, Proph. Cranc. Jes.
66, 24
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
di werden uzgen und sehen das az der manne, di do gebrochen haben widir mich.
Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1503
):
nymant sal auch sein ahsz bynnen der stad muren ligen laszen ader in der stad graben werffen.
Gerhard, Hist. alde e
4482
(
omd.
,
um 1340
):
Sines vaters os er uzgrub | Und daz in drihundert stucke | Teilte und warf si zurucke | Vur drihundert gire groz, | Di des oses nicht vordroz.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Daz der bose inkurzer vrist | Nach dem tode als eyn vul os | Wirt tyf gewurfen in dis mos.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
56, 19
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
So sint do di vrunt des totin gesamynt unde kochin das oz und essin das.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
24, 13
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
ein mensche [...] ist [...] ein wurmspeise, ein stankhaus, ein unlüstiger spülzuber, ein faules aß, ein schimelkast.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
8, 20
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
nach seinem unsichern ende wirt er verkert in ein stinckents aze und in ein unleydenlich feul und wirt dann gancz verkert zu erde, von der er czu dem ersten komen ist.
Gille u. a., M. Beheim
151, 12
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
was pin ich, herr, der mit dir ret. | ein faules as, ein swache fret, | [...] | Ain speis der würm.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Nach der lesten fier hörner doß | In lautung stet auff alles oß.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
die aller stercksten manne [...] namen das aß sauls vnd die eser seiner dreyer sún von der mawer bethsan.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Heut was / Morgen ein aas.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
siht man oft pei der naht flammen auf der tôten greber, von der âz vaizter dunst auf gêt.
die geir smeckent daz âs über mer.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
das es teũffel wãrn, die der menschen seel [...] begern als die geyrn des āsz.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Nu let er auf der lesten vart | Sein grozzes guet auf erden | Dez mag im nicht mer werden | Wenn umb daz as ein leinein tuech | Und nach der lenge siben schuech | Der erd tzu einer chamer.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Do er also [...] floch, da lag ein âß am weg, da schiech’s, schmeckt’s roß und erschrack.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
123, 28
(
tir.
,
1464
):
Es was ain man da, der grueb seinen sun aus dem ertreich des freitthofes, der trei tag was gelegen in dem ertreich, vnd trueg in pald zue dem grab des heiligen Jeronimi vnd warf das as in das grab, vnd als pald da ward dem jungen menschen sein leben widerum geben.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1450
?):
als widerzems oß das scholl man pringen an gewonlich stet, es sei chue schoff oder saw oder anders unnems oß, das scholl man füern in di laimgrueb.
Gerhard, a. a. O.
3417
;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ;
v. Tscharner, a. a. O.
61, 13
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 7
;
Gille u. a., a. a. O.
222, 63
;
229, 30
;
Bihlmeyer, Seuse ;
Kurrelmeyer, a. a. O. ; ;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 152, 7
;
Pfeiffer, a. a. O. ; ;
Bauer, a. a. O.
44, 8
;
Winter, a. a. O. ;
Voc. Teut.-Lat.
b vijv
;
6.
als beleidigender Ausdruck für einen als wertlos, verkommen, nichtig hingestellten Menschen.

Belegblock:

Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Du stinkender eimer, du kunige flasch, | Du anhank, du schelmigs aß, | Du kiteltuch, teufelsslucht und rollfas.
7.
›männerlockendes Weib‹; Ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Ein aaß dz holdschafft macht / wie die huͦren vnd schlepfeck eim zefraͤssen gaͤbend.