rast,
die
,
alem. auch
der
;
reste,
die
;
-Ø/-(e)n
+ Uml.;
als Reimwort gelegentlich auch
rist
.
1.
›Ruhe(pause), Pause zum Ausruhen, Erholen; Erleichterung von Anstrengungen jeglicher Art‹; mit verschiedenen Nuancierungen auch: ›Beruhigung, Ende eines Vorgangs, einer Handlung‹; ›(Zeit der) Nichttätigkeit‹; ›Müßiggang, Sorglosigkeit‹; metonymisch auf den dafür genutzten Ort bezogen: ›Ruhelager‹; ›Aufenthalt‹; ›Unterkunft‹.
Phraseme:
sonder rast
›unverzüglich‹;
ane alle rast
›ohne jede Erleichterung‹;
die sonne
(Subj.)
zu rast gehen
›untergehen‹; ˹
keine, weder, nie mer
(u. Ä.)
ruhe noch rast haben
;
jm. weder ruhe noch rast lassen
;
jn. / etw. in rast und frieden lassen
›jn. / etw. in Frieden lassen‹˺ (jeweils formelhaft).
Bedeutungsverwandte:
, (
das
1,  15, ,  1, , , ; vgl.  1,  6,  2,  1.
Gegensätze:
 16,  1,  1, (
der/das
2; vgl. (
das
).
Syntagmen:
r. gewinnen / haben / nemen
,
r
. [wo]
halten
,
r
. [wo] (z. B.
bei jm
.), [wie] (z. B.
selten
)
haben
;
jm. r
. (Subj.)
benommen sein / werden
;
die r. des berges
;
die unrechten rasten
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
[ein hûs] daz lac gebûwit veste | ûf einis bergis reste.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Der trostlich entphangen ist | Von des heilgen geistes rist, | Der sun in der gotheit was | Und des di reine mait genas.
Luther, WA (
1544
):
[Wo] auß einer sünde die welt voller sünde wirdt, das man nirgendt ruge noch rast haben kan, Das haben sie rew unnd leyd geheyssen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
463, 6264
(
Magdeb.
1608
):
Das ich dem Menschen dienen sol / | Bezahlen wie ein danckbar Gast / | Das ich bey jhm hab schutz vnd rast.
Ebd.
545, 1226
:
[Wolt er sie] Zu einem Hauß bringen im Wald / | Das die Zimmerleut bawten fast / | Hielten darin jhr Kuͤch vnd rast.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
dô was si mit dem lîbe vol arbeit und pîne und ungemaches und betrüepnisses ,unz in den tôt‘, alsô daz si [...] nie rast noch gemach gewan.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
die stat hain wir up uns genommen [...], dairumb so laist ir die billich in rast ind in vreden.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
5, 5
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
zu raste ist gegangen meines heiles sunne: auf geet sie nimmermer!
(hier bildlich vom Tod der Ehefrau). Gille u. a., M. Beheim
180, 98
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
well wir chumen und unser rist | und wanung pey im machen.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Do hing der her dreyer stund lang | Gespant in dreien negeln fest | In grosser müdikeyt und smercz | Odern und glidhalb on all rest.
Fischer, Folz. Reimp.
38, 270
(
Nürnb.
1491
):
Lob hab die künglich kran | [...] | Des sunder groß zuflucht | Zu seinen gnaden ist. | Hie hap der schimpf sein rist.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Ich [fraw] wil in [fürst] gern haben zu gast, | Auff daß er bey uns hab sein rast.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
alse der vigent daz siht daz der mensche darnider lit, so kummet er denne und gússet darin valsche suͤssekeit, umbe daz der mensche verblibe und in also behalte in der unrechter rasten.
Thiele, Minner. II,
11, 144
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
rast, rü ist doch mir gar benomen, | komen kann ich des numer wider.
Sappler, H. Kaufringer
2, 52
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
darein [sinagog] gieng der betrüebte gast. | er wolt die nacht da haben rast.
Ebd.
5, 257
:
Nach der red si namen rast
[›begaben sie sich zur Ruhe‹]
| und sliefen.
Bauer, Geiler. Pred.
316, 13
(
Augsb.
1508
):
[er] treibt in von aim zum anderen [...] / daz er weder ruͦw noch rast vor des veindes treiben und raissen gehaben mag.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
26, 55
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
[süesser Christ] des liechtes [...] rist | nim uns zu frid an der frist.
Klein, Oswald
30, 10
(
oobd.
,
1422
/
3
):
Dannocht gewan es [kind] selten rast
(hier: ›beruhigte es sich kaum‹).
Gereke, Seifrits Alex.
3369
(
oobd.
, Hs.
1466
):
sy hueben ze streitten an | [...] | und geruetten nie | unczt die sunn zu rest gie.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
151, 1
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Der paw ward sunder reste | zue Troy gefangen an.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
dorft kainer sagen, si [Sonn] gieng under, muest sprechen, si gieng zu rest und genaden, wie dan noch etwo das narrat gemain volk maint.
Gille u. a., a. a. O.
96, 77
;
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Wyss, Luz. Ostersp.
8830
;
Schmitt, Ordo rerum
11, 2
;
Winter, Nöst. Weist. ;
Wackernell, Adt. Passionssp. H. II,
1001
;
Schles. Wb.
2, 1128
;
2.
›innere Gelassenheit, Ruhe‹ (als Ziel religiöser Kontemplation des Menschen); als Spezialisierung anschließbar an 1.
Phraseme:
in rastes weise
›mit Gelassenheit‹.
Bedeutungsverwandte:
, ,  4, , (
die
23; vgl. ,  2.
Gegensätze:
(
das
1.
Syntagmen:
r. empfinden / haben, in sich machen
;
zu den rasten kommen
;
die innerliche r., die innersten rasten
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
In underscheide envindet man noch ein noch wesen noch got noch rast noch sælicheit noch genüegede.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Etlich menschen haben gar vil sinlichs gewerbs in guͦter meinung und gewinnen kaum ymmer rast.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
sol ouch dise dirne Gottes sin ingeslossen, [...], und sol ein raste, ein stille in ir machen und sich in sich sliessen.
Liebes kint, enker dich nicht daran in rastes wise, denne lo es recht sin das es ist.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
12, 29
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
also sulche muͤgent gar schir chomen zü den inristen resten vnd rwͤ des gemuͤts.
Vetter, a. a. O. .
3.
›die ewige Ruhe, der ewige Frieden (in Gott)‹; metonymisch auch: ›Ruhestätte der Toten‹; Spezialisierung zu 1.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): (
das
9, , ,  8, , (
die
2; vgl.  5.
Syntagmen:
die r. besitzen / geniessen, seine r
. [wo]
halten, r. in seinem ende finden
;
r
. (Subj.) [wo]
sein, dem fleisch
[wo]
r. gegeben sein, keine r. in der helle sein
;
das ewige leben mit frieden, freude in rasten haben
;
die r. der natur, alles wesens, der selen
;
die r. in got
;
die ewige r
.;
die tür der r
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
27, 7
(
Magdeb.
1608
):
JCh Niclaus Baumann halt mein rast / | Hie vnter dieses steines last
(Grabinschrift).
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
got der ruowet selbe niht dâ, dâ er ist der êrste begin; er ruowet dâ, dâ er ist ein ende und ein raste alles wesens, niht daz diz wesen ze nihte werde.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
vp dye zijt is volkomelich vpgedain dye duere der ewiger raste der selen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
59, 31
(
tir.
,
1464
):
Sicherleichen, er ist gewësen ain erfüller aller selligen werch vnd arbait, aber nu ist er pesiczen die ewig rüe vnd rast an alles ent.
Dies., Imitatio Haller
100, 30
(
tir.
,
1466
):
In der hell ist kchain rue noch rast ewikleichen noch kchainerlai tröstung der armen verdamten sünder.
Quint, a. a. O. ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Bauer, Imitatio Haller
45, 27
;
Vgl. ferner s. v.
1
 13,  7.
4.
›Wegstrecke; zählbares Längenmaß, Wegmaß, das wohl auf die Entfernung zwischen zwei Wegpausen bemessen ist‹.
Phraseme:
eine lange rast
›lange Zeit‹;
in kurzer rast
›wenig später, in kurzer Zeit‹.
Bedeutungsverwandte:
(
die
1; vgl.
1
 2.

Belegblock:

Schmitt, Fachprosa
23, 24
(
omd.
,
A. 15. Jh.
):
czwu Walsche meylen machen eyn cleyne rast.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Judas gab end in kurczer rest.
Nun was ein wunder groß | Wie Jesus leibes laste | Ein sollche lange raste | Drey gancze stund | Nit vonn dem creucz abschilte.
Wiessner, Wittenw. Ring
6991
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
[Mätzli] huob ze schreien an so vast – | Man hort es über ein halben rast.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Nu was chünig Steffan [von Ungern] wol ain rast auf daz deütsch chömen in Steyr.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
18, 3
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Des gantzen ertreichs uͤmbkraiz hat zwai tausent und funfzig tausent und zwai hundert tausent rest, als [...] die grozzen sternseher sprechent.
Ebd.
30
:
Wild aber du wizzen, waz ain rast sei, so wizze, daz fuͤnf fuͤzze ainen schrit machen, und hundert und funf und zwainzig schrit machent ain raste.
Wiessner, a. a. O.
655
;
9123
;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Voc. Teut.-Lat.
aa iijv
;
Rwb  f.;
5.
›Arbeitsleistung; während einer bestimmten Zeit auszuführende Arbeit, Aufgabe‹.
Bedeutungsverwandte:
 3; vgl. .

Belegblock:

Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1428
):
daz wirt nach den raͤsten, welhe reste notdurftig ist ze wissende [...]: in der ersten wirt, so beschehen sint der wurff mit der gleͣven [...]. in der andern rast, die 40 streich des swertes, und in der dritten, die 30 streich des teͣgens.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
565, 5
(
halem.
,
1438
/
9
):
daz iederman in einem schiff von mans namen ziehen sol sin rast, so die an inn kumpt oder aber einen haben, der es fúr inn tuͤge.
Maaler (
Zürich
1561
):
Rast / Reiseten / Das wir vns selbs zeuolbringen fürgenommen habend. Pensum. Rast eines yeden tags.